Angst im tiefen Wasser

Hallo,
Vielleicht treffe ich hier auf jemanden mit einem ähnlichen Problem und sogar auf eine Lösung. Es zu versuchen schadet ja nicht.

Mein 2. Sohn (9) hat große Angst im tiefen Wasser zu schwimmen. Er war noch nie eine Wasserratte und schon das Schwimmen lernen war ein langwieriger Prozess. Mit 7 machte es klick und seitdem ist er ein sehr sicherer, schneller Schwimmer. Nur die Tiefe macht ihm sehr zu schaffen. Mittlerweile schwimmt er Brust im Tiefen ohne größere Dramen (wenn auch eher ungern)

Schon letztes Jahr war das Schulschwimmen immer wieder ein Drama, bis der Punkt kam, wo er sich total verweigerte. Das Problem war, dass die Lehrerin ihn als guter und sicherer Schwimmer eingestuft hatte und Sachen von ihm verlangte, die ihn übern Kopf wuchsen. Kopfsprung, Rücken- und Kraulschwimmen, Tauchen im Tiefen.... Wir hatten die Lehrerin im Jahr davor schon über seine Angst informiert, als es darum ging zu wissen, wie der Stand in Sachen schwimmen war. Aber sie schien das nicht mehr zu wissen.

Da für mich nicht in Frage kam, ihm vom Schwimmen zu befreien, hatten wir alle zusammen einen Termin, um zu klären, wie es weitergehen sollte. Es waren ja nur noch wenige Wochen. Lösung: er schwimmt nur Brust im Tiefen und übt der Rest im Flachen. Dazu erhielt er ein paar Privatstunden beim Trainer vom Großen (Ironie des Schicksals: er ist Leistungsschwimmer)

Nun haben sie seit ein paar Wochen wieder Schulschwimmen. Seit dem auch wieder die
Privatstunden. Aber das Drama geht weiter. Ich habe das Gefühl, seine Lehrerin versteht nicht, dass er wirklich diese Angst hat und nichts dafür kann.

Heute morgen skalierte das Ganze, er heulte direkt nach dem Wachwerden und weigerte sich in die Schule zu gehen, wenn er zum Schwimmen muss :-(. Zum 1. Mal gab ich nach, befreite ihn vom
Schwimmen für heute und bat um ein Gespräch mit der Lehrerin.

Ich will ihn nach wie vor nicht komplett abmelden, aber langsam bin ich mit meinem Latein am Ende.

Was meint ihr? Soll ich vielleicht mit ddem Kinderartzt darüber sprechen? Diese Angst scheint sehr tief zu sitzen :-(. Mein Sohn meinte dazu, er wäre bei einem der 1. Schwimmkurse (da war er so 4,5-5) kurz untergegangen, hätte gesehen, wie tief das ist (3,5 m) und seit dem hat er diese Angst.

LG

1

Hallo,

ich verstehe immer nicht, warum solche Ängste bei Kindern nicht ernst genommen werden.
Jeder hat Verständnis für Erwachsene mit Höhenangst, Platzangst, Angst vor Spinnen oder was weiß ich was.
Aber Kinder dürfen so etwas nicht haben. Darauf nimmt niemand Rücksicht.
Dabei sagen alle Erwachsene mit solchen Ängsten, die ich gefragt habe, dass sie die schon als Kinder hatten.
Wie oft ich als Kind im Schwimmunterricht heulend auf dem 3-m-Brett gestanden habe... #aerger
Letztens habe ich mich, trotz besseren Wissens, in einen Kletterpark getraut. Ich dachte, ich bin ja jetzt erwachsen und weiß, dass ich gesichert bin. Tja, Pustekuchen! Ich habe eine Panikattacke bekommen und bin mit zitternden Knien so schnell wie möglich wieder runter geklettert.#schwitz
Das lässt sich leider nicht durch Vernunft oder den Willen, es zu tun, unterdrücken.

Ich würde mit dem Kinderarzt sprechen. Entweder meldet Ihr Deinen Sohn komplett vom Schwimmen ab, oder Ihr versucht es mit Therapie-Stunden. Aber da dauert es ja schon ewig, bis man überhaupt einen Termin bekommt.

LG

Heike

4

"Aber Kinder dürfen so etwas nicht haben. Darauf nimmt niemand Rücksicht."

Ja. So sehe ich das auch.

Ich habe gedacht, nachdem letztes Jahr schon so ein Drama war und wir ihr erklärt haben, was für ein Problem dahinter steckt, würde das dieses Jahr anders laufen. Falsch gedacht!

Ich möchte ihn schon helfen, dass er diese Angst/Phobie besiegt und zahle gerne die Privatstunden (die echt nicht günstig sind). Beim Schulschwimmen bin ich immer unentschlossener, ob das der richtige Weg ist.

Sie hat letztes Jahr sogar seine Angst im Zeugnis erwähnt. Nicht in positiven Sinn ("Toll, dass du trotz deiner Angst immer mitgemacht hast"), sondern eher negativ ("Im Schwimmunterricht zeigtest du dich unsicher und schnell verängstigt, obwohl du schwimmen kannst")

Mal sehen, was ich mit seiner Lehrerin diese Woche bespreche und ich mache definitiv einen Termin beim Kinderarzt.

LG

2

Ich würde zum Kinderarzt gehen. Vielleicht kann man sich seine Angst ja psychologisch bestätigen lassen und darauf bestehen, dass er nur im flachen Wasser schwimmen muss.
Sonst würde ich ihn befreien lassen. Wieso möchtest du ihn nicht befreien? Der Sinn des Schwimmunterrichts ist sicher schwimmen zu lernen, nicht wahr. Er kann sicher und gut schwimmen. Wenn es finanziell machbar ist, würde ich ihn weiterhin die Stunden bei dem Trainer nehmen lassen, damit er weiter Routine im schwimmen bekommt. Aber wenn die Lehrerin mit der Angst nicht umgehen kann, sehe ich keinen Vorteil darin, wenn er sich quält.

3

Eigentlich hast du Recht und ich überlege immer wieder, ihn komplett zu befreien.

Andererseits sage ich mir, wir müssen einen Weg finden damit umzugehen und er muss lernen, seine Angst zu besiegen. Nur ich sehe mittlerweile keinen Weg mehr, denn das geht schon ewig so und wir haben wirklich alles versucht.

Ich hoffe auf einen Termin diese Woche mit seiner Lehrerin, wo ich versuchen werde, ihr wieder klar zu machen, dass er für seine Angst nichts kann und das wir schon einiges unternehmen, damit es besser wird.

Und, ja, ich sehe das ganz genauso wie du: Schulschwimmen sollte da sein, um sicher schwimmen zu lernen, was er schon kann (er ist letztes Jahr die Strecke für Silber sogar als Schnellster in der Klasse geschwommen, obwohl er nicht mal Bronze hat, da er weder vom Rand springt noch im Tiefen taucht). Klar, man kann und soll Kinder, die weiter sind auch Neues bei bringen, damit sie auch andere Schwimmstile lernen, aber sicher nicht, wenn das so einen Druck und Leiden erzeugt.

Ich mache diese Woche noch einen Termin beim Kinderarzt. Danke!

5

Wie wäre es, mit ihm wöchentlich zum Schwimmen zu gehen, kann auch ein Spaßbad sein. Damit das Wasser für ein sehr vertrautes und gewohntes Element wird.Er kann dort machen, was "er" möchte. Ich würde es mal über etliche Wochen ausprobieren, um zu beobachten, ob seine Angst weniger wird.
Denn mit Druck und MUSS von der Schule wächst es nur zur größeren Abneigung .

6

Das machen wir ja schon seit Jahren. Wie gesagt, der Große ist Leistungsschwimmer, ich schwimme auch gerne und oft, bin auch im Schwimmverein Mitglied, auch wenn ich schon länger nicht mehr schaffe zum Training der Masters zu gehen.

Nur im Tiefen geht er da nicht. Keine Chance! Er muss nicht mal im Wasser stehen können. Eine Tiefe von 1,80-1,90 macht ihm überhaupt nichts aus. Da springt er (auch Kopfsprung klappt mittlerweile gut), taucht und kann es genießen. Da würde niemand vermuten, was für Probleme wir mit dem Schulschwimmen haben.

Was wir geschafft haben, ist das er im Tiefen Brustschwimmt. Das machte er nach wie vor nicht gerne, aber mittlerweile klappt das recht gut und ohne Drama.

Beim Schulschwimmen findet aber alles oft im Tiefen statt :-(

LG

7

Hallo
Oh, der Arme! Meine älteste war sehr ähnlich und hatte als Kind auch so ein Schlüsselerlebnis.
Ist er in der Schule tatsächlich der einzige, mit dieser Angst? Meine Tochter hatte nur in der GS Schulschwimmen und da gab es insgesamt 4 oder 5 Kinder mit dieser Angst. Das wurde dann mehr oder weniger akzeptiert. Auch wenn es abfällige Kommentare gab, die natürlich zusätzlich motivierten #klatsch
Bei ihr hat es über die Jahre geholfen, dass es da einfach keinen Druck gab. Man muss nicht alles können oder mögen, wir sind jetzt auch keine Familie die rum planschen mag und ewig im Schwimmbad hängt. Als Jugendliche ist sie hin und wieder mit Freunden schwimmen gegangen, ist freiwillig mit ihnen ins tiefe Sprungbecken gesprungen usw. Fürs schwimmen bevorzugt sie aber nach wie vor Becken nur bis zu einer bestimmten Tiefe und tiefes Wasser bzw. Meer bezeichnet sie noch immer als eine Angst.

LG

8

Ich danke dir auch!

Ja, ich schätze, auch bei ihm kommen immer wieder blöde Kommentare von Mitschüler oder aber der Lehrerin. Und das hilft natürlich so gar nicht.

Welcher 9 Jähriger will vor seinen Mitschülern als Angsthase gesehen werden? :-(

Das Thema belastet mich sehr. Ich würde ihm so gerne helfen, so dass er das Wasser so genießen kann, wie ich das mache.

LG

9

Tipps habe ich keine, nur dass ich es selbst kenne von mir.

Ich habe Höhenangst. Schon seit ich denken kann.
Dort wo ich stehen kann, ist es kein Problem. Dort wo ich nicht stehen kann und dann auch noch die Tiefe sehe, bekomme ich Angst.

Schwimmen macht mir Spaß und mache ich sehr gerne!
Auch wenn ich weiß, dass ich nicht untergehen kann (weil ich schwimmen kann), Bademeister da sind und die Strecke zum Rand sind machbar. Mulmig wird mir trotzdem. Warum, weiß ich nicht. Es ist ja auch keine Höhe in dem Sinn, fühlt sich durch die Optik aber so an.



Doch, was hilft: die Spur am Beckenrand zu nehmen oder die Spur an der Schnur. Ich brauche weder Rand noch Schnur, aber ich könnte, wenn ich danach greifen müsste.

Mein Kind hat sich auch sehr lange nicht getraut (keine Höhenangst) und blieb nur dort, wo sie stehen kann. Gewundert hat es mich nicht, ich blieb bis zur Grundschule nur dort, wo ich stehen konnte. Tieferes Wasser erst im Schwimmkurs (super Lehrerin) mit sehr viel Geduld und erst als ich sicher schwimmen konnte.

10

Hallo,
Du hoffst das er das Wasser mal so genießen kann wie du?
Sein Bruder macht Leistungsschwimmen

Er ist aber nicht du und nicht der Bruder.

Mein Sohn hatte ein Schlüsselerlebnis.

Mit 5 sollte er einen Schwimmkurs machen eher weil es alle machten. Er liebte ja das Spielen im Wasser. Er rutschte in den Kurs nachträglich rein und hatte nur 3 Stunden, der nächste Kurs wäre dann ganz gewesen.

Aber er wollte nicht, verweigerte und ich dachte nicht dran ihn anzustreiben.


Mit 7 Jahren brachte er sich das Schwimmen selber bei über das tauchen.

Der Hort ging alle 2 Wochen schwimmen und eine Erzieherin war auch Schwimmlehrerin und durfte die Abzeichen abnehmen.

Er konnte toll schwimmen und das Bronze Abzeichen sollte er machen aber er traute sich nicht zu springen.
Ich sagte mir ist es wichtig das du schwimmen kannst und ich weiß das du irgendwann springst.

Es kam der Tag wo er mir strahlend sagte das er Bronze hat.

Heute springt er auch vom 3 er und das gerne.

Mein Rat

Lass dein Kind das machen was er möchte.
Er ist ein guter Schwimmer das reicht.

Sag der Lehrerin bescheid (klare Ansage)

Bei meinem Sohn gibt es einige Nichtschwimmer in der Klasse.

Wenn dein Sohn soweit ist in tiefere Gewässer zu gehen wird er es tun ohne Streß
LG arienne41

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Ich würde ihn befreien. Er muss seine Ängste nicht besiegen, sein Umfeld muss erstmal lernen zu akzeptieren, dass es diese Ängste gibt. Warum sollte das Kind einem sonst vertrauen wenn es sich nicht ernstgenommen fühlt?
Nicht umsonst gibt es Fachleute die sich mit Ängsten beschäftigen. Richtig Angst haben, das lässt sich nicht mit "da muss man durch, reiß dich zusammen" regeln.

Wir reden hier ja nicht von einem Nichtschwimmer. Dein Kind kann schwimmen und damit ist das wichtigste gegeben.

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Eigentlich müßte der Schwimmlehrer doch was wissen, wie man ihm die Angst abgewöhnt. Mein Sohn ist wg. Unaufmersamkeit der Schwimmlehrerin im ersten Kurs fast abgesoffen und mochte tiefes Wasser auch nicht mehr.
Als wir ca. ein Jahr später einen 2. Kurs starteten, hab ich den beiden neuen Schwimmlehrerinnen mtigeteilt, dass er auch nicht gern rein springt vom Startblock wegen der vorherigen Erfahrung. Die eine Schwimmlehrerin hat sich nur mit ihm allein beschäftigt bis er fröhlich in Wasserr sprang vom block am Ende der Stunde..

Ich würde das mal ansprechen beim Privatlehrer.