Sek. KS wegen Symphysenentzündung SEHR lang

Nach über einem halben Jahr muss ich mal von der Geburt meines Sohnes berichten. Das fällt auf jeden Fall in die Kategorie "traumatisch". Also wer sowas nicht lesen kann, bitte zurück klicken!

Es war Ostersonntag, als wir nach einem üppigen Mittagessen beide auf die Couch fielen für ein Mittagsschläfchen. Vorher hatte ich keinerlei Probleme, war ich zwar bei 37+4 aber absolut keine Schmerzen, nix.
Ich wache also aus dem Mittagsschlaf auf und konnte plötzlich nicht mehr richtig laufen. Meine Symphyse war in den Wochen davor schon immer mal schmerzhaft, aber mit einem heißen Bad und Ruhe habe ich das immer wieder in den Griff bekommen. An diesem Nachmittag war alles anders. Jede Bewegung tat extrem weh. Ich dachte ich versuche es wie sonst auch und nehme mal ein Bad. Um in die Wanne zu kommen brauchte ich die Hilfe von meinem Partner. Das brachte aber absolut null Linderung. Bis zum Abend wurde der Schmerz unerträglich, ich habe also in der Klinik angerufen und mich erkundigt was ich machen soll. Die Tipps waren eher so semi-hilfreich. Nach ein paar Stunden hielt ich es nicht mehr aus, ich weinte schon vor Schmerzen und mein Partner musste mich für alles stützen, der Gang aufs Klo (3 Meter) hat ungelogen eine Stunde gedauert.
Ich habe es irgendwie die Treppe nach unten geschafft und wir sind in die Klinik gefahren. Dort hieß es "entweder Sie bleiben stationär und ich spritze Ihnen ein starkes BTM, oder Sie gehen heim und ich spritze nur die Hälfte subkutan, weil Sie sonst direkt einschlafen. Das sollte aber erstmal helfen und morgen ist bestimmt alles besser". Das CTG war auch schon grenzwertig, wegen der starken Schmerzen aber wohl noch im Rahmen.
Naja. Das BTM hat so den Heimweg von 15 Minuten irgendwie geholfen. Vielleicht wars auch nur der Placebo-Effekt. In der Nacht wurde der Schmerz noch viel schlimmer. Jeder Gang aufs Klo (was hochschwanger schon mal stündlich sein kann) war eine Qual, ich hab nur noch geweint und war völlig fertig weil jeder Zentimeter nur noch weh tat.
Am nächsten Morgen versuchte ich noch die Zähne für unser traditionelles Osterfrühstück zusammen zu beißen, allerdings hat mein Vater mit Blick auf mich sofort gemeint ich müsse ins Krankenhaus. Keine Ahnung warum ich das nicht schon eher gemacht habe...(Ehrlich gesagt weiß ich es schon, komme dazu aber am Ende nochmal).
Jedenfalls hat mein Partner mich da schon mit dem Küchenstuhl durch die Gegend geschoben.
Ich konnte ohne schreien und weinen nicht mal mehr aufstehen. Da war mir klar - jetzt geht's die eine Treppe nicht mehr. Davor müssen sie mich in Narkose legen. Es geht nur der Krankentransport. Also wurde der RTW gerufen. Ich ins Krankenhaus, direkt ans CTG. Der Puls des Babys immer zwischen 180-200. Die Drohung ich muss sofort in den OP wenn ich mich jetzt nicht auf die Seite drehe. Ich wurde also schreiend auf die Seite geschoben. Blut wurde endlich genommen. Hohe Entzündungswerte, aber noch im Rahmen. Nun alle 2 Stunden ans CTG und abwarten.
Zwischendurch rief immer mein Schwager an (wohnt 300km entfernt, ist Oberarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe an 3 Kliniken) der nur permanent meckerte warum man dieses und jenes nicht checkt, warum man mich weiter quält und ich bitte auf diese und jene Tests bestehen soll. Habe ich dann auch gemacht. Mir wurde mehr Blut abgenommen und innerhalb kürzester Zeit verschlechterten sich meine Werte. Ich habe dann auf Anraten meines Schwagers auf den Kaiserschnitt bestanden. Die Ärztin wollte nur noch 2 stunden warten und dann nochmal auf die Werte schauen. Fürs MRT wars einfach zu spät und das wäre so auch nicht frei gewesen, geändert hätte es nichts. Die Werte blieben natürlich weiter schlecht und ich sollte sofort in den OP. Weil es aber in meiner Wunschklinik keine Kinderstation gab sollte ich verlegt werden. Der größte Fehler wie sich später herausstellte. Ich konnte mittlerweile nur noch schreiend auf so ein rollendes Klo, also so ein Stuhl mit ner Schüssel dran. Anders ging nichts mehr.

Ich wurde also unter Qualen in die nächste Klinik transportiert. Fragt nicht nach den Schmerzen bei jedem Schlagloch. 🤡
In der neuen Klinik angekommen ging der Spaß erst richtig los.
"Was? Symphysenentzündung? Sowas gibt's nicht. Nein, das haben Sie nicht. Sie haben bestimmt einen Harnwegsinfekt. Die Werte im Urin sind zwar zu gut dafür, aber die Symphyse kann es nicht sein.
Ich wurde behandelt wie eine Simulantin. Einen Kaiserschnitt? Dafür wurde ich ausgelacht von Hebamme und Stationsärztin. Sowas gibt's hier nicht ohne triftigen Grund. Einleiten dauert Tage. Wir gucken mal. Das CTG ist doch in Ordnung für eine Infektion wie Ihre" usw...
Ich habe gedacht die wollen mein Baby umbringen. Wirklich.
Ich wurde abends in die Klinik verlegt (ca 22 Uhr). Ich musste wegen dem "guten" CTG bis 4 Uhr am CTG bleiben. Über 4 Stunden. Dann durfte ich auf Station. Natürlich nicht in ein Familienzimmer, ich durfte ins Zimmer einer Raucherin, die permanent mit ihrem 2 Tage alten Baby zum rauchen nach draußen ging. Ich habe nur noch geweint. Musste mittlerweile auf den Schieber. Konnte mich gar nicht mehr bewegen und Schmerzmittel gab man mir keine. Die Hebamme verweigerte meine Betreuung weil ich ihr sagte dass ich mir komplett verarscht vorkomme, ich brauche keine scheiß Globuli sondern einen Arzt. Fand sie nicht so lustig.
Letztlich kam direkt 7 Uhr wieder mein Partner zu mir, der mir bis 4 Uhr vorher nicht von der Seite wich. Lediglich auf Station "zur Nachtruhe" durfte er nicht mit.
Die Visite mit der Oberärztin stand um 8 Uhr an. Ich nahm all meine Kraft und stritt sehr laut und heftig mit der Ärztin, mein Partner stand mir zum Glück zur Seite. Aber sie wollte mir einfach nicht helfen. "Wenn ihr Bauch komplett entzündet ist schneid ich Sie nicht einfach so auf". Und mein Baby? Soll es da drin bleiben? Dort sterben? Ich argumentierte mit meinen ganz offensichtlich grottigen Werten. Das schlechte CTG, meine Bewegungsunfähigkeit, nicht mal im Traum laufen können, die schlechten Blutwerte.
Die Ärztin sagte mir dann nur "ich untersuche Sie diesen Vormittag nochmal komplett, ansonsten können Sie auch gehen"....🤡
Ich also völlig verzweifelt gedacht die bringen mich da drin um und mein Baby auch. Mir wurde nochmal Blut abgenommen und 3 Stunden später brachte man mich zum CTG in den Kreißsaal. Dort offenbarte mir die Ärztin dann im schei*freundlichen Ton dass sich meine Entzündungswerte in den letzten 24 Stunden verdreifacht hätten. Man würde mir nun freistellen entweder den Kaiserschnitt oder ein Antibiotika zu nehmen. Ich habe natürlich den Kaiserschnitt UND das Antibiotika verlangt. War in Ordnung. 10 Minuten später war ich im OP. 4 Minuten später der erste Schrei.
Plötzlich waren es nur noch wir 3. Ein kerngesunder Junge, mit 3420 Gramm und 50cm, 35cm KU. Ein perfektes kleines Menschlein.
Ich blieb noch eine Woche in der Klinik. Wiederkehrendes Fieber, die Infektion forderte ihren Tribut. Das nachträgliche MRT verwehrte man mir wieder. Ich sei nun kein Notfall mehr. Ich hatte zum Glück dort die beste Physiotherapeutin. Allerdings blieb der Milcheinschuss für 4 Tage aus und ich habe mit der besten Stillberaterin dort doch noch die Kurve kratzen können.
Ich habe aber alle Mamas um eine spontane Geburt beneidet und mir so sehr eine ambulante Geburt gewünscht. In der Klinik versteht man dann doch den Trend dazu. Es war einfach nur schrecklich.
Ich musste dann übrigens noch 6 Wochen mit Unterarmstützen laufen - brauchte also so lange meinen Partner zu Hause der mit mir das Baby von a nach b trägt.
Mädels. Danke fürs Lesen. Eine Sache gebe ich euch aber noch mit.

Nein, diese abnormalen Schmerzen sind nicht normal wenn ihr sie nicht mehr ertragen könnt. Ihr habt ein Bauchgefühl. Einen Instinkt. Hört darauf, nicht was euch andere einreden.
Hätte ich nicht so viel gestritten und im Hintergrund meinen Schwager mit ein paar Anregungen und Hinweisen gehabt, wer weiß ob ich mit lebendigem Baby da rausgekommen wäre. Hinterher war alles okay beim Baby. Aber so eine Infektion überträgt sich irgendwann aufs Kind. Mein Schwager forciert am Ende immer das Wohl des Kindes, danach kommt das der Mutter. Er sagte mir man hat mich und das Baby einfach nur gequält weil einfach keiner Lust hatte sich mit meinem Fall intensiver zu beschäftigen. Er hatte in 20 Jahren gerade mal einen so krassen Fall wie meinen, weil dieses Krankheitsbild wirklich sehr selten ist. Aber sowas gibt es leider doch manchmal. Und er war schockiert wie leichtfertig mit mir umgegangen wurde. Ich habe danach überlegt rechtliche Schritte einzuleiten, weiß aber dass sowas meist nie irgendwas bringt und da auch viel gefälscht wurde. Im Endeffekt wurde die Diagnose Symphysenentzündung auch nie richtig gestellt weil sich das ja keiner richtig ansehen wollte. Ich musste Druck machen wenigstens geröntgt zu werden, und dass ein Orthopäde mal draufschaut. Der sagte zumindest dass die Symphyse komplett gesprengt war, eine Entzündung sieht man aber nicht im Röntgenbild. Das MRT wurde mir ja verwehrt und zu Hause angekommen war ich froh keine Ärzte mehr sehen zu müssen. Ich wollte das alles nur noch verdrängen.
Ich musste letztlich das Laufen wieder lernen und habe auch heute noch manchmal Symphysenschmerzen. Bis zum zweiten Kind lass ich mir also noch viiiieeel Zeit. Danke fürs Lesen! War nun doch gut sich das alles mal von der Seele zu schreiben...

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Unglaublich so etwas zu lesen... Es tut mir ehrlich leid was dir widerfahren ist
Aber wenigstens hast du für dein Baby und dich gekämpft! Das war sehr mutig von dir wenn man bedenkt, dass man nicht ernst genommen wird

Ich wünsche eurer Familie alles erdenklich gute! Denn auch wenn man nicht immer weiß warum, geschieht alles doch weil es so sein muss, mMn
Versuche mit der Zeit und viel Reflektion die Dinge so anzunehmen wie sie sind

Alles liebe an euch!