Autismus - Wird das besser?

Hallo Leute,

Ich lebe in einem sehr hellhörigen Haus und höre die Nachbarn ständig. Der zehnjährige Sohn ist Autist und schreit seine Mutter ständig an, wacht nachts auf und blökt sie an um 4 Uhr morgens, ist generell sehr laut. Die Mutter schreit zurück und das nervt alles sehr. Man merkt richtig wie die sich gegenseitig triggern, kaum ist er vom Wochenende beim Vater zurück und schon sind sie wieder im Schreimodus, sie reden gar nicht in normalem Ton miteinander.

Jetzt meine Frage- Wird das irgendwann besser? Also wird er erwachsener, benimmt sich besser, kann sich evtl. selbst beschäftigen und schreit nicht nachts um die Mutter aufzuwecken und uns eben auch…. Er ist auch gewalttätig ihr gegenüber und oft hören wir wie sie ruft er soll sie in Tuhe lassen oder ihr nicht wehtun. Ich weiß nicht wie Eltern sowas aushalten.

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Hallo,

Ich bin Mama einer autistischen 9 jährigen. Was Du beschreibst kenne ich sehr gut aus der Zeit als wir noch keine Diagnose und Hilfen hatten.

Kennst Du die Mutter näher? Weisst Du ob sie in Therapie sind und Unterstützung bekommen?

Um Deine Frage konkret zu beantworten: Diese Anfälle sind Overloads/Meltdowns, die passieren wenn ein Autist überreizt ist. Wie Du beschreibst kommt das bei den beiden recht häufig vor, daher fragte ich welche Hilfen die Mutter bekommt. Nur wenn die Mutter gut geschult wird im Umgang mit ihrem Kind werden die Overloads weniger, ansonsten steigert sich das ganze. Die Mutter muss für ihr Kind ein entspanntes Umfeld schaffen.

Und ja, auch ich habe blaue Flecken am ganzen Körper von meiner Tochter. Schreien tu ich nicht, wenn sie laut wird muss ich leise werden und ihr Stabilität geben. So lange die Kinder zur Schule gehen sind sie täglich überreizt, das kann man ihnen leider kaum ersparen. Meist nehmen die Overloads nach Ende der Schulzeit ab.

LG
Sunny

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Hallo,
meine Söhne sind 16 und fast 15 Jahre - beides Frühkindliche Autisten.
Ich würde sagen, das KANN irgendwann besser werden. Das kommt darauf an, welche weiteren Symptome mit dem Autismus einhergehen und ob das Kind geistig behindert ist. Nicht ganz unerheblich ist auch, ob das Kind und die Mutter therapeutisch begleitet werden.
Aber JETZT kommt eigentlich in den nächsten Jahren erstmal die Pubertät. Da muss ein Autist genauso durch, wie ein gesundes Kind. In der Pubertät sind gesunde Kinder schon nicht ganz einfach, aber Autisten verstehen oftmals nicht, was da überhaupt passiert.

Also bevor es eine Chance auf Besserung gibt, würde ich sagen wird es jetzt erstmal einige Jahre ganz extrem schlechter.

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Oh Gott… das tut mir echt leid. Blaue Flecken hat diese Frau bestimmt auch. Das mit dem overload könnte passen weil es immer sehr laut wird wenn er zum Beispiel grad vom Vaterwochenende wieder da ist und sich umstellen muss.

Ich glaube nicht dass die Mutter viel tut. Sie essen ständig nur Junk Food weil der Junge das verlangt (habe mehrmals gehört und auch beobachtet) und an manchen Tagen geht sie überhaupt nicht mit ihm raus. Meine normalen Stiefkinder würden da schon die Wände hochgehen also fördert es ihn bestimmt nicht.

Ich hoffe zumindest nachts kann er sich dann wenn er älter ist, mal selber beschäftigen und schreit nicht so laut dass wir im Nachbarhaus wach werden. Und für die Mutter habe ich Angst dass er stärker wird körperlich und gewalttätig…

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Verurteile die Mutter nicht für das was sie tut. Sie wählt den gangbarsten Weg. Alle Kinder haben Phasen in denen sie lieber Fastfood mögen, akzeptieren aber wenn sie Hunger haben auch was anderes. Das ist bei Autisten anders, wenn es nicht das zu essen gibt was sie möchten essen sie gar nichts und landen automatisch wieder im Overload.

Viele Autisten bleiben lieber in ihrer Wohnung da jeder Gang nach draußen Reizüberflutung bedeutet. Die Mutter tut ihrem Kind also was Gutes wenn sie nicht mit ihm raus geht. Du kannst ein autistisches Kind nicht mit neurotypischen Kindern vergleichen. Die toben sich an der frischen Luft aus und sind abends glücklich und müde. Ein Autist erlebt draußen ungefähr das was wir erleben wenn wir uns am Flughafen einige Stunden auf die Landebahn stellen wenn viel Betrieb ist.

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Interessant das wusste ich nicht. Aber mit dem Essen finde ich schon dass der Zucker oder Zusatzstoffe doch einen schlechten Einfluss haben.

Ich finde die Situation nervig weil es für uns ständig laut wird. Würde aber nicht tauschen wollen. Ich kenne die Frau kaum aber will trotzdem nicht dass es ihr schlecht geht und sie vom Sohn misshandelt wird

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Hallo,

vorab Autismus ist nicht heilbar, dennoch können die Betroffenen zahlreiche Kompetenzen erlernen und sich im Verhalten sowie im Bereich der exekutiven Funktionen weiter entwickeln.

Ich bin selber diagnostiziert mit atypischen Autismus.
Die Symptome bestehen seit frühester Kindheit und können unterschiedlich in Erscheinung treten.

Darunter fallen Aggressionen, starkes Bedürfnis nach Routine und Beständigkeit, Reizwahrnehmungsstörungen, soziale Auffälligkeiten und vieles mehr, es ist ein Autismusspektrum mit vielen Facetten.
Von Hochbegabung bis hin zur geistigen Behinderung ist alles mit inbegriffen.

Wichtig ist dabei auch den potenziellen Leidensdruck der Eltern und des Kindes in Betracht zu ziehen, ich hoffe, dass der Junge Fördermaßnahmen und Unterstützung um den Verlauf seines Syndroms positiv zu beeinflussen.

Sollte die gestörte Nachruhe weiterhin bestehen, könnte man vorsichtig die Nachbarn um ein Gespräch bitten und dort sachlich die Problematik schildern, ich gehe davon aus, dass den Eltern die Lärmbelastung durch ihr Kind bewusst sein wird.

Den Lärm könnte man durch Ohrenstöpsel versuchen zu reduzieren.

Ich hoffe, das in eurer Nachbarschaft langsam allmählich Nachtruhe einkehrt und die Eltern durch therapeutische Hilfe Strategien erproben um dem Kind zu helfen und es zu beruhigen.