Krankenhaus verklagen?

Hallo,

also es war damals so, dass meine Tochter in der 35 SSW nach plötzlichen Blasensprung ( ich hatte schon sehr früh in der Schwangerschaft Wehen und der Muttermund war auf, was meine damalige Fraunärztin, alles nicht so schlimm empfunden hat).
Naja End vom Lied meine Tochter kam dann zu früh auf die Welt.
Die Klinik hat danach zwei Behandlungsfehler gemacht bzw. zu spät reagiert

1.) Ich hatte eine Plazenta Accreta und weder die beiden Hebammen noch die Ärztin haben es bemerkt. Sie haben so feste an der Nabelschnur gezogen, während ich sehr viel Blut verlor, . Mein HB ist von 12 auf 8 während der Geburt gesunken . Erst eine Stunde später hat eine andere Hebamme von der nächsten Schicht bemerkt, dass etwas nicht stimmt und ich wurde notoperiert ( mit den netten Worten von den ersten beiden Hebammen, ihnen gratulieren wir nicht, man gratuliert nur Frauen die ihre Plazenta selbst entbunden haben in den im Saal geschoben).

2.) meine Tochter war wie gesagt ein frühchristlich aus der 35 ssw jedoch war sie wie alle meine Kinder schon sehr groß 52 cm , 3750 g und 38 Kopf, nur war sie nicht reif geboren , was weder den Ärzten noch Schwestern nicht auffiel. Sie wurde nie wach und wenn ich sie dann geweckt habe, war sie zu schwach zum trinken und ist immer wieder eingeschlafen. Ich habe dies oft angesprochen und auch die ziemlich gelbe Hautfarbe meiner Tochter aufmerksam gemacht. Es hieß dann nur lassen sie sich von den Schwestern leiten aber die Schwestern hatten keine Zeit dafür.
Am Tag der Entlassung, kam dann ein sehr unter Zeitdruck standener Arzt der unsere u2 so schnell wie möglich abarbeiten wollte. Auch ihn zeigte ich die außergewöhnlich gelbe Hautfarbe sowie das meine Tochter nicht wach wird. Er meinte es wäre alles normal und entließ uns mit einem Bilirubin von 22( für reife Kinder tolerierbar aber nicht für Frühchen.Aufgrund der Größe meiner Tochter hat er übersehen, dass sie ein frühchen war!!! Einen Tag später kam meine Hebamme und hat mich direkt wieder ins Krankenhaus geschickt, wo wir noch mal 3 Tage auf der Intensivstation waren.

Die Geburt ist 5 Jahre her und ich habe mir mittlerweile den Geburtsbericht zukommen lassen. Dabei sind soviel Fehler drin zb meine Tochter hätte hoden oder auch eine Temperatur von 99,9 grad. Es ist zwar beides gut gegangen und meine Tochter hat keine Schäden, aber das macht mich alles so traurig, wenn ich das lese, dass ich mich Frage , ob man die Klinik verklagen kann… ich habe durch das alles ein Trauma erlitten, dass erst durch die schöne Geburt meines Sohnes besser wurde.
Danke im Voraus

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Hallo,

es tut mir sehr leid dass Eure Geburt so traumatisch verlief, aber wenn es keine bleibenden gesundheitlichen Schäden gab würde ich das Krankenhaus auch nicht verklagen. Bei uns ist es sogar so dass unser Kind bleibende Schäden durch die Intubation hat aber auch da sehen wir davon ab. Denn menschliches Leben ist eben kein Auto bei dem es eine Gebrauchsanweisung gibt sondern jeder Arzt muss eben anhand der Daten die ihm vorliegen individuell seine Entscheidung treffen und auch da kann es zu Fehlern kommen.
Was hättet Ihr davon gehabt wenn Deine Tochter den Status Frühchen gehabt hätte? Die Behandlung wäre die gleiche gewesen, es wurde nichts dadurch verpasst, sie hätte keine anderen Ansprüche dadurch, keine andere Behandlung bekommen, das einzige wäre dass Dir 4 Wochen zusätzlicher Mutterschutz "durch die Lappen" gegangen. Denn auch was den Billitubinwert angeht zählt auch der körperliche Zustand des Kindes und wenn der eben wie reifgeboren war ist das einzig und allein ärztliches Ermessen ob man das Kind jetzt behandelt oder nicht. Auch in unserem Krankenhaus bin ich mir sicher dass so ein großes kräftiges Baby eben nicht mehr unbedingt wie ein Frühchen behandelt worden wäre sondern dass die SSW korrigiert worden wäre und es eben als "vermutlich hatte die Mutter einfach noch mal ne Blutung obwohl sie schangerwar" abgehakt worden wäre. Oft sehen auch Hebammen Sachen enger und vorsichtiger als Ärzte. Auch für unser Frühchen fanden wir keine Nachsorgehebamme weil keine die Verantwortung übernehmen wollte weil er eben noch recht klein und anfällig war und seine Eigenheiten hatte.

Auch die Frage ob ein Arzt unter Zeitdruck steht .und wie schnell man entlassen wird ... es wird unter Corona immer über die Triage geredet, aber im Prinzip passiert das im Kleinen Tag für Tag in den Kliniken. Wir hatten selber mit unserem Kind 2 lebensbedrohliche Situationen die teils über Stunden andauerten und das Personal an die Grenze gebracht hat, in der Zeit wurden auch andere Patienten denen es besser ging vernachlässigt. Und wir wurden auch früher als geplant auf Normalstation verlegt weil eben das Intensivbett von einem anderen Kind dringender gebraucht wurde. Klar schimpft es sich leicht über einen eiligen Arzt aber niemand weiß was er zuvor im Nebenzimmer vielleicht erlebt hat und geleistet hat und was im nächsten Zimmer schon auf ihn wartet. Wenn in Raum 5 vielleicht gerade schon ein Kind wiederbelebt wird und dringend das Intensivbett gebraucht wird, und er da eben auch noch schnell vorbei will um zu schauen ob er helfen kann, wird eben ein vermeindlich kräftiges Baby schneller entlassen und muss dann halt doch am Tag später nochmal aufgenommen werden. Aber so konnte vielleicht einem anderen Baby das Leben gerettet werden. Es ist nicht schön für die Betroffenen klar, aber leider Realität in diesen Bereichen.

Auch wenn alles gut geht und man keine Fehler im Verhalten der Klinik findet hat man nach einer Frühgeburt oder Geburt mit Komplikationen oft ein Trauma, das ändert sich aber nur durch psychologische Hilfe und nicht durch Genugtuung weil man die Klinik wegen folgenlos gebliebenen Fehlern verklagen konnte. Ich engagiere mich in einem Verein der Eltern von Kindern auf Intensivstationen hilft und ich kann Dir sagen jede Mutter tickt da anders. Die einen wollen wie Klinik belangen weil sie der Meinung sind man hätte ihre Kinder zu lange behalten um "Geld zu scheffeln", die anderen hätten lieber noch länger auf Intensiv verbracht weil sie sehr vorsichtig sind,... Ich kann Dir nur raten professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und das alles aufzuarbeiten und zu vergeben, das ist meiner Erfahrung nach das Einzige was wirklich hilft. Denn gerade diese Traurigkeit liegt nicht an Schreibfehlern im Entlassungsbericht sondern am unverarbeiteten Trauma. Wenn man das verarbeitet hat kann man über solche Sachen nämlich auch irgendwann lachen.

Alles Gute Dir.

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Das tut mir sehr das für diesen Verlauf.
Eine Geburt ist eigentlich was schönes aber leider passiert ganz wenigen Frauen in Deutschland, dass sie nicht wirklich ernst genommen und so schlimm behandelt werden.
Man merkt dir an das du noch sehr daran haderst , nach 5 Jahre das KH verklagen würde ich persönlich nicht, die meisten KH haben wirklich gute Rechtsabteilungen und es kommt kaum zum Verfahren. Man würde sich vielleicht schriftlich entschuldigen das der Eindruck erweckt wurde usw. Das wäre es mir nicht wert.
Aber wenn es dir deinen inneren Frieden bringt, dann geh den Weg und Versuch dein Bestes.

Ich würde allerdings im KH auf die sehr schlimmen Fehler deuten. Tippfehler gibt es immer Mal wieder aber bei z.b. Zusatzangabe Hoden , hätte deine Tochter rechtliche Ansprüche auf die "divers" Form usw. Oder 99° Temperatur, wer hat denn sowas. Ich würde nach der Akte fragen wer das geführt hat und so ein Schwachsinn hinschreibt und dazu erwähnen wie enttäuscht du von der Geburt bist, wo zum größten Teil die Hebammen daran schuld haben.
Im großen und ganzen wünsche ich dir viel Glück bei der Verarbeitung bzw. Deinem Weg..

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Erstmal tut es mir sehr leid, was du erlebt hast. Sowas darf einfach nicht passieren.

Du kannst es natürlich versuchen, ob es was bringt ist eine andere Frage.

Eine gute Freundin von mir hat bei der Geburt (4. Kind) gemerkt etwas stimmt nicht und wurde als 'überfürsorgliche Hektik opfer mutter' abgetan. Sie hat bestimmt 30 min rumgeschrien dass sie einen KS will und keiner hat sie ernst genommen. Dann war schichtwechsel und es wurde sofort ein KS gemacht. Ende vom Lied war, ihr Sohn hatte bei der Geburt im Geburtskanal eine schlechte Versorgung und nicht ausreichend Luft bekommen und hatte 2 schlaganfälle. Er ist jetzt 4 und hat grade gelernt zu krabbeln.
Sie hat damals das gkrankenhaus verklagt, allerdings waren die rechtlichen so gut abgesichert dass bis jetzt nichts rausgekommen ist bzw sie es nun nach 4 Jahren einfach hat sein lassen, da es ihr Trauma einfach immer weiter verschlimmert hat.

Das muss nicht heißen, dass es bei dir auch so läuft, aber ich würde mich drauf vorbereiten dass viele alte Wunden aufreißen können und das KH gut abgesichert ist.
Vielleicht ist es aber auch zu deinem Vorteil, dass so viele Fehler im Geburtsbericht sind, nach dem Motto schlampige arbeit im KH. Vielleicht kannst du das nutzen.

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"Überfürsorgliche Helikopter mutter" sollte das heißen

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Das ist wirklich eine heftige Geschichte, die ihr da erlebt habt. Gerade, wenn du den Vergleich mit der zweiten "normalen" geburt hast.
Du schreibst, dass das ganze eine Art Trauma bei dir verursacht hat (kann ich gut nachempfinden). Wäre es vielleicht für dich auch eine Option eine (familien-) kur zu beantragen um so dein Trauma zu verarbeiten?
Ich bin kein Experte ob eine Klage erfolgreich wäre, und da kannst du dir einen anwaltlichen Rat im Vorfeld einholen.

Viele Grüße

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Mir tut es echt sehr leid, was Dir passiert ist, man merkt Dir Dein Trauma noch sehr gut an - aber: Stelle Dir das nicht so einfach vor, eine Klinik zu verklagen. Du klagst alleine mit wenig Geld gegen höchst versierte Anwälte mit sehr viel Geld im Hintergrund. Dies übernehmen dann nämlich die Versicherungen der Krankenhäuser und da spielt Geld keine Rolle - bei Dir wohl eher schon.
Schau Dich mal auf dieser Seite um, hier wird eine unabhängige Patientenberatung angeboten.

https://www.medizin-anwalt.net/index.php/service/behandlungsfehler?gclid=EAIaIQobChMI-cDj4PbR9AIVjal3Ch3miAKhEAAYAyAAEgJqbfD_BwE

Noch meine ganz private Einschätzung, da ich im Leben schon sehr viel mit Ärzten zu tun hatte (einige schwere Krankheiten in der Familie):
Ich schätze die Chance sehr niedrig ein, dass Du Erfolg haben kannst, da Dein Kind keinen bleibenden Schaden erlitten hat. Dein Trauma zählt nicht viel, wie man leider sehr oft im TV mitbekommt, wenn Angehörige Traumata erleiden. Zudem wird man sagen, dass es Dir ja nun besser ginge nach dem zweiten Gottseidank schöneren Geburtserlebnis. Dich werden Gutachter zerpflücken bis ins Detail und ich persönlich würde meine Kräfte eher in eine gute Therapie zur Bewältigung investieren als in einen aussichtslosen teuren Kampf gegen Krankenhausanwälte. Ist aber meine ganz persönliche Meinung aus diversen Erfahrungen.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute.
LG Moni

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Ich habe dir eine PN geschickt. Lg

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und worauf willst du klagen, für Schadensersatz muss auch ein Schaden bestehen.