Dyskalkulie und LRS

Hallo und schöne Feiertage
Bei meiner Tochter wurde vor einer Wocje Dyskalkulie und LRS diagnostiziert. Zusätzlich wird eine auditive Wahrnehmungsstörung vermutet, welche wir ab Januar abklären lassen können. Sie ist 8 Jahre alt und in der dritten Klasse.
Hat jemand Erfahrungen mit Kindern, die beide Teilleistungsschwächen haben?
Ihr IQ ist durchschnittlich.
Ich mache mir nur Sorgen, weil sie extrem ehrgeizig ist und sich selbst schulisch total unter Druck setzt.
Dazu kommt, dass ihr großer Bruder (11)Autist ist, dem aber auf Grund einer sprachlichen Hochbegabung schulisch alles zufliegt, ohne dass er je lernen muss.
Ach Mensch, mich macht das einfach nur traurig und ich hätte es mir für sie leichter gewünscht.
Das war jetzt etwas durcheinander, entschuldigt das bitte.
Auf jeden Fall freue ich mich über jede Erfahrung.
Viele Grüße happynine

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Autismus wurde bei ihr ausgeschlossen? Das kommt ja familiär gehäuft vor und du berichtest ja nun schon von einer Wahrnehmungsstörung und Teilleistungsstörungen.

Es gibt spezielle Lerntherapien für LRS und Dyskalkulie. Dort solltest du dein Kind anmelden. Manchmal ist eine Kostenübernahme durch das Jugendamt möglich. Ansonsten retten Notenschutz und Nachteilsausgleiche das Kind vor schulischen Frust. Hier müsst ihr zusammen mit den Lehrern schauen, was notwendig und was überflüssig ist. Sie darf ehrgeizig sein. Das stört überhaupt nicht. Wichtig ist hier echt, dass ihr die Nachteilsausgleiche und ggf. einen Notenschutz beantragt.

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Auch mit diesen beiden Lernschwierigkeiten kann man ein sehr gutes Abitur machen und studieren - weiß ich aus eigener Erfahrung. Wichtig ist in meiner Ansicht nur, dass das Eltern und vor allem das Kind anerkennen und akzeptieren, dass das Gehirn beim Rechnen und Lesen anders arbeitet als ein normales Gehirn und man eben selber rausfinden muss, was man gut kann und wie man die Mängel Ausgleichen kann. Z.B. in Mathe darf man irgendwann (spätestens ab der Oberstufe glaube ich) einen Taschenrechner nutzen und JEDEN Rechenschritt prüfen. In Deutsch darf man dann auch ein Wörterbuch benutzen und kann JEDES Wort nachprüfen. Bis dahin wird es hart weil der Unterricht bis zur Oberstufe sehr erniedrigend sein kann - Eckenrechnen, Diktate, etc. Viele Lehrer mit "Normalgehirn" können sich nicht vorstellen, was ein solches Kind wirklich nicht kann und geben wertlose Übungsaufgaben die frustrieren oder überfordern. Da hilft nur, dem Kind den Rücken stärken und alternative Rechenwege suchen. (Z.B. schriftliches Addieren von Anfang an)

Ehrgeiz ist doch gut, den braucht man auch, es ist ein harter Weg seine Fähigkeiten und Nichtfähigkeiten auszuloten und Ersatzmechanismen zu finden.

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Danke für eure Antworten.
Ja, Autismus sowie ADS wurden ausgeschlossen. Und so einiges anderes auch. Sie hat nämlich noch mehr Baustellen.
Ich weiß auch, dass eine Diagnose nicht mein Kind ändert, aber ich hätte es ihr, wie wohl jede Mutter, einfacher gewünscht.
Ich habe nochmal eine Frage. Was ein Nachteilsausgleich ist, weiß ich, aber was ist der hier erwähnte Notenschutz?
Viele Grüße
Happynine

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Notenschutz bedeutet das Kind bekommt keine Noten als Bewertung. Bei uns in Hessen ist es so dass es in den Schulen nur für LRS einen Nachteilsausgleich und Notenschutz gibt, für Dyskalkulie gibt es gar nichts. Meine Tochter hat Dyskalkulie und bekommt gnadenlos ihre 6en, Förderung gibt es auch keine.

Alles Gute
Sunny

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Bei mir liegt LRS (bzw RS) und Dyskalkulie in der Familie. (Allerdings immer in Kombination mit einer Hochbegabung / IQ > 135.) Geholfen hat gezielte Förderung durch spezialisierte Pädagogen und eine enge Zusammenarbeit mit den Lehrkräften. Ich fand es zudem hilfreich etwas zu haben in dem ich richtig gut war (zB Sport, Kunst, …) um das Selbstbewusstsein zu stärken.
Bis zur Oberstufen war Schule trotzdem von sehr viel Frust geprägt. Ab dann wurde es schlagartig besser. Vermutlich weil leichter Schwerpunkte gesetzt werden konnten. Letztlich haben wir alle ein gutes Abitur gemacht und studiert. Im Berufsleben spielt es keine große Rolle mehr.

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Hallo,

Meine 9 jährige Tochter ist hochintelligente Asperger Autistin mit Dyskalkulie. Ich Kämpfe gerade drum eine Förderung für sie zu bekommen. Ich stehe gerade vor der Wahl der weiterführenden Schule, sie ist in allen Fächern auf 1 und unterfordert, der Klassenlehrer empfiehlt Gymnasium. Da hat sie aber mit einer 5 in Mathe keine Chance aufgenommen zu werden. Einen Nachteilsausgleich bekommt sie ab der weiterführenden Schule nicht mehr. Ist verdammt schwierig, die Kinder passen an keine Regelschule. Entweder sind sie unter- oder überfordert.

Habe daher leider keinen Rat für Dich.

LG
Sunny

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Wir haben viel erreichen können mit dem "inklusions-Joker", es ging ums eine Klasse überspringen. Auch hochbegabte Kinder haben Rechte. Unser Sohn saß schon am Einzeltisch weil er im Unterricht geweint und gestört hat. Und in Niedersachsen wäre eine 5 kein Problem mit den anderen guten Noten. Vielleicht ist das noch ein Argument für euch.

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Hallo,
vor einigen Jahren hatte ich bei meinem Ältesten das gleiche Problem. Er hat allerdings die Kombi Frühkindlicher Autismus (HFA) und LRS. Letztendlich wurde es eine Privatschule (IGS). Ich habe in 4 Bundesländern (!) gesucht. Es gab keine einzige staatliche Schule, die für ihn geeignet war.
Mittlerweile ist er 16 Jahre. Ich würde sagen, es war damals eine gute, wenngleich auch teure Entscheidung. Er hat bis heute den Notenschutz und die Nachteilsausgleiche für LRS (die werden seit der 8. Klasse jährlich vom Schulamt bestätigt). Aber was soll ich machen - ohne das würde er kein Jahr bestehen. Er wäre da schon in der 3. Klasse raus gewesen. Dazu kommt der Förderbedarf Sprache und natürlich die Schulbegleitung.
In der Schule kann man ALLE Prüfungen ablegen - von den Förderschulprüfungen bis zum Abitur. Ein lernzielgleich unterrichteter Schüler muß zu jeder Prüfung antreten. Er darf gar keine Prüfung auslassen, um seinen gewünschten Abschluss zu erreichen. Ein zukünftiger Abiturient schreibt also, wie jeder andere auch, ganz normal in der 9. Klasse die Hauptschulprüfung mit.

In der 9. Klasse hat Junior seinen qualifizierten Hauptschulabschluss sogar sehr gut bestanden. Der Notenschutz steht allerdings mit auf dem Zeugnis.
Jetzt ist er in der 10. Klasse. Aufgrund der Berechnung dann auf dem Zeugnis hat er den E-Kurs in Deutsch und Englisch gewählt. Weil ihm die Fächer liegen und er darin einfach sehr gut ist, hat er noch Mathematik, Biologie und Physik als E-Kurs gewählt. Chemie hat er nur im Grundkurs, weil er sich nicht überanstrengen wollte. Seine Noten sind in allen Fächern ausschließlich nur 1-er und 2-er, in allen Sprachfächern kämpft er. Mal steht er auf einer stabilen 4, mal auf einer äußerst guten 4…aber nur dank Notenschutz und Nachteilsausgleichen.

Wenn du mich fragst, ich würde so ein Kind auf kein reines Gymnasium geben. Die Rücksicht ist dort wahrscheinlich deutlich geringer als auf einer IGS.

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Ich schreibe dir mal eine PN!