Erinnerungen an Geburt

Hallo,
Ich wollte mal fragen wie ihr mit den Erinnerungen an die Geburt und die Zeit davor und danach umgeht.
Bei mir kommt im Moment einiges wieder hoch.
Ich habe Anfang Februar 22 meinen kleinen Sohn bei 32+0 per KS entbunden.
Voraus gegangen sind gut 4 Wochen Klinikaufenthalt weil die Versorgung nicht optimal war.
Bei 28+0 bekam ich damals die erste Lungenreifespritze, dass war genau gestern vor einem Jahr.
Mein kleiner Schatz kam mit nur 990g zu Welt, zum Glück ohne sonstige Probleme wofür mein Mann und ich echt dankbar sind.
Er musste somit nur zunehmen.
6 Wochen Neo Stationen unter Corona Bedingungen waren ziemlich hart.
Jeden Morgen zum Test immer mit der Kühltasche mit Muttermilch unter dem Arm.
Inzwischen hat er sich super gemacht und wiegt etwas über 8kg.
Wie ist es euch im ersten Babyjahr ergangen?
Lg Igelin13

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hey Ingelin

Lass dich zuerst drücken!
ich fühle mit dir. Unser Jahrestag ist auch nicht mehr weit entfernt (April). ich hatte bereits jetzt über die Feiertage auch sehr emotionale Momente. Ich kann es nicht in Worte fassen wie dankbar ich über unser kleines Wunder bin. Mir wurde ein Gespräch über den stationären Aufenthalt und die Geburt mit den behandelnden Ärzte sehr empfohlen um auf Fragen Antworten zu erhalten. Ich konnte mich bis jetzt nicht dazu überwinden, denn ich würde sicherlich in Tränen ausbrechen. Dann hab ich mich schon gefragt, ob ich ev. eine Therapie benötige, aber auch dazu habe ich mich (noch) nicht überwunden. Ich fahre momentan die Schiene, dass die Verarbeitung Zeit braucht. Der erste Geburtstag und der Jahrestag vom stationären Eintritt wird mich sicher auch sehr mitnehmen. Wie geht es deinem Sohnemann? wie sind deine Erfahrungen vom letzten Jahr?

Bearbeitet von Elllaaa
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Hallo,
ich kann dich sehr gut verstehen, muss auch sehr oft an die Krankenhaus Zeit denken und mir laufen regelmäßig noch die Tränen.
Die Geburt war bei 32+4, hatte einen vorzeitigen Blasensprung, lag aber schon 14 Tage im Krankenhaus (siehe VK).
Besuche waren nur einzeln möglich also entweder mein Partner oder ich, nie zusammen.
Ganz schwierige Zeit.

Liebe Grüße

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Hallo,

mir ging es im ersten Jahr nach der Geburt ganz ähnlich wie dir.
Phasenweise lag ich jede Nacht wach und im Kopf spielten sich immer und immer wieder Situationen aus der Krankenhauszeit ab.
Ich war deshalb auch bei einer Psychologin, um zu klären, ob es sich um eine Posttraumatische Belastungsstörung handelt. War es zum Glück nicht, aber die Psychologin hat mir einen guten Rat gegeben:

Es ist ganz, ganz wichtig die Trauer zuzulassen und zu akzeptieren, dass sie ein wichtiger Bestandteil beim Verarbeitungsprozess ist.

Wir haben jedes Recht der Welt traurig über das zu sein, was wir erlebt haben. Unsere erste Erfahrung als Mutter war Todesangst um unser Baby zu haben.
Elternsein hat für uns die ersten Wochen totalen Kontrollverlust und Hilfslosigkeit bedeutet. Wir durften unser Baby nicht auf den Arm nehmen, wenn es sich richtig anfühlt und mussten wickeln, wenn es in den Zeitplan passte. Viele von uns durften wegen Corona nichtmal zusammen mit dem Partner beim Baby sein. Das IST alles einfach furchtbar.

Ich kann aus meiner Erfahrung nur dazu raten, sich ganz aktiv mit euren Erlebnissen zu beschäftigen und euch von niemandem einreden zu lassen, dass ihr keinen Grund hättet traurig zu sein, weil es dem Kind ja nun gut geht.

Erstellt euch ein Fotobuch von der Krankenhauszeit oder schreibt auf Urbia einen ausführlichen Geburtsbericht oder seht euch Dokus über Frühchen an oder was euch sonst in den Sinn kommt, aber versucht nicht die Gefühle und Erinnerungen zu verdrängen.
Auch, wenn ihr dabei die ganze Zeit weint, es wird helfen. Stück für Stück.

Ich sage mir jetzt immer, wenn ich mal wieder mit schwerem Herzen an diese Zeit zurück denke, dass jedes Mal weinen ein Stück mehr dazu beiträgt, dass mein Kopf das alles verarbeiten kann.

Die Geburt ist bei mir nun fast zwei Jahre her und inzwischen kann ich sagen, es geht mir gut. Ich kann die Fotos aus dem Krankenhaus ohne Tränen ansehen und das Thema Frühgeburt allgemein bringt mich nicht mehr aus der Fassung.

Es wird mit der Zeit leichter, wirklich!

Alles Gute dir!

Bearbeitet von Anderling
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Meine Geschichte ist fast deine. Ich hatte in der 28.SSW einen Blasensprung im Dezember 21. Musste natürlich in der Klinik bleiben bis zur Geburt 5 Wochen später. Da ich täglich 2mal zum CTG musste habe ich bereits sämtliche Hebammen und Ärzte kennengelernt und mit vielen ein gutes Verhältnis aufgebaut. Am Silvesterabend habe ich ein Grummeln im Bauch verspürt, mir aber nichts dabei gedacht. Am Neujahrsmorgen bin ich dann doch etwas früher in den Kreißsaal und war schon bei 2cm. Eigentlich wollte ich immer einen Kaiserschnitt aber als es soweit war hat sich alles in mir gesträubt. Innerhalb von 4h, wobei nur die letzten 1,5h wirklich schmerzhaft waren habe ich meinen Sohn spontan bekommen. Es war eine tolle Geburt die mir wahnsinnig viel Selbstvertrauen gegeben hat. Die Zeit später auf Kinderintensiv war allerdings schrecklich. Auf der Gyn-Station waren alle nett und freundlich zu mir und haben sich um mich gekümmert, auf Kinderintensiv hat sich keiner mehr für einen interessiert. Eines Nachts hatte ich starke Blutungen, mir lief das Blut die Beine runter. Die Schwester hat auf dem Absatz kehrt gemacht mit den Worten: sie dind nicht meine Patientin und ich bin keine Gyn-Schwester. Bin dann mit dem Handtuch zwischen den Beinen in den Kreißsaal gewankt...
Ich hatte keinen richtigen Milcheinschuss und folglich kaum Milch obwohl ich wie eine Irre gepumpt habe. Dafür durfte ich mir noch Vorwürfe von einer Ärztin anhören, ich würde mich nicht genug bemühen und würde meinem Kind Fast Food geben. Kaum waren wir zu Hause musste wir wieder für eine Operation ins Krankenhaus. Diese Zeit jährt sich gerade wieder und es kommen immer wieder Erinnerungen hoch...
Erinnerungen an die unendliche Erschöpfung nach der langen Zeit im Krankenhaus, den Stress mit dem Abpumpen um 30ml zu bekommen, die fehlenden Muttergefühle meinem Kind gegenüber, die Verzweiflung über die ausweglose Situation...
Erst als ich mir nach 5 Monaten den Stress mit dem Abpumpen nicht mehr angetan habe wurde es schön und ich konnte mich mit Liebe und Freude meinem Kind widmen. Das erste Lebensjahr meines Kindes war die schrecklichste Zeit meines Lebens gespickt mit den schönsten Momenten meines Lebens....

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Hi Igelin,

mich beschäftigt das Thema auch sehr und ich fühle total mit dir!
Ich habe Anfang August, in SSW 30, von einem Moment auf den anderen Wehen bekommen und wenige Stunden später per KS meine Zwillinge entbunden. Leider wurden die beiden direkt von den Ärzten mitgenommen und wir bekamen sie erst zwei Stunden später zu sehen. Für mich und meinen Partner war das einfach nur ein Schock! Glücklicherweise waren beide Kinder gesund, aber es hat trotzdem 7 lange Wochen gedauert, bis wir mit ihnen nach Hause durften.
Unfassbar, wie zäh diese Zeit war! Ständiges Alleinsein. Nur Besucher sein bei den eigenen Babys, angepasst an den Rhythmus der Station. Sie den Großeltern nicht persönlich vorstellen. können. Nicht mit ihnen rausgehen können.

Aber gelitten habe ich insbesondere auch darunter, dass die Schwangerschaft vorzeitig beendet wurde. Mir ging es doch so gut, ich war fit bis zuletzt, warum musste das so plötzlich enden? Und ich hatte noch so viel vor! Ich war so gespannt, wie groß der Bauch werden würde, wollte noch ein Babybauch Fotoshooting machen. Ich hatte gehofft, spontan entbinden zu können. So sollte das alles wirklich nicht sein.

Ich hab viel darüber gesprochen, auch mit den Krankenschwestern, die wirklich alle Goldstücke waren und mit der Sozialarbeiterin der Station, die sehr einfühlsam war. Auch mit meinem Partner, wobei der meine Trauer über die verlorenen Wochen nicht so gut nachvollziehen konnte. Er war vor allem froh darüber, dass es den Kindern weitgehend gut ging und keine Folgeschäden zu befürchten waren.

Als wir endlich zuhause waren, fühlte sich das auch einfach nur komisch an. Ich hatte den Eindruck, dass es mir an Muttergefühlen fehlt. Ich hab darauf gewartet, dass sich endlich dieses „große Gefühl“ einstellt, das ich erwartet hab. Ich war dann bei einer Familienberaterin und habe mit ihr ein Bonding Bad gemacht. Das Gespräch mit ihr hat mir sehr sehr gut getan. Das Bad hat leider nicht den gewünschten Effekt gehabt.

Ich würdige die Erinnerungen - ich habe ein Schwangerschafts-Tagebuch mit Fotos und Erinnerungen gefüllt und schaue mir oft Fotos an, sowohl von der Schwangerschaft, als auch von der Zeit im Krankenhaus.
Ich stimme Anderling voll zu- wir haben alles recht, zu trauern! Der Start ins Leben war für unsere Kinder nun wahrlich nicht so, wie wir ihn uns gewünscht haben. Wir haben Erfahrungen gemacht, die vielen anderen Müttern zum Glück erspart bleiben. Intensive Gefühle durchlebt, die andere niemals erleben werden! Das kann man sicherlich ein Stück weit als traumatisch bezeichnen. Also, völlig normal, dass uns das immer wieder beschäftigt.
Ich informiere mich immer mal wieder über das Thema Frühgeburt oder auch Kaiserschnitt, letztlich war das auch der Grund für meine Anmeldung hier. Mir tut es gut, mich bewusst damit auseinanderzusetzen…

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Hi Igelin,

unsere Kleine kam von jetzt auf gleich letztes Jahr mit 32+2 auf die Welt. Bei dem dritten Ultraschall hatte man festgestellt, dass Sie zu klein und leicht ist und uns an eine Spezialistin überwiesen. Die hat dies bestätigt und nachdem sich zwei Wochen später nichts geändert hatte gab es direkt die erste Lungenreife, am Folgetag die Zweite und am nächsten Tag war unsere Kleine mit 1110 g und 34 cm auf der Welt. Zum Glück war nur das Gewicht bei ihr so eine Sache, aber bis wir die 2 kg Marke geknackt hatten zog sich das doch seine gut 6 Wochen.

Mich hat die Zeit wahnsinnig gemacht. Das Abpumpen, weil sie zu klein und schwach zum trinken war, die Maske auf Station mit der schlechten Luft und alles was man machte musste in den Plan der Schwestern passen.
Zum Glück durften wir zu häufig zu Zweit bei ihr sein, je nachdem wie voll das Zimmer belegt war.
Am Ende war ich zwei Wochen mit ihr auf Station, in der Hoffnung bald nachhause mit ihr zu dürfen. Stillen klappte nur mit Hütchen und nachdem wir ein paar Tage Ad Lip trinken geübt hatten, bei dem sich am Ende noch Eisenmangel bei ihr herausstellte klappte das Stillen plötzlich nicht mehr. Kurzum, es hat mich wahnsinnig gemacht. Dieses Listen führen für Medikamente und wann es zu Essen gab….
Kaum waren wir Zuhause war das Stillhütchen weg und wir konnten uns endlich an einander gewöhnen. Ein Gutes hatte das Corona Onboarding im Krankenhaus, wir konnten sehr schnell alles alleine und hatten unsere Ruhe (musste halt nur nach Plan ablaufen).
Jetzt sind wir korrigierte 6 Monate, arbeiten am Drehen und wiegen etwa 5 kg. Nicht viel, im Vergleich zu anderen, aber sie nimmt gemütlich zu.

Aber im Vergleich zu anderen denke ich eher negativ an die Zeit zurück. Es war Stress pur mit diesem durchgetakteten Alltag. Die Zeit zuhause war dann umso schöner.

LG
Nessie

PS: wenn bei örtlichen Ärzten irgendeine Untersuchung nicht so glatt läuft, geht direkt zum Spezialisten. Unser Hörsceeening war im Kh auffällig, waren dann beim Arzt um die Ecke (stand auf einer Liste mit empfohlenen Ärzten) und nach 4 Monaten haben die uns gesagt, die Ergebnisse sind seltsam, wir sollen zum Spezialisten gehen. Seit 3 Tagen trägt unsere Kleine Hörgeräte und wir hätten es viel früher haben können…

Bearbeitet von Nessie2