Haus von Oma übernehmen?

Hallo ihr Lieben,
Ich brauche einfach mal ein paar Meinungen und Ratschläge, die ich möglicherweise in meine Entscheidung einfließen lassen kann.
Meine Oma ist vor kurzem verstorben und es stellt sich nun die Frage, was mit dem Haus passiert. Meine Mutter hat es geerbt und möchte es eigentlich nicht verkaufen.
Naheliegend wäre es, wenn meine Schwester oder ich es renovieren und übernehmen. Meine Schwester hat ihre Entscheidung eigentlich schon getroffen und möchte es nicht.

Mein erster Impuls war eigentlich von Anfang an, dass ich es auch nicht möchte. Ich, 33, bin mit meinem Sohn alleine. Habe zwar einen Partner, aber ich bin mir noch unsicher, ob die Beziehung eine Zukunft hat und möchte meine Entscheidung eigentlich unabhängig davon treffen.
Finanziell wäre das Ganze kein Problem, zumal der untere Teil des Hauses zusätzlich noch vermietet werden würde. Auch die Lage ist für mich perfekt, da der Kindergarten meines Sohnes, meine Mutter und der Papa meines Sohnes (gutes Verhältnis) im gleichen Ort sind. Aktuell wohne ich in einer Mietswohnung.

Die Rahmenbedingungen wären also eigentlich perfekt, trotz allem habe ich aber total Angst, mir "ein Haus ans Bein zu binden". Meine größte Angst ist die ganze Organisation rund um die Renovierung und das alles "alleine als Frau".
Zudem habe ich Bedenken, an das Haus gebunden zu sein, wenn es dann zukünftig doch einmal um das Thema Zusammenziehen mit einem Mann geht.

Jeder sagt, dass es die perfekte Chance wäre, dass ich "dumm" wäre, die Möglichkeit nicht anzunehmen und dass Eigentum doch was super tolles ist und ich doch nicht ewig auf Miete wohnen will.

Ich bin einfach so unsicher, ob ich das alles schaffen würde...
Deswegen interessieren mich mal unabhängige Meinungen und Gedanken dazu!
Vielen Dank schonmal.

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Ich würde es auf jeden Fall machen! Natürlich ist so ein Haus ein "Projekt" auf das man Lust haben muss. Ich hätte wahnsinnige Freude daran, den Umbau zu planen und möglichst viel auch selbst zu machen. Es muss ja ggf. nicht alles auf einmal gemacht werden. Ich beneide dich gerade ein wenig. Du musst aber für dich entscheiden, ob deine Bedenken oder die guten Argumente überwiegen. Mach dir eine Pro- und Contra-Liste und wäge für dich ab.

Wie sieht es finanziell aus? Musst du dann deine Schwester auszahlen? Wie hoch wären die Sanierungskosten? Liegen noch Hypotheken/Grundschulden auf dem Haus?

Alles Gute

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Hallo,

und wenn es deine Mutter an dich "vermietet" aber Eigentümerin bleibt?
Ich kann gut verstehen, dass du dir kein Haus ans Bein binden willst. Würde ich heute tatsächlich auch nicht mehr machen. Auch würde ich es davon abhängig machen, wieviel renoviert werden muss. Sind es "neue Tapeten" oder eine Sanierung?

Gerade jobmäßig finde ich ein Haus blöd, wenn man nicht ewig fahren möchte. Mit Kind toll aber wenn sie Groß sind, wieder verkaufen?!...

Wir haben ein Haus. Ich würde es nicht mehr machen. Geldanlage hin oder her - aber die Zeit, die wir reingesteckt haben, die Nerven und Tränen, das gebundene an dem Ort - im nachhinein wäre es für mich das nicht mehr Wert.

Lg

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Hallo,
die Renovierung ist eigentlich gar nicht so ein Problem. Es gibt für alles im Internet Anleitungen und Tutorials und das kriegt man auch als Frau hin. Wahrscheinlich wärst du überrascht wie einfach vieles ist und was für Kräfte du nach einer Zeit entwickelst. Manches muss man ja sowieso machen lassen oder die Familie kann dir ja vielleicht auch mal helfen.
Ich habe jedenfalls auch (als Frau, aber ohne Kind) viele Jahre renoviert und es ist natürlich anstrengend und zeitintensiv, aber das meiste kriegt man problemlos hin, man muss sich nur rantrauen und wollen. So habe ich zum Beispiel auch mit meinem Vater das Bad komplett ohne Firma erneuert und ich kenne einige die sowas problemlos geschafft haben nachdem sie sich erstmal richtig informiert hatten.
Viele Grüße

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Je nachdem wie viel zu tun ist, ist das Problem nicht unbedingt nur die Ausführung, sondern die Organisation.

Sind es nur, wie hier jemand schrieb, neue Tapeten an die Wand, magst du ja Recht haben. Aber wenn man die komplette Elektrik rausreißen und abändern muss, Wasser und Abwasser neu organisieren, Dämmung neu, Dach neu, heizungskonzept überarbeiten (von Heizung über Heizkörper & Rohre bis Energieverordnung mit Solar und co), dann hilft YouTube allein nicht mehr weiter.

Wir haben kernsaniert und allein die Menge der Aufgaben erschlägt einen. Bei uns hat mein Vater anfangs geholfen, alles einfach in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Er hat schon mehrere solche Großbaustellen mitgemacht und daher Erfahrung. Ohne ihn, damals Anfang 20 und wir noch Schüler/Student - never.

Die nächste Großbaustelle (Dachgeschossausbau) konnten wir dann selber. Aber beim ersten Mal erschlägt es dich. Wirklich. Selbst wenn man sich Handwerker dazu holt, auch das muss man ja koordinieren.

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Also auch bei den von dir beschriebenen Sachen kann man sich sehr gut einlesen (neue Tapeten sind in dem Kontext ja wohl ein Witz 😅). Auf YouTube gibt es schon ganz gute Infos wie man was macht und darüberhinaus haben mir Bauforen sehr geholfen. Manchmal erklären einem auch Handwerksbetriebe wie man was macht, wenn man dort was kauft oder man kauft sich halt ein Fachbuch. Und wenn man gar nicht zurecht kommt und null Ahnung hat gibt es sogar Firmen die einem sagen was in welcher Reihenfolge zutun ist (wenn man finanziert braucht man je nach Zustand ein Gutachten darüber, das kann man ja auch so einholen)
Letztendlich geht alles, wenn man nur will.

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Ich würde es nicht machen. Hätte keine Lust mir die Organisation oder noch Vermieter ans Bein zu binden. Dass das geerbte Haus zufällig das Haus ist das zu einem passt wäre auch eher großer Zufall, es ist ja nicht das einzige Haus der Welt. Das einzige was bleibt ist die Gelegenheit. Die kann natürlich gut sein. Das Geld was Du reinsteckst bekommst Du größtenteils nicht wieder.

Man muss das schon wollen und Lust darauf haben, dann kann es natürlich die beste Entscheidung sein.
Was sind denn die Gründe die dafür sprechen? Sind die groß genug?

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Ja, Eigentum ist was tolles, aber auch nur, wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist. Besonders wenn du vermieten möchtest, kannst du eine anfallende Reparatur nicht lange rauszögern, weil der Mieter kein Verständnis dafür haben wird. Du brauchst also die nächsten Jahre entsprechende Rücklagen um kurzfristig reagieren zu können, wenn etwas kaputt ist.
Dann musst du dich generell fragen, ob du überhaupt Vermieterin sein möchtest und eben Mieter unter dir haben willst.

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Ich habe es in ähnlicher Situation (alleinerziehend mit Kleinkind, 2-Fam. Haus aus den 60-ern, kernsanierungsbedürftig) nicht gemacht, weil meine Ressourcen nicht dazu ausgereicht hätten. Ich meine hiermit noch nicht einmal vorrangig die finanziellen Ressourcen, sondern die Kraft und Energie die es gekostet hätte.--Wahrscheinlich hätte man es irgendwie geschafft, aber die Frage ist ja zu welchem Preis...

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Ich finde es tatsächlich auch eine tolle Chance.
Allerdings wirklich auch nur, wenn du genug Geld für die Renovierung hast und nicht übermäßig viel selbst machen musst. Die Zeit, die eine Renovierung in Eigenleistung kostet, würde ich lieber dem Kind zugute kommen lassen und in die frische Partnerschaft investieren.

Aber wenn du viel auslagern kannst:
Dann ist es immer noch ein großer Aufwand, aber du bekommst auch viel dafür. Mit einer vermietbaren Wohnung ja sogar eine gewisse Sicherheit, falls es mal gesundheitlich nicht rund läuft und arbeiten schwierig ist.

Handwerkerfirmen würde ich sorgsam auswählen. Mittlerweile ist die Auftragslage ja so weit zurückgegangen, dass man sich die Firmen aussuchen kann.
Hätte ich 2022 die Wahl gehabt, hätten wir den Fensterbauer mit seinen Macho-Sprüchen nie beauftragt. Das wäre sogar rückblickend besser gewesen... Der Maler, der eine Frau mit im Team hatte, war aber fantastisch und die Maler haben mir gezeigt, wie man eine Wand verputzt. Eine dauerhaft sehr nützliche Eigenschaft ;-) auch wenn es bei mir immer noch nicht so professionell aussieht wie bei den Fachleuten. Ich würde sogar gezielt nach Firmen suchen, die von Frauen geführt werden. Die gibt es und du kannst sicher sein, dass du ernst genommen wirst.

Hab keine Angst vor körperlich anstrengenden Arbeiten. Dinge, die man selbst macht, erfordern im Zweifelsfall eher Geschicklichkeit als Kraft. Schwere Dachbalken oder Fenster schleppen die Profis. Fliesen sollte man auch den schleppen lassen, der sie dann verlegt. Siehe oben: Renovierung bezahlen, aber selbst höchstens Wände streichen, wenn ein paar nette Leute mithelfen.

Du könntest mal ein paar Bauträger vergleichen. So jemand nimmt dir viel Arbeit ab und hat eine gute Kontrolle über die Handwerker. Aber den Vertrag genau lesen!! Es kann wohl sehr unterschiedlich sein, wie der Übergabe-Zustand definiert wird.
Wir haben ohne Bauträger saniert und sind manchmal von den Handwerkern gegeneinander ausgespielt worden. Da hat dann der Fensterbauer eine Isolierung weggelassen, der Fassaden-Dämmer hat's zum Glück gemerkt, musste/wollte aber weitermachen, also hat er die Isolierung selbst angebracht... und natürlich auf seine Rechnung draufgeschlagen. Usw.

Immer viel finanziellen Puffer einrechnen!
Aber dann - wieso sollte man einen Mann brauchen, um ein Haus zu besitzen?
In alles Wissenswerte kann man sich einlesen. Man redet mit tausend Leuten. Und mscht trotzdem viele Fehler. Aber das geht jedem so, unabhängig von Geschlecht oder Partnerschaft.

LG

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Genau so sehe ich das auch.

@TE: es ist eine tolle Chance. Du musst nur aufpassen, dass du dich finanziell nicht übernimmst. Relevant ist also, was die Renovierung kostet und ob du deine Schwester auszahlen müsstet.
Wir bauen gerade und ich kann dir daher aus eigener Erfahrung sagen, dass Bauen mit viel Eigenleistung hart ist. Wir haben nicht viel, was wir selbst machen müssen, aber trotzdem geht dabei sehr viel Zeit drauf, die dann für die Familie fehlt. Du solltest die Sanierung also nur in Angriff nehmen, wenn du viele Helfer aus der Familie und auch gesichert(!) deren Unterstützung hast oder für die meisten Sachen Handwerker bezahlen kannst.

Wenn du aber das Haus einmal hast, ist es toll. Du bist finanziell unabhängig von den Mieten und hast einen Vermögenswert, der dich finanziell abgesichert. Ein Mann könnte bei dir einziehen, muss aber auch nicht. Wenn deine Partnerschaft noch frisch ist, werdet ihr wohl sowieso noch nicht so schnell zusammen ziehen. Andersherum ist es für viele Männer selbstverständlich, dass die Frau bei ihnen ins Haus mit einzieht. Warum soll das nicht auch für den umgekehrten Fall gelten?
Handwerklich kann man sich vieles aneignen. Du lebst bisher alleine mit deinem Kind und organisierst das Leben in deiner Wohnung ja auch selbst ohne bei jedem Nagel in der Wand nach einem Mann zu rufen. Von daher schaffst du das schon!

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Ich habe als Frau, alleine, gebaut und würde es jederzeit wieder tun und bin auch ehrlich gesagt, stolz darauf, es alleine geschafft zu haben. Jetzt, alleinerziehend mit Kind empfinde ich es auch schön, dass ich meinem Kind einen festen Hafen bieten und ihm auch mal etwas vererben kann.

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Ich würde das Haus übernehmen und selber beziehen.
Meine Kollegin war alleinstehend, als sie sich ein Haus bauen hat lassen. Sie hat das auch ganz wunderbar geschafft. Warum solltest du eine Renovierung nicht schaffen?