Selektiver Mutismus

Guten Morgen alle zusammen, :)
Mein Sohn Otis 3 Jahre und 4 Monate hat selektiven Mutismus. Das heißt er spricht nur ist ausgewählten Personen und auch nicht in jeder Situation. Mit meinem Mann, meiner Mutter und mir allerdings immer und das auch ganz normal. Nun kommen noch meine Schwiegereltern und Kleinkinder also 1 jährige und Babys dazu. Im Kindergarten ist er seid dem 1.10.22 … dort hat er nach zwei Monaten angefangen mit einem Mädchen zu sprechen und zu spielen. Sonst spricht er dort mit niemandem auch nicht den Erziehern. Er ist allgemein sehr zurückhaltend und bei Berührungen von anderen Kindern sehr skeptisch. Gestern wollte ein Kind mit ihm aus dem Spiel heraus kämpfen. Er war total erschrocken und überfordert mit der Situation. Ich merke auch oft er würde gerne mehr auf Kinder zugehen traut sich aber einfach nicht. Hat noch jemand ein Kind mit selektiven Mutismus? Wann hat es sich bei euch gelöst? Was hat geholfen außer Logopädie das bekommt er schon? Und vor allem wie kann ich sein Selbstbewusstsein stärken?
Es tut mir so leid für ihn weil ich immer sehe wie traurig er ist wenn andere Kinder fragen warum er nicht spricht 😒
Mein Mann hatte als Kind ähnliche Verhaltensmuster. Wir sind beide eher introvertierte Personen. Das ist Otis definitiv auch. Wenn ein Kind bei uns zu Besuch ist oder auch draußen spielt er gerne fangen, ich muss aber immer dabei sein. Wenn er die Kinder dann fängt stupst er sie nur ganz leicht an.
Ich hoffe jemand hat selbe Erfahrungen und kann mir etwas helfen. Autismus wurde übrigens ausgeschlossen. Zuhause ist er ein ganz normaler aufgeweckter junge. Er bekommt jetzt im Dezember einen Bruder oder Schwester, ich hoffe die Rolle des großen Bruders stärkt ihn auch nochmal ein bisschen.
Allein das von der Seele zu schreiben hilft mir etwas 🤭
Liebe Grüße Yvonne mit Otis und Baby im Bauch 🥰

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Wer hat den selektiven Mutismus diagnostiziert?
Welche Mutismustherapie bekommt er (Stichworte: KoMut, DortMut)?
Welche Fachärzte begleiten diese Therapie?
Inwieweit ist die Kita in diese Therapie eingebunden?

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Hallo,
Ich glaube das Beste was du tun kannst ist, deinem Sohn zu zeigen dass er toll ist wie er ist, ihn da zu unterstützen wo er es braucht und ihm due Freiräume zu geben die er benötigt.
Nachdem es bei euch ja in der Familie zu liegen scheint ist das halt einfach ein Charakterzug.
Mein Sohn (4) ist zwar kein Mutist aber er ist auch schnell verunsichert wenn er sich bei manchen Leuten nicht auskennt. Er ist sehr technisch veranlagt und unberechenbare Sachen stressen ihn.
Und in der Entwicklung ist noch so viel drin, da kann es sein dass noch ganz andere Seiten zum Vorschein kommen. Und ein Geschwister ändert sicher auch nochmal einiges. Unsere beiden (4+2) profitieren sehr voneinander.
Alles Gute 🍀

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Diagnostizierten selektiven Mutismus würde ich nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern bestehende Therapieangebote wahrnehmen. Ich hatte mal eine gute Freundin, deren Eltern stets davon ausgegangen sind, dass es sich selbst regelt. Sie und auch viele andere tun sich im Erwachsenenleben schwer und verkaufen sich vielfach weit unter ihrem Wert. Zumindest in der Schweiz beziehen viele früher oder später eine Invalidenrente, vor allem, wenn sie nicht das Flair haben, um in einem Beruf unterzukommen, wo man als Mutist akzeptiert wird, z.B. in der Informatik.

In sehr vielen Fällen hätte eine frühzeitige Therapie Abhilfe schaffen können. Dem entgegen stehen Fehldiagnosen oder Eltern, die die Angebote nicht wahrnehmen.

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Stimmt. Ich ging davon aus, dass diese Seite abgeklärt ist da ja von einer Diagnose die Rede ist.
Sollte das nicht der Fall sein so bin ich ganz bei dir--> Abklärung, ggf. Behandlung

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Hi,

bei uns hatte der Kinderarzt auch selektiven mutismus vermutet - hat sich dann aber nicht bestätigt. Unsere Tochter zeigt zwar Anzeichen, aber insgesamt ist sie einfach sehr schüchtern. Die ersten Lebensjahre haben wir das gar nicht wirklich gemerkt, weil mit uns und Großeltern hat sie super viel gesprochen, war sprachlich immer topfit. Im Kindergarten hat ihr großer Bruder für sie „mitgesprochen“. Dann kam Corona und durch Kontaktverbote war das soziale Umfeld plötzlich sehr klein. Und es fehlte einfach die Übung und der Kontakt mit anderen Menschen. Das hatte ganz gravierende Folgen, weil sie immer mehr in sich gekehrt ist.

Die Kinder sind natürlich nicht weniger super, einzigartig und großartig als andere . Aber trotzdem müssen sie einen Weg finden, mit dem sozialen Umfeld zu agieren.
Wir haben mit Mini Mini steps angefangen, diese aber bewusst wiederholt. Sie wollte bspw beim Bäcker nicht hallo sagen und bestellen - wir haben gesagt, dann winke einfach zur Begrüßung. Oder im Restaurant statt danke, einfach lieb lächeln … wir haben häufiger Kinder aus dem Kindergarten zu uns eingeladen, im gewohnten Umfeld ist es leichter Kontakt zu knüpfen. Oft habe ich anfangs eine „Aktion“ mit den Kindern gemacht (basteln, ein Spiel oder so) bis das Eis gebrochen ist. Einfach so frei spielen hätte nicht funktioniert. Wir haben sie bei einem Mannschaftssports angemeldet, ich habe am Anfang immer auf der Bank gesessen, das hat ihr Sicherheit gegeben. Ich mache mit meiner Tochter gemeinsam einen Malkurs und Yoga… also, ich versuche ihr in kleinen Schritten ein soziales Umfeld zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlt und Selbstvertrauen aufbauen kann. Es ist anders als bei ihren Bruder - der geht alleine mit dem Ball auf dem Bolzplatz und findet 10 neue freunde. Für meine Tochter war es Arbeit über Jahre! Sie wird auch immer introvertiert bleiben - aber sie ist dieses Jahr aufs Gymnasium gekommen und schafft es, sich am Unterricht zu beteiligen, auch wenn es ihr Angst macht. Sie hat zwei sehr gute Freundinnen. Mit der Familie spricht sie wie ein Wasserfall und im alltäglichen Situationen kommt sie gut zurecht. Sie ist ein glückliches Kind und das ist alles, was ich je wollte!!

Jetzt ist der Text sehr lange geworden, eigentlich wollte ich dir einfach Mut machen und alles gute wünschen!! Auch Otis wird seinen Weg finden!!

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Ich litt in meiner Kindheit unter Selektiven Mutismus. In der Schule war es dann ganz schlimm, auch weil die Lehrer es nicht verstanden und mich dann dazu zwangen zu reden. Ich kann dir nur als Tipp geben deinem Kind immer wieder zu zeigen dass es genau so wie es ist absolut richtig ist. Es bestärken in allem was es tut aber bitte niemals kritisieren warum es den Mund nicht aufmacht. Ich wollte immer reden, aber ich konnte nicht. Ich konnte diese Hürde nicht überwinden. Mittlerweile hat es sich „verwachsen“ und ich bin ein ganz normaler (aber immer noch eher introvertierter) erwachsener.

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Ui, also ehrlich gesagt könnte diese Beschreibung auch total auf mich passen. Im Kindergarten habe ich nie mit den Erzieherinnen und meisten Kindern auch nicht geredet. Ich habe mir da beim Spielen immer ein Kind rausgesucht und mit dem dann gespielt, in der Gruppe ging aber gar nichts. Auch sonst war ich total "verklemmt", habe mich einfach nicht getraut etwas zu sagen bzw. musste mich extrem überwinden. Auch in der Schulzeit war ich noch sehr, sehr schüchtern und habe mich teilweise nicht mal getraut mich zu melden um zu fragen ob ich auf die Toilette darf! Mit den Jahren wurde es aber besser bzw. je mehr sich mein Horizont erweitert hat desto sicherer wurde ich.

So richtig gesprächig und offen bin ich auch heute nicht, aber ich bin durchaus in der Lage in Gruppen zu sprechen, Referate und Seminare als Lehrende zu halten und empfinde meine Zurückhaltung nicht als Einschränkung. Aber ja, früher, besonders im Kindergarten habe ich es als persönliches Hindernis in Erinnerung. Nimm deinen Sohn an wie er ist und unterstütze ihn soweit es geht. Alles weiteres wird sich zeigen und entwickeln

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Hallo!

Mein großer Sohn war erst selektiv, dann total mutistisch. Nach der 5. Klasse fing er wieder mit dem Sprechen an, er hat ein astreines Abi gemacht. Jetzt allerdings hängt er durch, was sicher mit seiner sehr introvertierten Persönlichkeit und mit "Mutismusresten" zu tun hat. Allerdings hat er noch ein anderes Erlebnis aufzuarbeiten. Er ist aber sehr selbstständig und schon ziemlich erwachsen.

Mein Mann war ähnlich und wusste immer sehr genau, was in dem Kind vorging. Ich war als Kind auch eher überschüchtern und ängstlich, konnte vieles nachvollziehen.

Was ich dir mit auf den Weg geben möchte: Bleib immer hinter deinem Kind! Und bitte, bitte reduzier ihn nicht auf das Nicht-Reden. ich empfand den Gesellschaftsdruck zu Kindergartenzeiten wirklich enorm. Es hat mich viel Kraft gekostet, unseren Sohn einfach so zu lassen wie er war. Damit meine ich nicht, dass er keine Therapie oder Unterstützung erhalten hat, aber irgendwann war doch auch mal gut. Das Kind konnte so sehr viel mehr als nicht zu sprechen.
Auch zu Zeiten des totalen Mutismus -er redete vier Jahre lang kein Wort mit uns- hatte ich nie das Gefühl, dass das ein großes Problem war. Kommunikation war ja trotzdem gut möglich. Er kommunizierte immer seinem Umfeld, hatte immer Freunde. In der Schule kam er schweigend gut klar, weil seine LehrerInnen ihn einfach in Ruhe ließen. die konnten aushalten, dass er nicht redete, wurde mündlich nicht bewertet, alles andere musste er wie alle anderen leisten. Hat er auch gemacht.

Ich habe versucht, möglichst wenig Druck bei ihm ankommen zu lassen. Es blieb seine Entscheidung, wann er mit dem Reden wieder beginnen wollte. Wir haben immer gezeigt, warum es einfacher und besser wäre zu reden. Wir haben ihm wenig abgenommen, ihn aber unterstützt, wenn er die Lösung allein nicht finden konnte.

Lange waren wir bei Mutismus.de. Mich nervte da immer mehr, wie sehr viele diese "Störung" in den Mittelpunkt ihres Lebens stellten. Es gibt Schlimmeres. Wirklich! Dein Sohn redet doch gleich mit einem Mädchen im Kindergarten, er geht zur Therapie. Wenn die Logopädin nicht die Richtige sein sollte, dann sucht ihr eben irgendwann jemand anderen. wir hatten auch mehrere Versuche.

Machen, was nötig ist, aber nicht verzweifeln. Es ist "nur" Mutismus". Das sind tolle, sensible Kinder!

Alles Gute!

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Hallo👋 meine Tochter wurde diagnostiziert als sie mit 4 in den Kindergarten kam. Die Erzieherin hat mich angesprochen und gesagt dass sie bei meine Tochter vermutet. Ich dachte auch dass sie nur schüchtern ist und das wird schon. Sie war schon immer sehr schüchtern und hat sehr oft geweint wegen kleinichkeiten.In der 2 Klasse mussten wir umziehen und sie musste die Schule wechseln. Ich habe mir große Sorgen gemacht weil sie eigentlich viele Freunde gefunden hat. Als sie in die neue Schule kam hat sie seit dem sich geöffnet. Jetzt ist sie bald 11 in weiterführende Schule und von selektiven Mutismus seht man nicht mehr viel. Es gibt's nicht viele Ärzte die selektive Mutismus diagnostizieren. Bei uns hat SPZ die Diagnose gestellt. Es gibt's mittlerweile Mütter Kind Kur 1 mal im Jahr soweit ich mich erinnere. Wir waren bis sie in die Schule gegangen ist bei Frühförderstelle dann haben wir eine Logopädin gefunden die Weiterbildung extra gemacht hat in diese Richtung und das hat auch geholfen. Ich wünsche euch alles Gute und endschuldige für die viele Schreibfehler