Lesen und Schreiben in der 1. Klasse

Hallo!

Unsere Tochter ist in der ersten Klasse. Und so langsam mache ich mir große Sorgen, was das Lesen und Schreiben betrifft.
Neue Texte kann sie sich nur sehr mühsam erlesen und macht schnell dicht, wenn ihr ein Wort zu lang vorkommt. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass ihr Geist dicht macht, wenn es ans Lesen und Schreiben geht. Im Rechnen hat sie hingegen gar keine Probleme und löst alle Aufgaben schnell und konzentriert.

Soll sie aber lesen, kommt sie schon mit schlechter Laune nach Hause. Bevor sie liest, mosert und nölt sie rum. Fängt sie dann an zu lesen, weint sie schnell und redet sich immer selber ein, es nicht zu können. Sie steht sich dann selber absolut im Weg. Lesen wir den gleichen Text nach ein paar Stunden nochmal, läuft es viel besser, allerdings weiß sie ja dann auch, was da in etwa steht.

Beim Schreiben ist es das gleiche. Soll sie Wörter nur abschreiben, achtet sie gar nicht drauf, was da steht. Sie schreibt einfach nur ab. Soll sie frei schreiben, macht sie sofort dicht. Sie könne das nicht und sowieso wäre das alles blöd und alle anderen könnten alles viel besser. Freiwillig üben will sie aber auch nicht unbedingt.

Heute haben sie nun das erste Laufdiktat geschrieben mit Wörtern, die sie seit Montag kennen. Ich habe es nicht gesehen, aber sie erzählte unter Tränen, dass alles falsch gewesen wäre.

Zur Übung habe ich die gleichen Wörter aufgeschrieben und ihr gesagt, dass wir nun eben auch ein Laufdiktat machen. Sie hat nur versucht, sich die Buchstaben zu merken ohne die Wörter zu lesen. Klappte natürlich nicht. Habe sie dann aufgefordert, die Wörter zu lesen, damit sie sich merken kann, was sie schreiben soll. Das klappte dann einigermaßen. Sie machte 3 Fehler bei 8 Wörtern.

Ich habe einfach das Gefühl, dass sie den Anschluss verliert, weil sie immer erzählt, dass alle alles viel besser können würden.
Einerseits denke ich, dass sich die Lehrerin melden würde, wenn es auffällig wäre (hat sie bei Mitschülern getan) andererseits habe ich Angst, zu viel zu verpassen, wenn wir nicht irgendwas unternehmen. Jetzt frage ich mich, ob ich der Lehrerin einfach mal eine Mail schicke und frage, wo sie unsere Tochter sieht. In letzter Zeit kam es nämlich häufiger vor, dass sie nach der Schule zu Hause weinte, weil sie der Meinung war, nichts zu können. Abends klagt sie auch manchmal über Bauchschmerzen.

Ach es ist einfach blöd, sie so zu sehen. Würde ihr so gern irgendwie helfen.
Was mache ich nun?!

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Das klingt, als hätte Deine Tochter schon ganz schön Druck.

Wenn meine Große (jetzt dritte Klasse) anfängt mit "ich kann das nicht", dann brauch ich gar nicht weiterzumachen, dann kann sie es wirklich gerade nicht. 10 min später sieht das dann schon ganz anders aus. Lernen ist wirklich zu einem großen Teil eine Frage der Einstellung.

Offenbar fehlt Deiner Tochter im Moment jede Freude und Erfolgserlebnisse.

Ich hätte sie bei den 5 richtigen Wörtern kräftig gelobt und ein bisschen veräppelt von wegen "hey, ich denk, du kannst das nicht, und dabei hast du mehr als die hälfte richtig." Bei meiner Tochter zieht das ganz gut, sie ist dann stolz, dass sie es doch kann - und damit erwacht dann oft ihr Ehrgeiz, es noch besser zu können.

Gleichzeitig finde ich es wichtig, möglichst viel Druck rauszunehmen. Sie weint, weil alles falsch war in der Schule: Dann: Schatz, ich hab Dich lieb, das ist ganz normal, dass man in einem Bereich Startschwierigkeiten hat, das kommt schon noch. Wenn Du Dich ein bißchen erholt hast, dann probieren wir es mal zusammen, mal sehen, ob das besser geht"
Ich will Dir gar nicht unterstellen, dass DU den Druck machst, den machen sich viele Kinder selbst, GERADE im Vergleich mit den Klassenkameraden. Trotzdem ist es gut, wenn Du versuchst, davon etwas abzumildern.

Mit der Lehrerin würde ich auf jeden Fall Kontakt aufnehmen, ihr schildern, wie es Deiner Tochter zu Hause geht und fragen, wie ihr Eindruck in der Schule ist. Gemeinsam werdet ihr bestimmt einen guten Weg finden.

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Hallo!

Das ist ein klassischer Fall, die Sprechstunde der Lehrerin aufzusuchen. Dafür sind Sprechstunden ja da. Denn hier wirst du kaum eine Einschätzung bekommen können, wie deine Tochter in der Klasse steht.

Darüber hinaus: Für die Lernwörter empfiehlt sich auch ein Karteikasten, bei dem die neuen Wörter wie Vokabeln eine Fremdsprache abgearbeitet werden und bei Erfolg nach hinten rutschen.

Viele Grüße
Ulrike

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Bundesland?

Ich sehe in NRW täglich SuS in der ersten Klasse, die noch nicht mal im Ansatz lesen können und schreiben ist auch eher so naja. Ich denke, nach dem was du so schreibst ist deine Tochter gut im Mittelfeld.

Ich würde mir keine Sorgen machen.;-)

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Hallo!

Wo Deine Tochter steht, wird Dir nur die Lehrerin sagen können, da die das Lerntempo der Klasse kennt. Es nutzt dir herzlich wenig, wenn ich dir sage, wann meine Tochter sinnerfassend lesen konnte. Und Diktate haben die Kids bei uns in der ersten Klasse noch gar nicht geschrieben, da sie zunächst phonethisch geschrieben haben. Erst jetzt - in der 2. Klasse - lernen sie Rechtschreibregeln, und jetzt haben sie natürlich auch schon ein paar Diktate geschrieben.
Such das Gespräch mit der Lehrerin, erzähl ihr, was bei Euch daheim abläuft, erzähl ihr auch von den Bauchschmerzen... So könnt ihr gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

LG

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Huhu,
von mir nur ein Tipp: Wenn du selbst das Gefühl hast, dass Deine Tocher ein Problem hat beim Erlernen des Lesens und Schreibens, dann verlasse Dich nicht zu sehr auf die Lehrerin!

Ich bin wie Du davon ausgegangen, dass sich die Lehrerin meines Sohnes schon melden wird, wenn sie das Gefühl hat, dass seine Leistungen nicht stimmen - hat sie aber nicht. Selbst dann, als sein Problem nicht mehr zu übersehen war und er ganz klassische legasthene Fehler gemacht hat, war seine Lehrerin nicht in der Lage, sein Problem zu erkennen. Kommt im Studium des Grundschullehramtes nicht vor!

LG, Cherish

6

Huhu,

Hol dir das erste "Lies Mal!" Heft und lass sie es selbständig bearbeiten...

Lernt sie mit Anlauttabelle oder "klassisch"?

Sie hat für das Lesen noch bis Ende der 2. Klasse Zeit, manchmal dauert es etwas länger, bis der Knoten platzt. Gab es bei euch jetzt keine Gespräche im Halbjahr? Ansonsten schadet es sicher nicht, sich mit der Lehrerin mal kurzzuschließen um ihre Meinung zu hören. Wahrscheinlich ist alles im grünen Bereich.

Ich würde versuchen, Lesen und Schreiben irgendwie anders in den Alltag einzubauen als über angekündigtes Üben. Vielleicht darf sie etwas auf den Einkaufszettel schreiben, das sie dann auch bekommt. Oder vielleicht hast du gerade deine Lesebrille nicht dabei und sie muss dir mal aushelfen... ;-)

LG

Hanna

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http://jandorfverlag.de/lesen/90/lies-mal-1-das-heft-mit-der-ente

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Die “Lies-Mal“ Hefte sind wirklich klasse, mein Sohn benutzt die in der Schule!!

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Hallo,

ich würde auch empfehlen, so schnell wie möglich etwas zu ändern. Deinem Kind geht es nicht gut, nicht nur, dass sie es nicht kann, sie fühlt sich schlecht und hat mittlerweile schon körperliche Beschwerden.

Ansprechpartner Nr. 1 wäre für mich der Klassenlehrer. Hattet ihr zum Halbjahr schon ein Elterngespräch? Ihr könnt gemeinsam erarbeiten, wie ihr zusammen dem Kind helfen könnt. An unserer Schule gibt es Förderlehrer, die sich die Kinder genauer anschauen und versuchen hinter die Ursachen der Schwierigkeiten zu kommen. Aber auch "normale" Lehrer sollten dir sagen können, wo du ggf dein Kind genauer untersuchen lassen solltest (z.B. Kinderarzt, Augenarzt?)

Seit wann hat sie diese Probleme? Vom Gefühl würde ich sagen, ich suche mir Seiten im Lesebuch, die mein Kind noch ohne Probleme lesen konnte und gebe meinem Kind so wieder Sicherheit. Langsam steigern, täglich dran bleiben (5-10 Minuten), das Kind nicht überfordern. Wenn du den Eindruck hast, dass sie die geübten Texte nur deshalb gut lesen kann, weil sie es noch weiß, kannst du die einzelnen Worte in anderer Reihenfolge aufschreiben und üben. Oder den Text kopieren, auseinander schneiden und auf Kärtchen kleben. Da gibt es viele Möglichkeiten.

Wichtig finde ich:
- mit dem Lehrer zusammen arbeiten
- dort ansetzen, wo das Kind noch keine Probleme hat
- täglich dran bleiben

LG

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Ich habe auch so einen Kandidaten zu Hause, der sehr schnell die Flinte ins Korn wirft, wenn er meint, er kann etwas nicht.

Bei ihm hilft dann nur, wieder einen Gang zurückschrauben, gaaanz viel loben und überrascht tun, wenn er es doch schafft. Er freut sich dann immer ganz diebisch und ich meine dann nur: "siehste, von wegen, Du kannst es nicht". Es brauchte anfangs viel Zeit, aber ich stelle fest, dass diese Blockade-Phasen seltener werden, je öfter er gemerkt hat, dass es ja doch meistens klappt.

So wie ich es lese, machst Du es ja eigentlich schon richtig - keinen Druck aufbauen, positiv bestärken, viel loben und wenn einmal der Knoten geplatzt ist, geht es dann meistens sehr schnell. Ich würde viel vorlesen und dann eben immer nur einzelne Wörter lesen lassen. Vielleicht hilft auch ein Buch mit farbig markierten Silben ?

Die Lies-mal-Hefte fand meine Tochter auch sehr nett.

Wenn, wie in Eurem Fall, aber noch zu kommt, dass das Kind leidet, würde ich dann schon einmal eine Mail an die Lehrerin schreiben. Vielleicht empfindet es Deine Tochter ja als viel schlimmer. Meine meinen auch oft, dass die anderen Kinder ALLES VIEL besser können. Dabei sind sie wirklich gut dabei.

Und falls die Lehrerin da vielleicht selbst schon ein Probleme erkannt hat, könnt ihr rechtzeitig reagieren. Und sie kann Deine Tochter vielleicht im Unterricht schon bisschen motivieren.

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Ich würde trotzdem zügig eine Sprechstunde nehmen, denn jede vergehende Woche bringt größere Lücken......normalerweise ratet man üben, üben, üben.....wenn es nichts bringt, deutet es evtl. auf LRS hin, was in der 1.Klasse noch etwas voreilig wäre.