Update Melina

Hallo Ihr Lieben

Ich wollte mich mal wieder melden.
Seit dem 24.5, an dem Melina in meinem Arm gestorben ist, ist noch gar nicht so viel Zeit vergangen und doch kommt es mir vor wie eine Ewigkeit. An manchen Tagen fühle ich mich völlig "normal" als wäre es gar nicht passiert, an anderen will ich gar nicht aufstehen und denke den ganzen Tag an dass Warum? Hätte ich was anders machen können? Hätte ich ihren Tod verhindern können? Ich weiß diese Fragen sind sinnlos und doch stelle ich sie mir.
Unsere Familenkur wurde genehmigt, nachdem wir mit einem Schreiben vom Psychologen Widerruf gegen die Ablehnung eingereicht haben. Mitte März geht es los. Ich weiß nicht ob uns dass was bringen wird, ob wir dadurch stärker werden oder ob wir bereits stark genug sind. Die Tage vergehen so, mal besser mal schlechter und die Tatsache dass Melina weg ist wird sich durch nichts ändern. Nichts bringt sie mir wieder...und schon fließen Tränen.
Ich vermisse sie einfach, frage mich wie sie wohl gewesen wäre wenn ich mir Mia anschaue überlege ich ob Melina ihr wohl ähnlich gewesen wäre, ob sie miteinander gespielt hätten, wie ein Leben zu viert gewesen wäre. Diese fragen Quellen mich, daher vermeide ich sie mir zu stellen, vermeide vielleicht auch die Trauerarbeit, ich weiß es nicht. Ich war in den letzten Monaten sehr oft krank, Grippe, Magen Darm, Kopfschmerzen usw. Als ich mit meinem Chef sprach (im Oktober) um ihn zu bitten meine Stunden zu reduzieren verdrehte er die Augen als ich sagte "es ist mir zu viel nach der harten Zeit möchte ich etwas runter kommen" Das tat mir weh, ich frage mich ob ich nicht das Recht habe zu sagen dass Die Zeit hart für mich war, ob er von mir verlangt dass einfach zu "ignorieren" er sagte dann ich solle mir überlegen ob der Job noch was für mich ist, wenn es psychisch so anstrengend wäre, doch ich liebe meinen Job, warum versteht er nicht dass ich an manchen Tagen einfach nicht ertragen kann jede 5 Minuten schwangere zu sehen oder Babys in ihren Kinderwägen. Er, der selbst ein Baby hat, was 4 Wochen vor Melina gekommen ist, er müsste dass doch verstehen

Jedenfalls danke ich euch allen nochmal für die krqft, die lieben Nachrichten und Worte und dafür dass ihr sich jetzt noch an mich, uns denkt und mir schreibt.
Liebe Grüße

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Niemand möchte erleben, was ihr erleben musstet, das ist garkeine Frage. Ich habe das in 13 Jahren urbia schon öfter hier erlebt im Frühchenforum und mir sind oft genug die Tränen gelaufen, weil es mir so leidtat.
Aber - ich verstehe auch Deinen Chef. Er möchte mit einigermaßen einsatzfähigen Mitarbeitern planen und arbeiten, er bezahlt ja dafür. Klingt jetzt sehr herzlos, ich weiß, aber er kann halt mit niemandem fest rechnen, der emotional noch so schwer angeschlagen ist.
Es sind ja ständig irgendwo Kinderwagen und Babys unterwegs. Er ist Dein Chef und kein Familienmitglied.
Ich habe ein Jahr lang die volle Arbeit einer Kollegin zusätzlich mitmachen müssen, die nicht nur laufend fehlte sondern auch beim geringsten falschen Wort weinend rausrannte und heimfuhr. Warum, wussten wir alle nicht, ein Kind war nicht im Spiel.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Dich Dein Psychologe und die Kur so stabilisieren können, dass Du wieder Freude am Leben findest, an Deiner Mia und an Deiner Familie. Deine Tochter braucht auch eine nach vorn schauende Mama.
Ständiges Gedankenkreisel hilft nicht, wie Melina wohl wäre usw. Vergessen wirst Du sie nie, das sollst Du auch nicht, aber ihr die Ruhe gönnen darfst Du - und Dir auch.
Ich habe es selber nicht erlebt, aber meine älteste Nichte hatte 3 späte Fehlgeburten und 2 Totgeburten, bis sie schweren Herzens akzeptieren musste, dass sie nie ein Kind haben wird. Da litten wir auch alle mit ihr.
Liebe Grüße von Moni

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Hallo Moni,
danke für deine Antwort. Ich schätze deine offene Art immer sehr und ja, ich verstehe auch meinen Chef dass er natürlich stabile Mitarbeiter braucht. Genau deswegen habe ich ja mit ihm geredet und dachte eigentlich dass ich ihm doch eher einen "Gefallen" tun würde. Ich arbeite teilzeit 100 Stunden im Monat. Da ich nur 1 Tag die Woche voll arbeite (am WE) bin ich 4 Tage einen halben Tag auf der Arbeit. Und die Erste im Laden. Sprich bin ich krank muss direkt morgens innerhalb von 30 Minuten Ersatz gefunden werden. Und seit Juni war ich oft krank. Klar, mein Körper ist halt keine Maschine und hat den Stress verarbeitet. Ich bin also mit dem Gedanken zu ihm auf 80 Stunden zu reduzieren in der Hoffnung dass ich Erstens weniger krank bin und Zweitens natürlich auch um mehr Zeit für mich und meine Familie zu haben. Er bezahlt dafür natürlich auch weniger und vom Personal/Arbeitspensum ist es ebenso kein Thema. Keiner meiner Kollegen hat seine Reaktion verstanden, erst 4 Wochen vorher hat er eine Kollegin auf 80 Stunden runter kürzen lassen (zum dritten mal) die Zitat "einfach keine 100 Stunden mehr arbeiten möchte" also ohne triftigen Grund, einfach für sich selbst. Also ich gönne es ihr, nicht falsch verstehen, nur damit klar ist das mein Wunsch jetzt nicht "unmögliches" oder schwer umsetzbares war/ist.
Sicher sieht man überall schwangere dich um Gegensatz zur Arbeit kann ich wo anderes wegsehen wenn ich einen schlechten Tag habe. In der Arbeit (Einzelhandel) stehe ich vor der Kundin muss lächeln, freundlich sein, mir von den Kolleginnen neben mir anhören "ohhh wie süß ihr kleines Baby ist, oder in welcher Woche sind sie den" oder ähnliches und kann nicht "wegsehen"
Auch wenn ich nicht weinend mein Posten verlasse bin ich am Abend oft weinend nachhause gefahren, die ersten Monate waren richtig schwer und wurden zum Kreislauf. Schwere Zeit, Trauer, psychische
Belastung in der Arbeit, krank...dass hat sich mittlerweile zwar gelegt und ich kann nun auch schön "oh süßes Baby" sagen ohne direkt traurig zu sein aber dennoch es IST psychisch anstrengend, wenn man selbst gerade einfach eine Phase hat in der man oft an sein Totes Kind denkt will man nicht ständig Babys sehen, verstehst du das? Man kann seine Gefühle halt auch schwer einfach "abstellen" ich weiß natürlich das mir diese Fragen NICHTS bringen und ich mir diese ebensowenig beantworten kann, nun, trotzdem, sie sind halt in meinem Kopf. Wie soll ich dass verhindern? Ich sehe Mia auf einem Video wie sie ihre ersten Schritte machte mit 11 Monaten und denke wie wäre es wohl bei Melina geworden? Ich sehe Mia mit unserer Katze kuscheln und frage mich hätte Melina Tiere auch so sehr geliebt? Sag mir wie ich dass abstellen kann, den glaub mir dass würde ich sehr gern tun.

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Ich versteh Dich besser als Du denkst. Als mein Mann starb, sah ich überall nur glückliche ältere Paare, ich ging kaum mehr in die Stadt, hab mich heulend verkrochen. Viele dieser Paare kannte ich ja gut und sie fragten, teils der Form halber, teils gut gemeint, wie es mir ginge .......und gingen händchenhaltend oder eingehakt weiter, glücklich, dass sie sich noch haben - und das erst wenige Wochen nach dem Tod meines Mannes....
Eine liebe Bekannte, die ihren Mann ein Jahr vor mir verloren hatte, machte mir klar, dass ich das einfach nicht so an mich ranlassen darf, dass meine Tochterfamilie, meine Enkelin mich brauchen, sich Sorgen machen um mich.
Ich musste ja auch noch verdauen, dass mein Sohn mit Familie wenige Wochen nach der Beerdigung plötzlich nichts mehr von uns wissen wollte. Halbe Familie und Mann - weg für immer. Ich dachte, ich dreh durch.
Heute kann ich drüber schreiben, ohne gleich wieder zu heulen.
Abstellen kann man die Gedanken nicht, kann ich auch nicht, das "Warum" wegen meines Sohns, meines Enkels, das Vermissen, bleibt sicher lebenslang, aber man kann diese Gedanken als "zum Leben zugehörig" akzeptieren. So hat es mir meine Psychologin beigebracht, sie macht auch Trauerbegleitung. Und das geht tatsächlich.
Arbeit kann auch heilen helfen. Ich hätte so gerne noch meinen Job gehabt als Ablenkung, war aber schon in Altersteilzeit, meine Dienststelle 90 km weit wegverlegt, keine Chance.
Deswegen weiß ich echt nicht, ob es gut ist, wenn Du mehr zuhause bleibst, wenn Du Deinen Job an sich gerne machst. Dazu Deine kleine Familie, das ist durchaus einiges, an dem man sich freuen kann.
Für Trauer gibt es ganz sicher kein Patentrezept,.ich versuche nur aus eigenen Erfahrungen heraus zu raten. LG Moni

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❤️

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Ich habe immer mitgelesen,einmal auch etwas geschrieben bei dir. Jetzt mag ich noch mal kurz schreiben.

Erst einmal :Fühl dich gedrückt.

Du versuchst alles, um nicht unter zu gehen. Erst merkst du, dass allein zu Hause nicht gut tut, weshalb du wieder arbeiten gehst. Dann merkst du, dass dir viel Arbeiten nicht gut tut,weshalb du die Stunden reduzieren willst.
Du versuchst auf dich zu achten und das ist sehr, sehr wichtig!

Schade, dass dein Chef diese Bemühungen nicht sieht. Und ja, Empathie scheint ihm völlig zu fehlen. Meine Meinung.
Ich weiß nicht, wie man das Problem lösen könnte. Könntest du vielleicht noch mal mit deinem Chef reden und ihm sagen, dass du reduzieren möchtest, eben damit es offiziell ist, dass du weniger da bist und er eventuell noch eine weitere Person auf Teilzeit einstellen kann?
Dass du deinen Job magst und nicht denkst, dass ein Wechsel nötig wäre. Du aber merkst, dass du noch etwas weniger belastbar bist..

Und wenn der Chef das nicht versteht.. Dann hast du es zumindest versucht. Und kannst danach weiter überlegen, ob du so weiter machst oder dir eine neue Arbeit suchst.


Es ist hart, dass sich die Welt nach so einem schlimmen Schicksalsschlag einfach weiter dreht. Aber es gibt nicht nur blöde Reaktionen, sondern auch liebevolle und die müssen gesehen und wertgeschätzt werden. Es sind die Kleinigkeiten an Liebe und Mitgefühl, die uns oft am Leben halten und unseren Verstand vorm Durchdrehen schützen.

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Hallo du Liebe,
ich musste die letzten Tage oft an euch denken. Fühl dich gedrückt.
Schade, dass sich die Leute in eurer Umgebung so verhalten :-(. Ich kann so etwas nicht nachvollziehen. Wärst du meine Freundin, würde ich dich einfach nur in den Arm nehmen und für dich da sein, dich reden und weinen lassen. Leider wissen manche Leute nicht, wie sie mit so einer Situation umgehen soll?! Von meinem Mann die Familie hat auch kein Feingefühl. Als damals meine Oma gestorben ist, kam noch nochnichmals eine Umarmung. Am Mittagstisch wurde dann nur gesagt: deine Oma ist ja gestorben, unser Beileid. Ich war zu sehr "geschockt" , um reagieren zu können und bis heute habe ich die Situation nicht vergessen. Deswegen weiß ich, was du meinst. Und dein Schicksalsschlag ist bei weitem "schlimmer" (Oma hatte ein schönes Alter erreicht). Bist du denn in einer Selbsthilfegruppe, um dich mit anderen Mütter auszutauschen? Dort geht es bestimmt vielen ähnlich.
Die Kur tut euch mit Sicherheit gut.
Ich wünsche dir von Herzen das Beste! Versuche die Reaktion anderer Menschen hinzunehmen....sie werden sich nicht ändern und meinen es mit Sicherheit nicht böse, können es aber einfach nicht zeigen.

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Liebes Zwurgelchen,

Wir kennen uns nicht aber ich habe eure Geschichte damals verfolgt.
Und es hat mir das Herz gebrochen zu lesen wie sie ausgegangen ist.

Du hast dein Kind verloren.
Dieser Schmerz sitzt tief.
Da kommt man nicht so drüber weg.
Ich denke du bist da schon auf der richtigen Spur.
Dein Körper zeigt dir das dein Herz was zu sagen hat.

Trauerarbeit da gibt es kein Schema, das ist sehr individuell.
Es liest sich so als wäre es an der Zeit für dich.

Deine Gedanken verstehe ich gut.
Wenn du dir Mia ansiehst ob sie sich ähnlich wären.
Sie fehlt dir.
Sie fehlt euch.
Sie ist nicht da wo sie sein sollte.

Ich will dir nicht sagen was du machen sollst, du gehst zu einem Psychologen?
Hast du Mal mit deiner Hebamme gesprochen?
Ein Rückbildungskurs für Trauernde?
Eine Selbsthilfegruppe für verwaiste Eltern?
Sprichst du mit deinem Mann über eure Melina?
Sprichst du prinzipiell über sie?
Das manche Tage noch Schwarz sind ist verständlich.

Zu deinem Chef.
Geb nochmal hin sag du willst reduzieren.
Reiche schriftlich etwas ein!
Habt ihr einen Betriebsrat?
Geh immer wieder hin und sei präsent mit deinem Anliegen.
Er wird es genehmigen.
Ich weiß es ist anstrengend gerade nach der harten Zeit, und traurig das er da kein Verständnis hat.
Als Führungskraft mit den Augen Rollen ist übrigens ein NoGO.
Bei der sensiblen Thematik ist es pietätlos.
Das kannst du ihm auch ruhig sagen.
Nur Mut.

Ich wünschte es wäre zumindest was die Arbeit betrifft einfacher für dich.
In der Mit fällt mir noch die Lösung ein, geh zum Arzt lass dich krankschreiben.
Ich weiß nicht ob dein HA eure Geschichte kennt.

Der schwierige Teil.
Komm zur Ruhe und Trauer.
Es tut mir unsagbar Leid das du das durchmachen musst.

Liebste Grüße