Wie sehen die Diktate eurer Erstklässler aus?

Ich fand am WE ein Schreibheft im Ranzen meines Sohnes, welches nicht zu den Hausaufgaben gehörte. Es war ein kurzer Text darin aufgeschrieben, etwa 3 Sätze.

Er schreibt nicht schön und es kommt vor, dass er beim Abschreiben noch Fehler einbaut.
Gerade gegen Ende der Texte, weil die Konzentration nachlässt. Lesen klappt, wenn auch noch nicht ganz flüsssig (bei längeren Wörtern stockt er noch)
Dieser Text war allerdings deutlich schlechter als alle bisherigen.
Ich schließe daraus, dass es das erste "echte" Diktat gewesen sein könnte. Mein Sohn äußert sich fast nie zu Dingen, die in der Schule gemacht werden.

Nun meine Frage: Man konnte die Worte erahnen, ich konnte also beim Lesen herausfinden, was es heißen sollte.

Allerdings war nahezu jedes Wort falsch geschrieben, die Groß und Kleinschreibung war abenteuerlich.

Sie lernen mit der Silbenmethode Schreiben, nicht nach Gehör. Für uns scheinbar ein großes Glück, wenn ich mir dieses Diktat anschaue.
Wie gehe ich nun vor? Übe ich mit ihm? Ist es in der ersten Klasse einfach normal, dass so viel falsch ist? Soll ich die Fehler mit ihm besprechen? Oder es lieber ignorieren?
Mein Sohn ist sowieso kein Fan der Schule und schnell demotiviert. Andererseits soll er auch keine großen Lücken aufbauen.
Danke für Tipps und Ratschläge

1

Hallo,

wir machen das ab und zu nebenbei. Vor dem Einkauf lasse ich meine Tochter den Einkaufszettel schreiben. Und hinterher zeige ich ihr meinen. Die Unterschiede fallen ihr von alleine auf. Manchmal fragt sie nach dann gibt es eindeutig Erklärung, sonst nicht.

Gruß Sol

2

Huhu,

bei uns (NRW) gab es in der 1. Klasse eigentlich keine Diktate. In der 2. Klasse gab es zwar das eine oder andere Übungsdiktat, aber hauptsächlich gab es Abschreibtexte.

Die Diktate bei uns wurden eigentlich nur zur Überprüfung eingesetzt, welche Rechtschreibregeln die Kinder schon verinnerlicht hatten. Mit der Methode "Anlauttabelle" (immer wieder fälschlicherweise als "Schreiben nach Gehör" bezeichnet) geht es ja weniger um Rechtschreibung als um das schnelle Lesen lernen.

Die Rechtschreibung wird parallel dazu mittels Rechtschreibregeln erlernt. Rechtschreibregeln sind z. B. , welche Wortarten groß und klein geschrieben werden, wann es eine Konsonantenverdopplung gibt, wann man eu/äu schreibt, wann d/t, g/k etc. Dies wird im Deutschunterricht behandelt und am Ende der 1./2./3. Klasse gibt es bestimmte Kategorien an Regeln, die die Kinder bis dahin können sollten.

Im Diktat kamen immer alle Kategorien an Wörtern vor und die Fehler wurden in diese Kategorien eingeteilt. Manche Fehler (z. B. 'dass' nicht mit zwei s geschrieben) waren also OK, weil die Kinder das noch gar nicht können müssen, andere Fehler sollten nicht mehr vorkommen.

Die Lehrerin hat die Ergebnisse der Diktate dazu verwendet, um zu sehen, welche Kinder bei bestimmten Themen noch Förderung benötigen und um den Eltern beim Sprechtag zu erläutern, wo ihr Kind steht.

Im freien Schreiben wird in NRW in den ersten Klassen die Rechtschreibung nicht benotet.
Könnte es auch freies Schreiben gewesen sein, sprich, dass dein Sohn sich den Text selbst ausgedacht und aufgeschrieben hat? Frag ihn doch einfach, ob der Text diktiert wurde.

Mein Sohn hatte in der 1. Klasse eine grauenvolle Schrift und lernte mit Anlauttabelle. Er ist jetzt in der 5. Klasse Gymnasium und schreibt annähernd fehlerfrei, bis auf Kommasetzung, ß/ss/s (behandeln sie gerade), substantivierte Verben und unbekannte Fremdwörter.

LG

Hanna

4

Danke für eure Antworten.
Ich gebe zu, ich war über diesen kurzen Text ganz schön erschrocken im ersten Moment ;-) Daher ist es sicher gut, dass ich erst mal nichts gesagt habe.

Der Text hatte Sätze, welche aus dem Lesebuch stammen, nicht wortwörtlich aber ähnlich.
Ausgedacht hat er ihn sicher nicht, er würde diese Worte so nicht verwenden.

Immerhin beruhigt es mich ein bisschen, dass ihr nicht so verwundert seid wie ich :-)
Ich dachte allen Ernstes das Heft sei im Ranzen gewesen, damit ich sehe, dass mein Sohn es schlicht noch nicht hinbekommt.

Ich werde das mit dem Einkaufszettel auf jeden Fall versuchen. Manchmal schreibt er auch schon dem Papa kleine Nachrichten, da helfe ich ihm.
Ich spreche die Worte die er schreiben möchte sehr, sehr deutlich vor, manchmal auch in Silben. Dann schaut das Ergebnis ein klein wenig besser aus.

Hey, ich kann mich kein Stück daran erinnern, dass das Schreiben lernen sooo schwer war ;-) :-D

9

Also, wenn ich an die 70er Jahre zurückdenke, haben wir in der ersten Klasse tatsächlich noch mit Schwungübungen begonnen, weil ja danach direkt die Schreibschrift kam. Sowas hier:
http://4.bp.blogspot.com/-mDOEgeTPXjg/VnAqxKGXHEI/AAAAAAAAJ5I/cp5RQcEHI7U/s1600/erste%2BSchwung%25C3%25BCbungen%2B3%2BAB-1.jpg

Das wird ja mittlerweile gar nicht mehr gemacht, oder? (Weil man mit Druckschrift beginnt)

Und danach schrieben wir seitenweise lelele, mumumu und ähnliches. Ich denke, dass es früher langsamer ging.

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3

Hallo,

meine Tochter geht zwar schon in die 3. Klasse, aber sie lernten nach Gehör schreiben - in meinen Augen der größte Mist, den man sich vorstellen kann - warum soll man erst etwas falsch lernen???
Ich habe ihr deshalb immer gleich gesagt, wie etwas richtig geschrieben wird und auch warum. Ich würde es bei deinem Sohn nicht ignorieren, denn offenbar fällt es ihm ja jetzt schon etwas schwer und es wird mit der Zeit sicher nicht besser, es wird eher nur noch schwerer werden, das Gelernte wieder zu ändern und es auch zu verstehen.

LG
sonntagskind

5

Guten morgen,

die Methode ist super, WENN sie richtig vom Lehrer vermittelt wird.
Wie eine Vorschreiberin erwähnte, gibt es Lernwörter und Rechtschreibregeln die
eingehalten werden müssen und auch bewertet werden. Silbenklatschen wurde hier noch bis zum Ende der 4. Klasse gemacht, quasi bis es den Kindern zu den Ohren rauskam ;-)

Mein Sohn ist jetzt in der 5. Klasse und hat eine tolle Rechtschreibung und zudem ein gutes Gespür für z.B. den Satzbau, so das neue Regeln leicht verstanden werden.

Ein Freund hat an einer anderen Schule mit der Silbenmethode gelernt, seine Rechtschreibung ist gelinde gesagt ein Graus.

Lass dir von der Lehrkraft das System erklären, da merkt man schnell ob diese Lust dazu hat, das richtig zu vermitteln.

LG
Tanja

6

Mein Sohn lernt nach der Silbenmethode.
Sie haben auch eine Anlauttabelle, aber die nutzt er nicht, auch die anderen Schüler wohl wenig.

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8

Hallo,

ich würde einfach mal das Gespräch mit dem Lehrer suchen. Bei uns wurden von Anfang an Diktate geschrieben. Zuerst nur Buchstabendiktate, dann Silben, Wörter bis hin zu kurzen Sätzen. Eigentlich nur Sachen, die die kennen sollten. Daher wird auch erwartet, dass sie es überwiegend richtig schreiben und dass mehr geübt wird, wenn ein Kind da noch Schwierigkeiten hat.

Aber wie man hier an den Antworten sieht, macht das jede Schule/jeder Lehrer anders.

LG

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Hallo,

mach dir keine Sorgen, das Diktat ist nicht über sein weiteres Leben entscheidend.

Bei uns (ebenfalls in der 1. Klasse) werden auch schon Diktate geschrieben. Und hinterher wird auch eine Berichtigung gemacht. Ich finde es wichtig, auch die Berichtigung, schließlich soll sich das Kind das richtige Schreiben eigentlich von Anfang an angewöhnen. So muss nicht mühevoll abtrainiert werden, was man sich anfänglich falsch einprägte.

Übrigens: auch mein Sohn hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren und macht deshalb Fehler. Das gehört wohl dazu und wird hoffentlich im Laufe der Zeit besser werden. Wir dürfen wohl auch nicht vergessen, dass sie ja doch noch kleine Kinder sind. Es wird ihnen schon eine Menge abverlangt. Ein bisschen mehr Gelassenheit.... das müssen wir Mütter wohl noch üben ;-)

Keine Sorge, das wird schon...

LG Skuld

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Hallo,

unser Sohn (1. Klasse NRW) hat bisher noch keine Diktate geschrieben.
Hier sollten die Kinder die Laute erstmal hören und bekamen nur "hörbare" Fehler verbessert. Das heißt "Fater" wäre richtig gewesen, weil man nicht hört, ob der Anfangsbuchstabe V oder F ist, aber Vata wäre falsch gewesen.
Letztens wurde auf dem Elternabend angekündigt, dass demnächst Rechtschreibregeln eingeführt würden. Gesehen habe ich von denen aber noch nichts.

Ich mache es bei unserem Sohn so, dass ich ihm Worte mit "Hörfehlern" nochmal langsam und deutlich vorspreche. Er kann das dann auch eigentlich immer umsetzen. Bei Worten mit einer Rechtschreibung, die man nicht raushört, sage ich ihm, wie es richtig geschrieben wird und sage auch gleich dazu, dass man sich merken muss, dass man z.B. "Beere" so und nicht "Behre" schreibt und dass das niemand von Anfang an weiß.

Natürlich kann letzteres dazu führen, dass die Kinder gefrustet sind. Unser Sohn bricht dann auch nicht in Begeisterungsstürme aus.
Aber wenn die Kinder sich falsche Schreibweisen einmal eingeprägt haben, ist es viel schwieriger, die wieder loszuwerden.

Wir haben noch eine Tochter in der 4. Klasse mit guter Rechtscheibung, die ständig von der Lehrerin gelobt wird, dass sie das soo toll machen würde. Sie hängt in dem Bereich offenbar alle anderen Kinder ab.
Bei ihr haben wir auch von Anfang an alles verbessert.
Aber ich muss sagen, dass ich mir letztens alte Schulsachen aus meiner Grundschulzeit angesehen habe, und festgestellt habe, dass meine Rechtschreibung in dem Alter besser war. Und ich war damit damals nicht die Beste in der Klasse, sondern vielleicht Platz 3 oder so.

Von daher bin ich der Ansicht, dass dieses Verschonen der Kinder mit Kritik an ihrer Rechtschreibung, wenn die Regel dazu noch nicht gelernt wurde, eher kontraproduktiv ist.

LG

Heike

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Wenn Kinder über den Unterricht nicht so redseelig sind, was sie gerade machen, kann man sich an den Hausaufgaben orientieren, da diese die Vertiefung/Übung des Vormittagstoffes sind.
Üben sollte man eigentlich immer die Lernwörter, was sie stets bekommen ...auch Zuhause diktieren , damit sie lernen, diese frei nach Gehör schreiben zu lernen....da sie der Diktatstoff sind. Sowie Merksätze oder Regeln, wo sie immer im Schulheft notieren, sind wichtig, dass sie diese beherrschen...

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Hallo,
bin auch aus NRW und habe ein Kind im ersten Schuljahr.

Hier wird lesen und schreiben nach der "fresh - Methode " gelernt.

Bisher gab es erst den zweiten Satz lernwörter. Diktate meines Wissens gar nicht.

Unser kann viele Wörter gut und fehlerfrei buchstabieren, aber beim schreiben treten Fehler auf. Ist aber klar, weil sie noch keine rechtschreibregeln lernen. Es werden Silben zu häuf geschwungen.

Die Lehrerin korrigiert glücklicherweise Fehler und wenn es die Situation hergibt, dann erkläre ich schon mal einfache rechtschreibregeln.

Sehe Fehler so korrigiere ich auch, da das schreiben lernen bei meinem älteren Kind komplett nach honten losging. Noch heute hat sie große Probleme richtig zu schreiben, das zieht sich leider auch durch die Sprachen.

Am besten machst du einen Termin mit der Lehrerin, wenn du dir sorgen machst.

Viele Grüße

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Hallo!

Ich würde mal die Lehrerin fragen. Sie kann dir geeignetes Übungsmaterial nennen und / oder auch die Notwendigkeit, extra zu üben einschätzen.

Hier (Bayern, 1. Klasse) ist es so, dass die Kinder pro Woche eine Liste konkreter Lernwörter erhalten, die sie dann wie Vokabeln lernen. Sie werden dann auf vielfältige Weise geübt. Dann folgt oft ein Diktat, welches einerseits die "nackten Wörter" und / oder wenige kurze Sätze, in denen die Wörter zusammen mit anderen bekannten Wörtern oder Funktionswörtern vorkommen, abprüft.

VG
Ulrike