36h Wehen nach Einleitung; Geburtsstillstand und Glocke

Hallo zusammen,
Die Geburt meines kleinen Sohnes liegt nun gute 2 Monate zurück, aber ich möchte es gerne mit euch teilen, da es so viele Facetten der Geburtshilfe beinhaltet:

Man kann ja schon fast von Geburtswoche sprechen. Nachdem ich also am errechneten Entbindungstag beim Frauenarzt war, war das Ergebnis immernoch geburtsunreif und langsamer Verdacht auf "Wachstumsretardierung", da mein Sohn von der 50er Perzentile auf die 10er Perzentile zusammen mit den letzten 2 Messungen abrutschte. Daher gabs eine Einweisung ins Krankenhaus ab Sonntag (Et+2) mit der Empfehlung nicht mehr zu lange mit einer Einleitung zu warten.

Am Sonntag waren mein Freund und ich dann 4h im KH, CTG zeigte erste schöne Wehen, die ich aber nicht spürte. Ich hatte den Tipp mit dem Nelkenöltampon ausprobiert 👍 dennoch war der Gebärmutterhals aber immernoch hoch und zu. Daher: bitte Montag wiederkommen, da dann auch Oberärzte den Befund kontrollieren sollten.

Montag: ich dachte ich fahr mal eben alleine hin, würde ja schnell gehen... Es hat diesmal sogar 6h gedauert und ich hatte weder essen noch trinken, war verzweifelt und wollte weg, wurde immer wieder mit warten vertröstet. Ich mittlerweile am heulen. CTG war wieder wehenlos und GMH unverändert. Daher wurden mir 3 Stäbchen in den GMH gelegt, die in den kommenden Stunden alles etwas aufdehen sollten. Dass ich danach noch alleine Autofahren konnte war schon fast grenzwertig 😬🙈

Dienstag: Nach 24h mit Stäbchen sollte ich mich kontrollieren und stationär aufnehmen lassen. CTG wehenlos und GMH gerade mal Fingerkuppen weit 😕 Daher gabs ab 18uhr einen leckeren Wehencocktail und ab da setzten eigentlich schon fast unverzüglich die Wehen ein, diese waren aber nicht auf dem CTG zu sehen. Nach der ersten Stunde bekam ich zudem Blutungen, die Ärzte blieben aber entspannt. Irgendwann hatte ich auch einen Blasenriss und in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch habe ich mir zweimal Schmerzzäpfchen geben lassen, da ich alle 10minuten für 40sek Krämpfe hatte (Haha, das waren Wehen) . Als ich um drei Uhr morgens etwas Hunger bekam und aß, kam dieses Essen wieder raus und seit dem konnte ich bis zum Zeitpunkt der Geburt (28h!) nichts mehr trinken noch essen, da ich mich sofort übergeben musste.

Der ganze Mittwoch war eigentlich nur von Veratmen geprägt. Alle 3-4 min Wehen, aber auf dem CTG nix!!!! zu sehen, GMH nur 1 Finger offen 😫🤯
Um 16uhr bekam ich ein Schmerzmittel, dass mich für die kommenden 2h abschießen sollte. Im CTG danach waren Wehen wenn man denn möchte als Negativkurve darstellbar. (Beim höchsten Schmerz war die tok Linie auf 0, ansonsten lang sie etwas höher). GMH diesmal zum Glück auf 4cm.
Zwei weitere Stunden später bettelte ich um eine pda, aber aufgrund von Notfällen gabs hier wieder Verzögerungen von 3h bis sie mir um 23.30 den Zugang legten. Mittlerweile konnte ich nicht mehr Harn ablassen, da mir alles liegen so schrecklich auf die Organe drückte, also bekam ich meinen ersten (von 2) Blasenkathetern.
Nachdem die PDA wirkte, schlief ich bis ca 2uhr ein. Mittlerweile hatte ich ein Dauer CTG, das ständig verrutschte und Alarm auslöste, von darstellbaren Wehen keine Spur. Der GMH war aber endlich vollständig offen und jetzt sollte es eigentlich nicht mehr so lange dauern.

Dachte ich, aber nix passierte.
Weder im Stehen noch im Liegen. So bekam ich also auch noch einen Wehentropf angehängt, zunächst auf Stufe 1, dann 2 , dann 4. Nix änderte sich. Ich schlief dafür häufiger ein, vor Müdigkeit und Erschöpfung. Es wurde ruhig im meinem Raum...
Das ganze Personal war in den beiden anderen Kreißsälen. Dort schrien die Frauen und danach die Kinder. Ich hatte Respekt von diesen Tönen bekommen, war aber auch ganz neidisch, weil da etwas vorwärtsging, was in unserem mittlerweile total ruhigem Kreißsaal nicht mehr passierte. Selten sah jemand mal rein, maximal um den Wehentropf mittlerweile auf Stufe 8 zu stellen oder um mir Antibiotika zu geben, da meine Entzündungswerte stiegen.
Irgendwann wurde mir so übel, dass ich brechen musste. Magensäure mit geronnenem Blut. Na lecker...
Als um kurz nach 5 die neuen Hebammen der Frühschicht eintrafen, kam auch der Oberarzt zu mir und erkannte, dass die zweite Eihaut noch verschlossen war und öffnete diese. Die Hebamme blieb ab jetzt konstant bei mir und half ca eine Stunde lang, bei den wenigen Presswehen die kamen mit anzuleiten. Immernoch kein Fortschritt, ich war einfach zu müde und schwach. daher wurde jetzt der Arzt bestimmender und erklärte, dass ich einen Geburtsstillstand habe, die Herztöne schwächer werden und dass er das Kind jetzt mittels Glocke holen wird und wenn dass nicht hilft ein Kaiserschnitt gemacht werden muss. Mein Freund und ich hatten totale Angst aber jetzt mussten wir da durch.
Nachdem die Kiwi angelegt wurde, wurde mit jeder Wehe, die jetzt zum Glück regelmäßig kamen gleichzeitig gezogen und gepresst. Die Hebamme kletterte mit auf das Bett, ihr Knie neben meinem Ohr, ihre Hände mit ihrem ganzen Körpergewicht auf meinem Bauch. Sie hörte auf als ich Stopp brüllte, aber ab da waren es auch nur noch wenige Male pressen und der kleine war da. Zuerst nur der Kopf, dann der Rest. Als sie mir das winzige Ding auf die Brust legten, schaute ich zu meinem Freund der um Fassung rang. Es war 6:55 als ein 49cm großer und 3,185gr schwerer Junge nach 36h wehen auf die Welt kam.

Trotz der vielen Stunden und Schmerzen habe ich keine einzige Geburtsverletzung erhalten und es war für mich auch nicht belastend, dass der Arzt bestimmender war.
Ich glaube, dass das Gefühl der Ruhe und der Stille jedoch viel fragwürdiger für mich ist, da ich mich in meiner Erschöpfung fast verloren hätte.

1

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures Sohnes 🎉
Es war schwer, ich finde du hast alles sehr tapfer gemeistert und du kannst stolz auf dich sein!
Danke für den schönen Bericht.