Werde ich zum Workaholic oder ist es der Drang nach Selbstverwirklichung?

Hallo in die Runde,

an dieser Stelle mein Kompliment an die Community! Nach etwa 2h durchforsten diverser Beiträge und eurem regen Engagement, fühle ich mich mit meinem Problem nun ganz klein #gruebel
Trotzdem haben mir eure Antworten gezeigt, hier an der richtigen Stelle zu sein!

Ich würde euch so kurz wie möglich die aktuellen Umstände schildern und hoffe hier ein paar Antworten zu finden. Bin ich ein egoistischer Jammerlappen oder gehört doch noch mehr dahinter?

Nun zu uns (mein Haushalt und ich).
Ich, männlich, 32 Jahre alt, verheiratet und gesegnet mit einer supersüßen 2 Jahre jungen Tochter!
Ich arbeitete knapp 8 Jahre lang auf einer Intensivstation (Pflege) und hatte mir dank Wissen und Tüchtigkeit einen gewissen Stand aufgebaut. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich panische Angst davor die selben Fehler wie meine Väter zu machen und meine Arbeit vor die Familie zu stellen! Ich wollte nicht der sein der nie zu Hause ist!
Also wechselte ich den Job knapp 1 Jahr nach der Geburt meines Kindes in eine ruhigere Position mit festen Arbeitszeiten bei gleichbleibenden Gehalt. "win win" wie ich dachte. Beide Jobs brachten mir immer das notwendigen monatliche Grundeinkommen, haben mich aber nie geistig oder emotional sehr erfüllt. Daher habe ich mir nebenher aus dem Hobby heraus noch ein Gewerbe aufgebaut, was vor der Geburt meines Kindes und bis heute auch noch einen beträchtlichen zeitlichen Aufwand mitbringt. Dieses Gewerbe macht mich glücklich und ich kann Menschen bis zu den Tränen gerührt eine Freude bereiten (nennen wir es "Kunst"). Ich bekomme ein direktes Feedback und könnte in der Wertschätzung förmlich baden. Zumal verdiene ich im Sommer das 2-3 fache gegenüber meinem Hauptberuf. Daher ist es mir sowohl emotional, als auch finanziell sehr wichtig das fortzuführen!
Nun ist genau ein Jahr vergangen, in dem ich meinen neuen Job ausübe und meine Frau auch wieder in Vollzeit arbeitstätig ist.

Der regelmäßige Ablauf:
Die Tage unter der Woche schauen meist nun so aus, dass wir zwei gemeinsam früh aufstehen, alles vorbereiten, die kleine Maus wecken und meine Frau sie zur Kita bringt. Ich hole unsere Tochter anschließend wieder ab, dann unternehmen wir gemeinsam noch bischen was oder spielen in Ruhe zu Hause. Wenn ich das Abendbrot vorbereite kommt meine Frau dazu, sagt der Kleinen noch "gute Nacht" und schon geht es ab in die Heia. Sie hat unter der Woche nicht viel von Mama, weshalb sie sehr auf Papa geprägt ist. Die vergangenen Tage waren zunehmend eine Herausforderung, da ich mich kaum mal 5m von ihr weg bewegen konnte, ehe sie mich panisch suchte. Wenn die Kleine nun schläft, ist Zeit für Mama und Papa. Sie geht dann gegen 21 Uhr ins Bett. Ich fahre 1-2x unter der Woche nachdem ich die Maus ins Bett gebracht habe, zum Lager und bereite dort alles für das Wochenende vor (Events). An den Wochenenden versuche ich schon alles so einzuteilen, dass ich nur Vormittags fehle und ab 12 oder 13 Uhr für die Familie da sein kann. In den Monaten Mai bis September schauen fast alle Wochenenden so aus, im Oktober bis April nur 1-2 Wochenenden, die restliche Zeit bin ich für die Familie da.
Nun ist die kleine in den vergangenen Monaten immer mal wieder erkältet gewesen (böse "Kitakeime"), weshalb ich mit ihr zu Hause blieb. Jetzt zwischen Weihnachten und Silvester geht auch meine Frau wieder arbeiten, ich habe Urlaub genommen und bleibe zu Hause. Das verschärft natürlich die Situation des Papa-klammerns zunehmend.
Gespräche über eine mögliche 32h-Woche seitens meiner Frau haben wir geführt, allerdings wäre das strategisch gesehen in einer Zeit wo alles nur teurer wird, nicht sehr sinnvoll. Auch auf meinen Hinweis hin, dass ich genug verdiene um das zu kompensieren, schien ihr das zu unsicher zu sein.

Warum schreibe ich in der Überschrift nun "Workaholic"?
Weil ich das Gefühl habe, dass sich meine rationalen und emotionalen Gedanken sehr gegenläufig verhalten und ich mir zunehmend selbst im Weg stehe.
Ich genieße die Zeit mit meiner Maus und bin auch Stolz darauf, sie regelmäßig aufs neue für verschiedene Dinge zu begeistern. Aktuell basteln wir sehr viel :)

Trotzdem bin ich am Ende des Tages erschöpft, mit einem erdrückenden Gefühl der Unproduktivität und Ineffektivität. Ich weiß das meine Zeit im Erziehungs- und Lernprozess meiner Tochter natürlich sehr sinnvoll investiert ist, trotzdem fühle ich für mich selbst eben nicht so. Woran liegt das?

Mein Selbstwertgefühl ist enorm mit meiner beruflichen Leistung verknüpft.
Erst heute ertappte ich mich dabei, wie ich mir unheimlich viel Stress gemacht habe ein Projekt voran zu treiben und es baldmöglichst fertig zu stellen, obwohl es kein Zeitlimit gibt. Innerlich möchte ich es in 14 Tagen fertig haben, rational betrachtet wird es vor März keinen Nutzen haben. WTF?!
Ich möchte es nur schnellstmöglich fertig stellen, damit es ein positives Gefühl in mir auslöst!
Es ist fast so, als verspürte ich einen dauerhaften Mangel an positiven Gefühlen und könnte dies nur durch hervorragend geleistet und wertgeschätze Arbeit auffüllen.

Anbei ein krasses Beispiel:
Meine Frau könnte mir 1000x sagen was ich für ein toller Papa oder Mann ich bin, hingegen würden überschwängliche Gefühle in mir erst durch Stolz an der Produktivität meiner eigenen Leistung höherwertig ausgelöst werden. Warum ist das so?

Ich fühle mich derzeit wie der berühmte verhungernde Esel zwischen zwei Heuhaufen. Auf der einen Seite die rationale Sichtweise für das vermeintlich produktive Familienleben, auf der anderen Seite das emotionale Verlangen nach Sinnhaftigkeit.#augen

Was meint ihr dazu? Laufe ich nicht ganz rund?

PS: Sorry für den langen Text! Trotzdem hat das aufschreiben dessen gerade wirklich gut getan!

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Hallo Arbeitstier,

ich bin zwar kein Mann, verstehe deine Situation aber ebenso und möchte dir nur sagen, dass es nicht nur dir so geht. Mit einem Baby/Kleinkind/Kind, ändert sich das Leben auf eine Art und Weise, die man -selbst wenn man vorher noch so realistisch darüber sinnierte- nicht abschätzen konnte. Damit muss man erst mal zurecht kommen und seinen Platz finden.

Verantwortung und „Arbeit“ mit und für ein Kind/Familie ist eine auf den ersten Blick „undankbare“ Arbeit. Es wird einfach erwartet, dass man es irgendwie gut hinbekommt und Lob für erbrachte Leistung gibt es in dem Sinne nicht.
Wenn man dann auch noch ein Mensch ist, der sich überwiegend darüber definieren kann, dass Anerkennung und Wertschätzung von außen kommt, kann man schnell mal in deiner jetzigen Situation landen. Versteh mich nicht falsch, das soll kein Angriff gegen dich sein. Ich war selber in der Situation und sie hat mich erst mal sehr unglücklich gemacht.

Ich bin allein mit meinen drei Kindern, das Jüngste jetzt 17 Monate alt. Bereits in der Schwangerschaft war ich auf mich gestellt. Ich war immer sehr gern arbeiten, habe viele Hobbys die mich erfüllen und ich freue mich regelmäßig, wenn ich am Abend auf getane und vor allem erledigte Arbeit schauen kann. Das Gefühl „fertig“ ist berauschend, eben so wie du es beschreibst. Dann kam mein Baby, hochsensibel, lange Zeit mit Regulationsstörung, 24/7 Betreuung, nie ablegen, immer auf mir/neben mir schlafen, Fremdbetreuung wird nicht akzeptiert. Das ist alles ist, neben den alltäglichen Aufgaben im Haushalt etc., ganz schön herausfordernd und viel, viel Arbeit. Nur sieht man am Abend nicht, was geleistet, oder geschafft wurde. Keiner sagt dir „Prima Projekt, hier ist dein Lohn“. Das kann manchmal ganz schön frustrieren.

Mit half es den Blickwinkel zu ändern, die Intensive Zeit mit meinem Kleinsten ist temporär, dieses „Projekt“ läuft nur einmal und kommt in der Form nie wieder. Mein Lohn wird sein, wenn mein Kind irgendwann zu mir sagt, dass ich es gut gemacht habe. Alle anderen Projekte/Arbeit/Hobby, kann ich immer wieder starten/aufnehmen und ausführen, aber kein einziger Tag mit meinem Kind, wird in der Form zurückkommen.

Vielleicht hilft dir das, mir hat es geholfen.

Alles Gute!

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Hi, vielen Dank für deine Antwort!
Ich frage mich regelmäßig ob diese Erwartungshaltung "du wolltest Kinder, nun ist es auch vollumfänglich dein Problem" eine typisch deutsche Ansicht ist oder es auch anders geht. In meine Augen sind Kinder kein "Problem" des Einzelnen, sondern eine "Aufgabe" der Familie.

Aber klar, je mehr ich hier lese, desto eher staune ich mit welchen teils heftigen Problemen einige zu kämpfen haben. Auch in deiner Situation alleinerziehend mit 3 Kindern zu sein klingt aus meiner Perspektive kaum vorstellbar. Chapeau!

Ich glaube ich muss ganz einfach noch an meiner Einstellung und Sichtweise arbeiten.
Aktuell ertappe ich mich dabei wie ich in Rollen verschwinde: "Job Papa" und dann wieder "Job Pfleger".
Eigentlich sollte es heißen: "Lebensaufgabe Papa" + Job Pfleger. Ich möchte gern primät die Zeit mit meiner Tochter nicht als Arbeit sehen/empfinden, sondern als Bereicherung. Es ist definitiv nicht so als würde es mir keinen Spaß machen, sie ist schließlich eine ganz süße kleine Maus #verliebt



<Mit half es den Blickwinkel zu ändern, die Intensive Zeit mit meinem Kleinsten ist temporär, dieses „Projekt“ läuft nur einmal und kommt in der Form nie wieder. Mein Lohn wird sein, wenn mein Kind irgendwann zu mir sagt, dass ich es gut gemacht habe. Alle anderen Projekte/Arbeit/Hobby, kann ich immer wieder starten/aufnehmen und ausführen, aber kein einziger Tag mit meinem Kind, wird in der Form zurückkommen.>

Sehr schön gesagt :)

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Ich kann verstehen, dass dir dein Job und Nebengewerbe Spaß macht und du deinen Erfolg am Ergebnis der Arbeit sehen möchtest. Vielleicht ist es dir nicht so bewusst, aber das ist auch bei deinem Kind so. Vielleicht siehst du den Erfolg momentan noch nicht, dafür aber später. Dein Kind braucht dich und seine Mutter jetzt. Dein Job + Nebengewerbe scheint schon sehr zeitintensiv zu sein. Diese Zeit fehlt dann bei deiner Tochter. Den Job kannst du auch in 1-2 Jahren noch machen. Aber diese Anfangsjahre mit deiner Tochter prägen sie sehr und formen ihren Character. Wenn du jetzt beruflich bzw. bei deinem Drang nach Selbstverwirklichung etwas zurücksteckst und diese Energie in die Erziehung deiner Tochter steckst, wirst du dich freuen, wenn du in ein paar Jahren (z.B. Pubertät) feststellen kannst, dass du sehr viel dazu beigetragen hast, einen wundervollen Menschen zu prägen.

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Hi, das hast du sehr schön auf den Punkt gebracht, vielen Dank!
Ich verstehe mich zurück nehmen zu müssen, damit aber richtig umzugehen muss sich noch "einschleifen" :)

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Ja das ist sehr schwierig. Und es kommen immer wieder Situation wo einem das Zurückstecken echt schwer fällt. Aber ich denke mir dann immer, dass es ja nur für einen relativ kurzen Zeitraum so ist und es nicht immer so bleibt. Umso größer die Kinder werden umso weniger brauchen sie Mama und Papa. Ich würde mir später Vorwürfe machen, wenn sich in der Pubertät eine extreme Phase rauskristallisiert, die aufgrund fehlender Elternnähe entstanden ist.

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Hi,
volles Verständnis auch von mir.

Schau dir mal deine Rollenvorbilder an. Wie waren die Männer, die dich im Leben geprägt haben? Eher arbeitsorientiert? und umgekehrt, kennst du andere, die in der Paparolle aufgehen? Wir haben oft ganz unbewusste Muster. Manche Frauen definieren sich über einen sauberen Haushalt, manche Männer über beruflichen Erfolg oder auch ganz anders und eigentlich wissen alle, dass es darauf gar nicht ankommt oder es gar keiner expizit verlangt. Und diese Muster reichen oft bis in die zweite, dritte Generation vor dir.

Ansonsten schau doch mal, ob du auch ein kleines Projekt mit deiner Tochter planen kannst. Binde sie in deine Sachen mit ein. Mein Kleiner kocht und bäckt hier regelmäßig mit und werkelt gern mit dem Akkuschrauber. Wir mussten ein paar Ikeasachen aufbauen, da war er voll mit dabei.

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Hi, nach einer langen Pause melde ich mich mal wieder zurück. Insgesamt habe ich das Gefühl mein Tief aus Dezember nicht überwunden, jedoch gut verarbeitet zu haben. Ich gehe die Wochenplanung ruhiger an und setze mir einen bedeutend größeren Spielraum für meine Ziele. Es muss nicht alles in wenigen Wochen erledigt sein, was auch nach 6 Monaten keinen Schaden verursacht.
In der vergangenen Woche habe ich mit meiner kleinen Maus "blau" gemacht, was wir zusammen sehr genossen haben. Sie macht auch gerade ziemlich große Fortschritte in der Sprachentwicklung, so dass ich mich regelmäßig selbst dabei ertappe, vll nicht immer das richtige Wort zu finden :-P

Aber du sprichst hier ein ganz sensibles, vll. sogar problematisches Thema an: Rollenvorbilder!
Damit habe ich heute weniger, jedoch in der Zeit der Schwangerschaft sehr große Probleme gehabt. Ich fühlte mich unsicher, da ich das "Vatersein" nie wirklich vorgelebt bekommen habe.
Mein leiblicher Vater war bis zum 5. Lebensjahr immer für mich da. Anschließend arbeitete er auf Montage auswärts, so dass er ausschließlich am Wochenende noch Zeit für die Familie hatte. Im Alter von 10 Jahren die Scheidung.
Vater Nr. 2 (Stiefvater) damals zumindest ein hochexplosiver Choleriker, mit wenig Zeit für ein Familienleben unter der Woche. Er lebte zwar mit uns im Haus, aber so richten Kontakt hatten wir eigentlich nur am Wochenende. Er definierte sich selbst ausschließlich über die eigene Schöpfung von Dingen, in erster Linie Hausbau/Renovierung. Sein Elternhaus war wohl sehr streng und die Kinder in ihren Taten wurden gegenseitig aufgehetzt. Heute ist seine Familie zermürbt und verstreut, er hingegen ist sehr ruhig, hilfsbereit und lieb geworden. Bis dahin dauerte es aber einfach zu lange.
Ich hatte jedenfalls zwei Väter als Vorbilder, von denen ich viele Eigenschaften wusste was ich nicht werden möchte und nur wenige, die denen ich heute gerne nachgehe.

All in all fühle ich mich in meiner Vaterrolle heute aber um so sicherher und weiß auch, dass ich es gut mache. Seitens meiner Frau und der Familie gibt es genügend Zustimmung. Mein Ziel ist es wenigstens eine Stunde, besser mehr, täglich mit meiner Tochter intensiv zu verbringen. Aktuell komme ich so auf 3-4h je Tag (sie geht in die Kita), was einem normalen familären Beisammensein entspricht.

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Ich glaube eher nicht das die Veränderung in deinem Leben das Problem sind,du wirkst eher so als würdest du Bestätigung brauchen.
Ich würde mir eine neutrale Person zum Reden suchen und schauen woher die innere Unzufriedenheit kommt….
Das Du auch nichts annehmen kann das du ein toller Papa bist usw…
Tatsächlich haben wir auch nebenbei ein Gewerbe aufgebaut was unglaublich gut läuft und mein Mann hat mich vom reduzieren meiner Arbeit zugunsten des Gewerbes nie abgehalten…

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Moin,

Deine Gedanken kenne ich nur zu gut! Ich bin jetzt 33 und habe den Drang mich ständig weiterzubilden und habe oft das Gefühl, nicht wirklich ausgelastet zu sein obwohl ich gleichwohl weiß, dass ich schon sehr viel arbeite. Ich habe einen jetzt morgen 3 jährigen Sohn. Wir spielen viel mit Duplo und anderen Spielsachen. Spielen Fußball im Garten, gehen spazieren und springen in Matschepfützen. Und trotzdem bin ich abends dann unzufrieden weil mir die Zeit für mich selbst dann fehlt wo ich produktiv sein könnte.

Ich habe für mich folgende Denkweise entdeckt. Sie stammt von John Strelecky. Kurz gesagt: ist heute ein guter Museumstag? Stell dir vor am Ende deines Lebens wird alles was du getan, gesagt und gefühlt hast in deinem eigenen Museum offenbart und alle könnten durch dieses Museum laufen um sich an dich zu erinnern. Wenn du 90% deiner Zeit mit dir selbst unzufrieden bist, wird man das genauso sehen wie die 99% wo du ein toller Papa gewesen bist. Wie möchtest du, dass man sich an dich erinnert?

Ich selbst hoffe auch ganz oft auf Bestätigung und möchte positives Feedback haben. Das liegt aber auch daran weil mein Dad in der Kindheit immer arbeiten musste, damit wir über die Runden kommen. Du beschreibst etwas Ähnliches. Vielleicht liegt das Problem einfach darin, dass in deiner Kindheit Momente sind, die dich immer wieder triggern. In denen du Bestätigung gebraucht hast, diese ausgeblieben sind. Sprich darüber. Öffne dich deiner Frau und deinem engsten Kreis. Sprich über deine Gefühle aus der Vergangenheit. Erinnerst du dich an Momente wo du Bestätigung als Kind wolltest, diese aber nicht bekommen hast? Wie hast du dich gefühlt? Und dann stelle dich auf die Sicht der Person von der du Anerkennung haben wolltest. Was hat diese Person vielleicht gedacht oder gefühlt. Hatte Sie das Wissen, welches du heute hast? Und ich meine nicht beruflich sondern menschlich.

Wenn du anonym quatschen willst mit einem unbeteiligten, meld dich gerne jederzeit!
Manchmal ist eine Sichtweise von außen von einem der dich und dein Leben nicht kennt nochmal wichtig um vielleicht andere Denkansätze zu finden.

LG

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Wow, vielen Dank für deine Antwort! Das sind sehr interessante Denkansätze.
Dein Museums-Zitat habe ich mir gleich gespeichert :)
Da ist natürlich sehr viel wahres dran. Man muss aber auch die subjektive Sichtweise auf die "lebenswerte Erinnerung" betrachten. Was für den einen hinsichtlich dem Familienleben als positiv empfunden wird, kann für den anderen wiederum die Maximierung der beruflichen Laufbahn bedeuten. Wenn ich also mein "Museum der Erinnerungen" bauen möchte, gehören auch unweigerlich die als schlecht empfundene Erinnerungen mit hinein (die berühmten Kompromisse im Leben), sonst wäre das Museum am Ende doch ziemlich realitätsfern und langweilig :)
Aber klar, eine positive Sichtweise auch auf unangenehme Entscheidungen ist immer von Vorteil!

Deine Betrachtung der Gefühle aus der Vergangenheit (eigene Kindheit) ist ebenfalls sehr interessant!
Ich habe mich tatsächlich mehrfach dabei erwischt, wie aus negativen Gedanken meinen Eltern gegenüber, vor der Geburt meines Kindes, nun sogar positive Gedanken mit Zuspruch, nach der Geburt, geworden sind. Heute kann ich sehr viele Entscheidungen, welche ich als Kind als negativ empfunden habe, trotzdem viel besser nachvollziehen. Es gibt sehr viele Dinge die ich heute auch so machen würde.

ABER: Die Frage nach nicht erhaltener Bestätigung in meiner Kindheit, gerade in der Schulzeit, muss ich unbedingt nachgehen. Das ist wirkich ein interessanter Ansatz!
Heute habe ich das Gefühl, meine Eltern haben sich viel zu sehr an gesellschaftlich getriggerten Problemstellen (Schulnoten) aufgehalten und Druck ausgeübt, wo es heute in meinen Augen völlig unnötig war. Ich habe mich intellektuell sehr stark neben der Schule in meiner Freizeit mit völlig anderen Dingen beschäftig und entwickelt, womit ich heute auch mein Geld verdiene. Aber woher sollten es meine Eltern auch besser gewusst haben, sie wollten schließlich nur das beste für mich. In der heutigen Gesellschaft gezielt zuzuhören und auf Probleme mit einem größeren Maß an Zeit einzugehen, scheint ein großes Problem zu sein.
Daher habe ich auch für mich festgelegt, hauptberuflich nur so viel arbeiten zu gehen, wie es finanziell von nöten ist. Die zusätzlich gewonnene Zeit mit meiner Familie zu verbingen, möchte ich im Gegensatz zu meinen Eltern besser machen.
Das dann in der Selbstverwirklichung noch eigene Projekte ("me time") im Weg stehen und diese nach Bestätigung verlangen, ist eben die andauernde Problematik der Kompromissbewältigung.

Ich denke mein Weg ist richtig, aber lang :-D