Zweites Kind nach Frühchen

Vor fast 1,5 Jahren habe ich meinen Sohn in der 33.SSW bekommen. Die Schwangerschaft war ein einziger Albtraum, ab der 12.SSW hatte ich mit schweren Schwangerschaftsdepressionen zu kämpfen die mein Arzt nur belächelt hat. Ich hatte eine unbändige Wut auf alles, die Welt, die Menschheit und leider auch zum Teil auf mein ungeborenes Kind... In der 28.SSW hatte ich dann plötzlich einen Blasensprung und musste bis zur Geburt in der 33.SSW im Krankenhaus bleiben. Die Zeit auf der Kinderintensiv war natürlich nicht einfach, aber ich habe einfach funktioniert. Kurz nachdem wir zu Hause waren musste er für eine OP nochmals ins Krankenhaus. Ich konnte sehr lange keine richtige Bindung aufbauen und habe mich einfach nur gefangen gefühlt. Nach ein paar Monaten wurde es dann immer besser und ich bin in die Mutterrolle reingewachsen. Heute liebe ich mein Kind über alles und merke immer mehr, dass ich mir noch ein weiteres Kind wünsche. Beim Gedanken an eine weitere Schwangerschaft bekomme ich aber Panik. Obwohl meine erste Schwangerschaft so furchtbar war hatte ich immer die innere Gewissheit, dass alles gut werden wird. Nun plagen mich Ängste, dass beim nächsten Mal nicht alles gut gehen wird, dass es wieder so schrecklich werden wird, dass ich ein Extremfrühchen bekommen könnte oder ein schwer krankes Kind. Ich konnte damals spontan entbinden und es war eine total schnelle, unkomplizierte Traumgeburt. Wer weiß ob es mit einem deutlich größeren Kind auch so einfach und schnell gehen wird? Da ich schon Mitte 30 bin habe ich auch nicht mehr viel Zeit. Wie seid ihr mit dem Wunsch nach einem weiteren Kind aber den mit einer vorangegangenen Frühgeburt verbundenen Ängsten umgegangen?

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Hallo,

Meine erste Schwangerschaft war auch nicht ohne, ab der 23 ssw war ich im Krankenhaus mit vorzeitigen wehen und drohender Frühgeburt. Ich bekam einen kompletten MMV und eine Cerclage. Dann lag ich insgesamt 6 Wochen im Krankenhaus und den Rest der Zeit zuhause im Bett. Mitte der 36 ssw kam sie dann. Nach der Schwangerschaft hatte ich auch lange daran zu knabbern, anfangs wollte ich unter keinen Umständen jemals wieder schwanger werden. Meine Hebamme war zum Glück sehr einfühlsam und hat mir geraten das erlebte erstmal sacken zu lassen und auch meinem Körper die Zeit zum erholen zu geben. Ich sollte mind 2 bis 3 Jahre warten mit dem 2ten Kind. Außerdem meinte sie, dass wir jetzt wissen was passieren kann und wir dementsprechend die nächste Schwangerschaft besser kontrollieren können.

Meine 2te Schwangerschaft war abgesehen von einer Sturzblutung sehr entspannt und schön. Ich wurde öfters kontrolliert, durfte immer wenn was war zum Frauenarzt. Das hätte ich mir nie so erwartet gehabt.
Jetzt sind meine beiden 7 und 4 Jahre alt und ich bin sehr froh mich für mein jungeres Kind entschieden zu haben.

Alles Gute

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Hallo,

ich kann viele Punkte deines Beitrags gut nachvollziehen.
Meine Schwangerschaft war allerdings voll in Ordnung, keine gröberen Beschwerden oder Auffälligkeiten. Bei 31+4 plötzlich Blasensprung, bei 31+5 (eigtl sehr schöne) Spontangeburt. Es folgten 7 Wochen Neo, ich war stationär aufgenommen und das zu Coronazeiten, wo ich nur Besuch von meinem Mann haben durfte (was natürlich sehr gut war, aber diese 7 Wochen waren die längsten überhaupt). "Funktionieren" trifft es sehr gut. Die Zeit im Krankenhaus war die allerschlimmste. Die Frühgeburt verarbeiten, sich plötzlich in die Rolle einer Frühchen-Mama einfinden, usw. war heftig. Es hat Wochen gedauert, bis ich realisiert habe, dass das Baby dort auf der Neo *mein* Baby ist. Dann kamen langsam Muttergefühle...
Zum Glück hat sich mein Kind ganz normal entwickelt.

Ich war dann ca. 1,5 Jahre nicht bereit mich auf ein 2. Kind einzulassen. Was wenn wieder aus heiterem Himmel die Fruchtblase platzt oder 1 Mio. andere schreckliche Dinge posieren? Schaffe ich das nochmal? Mit Kleinkind zuhause?

Jedenfalls bin ich jetzt in der 37. Ssw mit K2. Mir haben Gespräche mit Freunden, Hebamme und Frauenärztin geholfen. Jede Schwangerschaft ist anders, wurde mir immer und immer wieder gesagt und daran wollte ich auch glauben. War ich in der jetzigen Schwangerschaft entspannt? Jein. Ich habe jedes ungute Gefühl/kleines Wehwehchen abklären lassen.
Jetzt wo ich mich im Endspurt befinde, bin ich schon wesentlich entspannter und freue mich sehr auf das Baby!

Ich hoffe, du kannst eine Entscheidung für dich treffen, mit der du dich gut fühlst.

Alles Gute!

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Hi, mir geht’s sehr ähnlich wie dir - bis auf dass die Schwangerschaft bis zur 32. SSW eigentlich total unkompliziert war. Dann vorzeitiger Blasensprung, 3,5 Wochen lag ich im Krankenhaus während ständig Fruchtwasser ausgelaufen ist und ich immer wieder geblutet habe.. bei 34+4 folgte eine Horrorgeburt - Die Palzenta hat sich nach 7 Stunden Wehen gelöst als der Muttermund gerade 10 cm erreicht hatte und mein Sohn schon so tief im Becken war, dass ein Kaiserschnitt nicht mehr möglich war, u.a. auch deshalb, weil ich keinerlei Betäubung hatte. Hätte alles zu lange gedauert. Dann hatte ich keine Wehen mehr und gemeinsam mit 4 oder 5 Ärztinnen/Hebammen wurde er regelrecht aus mir rausgequetscht/gezogen. Er hatte einen schweren Sauerstoffmangel, wurde für drei Tage auf 32 grad gekühlt und erst am fünften Tag nach der Geburt hatte ich ihn das erste mal auf dem Arm. Für ganze 10 Minuten. Nach insgesamt 3 Wochen Krankenhaus durften wir nach Hause. Direkt nach der Geburt hieß es, er wird wahrscheinlich schwer behindert sein. Das hat sich bisher in keinster Weise bestätigt/gezeigt. Wenn er zwei ist wird sich zeigen, wie fit er kognitiv ist aber bisher könnte es nicht besser laufen - er ist jetzt 7 Monate alt. Wir waren dann nach 4 Wochen auch noch mal zu einer Routine Op im Krankenhaus, daraus wurden dann 3 OPs und ich musste einmal zusehen, wie sein Darm aus der Bauchnaht ausgetreten ist. Es war einfach nur grausam. Weiß nicht wieviel Glück man haben muss, jetzt ein gesundes Kind zu Hause zu haben nach all dem. Ich hatte auch einige Monate mit der Bindung zu kämpfen, stillen hat nicht geklappt, alles war soviel anstrengender als es mit einem normalen Verlauf ggf gewesen wäre. Ich hab mich nach der Freiheit von früher gesehnt. Und jetzt merke ich seit 1-2 Monaten, wie ich immer mehr in der Rolle als Mama ankomme und wie stolz ich auf ihn bin, was er (mehrfach) für einen starken Lebenswillen bewiesen hat, wie toll er wächst, wieviel er lacht.. klar, es ist trotzdem nicht immer einfach und man sehnt sich nach etwas Freiraum aber es ist okay geworden. Alles ist ein ständiger Wandel und das ist auch schön.

Ich wollte immer mindestens 2 Kinder. Jetzt kann ich mir kein zweites mehr vorstellen - Kopf schreit NEIN, Herz sagt ganz leise ja. Es fühlt sich an als würde ich unser Glück herausfordern und alles was letztes mal gut lief, wird bei einem zweiten Kind schlecht laufen. Macht keinen Sinn und ich denke, es ist auch einfach noch viel zu früh, um sich aktiv damit auseinanderzusetzen.. aber irgendwann werde ich es wohl tun. Ist halt auch noch mal eine andere Nummer das alles zu durchleben während ein Kleinkind zuhause sitzt. Naja. Mal schauen. Ich wünsche dir, dass du soviel Distanz zu deiner ersten Schwangerschaft findest, dass du mit viel Freude auf eine zweite schauen kannst und natürlich, dass es dann einfach alles entspannter läuft. #herzlich