Sich immer wieder bewerben müssen, kann Arbeitslose krank machen...

...und ist daher nicht in jedem Fall zu empfehlen!

Es macht keinen Sinn, Arbeitslose immer wieder zum Bewerben zu treiben, davon können sie seelisch krank werden, nämlich, wenn sie zum Beispiel in Regionen leben, wo es nun mal ums Verrecken keine Arbeit gibt...oder sie einfach keine Betreuung für ihre Kinder finden...

Ein Psychologe aus Jena - die ja tolle Studien machen zum Thema Arbeitslosigkeit - hat dazu jetzt eine ganz spannende Arbeit vorgelegt.

http://www.morgenpost.de/web-wissen/article1272148/Vergebliche-Jobsuche-macht-Arbeitslose-fertig.html

Ich kann dem nur zustimmen! Wir müssen in unserer Gesellschaft neu über Scheitern, eigene Möglichkeiten und Chancen sprechen.

Und wir können nicht Menschen dazu zwingen, sich wieder und wieder eine Niederlage, eine Ohrfeige, eine Zurückweisung abzuholen und dann von ihnen erwarten, sie sollen weiterhin seelisch belastbar, robust, gesund, motiviert sein...wer gibt uns das Recht dazu?

Wir müssen endlich zur Kenntnis nehmen und zugeben, dass in diesem Staat eben nicht jeder Arbeit bekommt, der sie haben will!

Wir müssen andere Sinnstiftung finden als Erwerbsarbeit...wenn nicht mehr genug Erwerbsarbeit für alle da ist...

Ich finde die Studie toll, werde mal ne Mail nach Jena schicken...

lg die hinterwäldlerin

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Ich hab die Studie noch nicht gelesen, aber ich meine das diese Zwangsbewerbungen sowieso nichts bringen. Wer arbeiten will, der bewirbt sich ganz von allein oder? Mein Mann sollte 15 Bewerbungen monatlich schreiben obwohl der neue Arbeitsvertrag schon unterschrieben Vorlag. Überbrückungszeit 4 Wochen. Er musste sogar zum Bewerbungstraining. Er hat sich dann auf völlig unrealistische Stellen beworben, denn begriffen hat keiner, dass das einfach nur Quatsch ist was sie verlangen.

Ein Bekannter hat leider keine Lust zu arbeiten, muss 2 Bewerbungen pro Monat schreiben und das macht er dann und gut. Zum Gespräch eingeladen wird er nie. Wundert mich aber auch nicht.

lg

2

Hallo,

das mit dem Kurs und den Bewerbungen, wenn er schon eine Zusage hat...das haben sie mit mir vor über 7 Jahren und anderen, die ich kenne, auch gemacht.

Ich habe, als ich vor 7 Jahren ein Jahr arbeitslos war, nichts vom Arbeitsamt gehört...gar nichts...bis zu dem Tag, als ich anrief, um Bescheid zu sagen, dass ich eine Zusage habe und in drei Monaten anfangen soll!

Von dem Telefonat an habe ich jede Woche einen Vermittlungsvorschlag bekommen! Ich habe das nicht verstanden....bis mir jemand erklärt hat, dass es mit meiner Zusage zusammenhängt: Wenn ich aus der Kartei weg bin, NACHDEM Aktivitäten bezüglich meiner Vermittlung begonnen haben, kann sich der Sachbearbeiter das gut rechnen! So wurde mir das damals erklärt.

Ich weiß bis heute nicht, ob das wirklich stimmt, aber es hat mich doch sehr bitter berührt, denn es hätte mir seelisch in dem Jahr sicher gut getan, wenn ich Vermittlungsvorschläge bekommen hätte!

Naja, ist ja Gott sei Dank Geschichte! Aber das eine Jahr hat mich dauerhaft verändert, mein Selbstwertgefühl und mein Selbstbewußtsein beschädigt. Und diese Beschädigungen sehe ich auch hier in manchen Postings...Arbeitslosigkeit kann krank machen...

lg die hinterwäldlerin

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Wow.... wenn das stimmt. Ist es das allerletzte.... von der Arge echt...

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Ich glaube, dass wir uns langsam von dem Irrglauben verabschieden sollten, dass es nicht für jeden Arbeitsfähigen eine mögliche Tätigkeit gibt.

Es gibt genug zu tun und wir sollten prüfen, warum es nicht getan wird. Was war mit den vereisten Fußwegen im Winter, auf denen sich die Arbeitnehmer auf dem Weg zur Arbeit die Knochen gebrochen haben? Ja ja, ich weiß - in Berlin soll es Menschen gegeben haben, die Fußwege vom Eis befreien wollten und die man nach Hause geschickt hat... Also hier in Hamburg hätte ich denen sofort Betätigungsfelder zeigen können. Warum muss meine Oma im Pflegeheim regelmäßig ´ne halbe Stunde nach dem Klingeln warten, bis sie jemand auf den Topf bringt.

Was ist mit den Schlaglöchern? Soll ich die jetzt zubuddeln? Was ist mit den offenen Stellen in der Altenpflege?

Die Frage ist doch, warum es einerseits ´ne Menge zu tun gibt und unsere Infrastruktur langsam vergammelt, während wir uns immer noch Millionen Arbeitslose gönnen.

Und deshalb funktioniert das bedingungslose Grundeinkommen nicht. Arbeit wird schon jetzt nicht getan, obwohl es sie gibt. Das würde sich mit dem bedingungslosen Grundeinkommen noch verschärfen. Weil dann nämlich noch weniger Menschen Bock haben, bei schlechter Bezahlung den alten Menschen den Hintern zu putzen. Und wenn man die Bezahlung deutlich anhebt, kostet ein Heimplatz eben nicht mehr 2.500 € bei Stufe I sondern 5.000 €...

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Nur, wer haftet, wenn diese unqualifizierten Leute die Löcher nicht richtig zu machen und was passiert? Oder sich selbst verletzen? Das ist nicht so einfach.

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Dass das nicht so einfach ist, ist mir klar. Sonst würde man es ja hoffentlich versuchen.

Aber braucht man dafür eine jahrelange Ausbildung?

Das muss doch möglich sein, die Leute in recht kurzer Zeit zu qualifizieren.

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#rofl #rofl #rofl

das ist ja genauso witzig, wie die neue rechtschreibreform. denn anstatt anstrengung zu fördern, wurden da schwierige wörter einfach einfacher gemacht.

aber, nur zu - immer schön die steine aus dem weg räumen, die berge hochtragen und beim straucheln den kopf tätscheln, dann wird´s schon werden ...

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...und wer selbst nach der Reform die Grundregeln der deutschen Orthografie noch nicht drauf hat, der schreibt alles klein, statt sich mal ein bisschen anzustrengen. Du gehst nicht mit gutem sondern nur mit treffendem Beispiel voran.
Oder haben wir ein Problem mit einer klaffenden Lücke zwischen Anspruch und Umschalttaste?;-)
LG
Mariella

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#rofl#schein

Das Leben kann so lustig sein...

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Meine (sehr speziellen) Klienten müssen sich auch immer wieder bewerben. Wobei vollkommen klar ist, dass viele von ihnen einfach erwerbsunfähig sind, der Amtsarzt aber NUR die Körpergröße und zwei gesunde Hände sieht ("sie sind doch stark, sie können arbeiten. Der nächste!").
Wenn aber ein 55jähriger noch NIE wirklich gearbeitet hat, weil er psychisch dazu einfach nicht in der Lage ist, wenn derjenige noch nicht einmal ein halbwegs normales Gespräch mit einem anderen Menschen führen kann, wie bitte schön, soll der sich dann bewerben?
Aber gut, wir werden sehen, was daraus wird. Es geht bei der ARGE nicht um Menschen, es geht um Zahlen.
L G
G

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Ich denke mal manches an Forderungen mag übertrieben sein und vielleicht klappts auch nicht immer zwingend 15 Bewerbungen zu schaffen. Jemand der nicht will findet eh immer einen weg. Aber in der Regel wird niemand krank davon wenn man sich bewerben muss.
Ela

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Toller Link!

Für das ganze gibt es einen Begriff: "Erlernte Hilflosigkeit"
http://de.wikipedia.org/wiki/Erlernte_Hilflosigkeit

Logisch hat es auch gar keinen Nutzen sich 50x zu bewerben und Absagen zu bekommen, weil die Bewerbungen mit der Zeit halbherzig bis schlampig verarbeitet sind und keinen Sinn mehr haben.

Allerdings finde ich den Schluss (zumindest so, wie er in der Berliner Morgenpost dargestellt wird) von Tomasik bisschen kurzsichtig.

Sinnvoll wäre es doch, wenn die Arbeitsagenturen die Arbeitslosen dazu anhalten würde sich auf REALE Stellen zu bewerben und dass Langzeitarbeitslosen vernünftig beim Bewerbungsschreiben geholfen wird.
Das würde natürlich heißen, dass die Arbeitsstellen, die von den Arbeitsagenturen angeboten werden seriös und vernünftig werden.

Denn wie man als heutiger Arbeitsloser weiß, bewirbt man sich besser nicht bei den Lohndumpingstellen der Arbeitsagenturen und erwähnt in Bewerbungen besser auch nicht, dass man über die Arbeitsagentur zu dem Stellenangebot gekommen ist (sollte mal was brauchbares dabe sein).

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"....Langzeitarbeitslosen vernünftig beim Bewerbungsschreiben geholfen wird......"

Also DAS ist nicht das Problem.....da muß man oft genug hin.

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Also das mit dem bewerben geht für Leute die keinen Job wollen, doch ganz leicht....


hässliches Bild

Rechtschreibfehler einbauen.

Keine vollständigen Sätze

Slang

Sich als den "König von Deutschland" bezeichnen, der alles kann

Einen 0-8-15 text schreiben, der auf alles und jedes Unternehmen garantiert nicht passt.


15 Mal ausdrucken, frankieren, adressieren, abschicken.

FERTIG!


Und Beworben!

Ich glaub so ähnlich machts mein Ex...

Nein, ich selbst nicht!!!!!


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Komisch... Meine Mutter hat auch nach Niederlagen immer wieder einen Job gefunden.#kratz Warum war sie denn so viel motivierter, dass sie sich sehr bemüht hat und immer wieder beworben???

Vielleicht weil sie keinen HartzIV-Anspruch hatte?
Weil der kümmerliche Unterhalt meines Vaters nicht zum Leben gereicht hat?
Weil sie immer wieder Motivation und Unterstützung ihrer Familie hatte?!?
Weil sie sich nie zu schade war, auch nicht für niedere Tätigkeiten oder Call Center???

Wir leben leider in einer Region sehr hoher Arbeitslosigkeit, aber auch hier findet man IMMER was!!! Es gibt zu Hauf Stellenanzeigen im Internet, Zeitarbeitsfirma , Call Center... Ja, alles keine Traumjobs, wäre auch nicht begeistert, aber man versorgt sich selbst!!!
Kinderbetreuungsplätze gibt es auch ausreichend, man muss sich nur kümmern und engagieren!!!

Aber es ist doch viel bequemer zu Hause zu bleiben...

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Es freut mich sehr für deine Mutter!

Aber es ist bemerkenswert ungerecht, die Erkenntnisse des Jenaer Psychologen als einen Freifahrtschein für "bequem zuhause bleiben" zu sehen...

Das sind nicht die Erkenntnisse, die er gewonnen hat. Es ging ihm nur darum, dass Menschen aufhören können sollten, bevor sie krank werden.

Dies Schicksal blieb deiner Mutter erspart. Sie hat eine ausgeprägte Resilienz.

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Super Schlussfolgerung.

Ich bin berufstätig. Aber Arbeit kann ja bekanntlich auch krank machen. Vielleicht sollten wir Berufstätigen lieber aufhören zu arbeiten, um einem MÖGLICHEN Burn-out-Syndrom oder Tinnitus oder was weiß ich zu entgehen...

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Ich bin auch berufstätig, und zwar gerne.

Aber ich habe tatsächlich schon Kollegen mit Burnout und Tinnitus erlebt...wir sollten nicht aufhören zu arbeiten, aber wir könnten unsere Arbeitswelt MITGESTALTEN, lebenswert GESTALTEN, statt zu denken, das sei so alles von Gott gegeben.

Ich appelliere immer wieder an Teilnahme, Gestaltung, Veränderung. Ich appelliere immer wieder daran, die Dinge anders zu sehen, neu zu bewerten, kritisch zu reflektieren.

Wenn du dir sowas gar nicht mehr vorstellen kannst...und ein bißchen macht dein post den Eindruck...tust du mir leid.

lg die hinterwäldlerin