Warum werde ich nicht glücklich?

Hallo zusammen,

ein wenig vor ab zu meiner Person.
Ich bin 30 Jahre alt und habe eine wunderbare Tochter die jetzt 6 Jahre alt ist. Ich habe mich 2020 von meiner Ex-Frau getrennt und wir sind geschieden. Meine Tochter wohnt bei Ihr und es ist ca. eine Autostunde entfernt. Da ich beinah jede Woche eine 6 Tage Woche habe und viel Arbeite habe ich Sie nur an den Wochenenden. Im Monat 3 von 4 Wochenenden. Zwischen meiner Ex und mir ist soweit alles klar, natürlich gibt es immer mal hier und da punkte wo man mal aneckt aber eigentlich läuft es soweit. Ich habe auch eine neue Partnerin die mich super unterstützt und mir auch mit dem abholen meiner Tochter hilft. Klar gibt es auch zwischen den beiden ab und zu kleine Konkurrenzkämpfen wenn es um mich geht, allerdings bekommen wir das gut in den griff.

Aber darum geht es eigentlich nicht. Ich habe einen zwar stressigen Job, aber er gefällt mir soweit (Klar gibt es auch schlechte Tage). Ich habe eine tolle Tochter und Freundin, meine Familie unterstützt mich, ich bin gesund und eigentlich mangelt es mir an nichts. Allerdings ist mein leben ein Sprung zwischen Terminen um alle glücklich zu machen außer scheinbar mich selbst. Für die Tochter da sein, die Familie besuchen, Arbeit, Haushalt, freunde usw. usw. - es bleibt wenig Zeit für mich bzw. mich und meine Partnerin. Wenn wir allerdings dann doch mal Zeit haben, planen wir Ausflüge usw. und dann passiert sehr häufig etwas das ich mir nicht erklären kann warum mich mein Kopf dazu bringt:

Der Tag läuft gut, doch irgendwann passiert eine Kleinigkeit die nicht so verläuft wie ich es mir vorstelle und die Laune geht in den Keller und mich daraus zu bekommen ist am gleichen Tag beinahe unmöglich. Meine Freundin versucht alles doch ich lasse Sie nicht an mich ran, gebe ihr teilweise für dinge dann die Schuld. Und besonders häufig werden diese Momente ausgelöst durch Familien die ich sehe, wie Mama und Papa mit Ihrer Tochter/Sohn gerade einen tollen Ausflug machen. Ich vermisse in diesen Momenten meine Tochter sehr und fühle mich schlecht einen tollen Tag ohne Sie zu haben. Wir unternehmen natürlich auch viel wenn meine Tochter da ist, allerdings kann ich es mir einfach selbst nicht erklären warum ich mich schlecht fühle wenn ich etwas tolles ohne sie unternehme. Und oft habe ich auch diese Phasen, wenn ich nachhause komme und einfach allein sein möchte, ich habe keine Lust auf ein Gespräch mit meiner Freundin und bin einfach nur down. Es ist unfassbar schwer es alles hier rein zu packen wie es mir geht , aber ich fühle mich so unfassbar schlecht das meine Freundin ständig versucht mich aufzubauen und ich so kalt zu Ihr bin. Bin ich überfordert mit allem? Ist es eine Depression die ich habe? Ich kann auch nur ganz schwer bis gar nicht die Kontrolle über etwas aus der Hand geben.

Habt Ihr auch schon Erfahrung nach einer Trennung oder ähnlichem das es euch sehr schwer fällt neue Lebensfreude aufzubauen? Ich trauere nicht der Trennung hinterher - es sind eher ständig die Gedanken - Ich kann meine Tochter nicht mal eben von der Schule abholen - so viel aus Ihrem leben bekomme ich immer nur an den kurzen Wochenenden mit - wie wird es wenn Sie älter wird und sich lieber mit freunden trifft als zu Ihrem Papa zu fahren und ich Sie noch weniger sehe? Das sind Gedanken die mich beinahe zerreißen.

Würde mich über ein paar Einschätzungen oder Erfahrungen von außenstehenden freuen.

Vielen Dank und Lieben Gruß :)

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Hallo,
Ich bin auch seit 10 Jahren von meiner Ex getrennt und geschieden und habe zwei Töchter. Wir hatten bis vor einem Jahr das Wechselmodell bis die Mädels (ich denke auch durch etwas Beeinflussung) das nicht mehr wollten. Nun sehe ich sie ebenfalls nur jedes zweite Wochenende und habe auch das Problem das ich nichts aus ihrem Leben mehr mitbekomme, zumindest nur sehr wenig. Ich habe allerdings das Glück das ich sehr nah dran wohne und sie wenigstens mal vom Sport abholen kann oder sowas.

Jetzt zu dir: ich kann dich total verstehen, als ich vor den Entschluss gestellt wurde nun die Kinder auch nur noch alle zwei Wochen m Wochenende zu sehen, ist meine Welt auch erstmal zusammengebrochen. Leider haben wir Männer da keine Chance auf einen fairen Weg. Und selbst wenn es den gäbe, für einen der beiden Eltern ist es gefühlt immer unfair. Ich hatte letztes Jahr zu dem eine Krebserkrankung dienlich aber mittlerweile überstanden habe. Warum ist das für mich entscheidend gewesen? In diesem Moment wo man glaubt es geht zu Ende, sieht man die Welt mit anderen Augen. Ich habe dort für mich erkannt das ich für meine Kinder immer da sein möchte, das sie immer zu mir können wenn sie es wollen und das ich sie immer unterstütze egal was sie tun, sie brauchen mich als Vater. Auch wenn sie mich nur noch selten sehen.
Ich habe auch eine neue Partnerin und auch da gab es am Anfang die gleichen Probleme wie bei dir und ich habe mich ebenfalls komisch gefühlt wenn ich andere Familien sehe. Und es ist manchmal auch heute noch so. Aber es ist dieser Gedanke warum hab ich das nicht geschafft, und dieser Gedanke ärgert mich manchmal. Aber ich habe mich mit der Situation abgefunden und konzentriere mich auf mein Leben, meine Frau und wir wollen auch noch ein Kind und unsere Familie gründen. Meine Kinder haben immer einen Platz bei mir aber leider eben nicht mehr so oft.
Ich denke du bist mit der Gesamtsituation noch nicht im reinen und daher kannst du dich nicht über die schönen Sachen freuen, du hängst noch mehr an der Welt die vorbei ist.

Ich empfehle dir, genieße jeden Tag deines Lebens, genieße die Zeit mit deiner Tochter, lass dich nicht von Dingen runterziehen die du nicht ändern kannst und große Erkenntnis aus meinem letzten Jahr, geh weniger Arbeiten. Du hast nur ein Leben und das ist schneller vorbei als dir lieb ist und da ist die Zeit mit deiner Tochter vllt schöner und wichtiger.

Es ist schwer in so einem Text auf viele Punkte einzugehen, ich hätte das noch viel mehr ausschreiben können, ich hoffe das klingt für dich nicht wie eine Belehrung, soetwas kann man wahrscheinlich auch besser in einem Telefonat besprechen. Das biete ich dir hiermit gerne an. Reden hat mir in den schweren Zeiten immer geholfen.

Viele Grüße

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Vielen Dank für deine Antwort und erstmal Respekt an dich.

Ich halte es hier mal kurz, du hast recht - man sollte weniger an dingen festhalten die nicht mehr sind sondern sich eher darauf Konzentrieren die dinge die kommen bestmöglich zu gestalten.

Ich denke es ist wie mit allem anderen im leben, ein ständiges auf und ab.

Ich danke dir und wünsche dir alles gute :)

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"Ist es eine Depression die ich habe? Ich kann auch nur ganz schwer bis gar nicht die Kontrolle über etwas aus der Hand geben."

Hört sich schon danach an. Bzw. Burnout durch die Überarbeitung. Man kann es nicht allen recht machen und Leute die zu Perfektion neigen sind sehr anfällig für Depressionen weil sie die eigenen Ansprüche nicht erfüllen.
Deiner Tochter ist nicht geholfen wenn du unglücklich bist, und ja, man muss Kinder auch loslassen später.
Meine sind jetzt 16 und 14 (leben bei meinem Exmann), und das Jahr in dem die Kleine 13 wurde war hart für mich. Lockdown, und dann noch die Wandlung des fröhlichen Kindes das bei Mama im Bett schlafen will zum zurückgezogenen Teenie der mit Glück zu den Mahlzeiten das Zimmer verlässt.
Jetzt hab ich mich dran gewöhnt.
Und ja, die Jahre in denen die Eltern wichtiger sind als die Peer-Group sind eben kurz. Es ist auch besser wenn man nicht zu sehr klammert, das behindert die Kinder in ihrer Entwicklung.
Du hast bis dahin aber noch eine Weile, also würd ich eher an der Schraube "Erwartungen an mich selbst" und "Überarbeitung" drehen. Vielleicht mit therapeutischer Hilfe wenn das zeitlich möglich ist. Dann ist es einfacher.

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Ich danke dir für deinen Input.

Ja ich denke das ich da bereits an der Oberfläche kratze oder sogar schon tiefer drin bin als mir lieb ist.

Runterschrauben ist hier denke ich tatsächlich das Stichwort für mich - Ob es Ansprüche sind oder der drang die Kontrolle zu behalten.

Vielen Dank dir!