Behindert als Schimpfwort

Hallo zusammen, ich hab mal eine Frage an euch:-)
Ich habe einen 5 jährigen Sohn mit geistiger Behinderung,
Leider wird in meinem Umfeld für meinen Geschmack das Wort behinder zu oft als schimpfwort benutzt, natürlich nicht an meinen Sohn oder mich gerichtet.
Trotzdem verletzt es mich jedes Mal sehr , wenn man mir erzählt wie behindert irgendetwas mal wie ist.
Wie geht ihr mit so einem Verhalten um?
Wenn ich die Leute drauf anspreche heißt es nur, dass ich nicht alles auf mich beziehungsweise unsere Situation beziehen soll, wenn ich sage wie mich das verletzt heißt es nur " sorry mache ich nicht mehr" leider hat sich noch keiner dran gehalten.
Prallt das an euch ab, oder trifft euch das auch so sehr wie mich?

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Hallo,


es ist verständlich das dich diese Ausdrucksweise verletzt. Ich denke aber du wirst diese Einstellungen nicht ändern können. Wenn du jemand darauf ansprichst werden sie sich entschuldigen, es wird aber nicht lange dauern bis diese Worte wieder fallen.

Auch wenn es schwer ist versuche es zu ignorieren. Diese Ausdrücke sind leider oft im Sprachgebrauch anzutreffen.

Vg blaue-Rose

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Ich bin halbseitig gelähmt mit leichter Spastik und zucke auch jedes mal zusammen, wenn sich meine Söhne aufregen und irgendwas "behindert" finden.
Den Ausdruck Spasti habe ich ihnen abgewöhnt, indem ich jedes mal gefragt habe, ob sie mich meinen. Riesige erstaunte Augen, natürlich nicht--tja, aber ich BIN ja ein Spasti, sogar ein echter ;-) Dann war das Thema irgendwann durch.

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Meine Schwester nannte mich auch eine Zeit lang Spasti. Irgendwann hörte es meine Mutter und fragte sie, ob sie überhaupt wisse, was ein Spastiker sei. Wusste sie natürlich nicht. Meine Mutter hat es ihr gesagt und auch, dass das Wort unangemessen ist. Danach kam das nie wieder vor, noch nicht mal, wenn meine Mutter es nicht mitbekam.

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Hallo,

Ich glaube die meisten benutzen das Wort behindert statt dem Wort bescheuert. Ich denke sie meinen es gar nicht böse, es hat sich einfach so eingebürgert. Ich glaube ich hab es auch schon mal so benutzt. Allerdings würde ich darauf achten es nicht zu nutzen wenn es jemanden verletzen könnte. Also nicht bei Fremden oder bei Leuten mit Behinderung. Das fänd ich respektlos.

LG
Sunny

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Wenn du niemanden verletzen möchtest, solltest du Worte wie behindert nicht im abwertenden Zusammenhang nutzen, egal mit wem du redest. Dadurch, dass du es so nutzt, trägst du ja dazu bei, dass diese Wortwahl normal bleibt und natürlich auch immer wieder von Menschen gehört wird, die das verletzt.

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Ich habe es noch nie benutzt um jemanden abzuwerten. Viele sagen: das ist aber behindert, meinen aber eigentlich bescheuert. Jetzt nicht auf Personen bezogen. Das meinte ich damit.

Ich habe selbst ein schwerbehindertes Kind, würde es niemals abwertend behandeln.

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Bei uns ist das anders. Das Wort Behinderung hat hier exakt seine Definition und Bedeutung. Es wird aber auch nicht als Schimpfwort benutzt. Es wird aber auch nicht versucht, dieses Wort kunstvoll zu umgehen.
Ich bin körperbehindert, mein Ältester ist seelisch behindert und körperbehindert und mein Jüngster ist schwer mehrfachbehindert.

Aber:
Dein Kind ist noch sehr, sehr jung. Meine Jungs sind Teenager. Mein Großer macht dieses Jahr seinen 1. Schulabschluss.
Wir haben uns einfach mit Menschen umgeben, die entsprechend sensibilisiert sind oder, die schnell lernfähig waren. Viele unserer Nachbarn arbeiten in der Pflege. Die Schule der Kinder arbeitet inklusiv, aber es sind dort wirklich viele Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen. Benachteiligung von Behinderten würde dort aufs Schärfste geahndet werden.

Bei meinem Jüngsten war es damals so, dass man die Geistige Behinderung ca. ab dem 4. Lebensjahr überhaupt erst als Außenstehender wahrgenommen hat. Dein Kind ist also nur kurz drüber. Jetzt merkt man das eben immer mehr. Wo es „früher“ noch hieß: „Das wird schon noch.“, wird jetzt der Unterschied zum gesunden Gleichaltrigen immer gravierender.
Ganz besonders heftig wird es, wenn das Geistig behinderte Kind etwas jüngere Cousins hat. Kurze Zeit können Sie zusammen spielen und dann hat der Cousin das eigene Kind kognitiv überholt.
Gruppen der Frühförderung haben mir damals sehr geholfen.

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Bei mir ist es die patentante und meine Schwestern die behindert gerne negativ behaftet benutzen, das trifft mich einfach noch viel mehr, weil ich mir denke, dass gerade diese Personen so etwas sagen obwohl der Neffe Behindert ist, mein Sohn hat einen gesunden Zwillingsbruder, man merkt sofort das da große Unterschiede sind.
Kann deswegen einfach nicht nachvollziehen wie man dieses Wort dann noch so negativ in meiner Gegenwart benutzen kann

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Mich nervt es. Vor allem, weil viele gar nicht wahrnehmen, dass es verletzend sein kann.

Eigentlich kann ich es nicht leiden, wenn man seine Behinderung ständig betont, aber wenn jemand "behindert" als Schimpfwort verwendet, reite ich gerne darauf herum.

Zu mir meinte mal ein Kommilitone: "Bist du behindert?" Hab meine Prothese gehoben und "Ja" gesagt.
Oder in der Schule mal: "Lehrer XY ist voll behindert." Dann: "Echt? Was hat er denn?"
Oder: "Das ist so behindert!" Dann: "Wenn hier etwas behindert ist, dann ich."

Bei einer Blondine, die es einfach nicht kapiert hat, habe ich mal konsequent "blond" als Schimpfwort verwendet, bis sie sich beschwert hat. Dann hat ein "Na siehst du" gereicht.

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Ich selbst habe das Wort "behindert" früher als als Ersatz für"bescheuert" benutzt. Also im Sinne von "manno ist das behindert".
Seit unserer eigenen Krankengeschichte nutze ich das Wort gar nicht mehr und sage es auch meinem Umfeld,dass ich das Wort beleidigend finde.
Meist sage ich dann so etwas wie: die Wortwahl ist Mist.
Oder ich sage "ein Mensch ist nicht behindert,sondern wird durch seine Umwelt behindert"
Erklärend: z.b. der Rollstuhlfahrende wird durch Bordsteinkanten behindert.
Der kleinwüchsige Mensch wird durch zu hohe Regale im Supermarkt behindert...etc

Bzw ganz ganz schlimm fand und finde ich auch immer die Aussage bei Schwangerschaft: egal ob junge oder Mädchen, Hauptsache gesund.

Totaler Quatsch für mich. Das bringt mich extrem auf die Palme.
Hauptsache willkommen/Hauptsache geliebt/Hauptsache ein Erdenbürger,der evtl jemandem irgendwann ein Lächeln ins Gesicht zaubert und selbst Liebe im Herzen trägt.

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Ja, prallt total an mir ab bzw. wenn jemand zu mir sagt „Bist du behindert oder was?“ sag ich ganz einfach: „Ja, zu 100 Prozent“