Autismus Spektrum Störung und PICA Sydrom

Liebe Leser....
ich habe einen Sohn, der im Januar 5 Jahre alt wird. Es liegt der Verdacht nahe, dass er ggf eine ASS hat und/oder entwicklungsverzögert ist. Er lautiert viel, isst sehr wenig, in der Kita isst er nie, Frühstück kommt auch immer zurück. Zuhause will er dann eine Art Pfannkuchen essen, möglichst füttern. Selber essen will er nicht bzw. es fällt schwer. Seit Juni haben wir Ergo und Logo. Im SPZ wird es nächste Jahr wohl eine Autismus Testung geben. Jetzt kommt noch ein weiteres Problem hinzu, er isst ständig Sand. Womöglich leidet er am PICA Syndrom. Hat irgendjemand von euch Erfahrungen damit? Er ist leider auch nicht trocken, aber ein sehr offenes und extrem gut gelauntes Kind, was sich aber auch stundenlang alleine beschäftigen kann. Danke schon mal fürs Lesen! LG

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Liebe TE,

ob deine Sohn unter dem PICA-Syndrom leidet weiß ich nicht. Autisten haben manchmal einen etwas besonderen Bezug zum Essen:

https://elisadiazperez.com/2020/02/kinder-mit-behinderung-selektives-essverhalten/

<<<Autismus-Spektrum-Störungen & die Sache mit dem Essen
Insbesondere Eltern von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung kennen die Thematik häufig besser als ihnen lieb ist. Aufgrund ihrer Wahrnehmungseinschränkung und daraus resultierenden Hochsensitivität zeigen Kinder mit ASS oft selektives Essverhalten. Neue Konsistenzen, Farben, Gerüche oder/und Geschmack bei Lebensmitteln verunsichern sie, führen zu Ekel oder/und Ablehnung. Hinzu kommt ihre Angst vor Veränderung und das ausgeprägte Bedürfnis nach Sicherheit und Routine. Kinder mit ASS treffen somit nicht beabsichtigt die Entscheidung, zahlreiche Lebensmittel abzulehnen, sondern können dies aufgrund ihrer Störungsbild spezifischen Eigenschaften oft nicht.<<<

Da kannst du mal reinsehen. Ich selber habe auch ein autistisches Kind, aber das trifft bei ihm nicht zu. Der hat eher eine ESS-DEN-KÜHLSCHRANK-LEER-Syndrom. Aber ich kenne bei uns in der Autismus-Gruppe Eltern, die berichten das Essen bei ihren Autisten eine gewisse Konsistenz haben muss.

Es gibt Autisten, die essen jeden Tag nur ein bestimmtes Nahrungsmittel:

https://www.stern.de/panorama/wissen/mensch/autisten-und-jeden-mittag-gibt-es-wirsing-3222996.html

Vielleicht hilft dir das weiter.

LG Hinzwife

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Lieben Dank... das mit dem Essverhalten hatte ich schon mal gehört. Mich erschreckt einfach die Menge an Sand, die er isst. Er ist mit fast 5 Jahren nicht windelfrei und da erkenne ich einfach, dass er wirklich nur Sand im Stuhl hat. Bin echt am verzweifeln und die Nerven liegen etwas blank. Ich werde auf alle Fälle ein Blutbild mal machen lassen. Mittlerweile denke ich schon darüber nach ihn aus der Kita rauszunehmen, aber das kann auch keine Lösung sein... alles etwas heftig gerade...

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Autisten haben wirklich oft „Ernährungsbesonderheiten“. PICA ist da keine Seltenheit. Daher erwähnt man das bei Autismus gar nicht extra. Das ist eben Autismus. Der hat weitreichende Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens und beeinträchtigt so ziemlich jeden Teil des Körpers.

Mein Ältester stopft einfach alles in sich hinein bis zum Erbrechen und dann auch noch weiter.
Mein Jüngster isst gar nichts essbares freiwillig. Er muss auch mit 13 Jahren noch gefüttert werden. Aber das nicht-essbare Zeug, dass isst er mit Vorliebe. Da gab es nichts, was er ausgelassen hat. Er hat das Holz vom Bett abgenagt, die Moosgummimatten im Kinderzimmer gegessen, ganze Bücher vertilgt, das Bleiband in der Gardine musste ich abschneiden, weil er das lecker fand, jedes Kleidungsstück wurde sofort in den Mund genommen und gekaut, ...

Die Testung auf Autismus würde ich beim SPZ absagen und stattdessen in der KJP einen Termin machen. Das SPZ schafft es noch nicht einmal eine Trefferquote von 50% zu erreichen. Es ist unglaublich, wie oft das SPZ einfach falsche Diagnosen liefert bei vermuteten seelischen Behinderungen.

Wenn du ASS vermutest, wäre das Trocken sein durchaus normal. Autismus ist eine Wahrnehmungsstörung. Viele Autisten haben mit dem Trocken werden Probleme und schaffen das erst im Schulalter vollständig.

Lässt ihr regelmäßig das Blut überwachen, wenn er sich so einseitig ernährt? Nicht dass es zu einer Mangelernährung kommt. Ist eine Stoffwechselstörung ausgeschlossen?
Beim Essen würde ich es so machen: Wenn er Pfannkuchen will, muss er selbst essen. Wenn er gefüttert werden will, gibt es ein weniger beliebtes Essen. So trainierst du seine Esskünste und erweiterst seinen Speiseplan ... und keine Angst, der wird größer. Bei uns ist das auch geworden. Es dauert nur sehr, sehr lange. Ca. 1 Speise pro Jahr. Übe keinen Zwang aus. Das kommt allein.

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Liebe Kati, danke für Deine Erfahrung. Es ist für mich wirklich schwer dieses PICA Syndrom zu verstehen. Mir wurde von der behandelnden Ergotherapeutin empfohlen beim SPZ zwecks Autismus Testung zu bleiben. Die KJP ist bei uns hier in der Gegend wohl nicht so beliebt. Das Blutbild wurde leider bis jetzt nie geprüft, aber ich werde in dieser Richtung Druck machen und hoffe, dass ich auch etwas entspannter werde. Wie hast Du das alles mental verkraftet, wenn ich fragen darf? Heute war in der Kita noch die Diskussion, ob ich ihn schon früher abholen kann und, dass aktuell leider keine Kapazitäten für eine Integrationsmaßnahme frei sind. Das alles ist für mich echt schwer manchmal und ich gerate in ein Gedankenkarussell und hoffe einfach, dass er jeden Weg beschreiten kann, der er möchte... wünsche Dir auch alles Gute!

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Ich weiß nicht, wo du wohnst … in welchem Bundesland. Aber wieso informierst du dich nicht über einen anderen Kindergarten? Wenn mein Kind dort den ganzen Tag nur Sand essen würde, wäre das bei mir kindeswohlgefährdend.
Wende dich an das Jugendamt und bitte um Hilfe.
Bezüglich der KJP…du musst da nicht die nächste nehmen.

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