Stille Geburt - früher

Hallo,

ich wusste jetzt nicht, was für eine Überschrift ich nehmen sollte. Also mir ist folgendes in unserem Tante-Emma-Laden (in userem 1800 Einwohner - und jeder kennt jeden-dorf) passiert:

Eine etwa 65 Jahre alte Frau sagte zu mir: Bist du das, die das tote Baby bekommen hat, oder war das deine Schwester? Ich war erstmal schockiert, dass sie so eine direkte Frage gestellt hatte und sagte nur: Ja, ich war das. Und wollte weiter einkaufen. Dann hat sie mir erzählt, dass sie auch vor 40 Jahren ein Mädchen eine Woche über Termin geboren hat, dass die kleine während der Geburt erstickt ist. Sie wurde einfach weggetragen und sie hat sie nie gesehen. Nur 5 Wochen später kam eine Rechnung über 80 DM für die Bestattung. Sie weiß nicht, wo sie begraben ist und sie hätte das kleine Mädchen gerne im Familiengrab bestatten. Aber damals waren die Zeiten noch anders. Sie hatte Tränen in den Augen - nach 40 Jahren noch - und ich hab mit ihr geweint.

Irgendwie hab ich dann gemerkt, wie dankbar ich für die zwei Tage bin, die wir unsere kleine Maus im Arm halten durften, dass sie nur 100 m entfernt in unserem Grab beerdigt wurde und ich jederzeit einen Platz habe, wo ich trauern kann.

Viele Grüße
morla
mit zwei Mädels an der Hand (4,5 und 3)
und einem Mädel tief im Herzen (still geb. 29.1.10 - 31. ssw)

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Oh man,
das klingt echt hart....ich kann das nicht verstehen, warum die Früher so gehandelt haben...gut das es Heute alles humaner ist.
Ich zünde eine Kerze füe alle unsere Sterne
LG Esha, mit zwei Engeln im Herzen

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Hallo Morla,

wirklich schlimm das das früher so war!!

Eine Freundin von mir hat mir nach der Geburt meiner Zwillinge erzählt, das sie vor ihren beiden Kindern schon einmal schwanger war. Es wurde festgestellt das das Kind schwerstbehindert ist und demnächst sterben wird also wurde die Geburt eingeleitet (Ende 6. Monat)

Sie sollte eine Nacht im KH verbringen und am nächsten Morgen an den Wehentropf. Sie bekam dann allerdings bereits in der Nacht starke Wehen und hat nach der Schwester geklingelt. Die hat ihr dann ne Schüssel in die Hand gedrückt mit den Worten "wenns kommt lassen sie es da rein fallen, aber schaun sie sichs auf keinen Fall an!" #schock
Da saß sie dann nun ganz allein auf der KH Toilette und hat nur mit ihrem Mann zusammen ihr Baby auf die Welt gebracht. Die Schwester hat es dann mitgenommen und sie weiß bis heute nicht ob es ein Junge oder ein Mädchen war, bzw. wo und ob es überhaupt beerdigt ist :-(

Wir haben damals sehr viel zusammen geweint und umso glücklicher war ich wieder, das ich mich so schön von meinen beiden Zwergen verabschieden konnte. Das sich alle so liebevoll um mich und auch um meinen Mann gekümmert haben.

Dazu muss ich sagen das das ganze ERST 10 Jahre her ist! Seitdem ist eindeutig viel passiert!

So schwer es auch ist sich von seinem Kind verabschieden zu müssen, können wir heut zu Tage froh sein, das wir das heute auf so schöne und respektvolle Art und Weise machen können!

LG

Kerstin mit Madita & Leo *08.09.09+ und Krümel 12.SSW (26.01.10) und #ei 7.SSW

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Hallo Morla,

da sieht man mal wieder, das es immer noch schlimmer geht! Als ob der Tod des Kindes nicht schon schlimm genug wäre.

Ich kenne vergleichbare Situationen vom Friedhof. Als ich da noch "neu" war, sah ich manchmal Frauen vom älteren Kindergräberfeld kommen, wo vorallem in den 70ern und 80ern beerdigt wurde. ALLE wischen sich heimlich ein Tränchen weg, ALLE schienen sich dafür zu schämen und laufen dann schnell weg.

Mich hat das immer schockiert, weil es mir Angst , machte. Tut es in 30 Jahren noch immer so weh???

Ich hatte einen "schönen" Abschied von meinem Sohn, und ich denke, nein, es tut in 30 Jahren anders weh. Aber ich durfte meine Gefühle herauslassen. Ich wurde gut begleitet und kann sogar einfach hier im Netz meine Gedanken mit euch wildfremden Leuten teilen. Ich hoffe, dass wir alle in 30 Jahren nicht mehr so leiden, wie die Frauen, deren Kinder noch nicht mal in ihren Herzen existent sein durften.

Einmal saß ich am Grab und eine alte Frau setzte sich zu mir. Es war genau, wie die Szene im Laden, die du beschreibst. Wir haben auch zusammen geweint und sie wollte alles wissen über ihn. Ausser mir besucht niemand das Grab meines Sohnes, aber ich habe immer ein Glas mit Teelichtern dort stehen. Manchmal komme ich jetzt und dann brennt eine Kerze in der Laterne. Ich habe die Frau nie wieder gesehen, aber ich glaube, dass sie meinen Platz jetzt auch für ihren Sohn entdeckt hat.
Ich bin mir nicht sicher, aber den Gedanken daran finde ich sehr schön.
Vielleicht kann eine sehr alte Wunde so doch noch ein kleines bisschen genesen.

Lieke

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Hallo

ich habe am 17.8.08 unseren Sohn still geboren wir waren aber nicht auf der Beerdigung (Sammelbestattung), weil wir unsere Flitterwochen ende September gebucht hatten. Ich wollte nicht verreisen, weil ich dachte das ich meinen Sohn alleine lasse. Meine Mutter hat mir gesagt das wir raus müssen und das sie zur Beerdigung geht. Sie müßte Überzeugungsarbeit leisten. Letzendlich sind wir geflogen und meine Mutter zur Beerdigung. Ich weiß das ich einen 3 Jahre jüngeren Bruder gehabt hätte. Meine Mutter hat mir dann erzählt das sie auf der Trauerfeier auch sozusagen endlich Abschied von ihrem Sohn/ meinem Bruder nehmen konnte.

Meine Mutter sollte damals noch 800 DM bezahlen in der Privatklinik doch abends hat sich mein Bruder selber auf den WEg gemacht. Da kam dann ne Schwester ins Zimmer hat das Blutverschmierte Bett gesehen und soll gesagt haben was das denn bitte für eine Sauerei sei. Letztendlich wurde der Kleine auch in eine Schüssel gesteckt und dann erstmal in die Abstellkammer gestellt! Die 800 DM musste meine Mutter dann nicht bezahlen. So hat sie es mir erzählt

LG diamantblau

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Hallo,

ja das ist schrecklich, diese Vorstellung. Meine Oma hatte auch vor 50Jahren eine stille Geburt und sie ist "froh", dass die Hebamme ihr damals wenigstens gesagt hat, dass es ein Mädchen war:-(. Sie hat bei unserer Angelina auch so sehr geweint, weil sie schon zwei ihrer Kinder gehen lassen musste:-(. Eines mit 3Jahren und das kleine Mädchen. Sie war aber auch froh, dass ich mich von Angelina verabschieden durfte und sie in unserem Familiengrab beerdigt wurde. Selbst bei ihr wurden diese Wunden aufgerissen nach fast 50Jahren. Weil sie auch nicht ihre kleine Maus sehen durfte:-(. Sie war auch immer ganz traurig, an dem Geburtstag der Kleinen. Aber seit Angelina's Beedigung geht es ihr auch an diesem Tag etwas Besser. Ich denke, dass sie ein bisschen Trost gefunden hat, dass ihre Urenkelin nicht einfach weggebracht wurde. Wir können wirklich dankbar sein, dass diese Zeiten vorbei sind.

LG Sabine
(mit Angelina *21.11.06+ ganz fest im #herzlich und Sophie ganz fest an der Hand)

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ich hatte im dezember 08 auch eine stille geburt und hab das komischerweise auch nicht nur mit negativen erinnerungen im kopf. es war zwar schwer, aber man hatte noch etwas zeit zum abschied nehmen. bei uns waren meine eltern und die meines mannes zum abschied nehmen da. meine ma und mein mann waren bei der geburt dabei.

ich hab eine freundin, deren schwester vor ca 7 jahren auch eine stille gburt hatte. sie war auch 35. -40.ssw (weiß daß nicht so genau) und sie war ganz alleine. ihr mann wollte das nicht mitmachen und keiner hat sie begleitet. die hebammen waren auch nicht so einfühlsam wie bei mir. sie hat ihr kind danach für ca 5 mintuen gehabt und dann war es weg.
sie hatt keine erinnerungsstücke an die geburt oder das kind. ich hab fotos bekommen und auch die üblichen geburtskarten mit größe, gewicht und fuß und handabdruck. wenn mir danach ist, kann ich es mir immer wieder ansehen.

man sieht also, auch heute kommt es noch vor, daß diese stillen geburten sehr unpersönlich gemacht werden. ich weiß, in dieses krankenhaus würde ich für eine stille geburt nicht gehen. da fehlt einfach die erfahrung damit. obwohl es ja leider schon sooft vorkommt.

zum glück hatte ich ne sher gute begleitung im kh und auch danch von meiner hebamme. saowas kann auch viele wunden heilen

uli