Heute Diagnose ADHS und nun Medikinet. Jemand Erfahrungen ?

Hallo

Mein Sohn ist inzwischen 9 Jahre alt und geht in die 3 Klasse der Grundschule.
Er war schon immer sehr auffällig, hibbelig, unkonzentriert, erfand am laufenden Band Geschichten und log ohne Ende.
Hinzu kommt das er von Geburt an Schlafstörungen hat aber der Kinderarzt das immer als "Tick" angesehen hat.
Deshalb wurde er jahrelang nicht weiter untersucht oder behandelt.
Habe dann vor einem Jahr den Kinderarzt gewechselt weil es einfach nicht mehr tragbar war. Er ist ein ziemlich intelligentes Kerlchen aber seine schulischen Leistungen zeigen das in keinser Weise.

Er war dann wegen Verdacht auf Epilepsie einige Wochen im Krankenhaus aber dies bestätigte sich Gott Sei Dank nicht. Ausserdem wurde er als überdurchschnittlich intelligent eingestuft.
Psychologisch war er auch sehr unaufällig da es dort immer nur eine 1 zu 1 Situation mit der Therapeutin war.
Mein Sohn ist nur auffällig in Gruppensituationen wie z.B Schule ect.

Heute hatte er dann seinen ersten Termin beim Kinder und Jugendpsychologen und der hat ihm dann nach ausführlichem Beobachten und Gesprächen mit mir und auch den Lehrern das Medikament Medikinet Retard 10 mg verschrieben.

Der Arzt meinte das es ihm helfen wird sich in der Schule besser zu integrieren und das er sich dadurch besser konzentrieren könnte.
Die Tablette würde sehr schnell helfen und so käme mein Sohn dann damit über die Schulstunden.
Und ich brauche ihm die Tabletten auch nicht zu geben wenn er zuhause ist bzw Ferien hat sofern ich mit ihm zurecht komme.
Ich hab mich inzwischen so daran gewöhnt da ich ihn garnicht anders kenne so das ich mich entschieden habe ihm die Tablette wirklich nur morgens zu geben wenn er zur Schule geht.

Gibts hier Mütter die mir über Erfahrungen berichten können wie dieses Medikament auf die Kids wirkt ??
Ist es wirklich so gut ?
Kann mein Sohn mit Hilfe dieses Medikamentes dann wirklich wieder "normal" am Unterricht teilnehmen und sich besser konzentrieren ?

Ich bin total skeptisch und war eigentlich immer gegen Medikamente aber ich will ihm natürlich auch helfen denn so leider er selbst am meissten.

Danke vorab für Eure Antworten
LG
Claudia

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Hallo Claudia,

Meine Tochter (fast 8) hat ebenfalls ADS diagnostiziert bekommen, Epilepsie muß bei uns aber noch ausgeschlossen werden. All Deine Schilderungen mit Schlafstörungen etc. kennen wir daher auch. Wir haben Medikinet Retard nun seid etwa 6 mon. und muß sagen, es ist deutlich besser geworden. Schulisch kann man sich keine Wunder erwarten, denn die Medikation kann nicht zaubern, aber helfen. Dennoch kann sie seidher lesen, die HA klappen extrem zügig, und das gesamte Sozialverhalten hat sich sehr stabilisiert. Das war voher undenkbar. Auch die Lehrerin ist weitgehend zufrieden, und ich finde Retard auch schonender, als nur Medikinet. Der Rebound ist sehr schonend, und das Zeug knallt auch nicht so.

Der Nachteil ist allerdings bei uns das Schlafverhalten und der Appetit. Meine Tochter ist schon sehr zierlich, und da muß ich hinter sitzen, das Medikament zügelt leider den Appetit.

Wir bekommen auch 10 mg, allerdings wird demnächst neu eingestellt, auf 20. Meine Tochter ist zu knapp eingestellt, zweck ihrer Größe.. und erreicht somit ihren Spiegel, den das Medikinet erreichen sollte, nicht mehr.

Ich kann Dir nur raten, dich auch mal hier umzuschauhen:
www.adhs-anderswelt.de

Dort bekommst Du gerade zu Medikinet sehr viele Erfahrungsberichte!

Was ich noch schreiben möchte, es ist wichtig, das vor der Einnahme ausreichend gegessen wurde, sprich wenn Du Morgends gibst, dann ausreichend Frühstücken. Medikinet senkt den Blutzuckerspiegel etwas, wenn dieser absinkt, wirkt es nicht mehr richtig, das heißt: auch in der Schule frühstücken und trinken!!! Ohne Frühstück entstehen oft Kopfschmerzen und die bekommt man dann durch Nahrungsaufnahme wieder weg! Achte auf feste Mahlzeiten, auch ruhig zwischendurch mal Honigbrot etc., das geht gut auf den Zuckerspiegel.

Was zu ADHS und Medikamenten!
Niemand setzt seine Kinder gern unter Medikamente, aber liebe Claudia, die ADHSler und ADSler haben es so schwer, gerade in der Gesellschaft, das irgendwann ihr Selbstwertgefühl herab sinkt. Viele meinen immer: unerzogen etc. dabei wissen wirklich nur wir, als betroffene Elternparte, was wirklich dahinter steckt. Und natürlich die Psychater. Der Hirnstoffwechsel KANN sich nicht einstellen, wenn er nicht ausgeglichen wird. Es ist daher nur unsere Pflicht, den Kindern zu helfen, und ihnen ein vernünftiges Leben zu ermöglichen. Gib deinem Sohn die Chance dazu!

Ausserdem würde ich Dir empfehlen, mich einer Selsbsthilfegruppe für ADHS - Eltern anzuschliessen. Da bekommst Du auch viele, gute Tipps.

Noch was zur Wirkung: Medikinet Retard hat im inneren unbeschichtete, sowie beschichtete Kügelchen, in einer Kapsel verschlossen. Die unbeschichteten werden sofort freigegeben, später die unbeschichteten, so etwa nach 3-4 Stunden. Die geben dann schonend Nachschub. Retard wirkt ca. 8 Stunden, und danach schleicht es sich aus. Die Kinder werden ausgeglichener, konzentrierter, arbeiten strukturierter, kaspern nicht ständig, lassen sich nicht ablenken. Versetz Dich in den ADHSler, der eine Schulstunde meistern soll, wo viele Stimmen auf ihn einprasseln, unmöglich. Medikinet unterstützt aber genau dies, das heißt: Die Stimme des Lehrers hebt sich hervor. Was ja erzielt werden soll.

Meine Tochter hatte voher ( vor dem Medikament) nur gestört, im Unterricht. Die Kinder abgelenkt.. wir standen kurz vor der Förderschule..., Hausaufgaben dauerten 2 Stunden, jetzt sind es max. 20 min.
Das ablenken hat komplett aufgehört, und sie arbeitet strukturierter.

So, ich hoffe, ich habe Dir etwas weiter geholfen.

LG, Julia

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Sollte heißen: " später die beschichteten, anstatt die unbeschichteten"

Sorry #hicks

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Hallo Julias,

Claudias Ausführungen sind so vollständig, da möchte ich nur einen persönlichen Bericht anhängen:

Wir haben die Einschleichphase mit Medikinet SUPER überstanden. Mein Sohn (gerade 6, reines ADS) bekam täglich mehr MPH, wir sind mit 5 mg gestartet und hatten zum Schluss 15mg, bevor der Placebo-Test begann. Er war jeden Tag fröhlicher, besser drauf, hat Blickkontakt gehalten, hat reagiert, war lieb, aufmerksam, pflegt plötzlich seine Tiere. Wir wussten immer, dass es in ihm steckt, aber dank der Medis kann er so sein, wie er eigentlich ist. Die ganzen schrecklichen Dinge wie vors-Auto-laufen und so waren weg. Er ist einfach nur er selbst, aber total sortiert, und fast jeden Abend kommen Kommentare wie: "Mama, das war ein richtig schöner Tag."

Vier Wochen sind wir jetzt im Doppelblindversuch, haben wir zwei Placebo-Tage hintereinander, gehe ich abends wieder am Stock, weil ich halt das Kind wieder 24/7 beaufsichtigen muss, damit ihm nichts passiert. Mit Verum hält er an jeder Straßenecke, findet täglich einen neuen Freund, macht riesige Fortschritte in allen Bereichen, als hätte er den Turbogang eingelegt. Für uns ist es das Beste, was uns passieren konnte. Und zwar uns alle, denn vor allem mein Leben war schon SEHR anstrengend. Dass er plötzlich der kleine Professor ist (vorher konnte er sich auf keine Frage konzentrieren und schon gar nicht auf die Antwort), ist ein schöner Nebeneffekt. Er kann erstmals sein wirklich großes Wissen auch anwenden, und das macht ihm Spaß, er ist ein richtiger kleiner Forscher.

Nebeneffekte hatten wir nicht. Wir hatten die erste Woche Probleme mit dem Appetit, das war aber nach der Einschleichphase weg. Das hatte mir Sorgen bereitet, da unser Junge, so wie die meisten ewig angespannten, hippeligen Wusels, sehr dünn ist. Man sieht schon die Rippen, aber das ist normal bei ihm, das war immer so, er isst wirklich viel und mit Vergnügen. Mit dem Schlafen habe ich mir ein Problem selbst gemacht, wie ich im Nachhinein festgestellt habe. Wir brauchen ewige Routine, Ausnahmen führen zur Palastrevolution. Nun hatte ich, in Erwartung der Schlafstörungen, ihn eine Woche lang schlafen lassen, wann ER wollte. Hätte ich nicht tun sollen! Es hat fast drei Wochen gedauert, bevor er wieder pünktlich um 19 Uhr nach oben ging. Eigentlich habe ich ganz viele Probleme erwartet, da wird ja so viel in MPH hineingeheimnisst - aber wir hatten keine. Doch, er war mit 10mg doch SEHR ruhig, so dass wir die Medikation noch im Test auf 7,5mg reduziert haben. Seither ist es bestens. Ich wünsche mir noch ein Retard-Produkt, das wäre super, denn mittags immer an die Tablette zu denken, fällt mir schwer, trotz schicker knallroter Medi-Dose.

Ab nächster Woche gilt er dann vermutlich als eingestellt. Für uns hat es nur Vorteile gebracht, und wenn ich sehe, wie gut mein Kind zurecht kommt, bin ich auch total glücklich. Ich habe uns spontan, weil mein Mann arbeiten muss, für das Wochenende bei einem Reiterhof angemeldet, da kann er seine drei Jahre Reittherapie endlich Mal umsetzen. Ach so, die anderen Therapien wie Logopädie und Ergo brauchen wir auch nicht mehr, die Probleme sind weg dank der Medis. Ab kommender Woche mache ich unter das Thema einen dicken Haken und freue mich, dass wir ihm rechtzeitig helfen konnten. Dann steige ich endlich aus dem Therapiezirkus aus, ich finde es klasse.

Herzliche Grüße
Barbara

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Hallo,

Ich war am Anfang auch sehr skeptisch,aber das hat sich total gelegt.
Ich habe ein total ausgewechseltes Kind.
Er kann sich in der Schule wieder konzentrieren,macht wieder mit und verprügelt auch nicht ständig andere Kinder#hicks
Die Nebenwirkungen die wir jetzt festgestellt haben sind das er erst sehr spät (0.00Uhr)zur Ruhe kommt und dann erst einschläft und Appetit bekommt er immer erst wenn die Wirkung des Medikaments nachlässt.
Aber ansonsten kann ich nur Positives berichten.

LG

Nicola