Warum beinhaltet das Bildungspaket eigentlich Essensgeld?

Hallo,

ich habe jetzt schon mehrfach die Diskussion um das Bildungspaket verfolgt. Und eine Frage drängt sich mir immer wieder auf. Wieso wird eigentlich das Essensgeld aus diesem Fond subventioniert? Und wie war es denn vorher?

Es geht doch um die Gelder für Mittagessen in Kita oder Schule. Sind denn Familien, die vom ALG 2 leben vorher dabei auch bezuschusst worden? Und wieso überhaupt? In den Hartz 4 Sätzen sind die Kinder doch sowieso schon mit ihren Bedarf an Nahrungsmitteln einbezogen worden. Ich verstehe dann nicht die Eltern, die diesen Antrag gestellt haben und etwas warten müssen, dass sie sich darüber beschweren, dass sie das Geld erst einmal vorstrecken müssten. Ich meine 50 Euro (ist so der Schnitt für das Essen in Schule und Kita) kostet ein Kind, dass zu Hause isst doch auch mindestens im Monat.

Was ich eigentlich meine, ist dass ich nicht verstehe, weshalb sich einige beschweren wenn es um das Bildungspaket geht. Mir erscheint das mehr als undankbar. Da wird gejammert, dass man die Ausgaben belegen muss (ja, wie soll es denn sonst gehen?) und in vielen Fällen wird dann aus Bequemlichkeit kein Antrag gestellt, außer wenn es um Gelder geht, die den eigenen Haushalt direkt entlasten, wie beim Essensgeld oder Klassenfahrten. Irgendwie bekomme ich da das Gefühl, dass das Vorurteil sich da bestätigt, dass es vielen Eltern dabei nicht in erster Linie um die Kinder geht.

Wie seht ihr das? Liege ich völlig falsch?

lg Tomama

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Hallo Tomama,

ich beziehe Alg2 und meine Tochter geht in den Kindergarten und bekommt dort Mittagessen.
Ich zahle dafür 20€.
Auch vorher habe ich 20€ gezahlt, weil ich beim Jugendamt direkt nen Antrag auf Bezuschussung gestellt hatte.

Ich finde das gut.

Müsste ich die vollen 45€ aus eigener Tasche zahlen, dann würde es schwer ins Gewicht fallen.

Denn ich sehe diese Kosten als Zusatzkosten, denn sie fallen an zu dem täglichen Einkauf.
Ich koche trotzdem ganz normal Mittagessen.
Denkst du etwa ich kaufe dann nur ein Stück Fleisch für mich, weil mein Kind schon im Kiga gegessen hat?

Es geht mir in erster Linie immer um mein Kind, deshalb sehe ich auch zu dass ich alle Anträge fristgerecht stelle und ich in Anspruch nehme was mir für mich und mein Kind zusteht, damit wir ein menschenwürdiges Leben haben.
Ich habe auch manchmal Besuch der nen Teller abbekommt und was vom Saft trinkt.

Weißt du anstatt dich über sowas aufzuregen, rege dich doch bitte mal über wichtige Themen auf, denkst du denn echt dass es den Steuerzahlern soviel besser gehen würde, wenn die Alg2 Bezieher nicht wären?
Was wird denn sonst noch schönes mit EUREN Steuergeldern angestellt, informiere dich doch mal.

Ganz nebenbei:
Ich nehme an einer Umschulung vom Jobcenter teil, bekomme zusätzlich 130€ Betreuungskosten und meine Fahrtkarte bezahlt.

Der Teamleiter des Arbeitsamtes der für diese Umschulung zuständig ist kam unseren Kurs einmal besuchen und selbst er meinte, dass z.B.mit diesen 130€ Betreuungsgeld/Kind viel Schindluder betrieben wird.

Das ist auch schon was mehr im Monat was ich nun habe.

Ich finde jeder sollte solange die Dinge beanspruchen die ihm zustehen, vom GESETZ her nicht von der neidischen Mittelschicht/obere Unterschicht.

Noch mehr hoffe ich dass ich bald nen guten Job finde, denn die Umschulung hat mir echt geholfen mich nun attraktiv auf dem Arbeitsmarkt verkaufen zu können.

Nicht jeder Alg2Bezieher ist ein asozialer Schmarotzer, es kommt immer auf die Sichtweise an.
ALG2 ist nichts, das wahre Leben kostet mehr und von irgendwo muss ja was kommen wenn man zur Zeit nicht arbeiten kann, weil man sich weiterbildet.

Gruß,
Kashmir

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Hallo,

"Auch vorher habe ich 20€ gezahlt, weil ich beim Jugendamt direkt nen Antrag auf Bezuschussung gestellt hatte."

Dann hat sich ja durch das Bildungspaket nichts geändert, nur die Anlaufstelle.

"Denkst du etwa ich kaufe dann nur ein Stück Fleisch für mich, weil mein Kind schon im Kiga gegessen hat?"

Ja, das denke ich, oder besser gesagt wäre das nur logisch. Die arbeitenden Mütter, die ich kenne deren Kinder ganztags betreut sind und in Kita oder Schule zu Mittag essen, die kochen nicht nochmal für ihre Kinder zu Hause. Weshalb auch, sie essen selber auf der Arbeit (Kantine) und kochen nur am Wochenende. Alles andere wäre ja auch unnötige Arbeit. Abends gibt es Brot, es hatten doch alle etwas warmes.

"Weißt du anstatt dich über sowas aufzuregen, rege dich doch bitte mal über wichtige Themen auf, denkst du denn echt dass es den Steuerzahlern soviel besser gehen würde, wenn die Alg2 Bezieher nicht wären?
Was wird denn sonst noch schönes mit EUREN Steuergeldern angestellt, informiere dich doch mal."

Ich rege mich nicht auf, ich hinterfrage. Und mir ging es auch nicht darum, dass es keine ALG 2 Bezieher mehr geben dürfte, weil ich Angst um Steuergelder habe. Jeder und das meine ich wirklich so, kann in die Situation kommen von ALG 2 leben zu müssen. Das ist nun mal so.

"Nicht jeder Alg2Bezieher ist ein asozialer Schmarotzer, es kommt immer auf die Sichtweise an.
ALG2 ist nichts, das wahre Leben kostet mehr und von irgendwo muss ja was kommen wenn man zur Zeit nicht arbeiten kann, weil man sich weiterbildet."

Da rennst Du bei mir offene Türen ein. Darum ging es in meinem Posting aber auch nicht...

Gruss Tomama

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huhu

wieso vergleichst du das mit arbeitenden mütter..

klar diese essen in der kantine, die arbeitslose mutter die eine umschulung macht, oder auch daheim ist, die kocht aber, und ein kind zuschauen lassen ist ja dann auch nicht so richtig

abgesehen davon ich weiss nicht wieviel genau es sind, aber es sind wohl um die 130 euro essensgeld im monat drinnen für ein kind..

das ist nicht gerade viel! für eine gesunde und gute ernährung. wenn man davon dann noch 60 euro im monat bezahlen müsste, finde ich das schon recht hart..

lg
susanne

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Ich weiss zwar nicht ob das Essengeld damit inbegriffen ist, aber man sagt ja auch oftmals, dass die Kinder aus den betreffenden Familien keine gesunde Ernährung zuteil bekommen.
Wahrscheinlich will man dann mit Schul- und Kigaessen dazu beitragen, dass die Kinder wenigstens einmal am Tag etwas "Vernünftiges" zu Essen bekommen.

Wobei nicht ganz klar ist, ob das Essen in der Schule und/oder dem KiGa qualitativ sehr hochwertig, bzw. ausgewogen ist.

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Hallo,

das mag ja alles sein, aber wieso unter dem Deckmantel des Bildungspaketes? Das hat doch mit Bildung nichts zu tun. Im Prinzip ist es doch nur ein Aufstocken der Hartz 4 Bezüge. Eine Sache, die eigentlich schon mit berücksichtigt wurde, wird nochmal subventioniert.

Ich finde das Bildungspaket sollte wirklich nur für Dinge genutzt werden, die wirklich mit Bildung zu tun haben. Nachhilfe, Sportvereine, Musikunterricht etc...

Aber eben da gibt es Kritik daran, dass man das beantragen und nachweisen muss und das verstehe ich nicht. Wenn mir jemand etwas bezuschusst, dann muss ich doch auch Rechenschaft dafür ablegen, dass ich das Geld eben genau dafür auch verwende.

Hmm, vielleicht kann mir ja jemand, der dieses Bildungspaket beantragt hat und sich darüber ärgert mehr zu den Beweggründen sagen. Ich verstehe es einfach nicht...

lg Tomama

lg Tomama

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Es hat insofern mit Bildung zu tun, als die Kosten für das Mittagessen Leute davon abhalten könnten, ihre Kinder für offene Ganztagsangebote anzumelden.
Und für manche Kinder ist es bildungs- und entwicklungsmäßig besser, wirklich so wenig wache Zeit wie möglich zu Hause zu verbringen.

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ich kenne die regelung jetzt nicht wirklich- aber zum einen heißt das ganze "bildungs-und teilhabepaket", d.h. es geht ebe nauch um eine drohende/ bestehende ausgrenzung der kinder aufgrund des ALG2 bezugs der eltern.
und das andere ist, daß ein regelsatz für kinder unter 5 jahren 219€ beträgt (hab ich geggogelt).
wenn man bednekt, daß kinder merh bedarf an klamotten und schuhen haben, frühstücken und abendessen müssen, mal ins schwimmbad wollen und vielleicht auch auch ein buch oder ein spielzeug, dann bleibt davon nicht sonderlich viel übrig.
50€ alleien für die 20 mal mittagessen an 30 tagen im monat sind da kaum aufzubringen

von daher ist es doch wohl eine der sinnvollsten investitionen- die übernahme des mittagessens im kiga

warum es zu viel ärger kam:
nun ja, offenabr ist das ganze sehr bürokratisch und zum andern dauern die anträge sehr lange.
wenn du also mal 50€ vorstreckst im monat ist dsa nicht viel- wenn das aber das existenzminimum um 50€ (oder mehr bei mehreren kindern) verringert, dann kann das zum problem für die ganze familie werden

von daher bin ich für die abschaffung von leistungen wie elterngeld, kindergeld und gegen die einführung der "herbprämie" und dafür, das geld in verpflegung in den kindergärten und schulen zu investieren.

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Das würde ja dann bedeuten, dass jeder sein Kind mit 6 Woche in die Kinderkrippe geben muss um wieder genug Geld zu haben.
Am Besten Vollzeit, was bei einigen sicher kein 9-5 Job ist.
Diese Vorstellung finde ich schrecklich.

Das Betreuungsgeld finde ich auch nicht gut, hier sollte lieber in die Kinderbetreuung investiert werden.
Allerdings möchte ja auch nicht jeder sein Kind schon so früh abgeben.
Sollte man Mütter zwingen (in dem man ihnen kein Geld mehr gibt) ihre Kinder abzugeben ?

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Hallo,

"nun ja, offenabr ist das ganze sehr bürokratisch und zum andern dauern die anträge sehr lange.
wenn du also mal 50€ vorstreckst im monat ist dsa nicht viel- wenn das aber das existenzminimum um 50€ (oder mehr bei mehreren kindern) verringert, dann kann das zum problem für die ganze familie werden"

Hast Du mal so einen Antrag gesehen? Was ist denn da so kompliziert? Ich glaube, dass ist etwas was immer wieder nachgeplappert wird von Leuten, die so einen Antrag nie in Händen hielten. Und dass man den Bedarf belegen muss ist doch selbst verständlich. Die Dauer der Bearbeitung scheint allerdings ein Problem zu sein. Vor allem, wenn das Essensgeld, wie ich hier gelesen habe, vorher vom Jugendamt bezuschusst wurden, dann war das doch schon alles geklärt.

"von daher bin ich für die abschaffung von leistungen wie elterngeld, kindergeld und gegen die einführung der "herbprämie" und dafür, das geld in verpflegung in den kindergärten und schulen zu investieren."

Das könnte ich mir auch gut vorstellen. Finde diese Idee gar nicht schlecht.

Gruss Tomama

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*Und wieso überhaupt? In den Hartz 4 Sätzen sind die Kinder doch sowieso schon mit ihren Bedarf an Nahrungsmitteln einbezogen worden.*

Wenn du glaubst, dieser Bedarf an Nahrungsmitteln wird für einen HARTZ4-Empfänger mit 50 Euro für 20 Mittagessen veranschlagt, bist du ziemlich naiv.

Kein HARTZ4-Empfänger hat das Geld, seinem Kind jeden Tag ein Mittagessen für 2,20 Euro hinzustellen.

Nach allem, was ich weiß, werden die bezuschussten Gelder fürs Mittagessen und das Geld, was für häusl. Mittagessen vorgesehen war, gegeneinander aufgerechnet.

Ein Freund von mir ist HARTZ4-Empfänger. Dem wurde z. B. für 5 Tage der Bedarf zu Lebensunterhalt gekürzt, weil er im KH lag mit der Begründung, dass er ja dort gegessen hat.

Du siehst: Vom Amt wird GANZ genau gerechnet, die verschenken nix. Keine Sorge. ;-)

Aber auch dass du glaubst, für einen HARTZ4-Empfänger sei es ein Kinderspiel, 50 Euro vorzustrecken zeigt, dass du noch nie am Existenzminimum geknapst hast.

Ich machs immer so, ums mir vorzustellen: Ich habe monatlich etwa das 7-fache eines Hartz4-Empfängers zur Verüfung. Um also zu vergleichen, müsste ich die 50 Euro mal 7 nehmen, dann hab ich eine UNGEFÄHRE Vorstellung.

Dann muss ich mir noch sagen, dass ich für den Vergleich keinerlei Ersparnisse haben darf (hat ein HARZ4ler auch nicht), d. h., ich müsste die Summe mal eben so nebenbei wuppen.

Ooooh, da würde ich mich auch aufregen, wenn ich wochenlang drauf warten müsste.

Und selbst dieser Vergleich hinkt, wenn man das 7-fache an Geld hat.

LG

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"Ein Freund von mir ist HARTZ4-Empfänger. Dem wurde z. B. für 5 Tage der Bedarf zu Lebensunterhalt gekürzt, weil er im KH lag mit der Begründung, dass er ja dort gegessen hat."

Das muss aber lange her sein, denn diese Regelung gibt es nicht mehr.

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Hallo,

danke für die Korrektur.

Er erzählte es mir, weil ihm gesagt wurde, das Geld würde abgezogen und dann ist aber irgendwie doch nix passiert. Da passt deine Info ja jetzt zu.

Vielleicht war da ein Sachbearbeiter oder irgendein Berater falsch informiert. #kratz

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hallo!

ich hab das bildungspaket jetzt nicht bis ins detail im kopf, aber dass man den kindern kostenlos eine anständige mahlzeit finanzieren will finde ich keinen schlechten ansatz.

klar, eigentlich bekommt man mit hartz4 etc schon das geld fürs essen der kinder, aaaber das ist ja bekanntlich sehr knapp bemessen, und wenn muttern (oder vaddern) dann nicht kochen kann/mag/will bleibt es eben oft dabei, weil billiges essen eben entweder zubereitet werden muss (frisches gemüse z.B.) oder wenig gescheites enthält (tütenfutter eben), zu oft kommt letzteres auf den tisch... um jetzt mal beim mittagessen zu bleiben.

ich finde das an sich schon einen guten ansatz. mich stört es wenig, da meine kinder zu hause so oder so anständig ernährt werden, ich meine sogar anständiger als in den meisten kantienen/großküchen gekocht wird - zumundest die, die ich bisher kosten durfte...

aber dennoch ist da mit mMn relativ wenig geld relativ viel zu machen, wenn man den kindern ein adäquates essen serviert. da sind sie einmal am tag richtig satt, sitzen nicht allein bei tisch (normalerweise) und die eltern haben idealerweise einen stressfaktor weniger (kochen müssen) und können sich um anderes kümmern, in vielen familien sicher nicht das verkehrteste.

auf jeden fall besser als den eltern geld in die hand zu drücken... das geht bei denen, wo es wirklich nötig wäre leider eben doch oft für anderes drauf...

bestimmt nicht bei allen, aber eben doch zu oft. wenn man steuergelder für irgendwas ausgibt sollte man mMn so gut es irgendwie geht dafür sorgen, dass es nicht zweckentfremdet wird. so sollte mMn auch kein zuschuss an die leute sondern direkt an den vermiter/stromversorger etc. gezahlt werden, und eben lieber essen und material in der schule/kiT zur verfügung gestellt werden als einfach einen betrag x auszuzahlen. so kommt keiner in versuchung, bzw kann sich keiner versehen, der eben nicht so helle ist, und es werdene weniger steuergelder zweckentfremdet...

bei uns werden auch gerne kindergärten unterstützt, z.B. von vereinen, aber seltener duch geldspenden, sondern eben eher durch sachspenden, bzw zweckgebundene gutscheine (für baumarkt, bastelladen usw) damit es wirklich so eingesetzt wird, wie der spender es sich vorstellt... ich schmeiße auch kein geld in bettlermützen, sondern gehe was zu essen kaufen, meinetwegen eine dose für den bettler, eine für seinen hund. so weiß ich, dass ich nicht irgendeine sucht (für die man ja wenig kann) damit fördere, das müsste doch im großen auch gehen?!

lg gussy