Suche Tipps von Vätern für Geburtsbegleitung

Hallo ihr Lieben,

ich bin auf der Suche nach Erfahrungen von Leuten, die als Begleiter mit im Kreißsaal waren. Da das ja meist die Väter sind, hoffe ich, dass meine Frage hier richtig ist. Wir erwarten in wenigen Wochen unser erstes Kind und je näher der Termin rückt, desto mehr steigt natürlich die Aufregung. Es ist auch das erste Kind in unserer Familie, sodass wir hier nicht viel Erfahrungsaustausch haben.

Ich würde gerne wissen, ob und wie ihr euch auf die Geburt eures Kindes vorbereitet habt. Wolltet ihr von Anfang an mitkommen, oder war es eher der Wunsch der Partnerin? Hattet ihr bestimmte Ängste, bezogen auf die Zeit im Kreißsaal? Wie seid ihr damit umgegangen? Gibt es jemanden, der generell sensibel auf den Anblick von Blut oder auf den Aufenthalt in einem Krankenhaus reagiert und dennoch dabei war?

Was habt ihr im Vorfeld mit eurer Partnerin besprochen bzw. was hättet ihr euch rückblickend gewünscht? Was genau war eure Aufgabe während der Geburt? Würdet ihr bei einer weiteren Geburt nochmal mitkommen? Und wenn ja, würdet ihr etwas anders machen?
Habt ihr Tipps für andere werdende (Erstlings-)Väter?

Vielen Dank schon mal! 🙂

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Wir wollten beide dabei sein (zwei mal ;-) )

Zur Vorbereitung: Kliniktasche und Essen einpacken (Schokoriegel, Getränke, Snacks, Obst (insb. für dich!)

Ängste: nur dass der Papa nicht mit reinkommen darf, geschweige denn zu Besuch kommen (1. Coronalockdown)

Wenn der Papa sensibel ist, dann kann er am Kopfende der Mama sitzen.
Da sieht man nicht so viel, ist aber auch nicht so wild. In der Regel kommt nicht so viel Blut und wenn, wird es gleich weggewischt.

Ansonsten einfach da sein und Hand halten.
Kommt drauf an wie lange es dauert (ist bei jeder Frau unterschiedlich), aber oftmals wird der Papa über Nacht heimgeschickt, weil es noch dauert.

Solange ihr in einer Klinik seid, brauchst du dir keine Sorgen machen. Deine Frau und Baby sind dort in guten Händen :-)

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Habe meinen Mann gefragt, daher ist das seine Antwort unter meinem Account:

Er wollte von Anfang an dabei sein, das war ihm sehr wichtig. Er hat mit mir den Geburtsvorbereitungskurs besucht, indem die verschiedenen Phasen erklärt werden.

Ich habe ihm eine Art "Bedienungsanleitung" für die Geburt geschrieben mit absoluten "No Go's" und Dingen, die er tun kann. Hätte ich nicht mehr sprechen können, hätte er genau gewusst, was er tun kann.
Ich habe mit ihm darüber gesprochen, was ich auf gar keinen Fall möchte und er war während der Geburt mein Sprachrohr.

Zum Beispiel war ich dann als die Fruchtblase geplatzt ist nach fünf Tagen Einleitung nicht mehr in der Lage nach einem Kreissaal mit Gebärwanne zu bitten. Da hat er geschalten und das für mich gemacht.

Er hat sich im Krankenhaus sehr sicher gefühlt. Sein Job war mich zum Trinken zu animieren, in der Wehenphase hat er mich zu Beginn mit Gesprächen abgelenkt, später mit Wärme massiert. In der Geburtswanne hat er meinen Kopf gekühlt und mir etwas zu essen gegeben, wenn ich etwas gebraucht habe. Außerdem waren da viele Geburten parallel und wir waren stellenweise auch alleine. Er hat die Erlaubnis erhalten die Wanne mit Warmwasser nachzufüllen, sofern notwendig.

Sein wichtigster Job war es, an meinem Kopfende zu bleiben. Daran hat er sich immer gehalten. Ich wollte auf keinen Fall, dass er meinen Intimbereich sieht.
So hat er dann (die letzte Phase musste außerhalb des Wassers stattfinden) nicht zu viel Blut gesehen.

Es ging ihm damit sehr gut. Wir haben aber auch grundlegend einen wertschätzenden Umgang. Auf Grund von Erzählungen haben wir aufgeschrieben, dass das was im Kreissaal gesagt wird, nicht immer ernst gemeint ist. Das war gar nicht nötig. Ich hatte niemals den Impuls ihn anzuschreien oder wütend zu werden. Ich habe währenddessen lieber mit dem Baby gesprochen und ihm gesagt, dass ich jetzt wirklich möchte, dass es auf die Welt kommt usw.

Er würde immer wieder dabei sein wollen. Gerade die Erstuntersuchung und das erste Mal halten war für ihn ein besonderer Moment. Er hatte großes Vertrauen in die Hebammen und Ärzte vor Ort und hat einfach auf mich gehört.

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Für mich als Frau war am wichtigsten, dass von Anfang an klar war: Wir stehen das zusammen durch und mein Mann wird meine Wünsche / Bedürfnisse kommunizieren, wenn ich es nicht mehr kann. Dafür war es super wichtig, dass er im Geburtsvorbereitungskurs dabei war, denn unsere Hebamme hat uns da allen so richtig den Rücken gestärkt. Also eben auch gesagt, dass man "Nein" sagen kann und darf, sich alle Maßnahmen erklären lassen soll, auch eine andere Hebamme verlangen kann wenn es nicht harmoniert... Letzteres war bei uns dann sehr wichtig, weil unsere erste so furchtbar war - es ging einfach gar nicht mit uns. Ich habe mich nonstop übergeben und dieser Drachen, im früheren Leben sicher Aufseherin in einem sibirischen Gefängnis, hatte die Empathie einer Klobürste. Mein Mann hat sich dann knallhart beschwert und wir bekamen eine andere. Ich selber hätte dazu nicht mehr die Kraft gehabt, deswegen ist meiner Ansicht nach die wichtigste Aufgabe des Mannes, für seine Frau einzutreten.

Für mich persönlich ist es übrigens undenkbar, dass ein Mann sich mit "Ich reagiere sensibel auf Blut" oder "Ich mag Krankenhäuser nicht" aus der Affäre zieht (sofern er natürlich nicht wirklich ein Trauma oder irgendwas hat). Da muss man dann gemeinsam durch. Frauen haben die gleichen Ängste - also am besten einfach zusammen drüber reden und besprechen, was man will oder nicht will. Also was darf der Mann sehen, was nicht. Das finde ich wichtig.

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Vielen Dank für eure lieben Antworten und das Teilen eurer Erfahrungen 😊