Schulfrage

Hallo zusammen,

meine Tochter ist 6 Jahre alt und kommt nächstes Jahr in die Schule. Sie ist ein Extremfrühchen mit Hemiparese rechts und entwicklungsverzögert (ca. 1-1,5 Jahre zurück, schätze ich). Grundsätzlich entwickelt sie sich toll und wird auch ihren Weg gehen, aber auf welche Art und Weise, das weiß ich nicht.

Ea muss erst mal begutachtet werden und dann wird wohl eine Empfehlung ausgesprochen. Ein Schulbesuch ohne Begleitung ist, zumindest die ersten Jahre, unrealistisch.

Variante A

Förderzentrum KME - anderes Bundesland, damit zumindest anteilig andere Schulferien als Geschwisterkind. Hat aber auch viele Vorteile wie eigene Therapeuten im Schulalltag integriert. Wenn es aber keine Kapazität für Gastkinder aus unserem Bundesland mehr gibt, hilft uns auch eine Empfehlung im Gutachten nicht.

Variante B

Große Grundschule im Ort. Fußläufig, wenn auch grenzwertig möglich für sie. Freunde aus der Umgebung. Aber sehr sehr viele Kinder, ggf. zu unübersichtlich. Die Schule kennen wir durch das Geschwisterkind und würden bei einem gesunden Kind gar nicht nach Alternativen suchen.

Variante C

Privatschule. Einzügig. Klein und übersichtlich. Aber finanziell hart an der Grenze. Plätze sind begehrt, also fraglich, ob man überhaupt einen Platz bekommt.

Wir werden gar nicht frei entscheiden können, da es von so vielen Dingen abhängt. Aber woher weiß man, ob es die richtige Entscheidung ist. (Man weiß es doch erst hinterher...)

Und wie ist das mit Schulbegleitung/Integrationshelfer. Ich möchte so ungern von einer einzigen Person abhängig sein, daher wäre Variante A diesbezüglich besser. Wenn diese Person krank ist und es keinen Ersatz gibt - muss mein Kind dann daheim bleiben? Oder darf es trotzdem in die Schule.

Mir bereitet das ganze Schulthema solche Bauchschmerzen. Vielleicht kann mir ja jemand vom 1. Schuljahr berichten mit behindertem Kind.

Danke.

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Hallo,
es ist unglaublich schwierig hier etwas zu antworten. Schule ist immer abhängig von den jeweiligen Schulgesetzen der einzelnen Bundesländer…und die unterscheiden sich wirklich massiv voneinander.
Wirklich grundsätzlich kann man nur wenige Aussagen treffen.
Euer erster Schritt sollte nicht die Wahl der Schule sein, sondern die Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs. Ich kenne dein Kind nicht, aber neben dem Förderbedarf KME wäre nach deiner Beschreibung ja eventuell auch noch Lernen oder Geistige Entwicklung eine Option.

Steht der Förderbedarf fest, hat man laut UN-BRK, das ist auch deutschlandweit einheitlich, die Wahl zwischen:
- Förderschule (Zuweisung)
- inklusiver Beschulung (Zuweisung)
- Privatschule X (Wunschbeschulung).
Die Wahl einer bestimmten Schule (Förderschule oder inklusiven Schule) hat man nicht. Das wird vom Schulamt zugewiesen.
Meine Kinder sind so z.B. auf eine Grundschule gegangen, die für ihre Inklusion berühmt war. Das war nicht die zuständige Grundschule. Die Schule war noch nicht mal eine der vielen Grundschulen der Stadt, sondern sie befand sich 2 Städte weiter.

Weißt du welche Schule es wird, beantragst du die Schulbegleitung. Dass du die genehmigt bekommst ist in der Inklusion wahrscheinlicher als auf der Förderschule. Die Schulbegleitung sollte spätestens im März mit den KOMPLETTEN (!) Unterlagen beantragt werden. Vorher wird das nicht bearbeitet. Informiere dich, was die Eingliederungshilfe alles sehen will.

Beim Thema Schulbegleitung gibt es mehrere Möglichkeiten. Abhängig ist das ganz massiv von der Schule. Jede Schule akzeptiert meist nur einen bestimmten Träger oder arbeitet nach Poolmodell. Dass eigene Schulbegleiter akzeptiert werden ist selten. Das passiert noch in Schulen, die kaum Schulbegleiter bisher haben und damit kaum Erfahrung oder bei denen das Kind eine ganz spezielle Art der Begleitung benötigt (z.B. Intensivpflegedienst).
Dass dein Kind zuhause bleiben muss ohne Schulbegleitung, dazu braucht es den Status: „Unbeschulbar ohne Schulbegleitung“. Das erhalten häufig geistig behinderte Autisten…nur um EIN Beispiel zu nennen, in welche Richtung es hier gehen könnte. Du kannst dir im Grunde selbst die Frage stellen: Wie verhält sich dein Kind zu Hause? Kannst du es mal kurz im Kinderzimmer allein lassen und in der Küche derweil arbeiten? Oder braucht dein Kind wirklich ständige 1:1 Überwachung oder permanente persönliche Hilfe? Wo müsste die Schulbegleitung deiner Meinung nach helfen?

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Vielen Dank füe deine ausführliche Antwort. Das hilft mir sehr. Wir wohnen in SH und die präferierte Förderschule wäre in HH, die Alternativen in SH. Ja, das ist auch der geplante Weg, dass der Förderbedarf schnellstmöglich bestimmt wird.

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Du hast nicht die Wahl, auf welche Förderschule konkret dein Kind geht. Du hast nur die Wahl zwischen Förderschule (allgemein) oder inklusive Beschulung in der Regelschule (allgemein) oder die Privatschule X (konkret). Wenn du dich für die Förderschule entscheidest, wählt das Schulamt die konkrete Förderschule aus. Die Schule liegt üblicherweise im gleichen Schullandkreis. Der Förderbedarf KME ist häufig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch in eurem Schullandkreis eine solche Förderschule gibt, vielleicht auch mehrere…
Eine Beschulung in einem anderen Bundesland führt zu einer ganzen Reihe Probleme.

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Ich kann dir nur von meiner Stieftochter berichten. Sie hat auch eine Hemiparese, allerdings links und ist Rechtshänderin.
Sie war in der Regelschule, mit Notenschutz und ohne Begleitung, mit Förderbedarf KME.
Ich fand die Schule eine Katastrophe. Sie war das einzige Kind mit Behinderung, da ihr Selbstwert eh nicht so riesig ist, war das nicht so förderlich sich immer als anders zu sehen und keine Vorbilder zu haben.
Auch war Inklusion ein Fremdwort, sie wurde einfach mit durchgekuschelt, als wäre nichts, weil sie ein liebes Kind ist. Wirklich weitergeholfen hat es ihr nicht.
Von daher schwierig zu beurteilen.
Kommt auf das Kind an und was mal wichtig ist. Freunde in der Nähe und selbstständig den Weg schaffen, ist ein Faktor.
Dennoch auch geeignete Förderung, je nachdem wie sie oder ihr es priorisiert. Kommt halt auf die Regelschule an, wie gut die das begleiten können oder ob die gut für Kinder ohne Behinderung sind und für Kinder mit Behinderung eher nicht so.
Am Ende ist wahrscheinlich die weiterführende Schule relevanter, als die Grundschule.

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Ja, das ist wohl wahr. Wir hatten auch schon überlegt, die Förderschule für die Grundschulzeit (sofern bewilligt) und danach ab der 5. Klasse eine reguläre Schule. Danke für deine Erfahrung.

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Kann dazu nur rehakids.de empfehlen. Da wirst du mehr Eltern mit Erfahrungen dazu finden :)