Inklusion Hochsensibilität

Hallo ihr Lieben,

unser Sohn ist in der 2 Klasse. Wir haben bald ein Gespräch mit der Rektorin. Er ist krankgeschrieben, weil er mit dem Druck der Schule nicht klar kommt. Wir sind bei einer Kinderpsychologin, die meinte, dass wir eine Kurzzeitbeschulung beantragen soll. 2 Schulstunden am Tag? Das wäre eine super Idee. Macht das jemand von euch? Welche Hilfen gibt es noch? Was ist ein Nachteilausgleich? Bekommt er da weniger Aufgaben oder muss bei der Klassenarbeit nicht mitschreiben? Wie kann ich das beantragen bzw welche Voraussetzungen brauchen wir?Gibt es ein Verein der sich für Inklusion in der Grundschule einsetzt?

1

Welche Diagnose hat dein Kind? Hochsensibilität ist keine Diagnose. Wart ihr mal bei einem Kinder- und Jugendpsychiater? Wahrscheinlich geht es ja bei euch um eine seelische Behinderung.

Ansonsten:
Kurzzeitbeschulung gibt es. Bei uns hat es die Schule immer angeboten, allerdings sind meine Kinder auch schwer mehrfachbehindert mit jeweils einen dicken Order voller Diagnosen. Bisher war es nie notwendig. Also haben wir die Option nie angenommen. Du kannst aber nicht auf Kurzzeitbeschulung gehen und gleichzeitig in der Regelbeschulung bleiben und hoffen, dass du in der vorgeschlagenen Zeit die Schule beendest. Das dauert dann eben alles doppelt oder dreimal so lange. Wenn dein Kind jetzt also in der 2. Klasse ist, muß er die 2. Klasse 2 mal machen, die 3. Klasse auch 2 mal und die 4. Klasse auch 2 mal. Er kommt sonst nicht auf die vorgeschriebenen Fächer um ins nächste Schuljahr versetzt zu werden. Alternative wäre ein sonderpädagogischer Förderbedarf mit lernzieldifferenter Beschulung.

Ein Nachteilsausgleich soll bestehende Nachteile ausgleichen ohne jedoch den zu erbringenden Leistungsnachweis irgendwie zu erleichtern. Ein Nachteilsausgleich kann man beantragen bei der Schule, muß den Antrag aber belegen mit ärztlichen Gutachten. Über Nachteilsausgleiche entscheidet die Schule mehr oder weniger vollkommen frei. Über die Umsetzung der Nachteilsausgleiche entscheidet jeder Lehrer höchst individuell.
Nachteilsausgleiche können sein (abhängig von der Diagnose und dem Bundesland und der Klasse):
- x% mehr Zeit bei Leistungsüberprüfungen
- mehr mündlich als schriftlich
- Nutzung diverser Hilfsmittel (z.B. Kopfhörer, Schreiben mit Bleistift statt Füller/Kuli,…)
- Schreiben von Leistungsüberprüfungen in reizarmer Umgebung
- Anwesenheit der Schulbegleitung bei Prüfungen als Anker
- Vorlesen lassen aller Aufgabenstellungen
- …
Die Nachteilsausgleiche sind keine abgeschlossene Liste. Da muss man echt über die Jahre schauen, was dem Kind guttun würde. Nicht alles ist hilfreich, manches stört auch.

Den Notenschutz gibt es natürlich auch noch. Allerdings ist das genaugenommen kein Nachteilsausgleich.

Arbeiten nicht mitschreiben gibt es nicht. Es gibt aber den Punkt, dass Arbeiten nicht bewertet werden und jede Arbeit, egal wie sie ausfällt, immer super ist. Das wäre der Förderbedarf Geistige Entwicklung. Nur der Vollständigkeit halber: In dem Förderbedarf gibt es keinen Nachteilsausgleich.

2

ganz genau.--Wollte auch nur klarstellen, dass Hochsensibilität, so es das ist, worum es sich bei dem Kind handelt, keine Gesundheitsstörung und auch keine Behinderung ist. Es ist eine Temperamentsvariante die man in vielen Bereichen eher sogar als Ressource sehen kann. Es braucht dann einfach nur Anpassungen, wie man gut mit sich umgeht, z.B. dass man sich regelmäßig (Rückzugs)raum nimmt und generell die Bedingungen so anpasst, dass man nicht reizüberflutet wird. Ein Grund für Inklusionsangebote/Nachteilsausgleich ist dies aber nicht.
Ist denn überhaupt eine kinder- und jugendpsychiatrische bzw.-psychotherapeutische Diagnostik gelaufen?--Dem Druck in der Schule nicht standhalten können, ist eher nicht etwas mit dem Hochsensible zu tun haben.

Bearbeitet von rma
3

Sprich die Therapeutin auf ein vollständiges Diagnosespektrum. Von ein paar Terminen mit solch einem Ratschlag kannst DU nichts erwarten. Klingt so, wie wenn ihr da ein- oder wenigemale da wart und sonst nix gelaufen ist?

Ihr braucht eine vollständige Diagnostizierung entweder durch die Psychologin oder ein SPZ. Es müssen anderen Spektren bestätigt oder ausgeschlossen werden (ADHS, Ausperger, und viele anderen Teil- und Mischbereiche, da das reinpfuschen können). Nicht mit Druck klarkommen ist was anderes als Hochsensibel zu sein. Es gibt tausend Ursachen udn Mischformen mit anderen Psych.Störungen. Wir haben gerade die ersten 2 Beratungsgespräche hinter uns und die ganze Geschichte wird monatelang dauern, viele Test beinhaltet und paralell laufen noch Therapiesitzungen und Beurteilungen. -- Die parallele Therapie sollte auch unterstützend wirken, den normalen Weg in den Unterricht zu ebenen. Klingt bei Euch, dass da drumrum noch nicht viel gelaufen ist?


Und da kommt man um diese Komplettdiagnostik nicht herum. Nicht zuletzt, weil genau diese auch das Trainingsprogramm bzw. den Fahrplan für die zukünftigen Therapien festlegt. Manche Sachen kann man auch gar nicht Therapieren, sondern es müssen Strategien geübt und antrainiert werden, mit dem Leben klar zu kommen. -- da ist jeder Weg individuell. Das macht es so schwer.