Meine wunderschöne erste, wenn auch heftige, Geburt (Achtung Überlänge)

Hallo,

Fast 3 Wochen nach der Geburt unseres ersten Kindes möchte ich noch einen Geburtsbericht verfassen, als Erinnerung für uns, und teile diesen gerne auch hier. Achtung Überlänge 😊

Meine Schwangerschaft verlief äußerst unkompliziert mit wenig Beschwerden bis zum Schluss. Bei 36+0 gab es mal einen kurzen “Schreckmoment”, denn an dem Tag hatte ich über 12 Stunden lang regelmäßige leichte Wehen im Abstand von ca. 2 Minuten. Nachdem es nach ein paar Stunden weder besser noch schlimmer wurde, sind wir ins Krankenhaus gefahren. Das CTG zeigte eindeutig Wehen und mein Muttermund war fingerbreit geöffnet. Man sagte uns, dass theoretisch alles passieren kann, von der baldigen Geburt bis dass es noch 4 Wochen dauert. Wieder zu Hause nahm ich ein Bad und ein Zäpfchen und in der Nacht waren die Wehen dann irgendwann wieder verschwunden. Damit also Fehlalarm, bzw. zumindest keine Geburtswehen. Trotzdem war es im Nachhinein ein spannender Tag für uns, denn so konnten wir bereits den Kreissaal von innen sehen und wie sich später herausstellte auch schon das Zimmer kennenlernen, in dem ich einige Wochen später unsere Tochter zur Welt brachte.

Ab dem Tag war ich natürlich erst einmal in ständiger “Hab acht-Stellung". Da aber ab dem nächsten Tag bereits wieder alles so war wie vorher, merkte ich auch schnell, dass Ungeduld nun nichts bringt und es genauso noch ein paar Wochen dauern kann. Trotzdem nahmen wir die Erfahrung zum Anlass, nun doch noch schnell die wichtigsten Erledigungen zu machen. Ich packte meine Kliniktasche fertig, bestellte noch ein paar Sachen und kümmerte mich in der darauffolgenden Zeit sehr viel um den Haushalt, bis auch wirklich alles geputzt war. Erst in den letzten Tagen vor Geburt wurde mir dann irgendwann langweilig, da auf meiner To-Do-Liste alles erledigt war und ich durch Hitze und immer beschwerlicheren Zustand nicht mehr viel machen konnte. Mein ET war der 20.08.2023. Am 16.08.2023 stellte ich für meinen Mann und mich noch eine Liste zusammen mit Gerichten, die wir im Wochenbett schnell und einfach kochen können und kochte noch eine Nudelsoße vor, die ich einfror. An diesem Abend schlief ich zum ersten Mal im Gästebett, da mein Mann durch meine nächtlichen Wanderungen und mein Hin- und Herwälzen ziemlich mitgenommen war und ich ihm noch ein paar Nächte guten Schlaf gönnen wollte, bevor es losgeht. Tja, leider etwas zu spät. In der Nacht auf den 17.08.2023 (39+4) merkte ich gegen 1 Uhr, dass meine Unterhose nass wurde. Ich ging zur Toilette und hielt es zunächst aber doch für Urin, also wieder ins Bett. Eine halbe Stunde später wurde es untenrum wieder nass, diesmal mehr und das Laken bekam auch etwas ab. Spätestens jetzt war ich wirklich wach und alarmiert. Wieder zur Toilette und schnell merkte ich, dass unkontrolliert hellrosa Flüssigkeit an mir herunterlief: Fruchtwasser. Ziemlich aufgeregt watschelte ich mit Handtuch zwischen meinen Beinen zu meinem Mann, um ihn zu wecken und sagte ihm, dass es losgeht. Seine Vorstellung von “noch einmal Durchschlafen” war also spätestens in dem Moment zerstört. Ich bewahrte dann aber schnell wieder die Ruhe, denn ich merkte bis dahin nur einen leichten Anflug von unregelmäßigen Wehen. Ich ging in die Dusche und rasierte nochmal meine Beine (wer weiß, wann das das nächste Mal wieder geht), machte mich fertig und putzte nochmal schnell Küchenzeile und Spüle. Nach einigem Hin- und Herüberlegen rief ich im Krankenhaus an. Ich hatte mich für die Entbindung im Hebammenkreissaal entschieden und deren offizielle Aussage war, dass wir anrufen sollen, bevor wir uns auf den Weg machen. Meine Hebamme sagte mir unter der Hand, dass wir besser direkt hinfahren, denn sollte der Kreissaal fast voll sein, weist man uns so weniger ab. Mein Gefühl sagte mir irgendwie, dass ich trotzdem anrufen sollte. Die Hebamme nahm alle Daten auf und sagte zunächst, dass wir mal gegen 3 Uhr vorbeischauen können. Etwas später rief sie mich wieder an und meinte, wenn ich mich soweit noch wohlfühle, das Kind spüre und keine regelmäßigen stärkeren Wehen habe, können wir auch noch bis 7 Uhr warten. Da das alles der Fall war, entschieden wir uns, noch zu warten und fuhren letztendlich gegen 6 Uhr ins Krankenhaus. Da hatte ich dann alle 5-6 Minuten Wehen, musste aber noch nicht veratmen. Wir kamen im Krankenhaus an und etwas später bekamen wir mit, dass ein Paar abgewiesen werden musste, weil der Kreissaal jetzt voll war. Es war also genau richtig, dass ich nachts angerufen hatte, denn so hatte man uns schon auf dem Schirm. Wir wurden von einer sehr netten Hebamme empfangen und ich kam für eine Stunde ans CTG. Währenddessen merkte ich auch, wie die Wehen schon stärker wurden, ich stand die meiste Zeit und musste schon etwas veratmen. Da war ich erst einmal überfordert, weil ich zwar die Theorie des Veratmens kannte, aber das Umsetzen in der Praxis fiel mir ziemlich schwer. Mein Mann half mir, sodass ich es einigermaßen hinbekam. Nach dem CTG sagte man mir, dass mir vielleicht ein warmes Bad guttun würde. Ich konnte es mir vorstellen und wollte es zumindest ausprobieren. Ich ging also gegen 9.30 Uhr in die riesige Badewanne und fand es auch ganz angenehm. Allerdings wurden die Wehen in der Zeit immer stärker. Nach einer ganzen Weile wollte ich wieder raus und die Hebamme bemerkte, dass meine Wehen für den bisher gemachten Fortschritt (Muttermund war bei ca. 4 cm) schon viel zu stark bzw. in zu kurzen Abständen waren und ich gar nicht mehr zur Ruhe kam. Das war der Zeitpunkt, als es mit dem “Hebammenkreissaal” zu Ende war und nach Absprache mit mir eine Ärztin hinzugezogen wurde, damit man mir etwas zum Entzerren der Wehen verabreichen konnte. Dadurch hatte ich zwischen den Wehen zumindest wieder 5-6 Minuten Ruhepausen, die mein Körper auch dringend brauchte und auf interessante Weise nutzte. Kaum war eine Wehe wieder zu Ende, verfiel mein Körper in eine Art Trance-Zustand, ich bekam von der Außenwelt kaum mehr etwas mit, schlief teilweise sogar sofort ein und wachte zur nächsten Wehe wieder auf. Im Nachhinein finde ich das wirklich unglaublich, wie der Körper sich die notwendige Ruhe geholt hat, auch mein Mann fand das sehr spannend zu sehen. Ich muss sagen, dass ich zu der Zeit schon so unvorstellbare Schmerzen hatte und an den Punkt kam, an den wohl jede Schwangere während der Geburt kommt: Zu denken, man schafft das niemals und man hat jetzt schon keine Kraft mehr. Ohne meinen Mann hätte ich das auch nicht geschafft, er hat mich immer wieder an die richtige Atmung erinnert, mich gezwungen zu trinken und mir auch gesagt, wann eine Wehe wieder zu Ende geht (da er das CTG immer gut im Blick hatte und das hat mir psychisch sehr geholfen). Mir war bei den Wehen auch immer wieder übel aber Erbrechen konnte ich nicht. Um 14.30 Uhr war der Muttermund bei 7cm, das war ein guter Fortschritt. Wir wechselten nochmal den Raum und kamen in das Zimmer, welches wir 4 Wochen zuvor schon kennengelernt haben. Ab da ging es gefühlt dann ganz schnell. Ich bekam schon bald den Drang zu pressen und es dauerte nicht lange bis die Hebamme mir das Pressen dann auch erlaubte. Wir waren dann aber nochmal kurz alleine, da der Kreissaal voll war und alle gut zu tun hatten. Irgendwann war ich mir aber sicher, den Kopf zu spüren und sagte meinem Mann, dass er den Knopf drücken solle, damit jemand kommt. Ärztin und Hebamme kamen und waren glaube ich selbst überrascht, dass ich dann doch schon so weit war aber das Baby scheint auch gut mitgeholfen zu haben und ich spürte bei jeder Wehe den Kopf weiter vorangehen. Meine Beine zitterten oft unkontrolliert und ich kam an einen Punkt, an dem ich mich selbst nicht mehr erkannte und auch mein Mann mich neu kennenlernte, denn ich schrie wie eine Verrückte bei den Presswehen aber es musste einfach raus. Ich bin eine sehr ruhige Person und hätte mir nie vorstellen können, dass ich so schreien kann und auch das Bedürfnis danach habe. In dem Moment war das aber alles egal, ich musste den Schmerz einfach rauslassen und entschuldigte mich noch bei meinem Mann, dass er mich so sehen muss. Später sagte er mir, dass ihm das fast die Tränen in die Augen getrieben hat, dass ich mich dafür noch entschuldige.
Ich habe vorher öfter hier im Forum darüber gelesen, wie es sich anfühlt, wenn der Kopf kommt und viele haben geschrieben “als würde man eine Melone kacken”. Ja das trifft es würde ich sagen. Ich dachte, es zerreißt mich da unten aber konnte auch nicht anders als zu pressen. Nach ein paar Presswehen war der Kopf auch schon da und unsere Kleine schrie direkt, obwohl der restliche Körper noch nicht draußen war. Alle waren völlig überrascht, das scheint es nicht oft zu geben und ich war auch total verwirrt, dass da zwischen meinen Beinen schon was schreit, was ich noch nicht sehen konnte. Ich wurde gefragt, ob ich den Kopf mal fühlen wolle aber ich hatte keine Kraft dazu und wollte nur noch, dass es vorbei ist. Also noch eine weitere Wehe, noch einmal Schreien und es war geschafft! Da lag unsere Tochter um 17.06 Uhr unter mir, schrie und schaute mich mit großen Augen an. Dieser Moment war so unglaublich schön. Ich drehte mich um, legte mich hin und bekam sie auch direkt auf meine Brust. Ich war völlig fertig und weinte vor Glück und Freude, mein Mann war auch fertig und überwältigt. Wir schauten uns an, unsere Tochter an und alles war so surreal. Dieser kleine Mensch war 10 Monate in meinem Bauch, wir haben uns immer wieder gefragt, wie sie wohl aussehen wird und da war sie, wunderschön und perfekt. Mein Mann schnitt zu meiner Überraschung die Nabelschnur durch (er hat vorher immer gesagt, dass er nicht weiß, ob er das kann, da er bei solchen Sachen recht empfindlich ist), er bekam sie auf den Arm und bei mir kam direkt auch die Plazenta ohne Probleme. Unsere Tochter war die ganze Zeit und die nächsten 2 Stunden hellwach und es hat nicht lange gedauert, bis sie an meiner Brust das erste Mal gesaugt hat. Wir bekamen erst einmal eine Stunde Zeit alleine mit ihr, bevor es an alle Untersuchungen und das Wiegen ging, das war eine wunderschöne Zeit für uns. Doch eine Sache war da noch: Wie soll sie eigentlich heißen? Wir hatten bis zum Schluss zwei Namen in der engen Auswahl und konnten uns einfach nicht entscheiden. Name 1 war Favorit meines Mannes, Name 2 mein Favorit und ich dachte immer, wenn ich sie sehe, dann kann ich besser entscheiden. Jetzt war ich aber völlig überfordert und wir überlegten hin und her. Mein Mann wollte mir die Entscheidung überlassen, aber das machte es nicht einfacher. Doch wenn ich auf das hörte, was ich mir vorgenommen hatte, nämlich zu sehen, wie sie in den ersten Minuten auf uns wirkt und welcher Name mit den entsprechenden Assoziationen dann besser zu ihr passt, war es eindeutig. Nachdem wir mit unseren Familien telefoniert hatten und allen sagten, dass wir bzgl. Namen noch überlegen, entschieden wir nach circa einer Stunde: Sie soll Nora heißen. Und auch nach fast 3 Wochen können wir beide überzeugt sagen: Es ist der richtige Name 😊

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Ein wundervoller Bericht ❤️ danke dafür!
Heute ist mein ET und ich wurde beim Lesen richtig emotional. Kann es nicht erwarten unsere Tochter im Arm zu halten.

Willkommen Nora 🍀🤱🏻

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Danke :-) ich wünsche Dir für deine Geburt alles Gute und dass es hoffentlich bald losgeht!

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Toller Bericht 🫶

Willkommen kleine Maus :-) da hast du aber gleich gezeigt , Mama ich bin hier 😅kann genauso schreien wie du 😇

Mein Mann meinte auch zu mir , ja du warst während der Geburt ne ganz schöne Diva so kenne icb dich sonst nicht 😆🙈