Geburtsbericht mit gemischten Gefühlen (2021, TW)

Hallo an Alle,

mein Geburtsbericht ist zwar schon aus 2021, aber ich bin neu hier und will mir die ganze Sache vermutlich von der Seele reden.

Die Schwangerschaft war schwer, starke Übelkeit, 3 Monate kein Betreten der Küche wegen den Gerüchen. 10 Kilo runter und extreme Schmerzen. Kein Problem, denn man weiß ja wofür!

Am 17.06.21 wurde ich ins Krankenhaus eingewiesen - was der eigentliche Geburtstermin war aufgrund von einer Schwangerschaftsdiabetes, über welche der Diabetologe nur lachen konnte. Der Zuckertest war grenzwertig, zur Sicherheit wurde die SSD dann aber eingetragen und ich als eine solche Patientin behandelt. Der Diabetologe wollte mich nach unserem dritten Termin nicht mehr sehen weil es 'einfach Quatsch' war aber aufgrund der Diagnose, musste ich ab ET trotzdem ins KH.

Man wollte mir eine Einleitung mit Cytotec andrehen, habe sie aufgrund von Laktoseintoleranz abgelehnt. Am 17. wurde mit homöopathischen Mitteln eingeleitet, am 18. gab es 1mg. Gel. Gewicht und Größe waren Mal ok, Mal viel zu wenig und mal überproportional hoch (ich bin 1,73 - und mein Mann 1,63cm.).

Dann ging es Abends los. Auf einem Gymnastikball bemerkte ich die ersten, leichten Wehen, welche noch richtig gut auszuhalten waren.
Genau um 00:00 - Blasensprung! Es hat geknackt und beim Aufstehen aus dem Bett kam ein krasser Schwall Fruchtwasser heraus. Es gab kein Familienzimmer mehr, meine Zimmernachbarin war bereits im Kreissaal und aufgrund von Corona durfte mein Mann nicht da sein. Völlig verunsichert bin ich auf die Toilette, habe mich immer Mal wieder umgezogen und 3x die frische Wäsche geflutet. Beim 4. Mal hatte ich den Dreh raus. Krankenschwester gerufen, die mich in den Kreissaal geschickt hat. CTG unauffällig, also zurück ins Zimmer. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, von 04:00 Uhr bis 05:00 Uhr mit meinem Onkel telefoniert weil der Mann schläft und ich mit meinen Schmerzen nicht alleine sein will. Jede Wehe treibt mich zum Aufstehen, zum durch Zimmer tiegern. Eine Krankenschwester kommt wegen meinem Stöhnen hinein, fragt wie es mir geht. Lacht und sagt, wenn ich Wehen hätte, würde es anders aussehen.
6:00 Uhr - ich kann nicht mehr, befinde mich in einem Delirium aus Schlaf und plötzlichen Wachphasen, laufe durchs Zimmer, stütze mich an der Fensterbank ab und stöhne. Ich rufe meinen Mann an, weil ich selbst jedes Zeitgefühl verloren habe und nicht weiß, was ich machen soll - immerhin sind die Schmerzen so schlimm und ich habe noch keine richtigen Wehen.

Mein Mann kommt, ist da für mich und die Schmerzen trackt er auf alle 3 Minuten. Dann muss ich auf die Toilette, quäle mich dahin und schlage gegen die Wand als ich bemerke, dass mein Körper pressen will. Mir ist alles egal, ich gehe Richtung Kreissaal, eine Verschnaufpause bei der ich ein Loch in die hässliche, gelbe Wand schlagen will. Ich drücke die Klingel und werde von der Hebamme ausgelacht, "wenn das geburtswirksame Wehen wären, sähen sie anders aus".
CTG, hinlegen - ich weigere mich! Die Schmerzen sind im Liegen nicht zu ertragen. Genervt untersucht mich die Hebamme, bis ihr dämliches Grinsen weicht, "Sie sind komplett offen! Das Baby kommt - jetzt!"
Völlig erschrocken und überrumpelt in den Kreissaal, also waren das doch Wehen? Die Herztöne fallen ab, ich habe keine Kraft mehr!
"Ihrem Kind geht es schlecht, es muss jetzt raus!"
Also Presse ich so sehr, dass die Beine zittern. Eine Saugglocke soll helfen, ich presse ohne eine Wehe abzuwarten, werde dafür getadelt. Die nächste Wehe kommt und mit zwei Mal pressen, um 07:33 Uhr, mit 3500g, erblickt mein Kind das Licht der Welt.

Als er auf meiner Brust lag, war alles vergessen. Dieses wunderschöne Gesicht, diese kleinen Finger die sich an mich krallen - wunderschön und das alles Wert!

Am 3. Tag, der Tag unserer Entlassung, dann der Schock - ein Neugeboreneninfekt. Ich darf bei meinem Kind bleiben aber die Schläuche und der Zugang am Kopf machen mich psychisch fertig. Der Aufenthalt auf der Notstation macht mich komplett fertig. Stillen klappt nicht so gut, meine Nippel werden wundgekniffen, erst nach Entlassung, 3Tage später, stellt ein HNO ein zu kurzes Zungenbändchen beim Kind fest.


Für alle, die bis hierhin gelesen haben: lasst euch nicht abwimmeln! Stellt Fragen! Besteht auf eure Untersuchungen! Der Alltag in einer Klinik ist bei Weitem nicht so romantisch, wie man sich das immer vorstellen mag. Wenn ihr nicht darum kämpft gehört zu werden, tut es niemand!
Jetzt, über zwei Jahre nach dem besten und schlimmsten Tag meines Lebens, ist alles Gut und schön. Mein Kind war die Erfahrung wert aber - es hätte auch anders laufen können, wenn ich den Mund aufgemacht und auf gewisse Dinge bestanden hätte!

Was ich mir genau von diesem Post erhoffe? Weiß ich auch nicht genau..., Zuspruch, ähnliche Erfahrungen? Oder vielleicht sogar eine Zurechtweisung? Gerade habe ich einfach das Gefühl, dass jeder Austausch gut tut.


Danke fürs Durchlesen & schönen Abend Euch ❤️

Bearbeitet von Elyon

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Hallo Elyon,

danke dass du deine Erfahrung mit uns teilst. Wenn du das Bedürfnis hast dich darüber auszutauschen und/oder mitzuteilen dann ist es völlig normal - so denke ich. Es hilft dir vielleicht die Situation besser zu erfassen, bestimmte Aspekte zu verarbeiten, oder auch nur gehört zu werden.
Echt super, dass du die schwierige Schwangerschaft so gut meistern könntest und auch die Geburt, ohne das Maß an Unterstützung, die du dir gewünscht oder gebraucht hättest, ebenfalls überstanden hast!
Ich denke die Diabetesdiagnose war wohl der Anfang von deinem Leid. Einerseits muss man/Arzt usw. irgendwo die Grenze bestimmen und du warst gerade so nah dran, dass bei dir einfach so ein bestimmter Ablaufabgespuhlt wurde, obwohl es nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Angefangen mit einem frühen Aufenthalt im KH, die Einleitung (um dich wieder loszuwerden). Einleitung tut leider meistens mehr weh und das du die so stoisch weggesteckt hast, dass die Klinik meinte du hättest keine Wehen, zeigt wie krass stark du bist. Anderseits hilft es dir vielleicht die Perspektive einzunehmen, dass falls wegen der SDiabetis was gewesen wäre, wärst du bereits observiert gewesen. Für die Kommentare, dass du anders aussehen würdest, hab ich keine Worte! Es tut mir so leid, dass deine Schmerzen, Öffnungswehen runtergespielt worden sind! Ich hatte bei der Geburt selbst nicht das Gefühl getadelt/übergangen zu werden, obwohl ich auch die Situation hatte, dass die Kleine gestresst war und noch im Bauch gekackt hatte. Hebamme und Ärztin waren haben mir auch gesagt hinlegen usw. Aber ich war dann eher ich höre jetzt auf die Hand die helfen mir, was auch so war. Eher danach und jetzt im Zusammenhang mit der Schwiegermutter. Ich schätze, dass vor deinen Presswehen so viel schief gelaufen ist bei der Behandlung und der Kommunikation, dass auch neutrale Aussagen nicht mehr neutral sind, sondern schon für dich gefärbt war. Aber das ist nicht deine Schuld! Es ist echt schade, dass Mütter dieses Gefühl vermittelt bekommen, dass sie doch nicht diejenigen sind, die ihren Körper und später ihr Baby am besten kennen. Ich denke das Pressen ohne Wehen, das war nicht als Tadel gemeint. Es ist tatsächlich auch für deine Gesundheit sehr wichtig, und sie müssen es dir sagen, damit du nicht presst ohne Wehen. Um besser differenzieren zu können, was medizinisch notwendig war und was nicht, kann helfen, dich zu fragen, ob es eine bessere Alternative gegeben hätte. Alle andere Punkte finde ich sehr Verbesserungswürdig seitens der Klinik! Und dass es nach der Geburt so anstrengend für dich war, weil dein Sohn einen Infekt hatte, Zungenbändchen usw. das ist wirklich viel und ich drücke dein damalige Version, die das müde, verzweifelt, erschöpft, verwirrt durchgestanden hat. Ich bewundere, dass du jetzt darüber schreibst, dass du offen für eine andere Erklärung als deine eigene bist und damit offen für Reflexion! Es gibt leider Mutter die noch mehr ersukden mussten, und das ist schrecklich, aber das ändert nichts dran, dass du jetzt Hilfe brauchst.

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Zum Glück haben sie ihn dabehalten und beobachtet, so haben sie seinen Infekt noch behandeln können! 💚