Hallo, ich möchte mich vorstellen

Hallo zusammen,

ich bin hier im Forum ganz neu angemeldet und möchte mich vorstellen. Ich bin Mama eines Extremfrühchens und habe lange Zeit still mitgelesen. Und jetzt möchte ich euch auch an unserer Geschichte teilhaben lassen und hoffe, dass ich vielleicht dem ein oder anderem ein wenig Hoffnung schenken kann. Als ich in der Situation war, habe ich immer nach Erfahrungsberichten gesucht, die mir neuen Mut gespendet haben und war froh um jeden Hoffnungsschimmer....

Nach eineinhalb Jahren Kinderwunschzeit wurde ich durch eine ICSI schwanger und schnell war klar, dass es Zwillinge werden (Zwilling 1 (L.) und Zwilling 2 (B.)). Der Start war etwas holprig. Ich hatte eine schwere Überstimulation mit viel Wasser im Bauch und 2 Mal starke Blutungen. Doch dann wurde es ab der 13. SSW ruhiger und ich konnte die Schwangerschaft genießen. Allerdings nicht lange.

In der 18+1. SSW platzte die Fruchtblase von L. und ich bekam Wehen (Muttermund komplett offen). Man machte uns keinerlei Hoffnung und sagte, dass die Kinder nun geboren werden würden und keine Überlebenschance haben. Doch nach einer Nacht heftiger Wehen beruhigte sich die Lage, nachdem die PDA lag. Es wurde also ein Wehentropf angeschlossen. Doch dann stellte man fest, dass der Muttermund wieder zu war. Der Wehentropf wurde blitzschnell rausgezogen und ich wurde konservativ weiterbehandelt (strenge Bettruhe und Antibiotika). Niemand glaubte daran, dass das gut enden würde. Aber wider Erwarten war 5 Wochen alles ruhig.

In der 23+1. SSW öffnete sich dann wieder der Muttermund, doch diesmal ohne Wehen. 5 Tage später hatte ich bei L. noch einen Nabelschnurvorfall. Die kleine Hoffnung, dass er trotz fehlendem FW überleben könnte, schwand dahin. Seine Versorgung wurde immer wieder unterbrochen. Man konzentrierte sich von nun an nur noch auf B., dem es ja gut ging. L. verstarb bei 24+6 in meinem Bauch (Ich war froh, dass er nicht mehr die Geburt überstehen musste, um dann in einer kalten, grellen Umgebung zu den Sternen zu gehen). Man wartete trotzdem weiter ab, denn für B. zählte jeder Tag, den er in meinem Bauch verbringen konnte.

in der 25+3. SSW konnte man die Geburt aber nicht mehr hinauszögern. Ich hatte starke Wehen, gegen die kein Wehentropf mehr half und meine Entzündungswerte stiegen im Laufe des Tages stark an. Man entschied sich abends, die Kinder per Kaiserschnitt zu holen.

Als B. geholt wurde, weinte er leise. Er wog 900g und maß 35cm. Bei L. blieb alles still. Trotz seiner schlechten Lage ohne FW, brachte er 750g auf die Waage.

B. hatte erstmal einen guten Start. Doch 2 Tage später stellte man eine beidseitige Hirnblutung 3. Grades fest.
Wenige Tage später wurde er in die Uniklinik Köln verlegt. Er musste operiert werden, da er ein Loch im Dünndarm hatte. Einen Tag später erfolgte eine zweite OP wegen eines Lochs im Magen. Man hatte uns darauf vorbereitet, dass die ersten Wochen ein Auf und ab der Gefühle sein werden, doch das übertraf alles... Und es sollte noch nicht zu Ende sein.
Tags drauf stellte man fest, dass die Hirnflüssigkeit sich aufgrund der Hirnblutung staute und Druck auf das umliegende Gewebe ausübte. Man musste ihn punktieren. Dies geschah fortan alle 2 Tage. Jeden Tag wurde Ultraschall gemacht und die Ventrikel vermessen. Unser erster Blick morgens, wenn wir die Intensiv betraten, war auf den Ultraschallbefund gerichtet. Waren die Ventrikel schon wieder erweitert? Dies zog sich über 2 Wochen und man bereitete uns darauf vor, dass B. vielleicht Rickhamreservoir benötigen würde. Doch dann kam die Wende. Eines morgens sagte man uns, dass man nun 3 Tage Abstand zwischen den Punktionen versuchen würde, Der 3. Tag kam, aber der Ultraschall zeigte an, dass die Ventrikel sich nicht weiter vergrößert haben. Und so ging es weiter, Es war keine weitere Punktion mehr nötig, Die Hirnblutung begann sich aufzulösen und das Hirnwasser konnte wieder abfließen. Wir waren unglaublich glücklich. Ab diesem Zeitpunkt ging es bergauf.
3 Wochen vor seinem Geburtstermin konnte B. mit 1800g entlassen werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch einen künstlichen Darmausgang. Dieser wurde dann, als er 3kg wog (~7 Wochen nach Entlassung), problemlos zurück verlagert.

Heute geht es B. sehr gut. Er ist 19 Monate alt und ein sehr zufriedenes, ausgeglichenes und fröhliches Kind. In seiner Entwicklung liegt er noch etwas zurück. So kann er noch nicht frei laufen (Er könnte es wohl, aber er sieht noch keine Notwendigkeit. An Gegenständen läuft er problemlos entlang und manchmal lässt er - ohne es zu merken - auch los).Aber wir geben ihm die Zeit, die er braucht. Das hat er sich schließlich mehr als verdient. Derzeit sieht es so aus, als ob er aus der ganzen Geschichte ohne größere Langzeitschäden herausgekommen ist. Ärzte und Therapeuten sind sehr zufrieden mit ihm.

Es gleicht für uns an ein Wunder, dass wir diesen kleinen Mann bei uns haben dürfen.

Und dann gab es noch ein Wunder... :-):
Wir dachten ja, dass es auf natürlichem Wege mit einer Schwangerschaft nicht klappt. Da wir aber immer 2 Kinder wollten, haben wir auch nicht verhütet und sagten uns, wenn es klappt ist es gut, wenn nicht, werden wir in ein paar Jahren wieder in der Kinderwunschklinik vorstellig. Als Benjamin gerade 8 Monate alt war, hatte ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Ich war erst etwas geschockt, denn mein erster Gedanke war: Was ist mit Benjamin, wenn die Schwangerschaft wieder so kompliziert verläuft? Zwar wären Omas und Opas in der Nähe gewesen, aber ich wollte doch meinen Kleinen bei mir haben... Doch diesmal verlief alles ganz anders. Vorsorglich bekam ich eine Cerclage. Unser Sohn kam dann bei 40+3 auf die Welt und musste sogar aufgrund des Gewichts eingeleitet werden. Stolze 4,025 kg brachte er auf die Waage. Korrigiert gesehen sind die beiden haargenau 1 Jahr auseinander. Der Alltag ist nicht immer leicht, aber die beiden machen uns mehr wie glücklich!

Viele liebe Grüße

Leni-83

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man, das hast du ganz toll geschrieben! ich hatte stellenweise gänsehaut bei all dem ,was ihr durchmachen musstet. umso schöner ist es natürlich zu lesen, dass es euch heute gut geht, auch wenn einer fehlt... er passt sicher auf euch alle auf!!#liebdrueck#stern

ich wünsche dir und deinen lieben alles erdenklich gute!

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Hallo,

Danke für deine lieben Worte und Wünsche!

Ja, die Zeit war heftig und ich habe immer Tränen in den Augen, wenn ich mir die Fotos anschaue. Aber ich bin mir ganz sicher, dass L. für seinen Bruder gekämpft hat. Ohne ihn wäre B. heute nicht bei uns.

Einen schönen Abend noch!

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Ich habe sich Zwillinge zur Welt gebracht. . Eine Horror Vorstellung das ein Baby bereits tot im Bauch ist :(

Aber es freut mich natürlich dass es dem anderen so gut geht und euer neues wunder so problemlos die Schwangerschaft überstanden hat.

LG Jule mit Minis

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Liebe Leni, nun muss hier auch nochmal schreiben. Bin im Thread von milena auf dich aufmerksam geworden. Ich finde es erstaunlich dass uns fast zur selben Zeit dasselbe Schicksal widerfahren ist. Unsere Geschichte ähnelt sich wirklich sehr. Ich bin auch durch eine icsi schwanger geworden und hatte eine furchtbare überstimulation mit 3 wöchigem Khaufenthalt. Ich hatte wirklich Tränen in den Augen als ich deine Geschichte gelesen hab. Es tut mir so leid dass es L. nicht geschafft hat. Umso mehr freut es mich aber auch dass es B. so gut geht, trotz der frühen Woche und er inzwischen sogar ein Brüderchen bekommen hat. Ich wünsche euch weiterhin von Herzen alles gute!!! Ganz liebe Grüße

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Hallo!

Vielen Dank für deine Antwort. Ja, es war eine schwere Zeit voller Hoffen und Bangen. Natürlich hätten wir uns nichts sehnlicher gewünscht, als wenn L. es auch geschafft hätte. Aber wir sind unglaublich dankbar, dass B. hier bei uns sein darf und uns so eine Freude bereitet.

Wie ich deinem Benutzernamen entnehme, hast du dann durch ICSI auch Zwillinge bekommen? Wie verlief deine Schwangerschaft und wie geht es den beiden heute?

Lieben Gruß

Leni-83

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Habe mir gerade dein Profil angeschaut. Unsere Geschichten angeln sich tatsächlich sehr. Unsere Kinder haben fast zeitgleich Geburtstag (bei uns 21.02.15). Und wir hatten auch vor der ersten ICSI 3 vergebliche IUIs. Und dann hat es auf Anhieb bei der ersten ICSI geklappt :-).

LG

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