Meine Mutter hatte nie über ihre FG gesprochen...

Hallo zusammen,

ich wende mich mal an euch, vielleicht könnt ihr was dazu sagen. Gott sei Dank musste ich keine Fehlgeburt oder, noch schlimmer, eine stille Geburt nicht durchmachen. Wenn ich eure Berichte hier lese, merke ich, wie schrecklich das sein muss. Bevor meine Ma mich geboren hat, hatte sie drei Fehlgeburten erlitten. Danach kam noch mein Bruder, also ist sie glücklicherweise Mutter geworden. Bevor ich selbst schwanger wurde, hat sie nie darüber erzählt. Ich wusste das schon irgendwie, nur habe ich mich nicht getraut zu fragen. Ich weiß nur, dass sie sehr große Angst hatte, als sie mit mir schwanger war, sie ist da auch mal die Treppe runter gefallen, aber ich wollte doch auf die Welt... Hat meine Mutter das alles verdrängt oder vergessen oder wollte sie einfach nicht daran erinnert werden? Ich habe sie auch nie genau ausgefragt, ich weiß nicht was die Erinnerungen auslösen könnten...
Was meint ihr?

Lieben Gruß
eva

1

Hallo Eva!

Meine Mutter hatte früher bevor ich geboren wurde auch viele Fehlgeburten. 6 insgesamt. Das erste Kind war von Toxosplasmose belastet und musste abgetrieben werden. Es hatte nur ein Bein, ein Arm und es waren quasi alle Organe nicht an der richtigen Stelle. Nach 5 weiteren Fehlgeburten hat man festgestellt, dass meine Mutter wohl schwanger werden kann, aber das Kind nicht behalten kann, weil ihr ein Gelbhormon fehlte, und so das Kind sich nicht einnisten kann.

Nach einer Hormonbehandlung wurde sie dann schwanger, mit Zwillingen. Die kamen dann beide im 7. Monat tod zur Welt. Ein Mädchen allerdings konnte wieder belebt werden. Heute ist meine Schwester 29 Jahre.
5 Jahre später war ich dann unterwegs. Meine Mutter lag die komplette SS im Krankenhaus wegen Nierensteine. Dann wäre ich auch fast im Mutterleib verhungert, weil ich ein paar Tage lang die Nabelschnur um Hals hatte und nicht mehr versorgt wurde.

Meine Mutter hat viel schlimmes durchgemacht! Aber ich habe sie nie weinen gesehen, wenn sie uns davon erzählt hat.
Auch als ich schwanger war, war sie nicht irgendwie übervorsichtig. Sie hat mir wohl viel Arbeit abgenommen. Aber das hätte sie so oder so. Ich sollte wohl auf jeden Fall eine Toxosplasmose-Untersuchung machen, was mir auch als sinnvoll erschien.

Aber ansonsten war sie gerade am Anfang der Meinung, dass man nicht ständig schwarz sehen soll. Man kann nicht die ganze SS nur mit dem Gedanken rumlaufen, dass man doch jeden Moment sein Baby verlieren kann. Das frisst einen doch auf! Und negative Gedanken spürt auch das Kind!

Liebe Grüße und alles Gute

3

Hallo,

meine Tochter ist schon 16 Monate. Aber das mein ich was du auch schreibst. Meine Mutter hat nie über ihre Erlebnisse gesprochen, aber vielleicht denkt sie immer wieder an ihre verlorenen Kinder. War das noch nicht ein Tabu-Thema in den Generationen davor? Vielleicht sollten die Frauen damals stark sein. Ich denke heute ist es anders und die Frauen reden offen darüber.

Gruß
eva

4

Ich denke nicht, dass es ein Tabu-Thema war. Die Generation DAVOR, da war das noch ein...naja nicht Tabu-Thema, da wurde es einfach runtergeschluckt...fertig!

Meine Mutter hat mir mal erzählt, als meine Schwester dann ja überlebt hat, und ihre Schwiegermama zu Besuch kam und das viel zu kleine Baby gesehen hat, hat sie zu meiner Mama gesagt: Die kriegt ihr doch auch nicht durch!

Ich weiß nicht, wie es in der Generation meiner Mutter war, aber bei meiner Oma war es wirklich so: Entweder es klappt oder es klappt nicht!

2

Hallo Eva!

Ich denke das deine Mutter nicht daran erinnert werden wolllte. Aber wissen kann nur deine Mutter warum sie nichts gesagt hat!
Ich weiß von mir das ich nur mit meinem Mann darüber geredet habe! denn ich habe es sonst niemanden erzählt! ich konnte es einfach nicht! Ich hatte 2 FG! Im August habe ich dann einen gesunden Sohn bekommen! Die Zeit bevor mein Sohn auf die Welt kam war sehr schwer. hatte die hoffnung schon aufgegeben und gedacht das ich nie ein Baby bekommen werde...! Ich werde meine beiden Sternchen nie vergessen und denke noch sehr oft daran!

LG Annie + Lukas #herzlich (10.08.2007) + 2 #stern#stern (2003/2006)

5

Hallo Eva!
Ich bin bei meiner Oma aufgewachsen und vor 40 jahren hate sie auch eine FG. ICh wußte wohl das sie eine hatte aber mehr auch nicht. Jetzt wo ich selber sowas durchmachen mußte, hat sie darüber erzählt. Es war der totale Hammer und sie kam nie darüber weg. Früher war es so, das nie über sowas geredet wurde. Das Thema war tabu und ich glaube das deine Mutter deshalb nicht reden möchte. Sie ist noch anders groß geworden. Vielleicht sprichst du das Thema mal ganz vorsichtig an. Wenn sie dann wirklich nicht drüber reden will, solltest du es akzeptieren. Aber sie weiß dann das sie jemanden hat zum Reden und kann dann später noch mal zu dir kommen.
LG Micha