Hartz 4 oder Knochenjob mit Niedriglohn?

Hallo,

"in letzter Zeit gehen die Gespräche hier und anderorts ja ständig um Flüchtlinge, die HIlfe suchen und (was glaube ich viele ärgert) auch Hilfe fordern Das Thema Sozialschmarotzer ist auch ein Dauerbrennener. anlässlich des Todes einer guten Freundin frage ich mich, was ihr in Folgender Situation tun würdet.

Würdet ihr, wenn ihr wählen müsstet
a) einen physisch und/ oder psychisch anstrengenden Job annehmen, der keinerlei Aufstiegschancen mit sich bringt

b) Hartz 4 beantragen

wenn bei beiden im Endeffekt das selbe herauskommen würde.

Meine Freundin hat sich für Variante a entschieden, Inwieweit die Arbeit ihren Gesundheitszustand beeinflusst hat, weiss man nicht. Gut war es auf keinen Fall.
Vor allem hat sie durch die Arbeit sehr viel Zeit und Lebensqualität eingebüsst, ihre Kinder nur gegen Abend gesehen und da auch nur gestresst...das alles um nicht als Bittsteller dazustehen, Sie hätte nicht mal zum Arbeitsamt gehen müssen, auch wir, ihre Freunde hätten sie gerne finanziell etwas unterstützt, leider war sie zu stolz dafür. Ich frage mich nur: was hat ihr dieser Stolz nun gebracht?
Demzufolge muss ich ehrlich sagen: ich würde Variante b nehmen. Ich würde mich nicht für nichts abschuften...und nein, nicht weil ich mir aufgrund meines Abiturs und Studiums zu fein dazu wäre.:: da würde ich lieber ehrenamtlich arbeiten und so versuchen wieder ins Berufsleben zu kommen.
Die Firma für die meine Freundin gearbeitet hat, erziehlt hohe Gewinne.auch auf Kosten ihrer Mitarbeiter.. das scheinen viele als moralisch Richtiger zu empfinden als sich gegen Ausbeutung zu wehern und zum "Schmarotzer" zu werden ....
Ich kann mir vorstellen, dass mich viele für meine Meinung verurteilen...aber ich frage mich...was würdet ihr tun?

Lg. Luci

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"aber ich frage mich...was würdet ihr tun?"

ich glaube nicht, daß die welt aus nur zwei optionen besteht!
Denn deine Wahl ist ja die zwischen zwei "Eimern Scheiße", da würde ich doch noch eine Weile schauen, ob ich nicht noch einen ditten auftun könnte, der weder das Manko des einen aufweist (Langzeitarbeitslosigkeit mit immer schlechter werdenden chancen wieder beruflich Fuß zu fassen, mit dem Stigma für mich und und meien Kinder, mit den sehr geringen finanziellen Mitteln und mit einer doch sehr unbefriedigenden Lebenssituation ohne den zweiten Lebensbereich, neben dem Privatleben) noch das Manko des anderen, welches du ja beschrieben hast.

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Also schauen, dass ich da irgendwie wieder rauskomme würde ich auch. Wie gesagt, ich würde auch nicht nichts tun und mich ehrenamtlich engagieren.
Aber während du dich "umschaust" musst du ja von irgendwas leben....Ist ja auch nur ein kleines Gedankenspiel ;-)

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Das kann nicht jeder. Manche Leute haben einfach keine verwertbare Ausbildung, andere haben Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Gerade alleinerziehende Mütter behinderter Kinder stecken oft wirklich in so einem Dilemma. Ich kenne nicht nur eine Mutter, die trotz anspruchsvoller Aus- und Fortbildung putzen geht und dennoch auf ergänzendes ALG II angewiesen ist.

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Hallo,

ganz klar: Antwort A. Aus diesem Job heraus würde ich mich aber weiter bewerben, um eine bessere Stelle zu bekommen.

ALGII ist ne feine Sache. Für Leute, die wirklich in Not sind. Freiwillig würde ich es nie beziehen wollen. Das ist doch zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel Geld.

Eine Frage noch an dich. Du schreibst:

<<<Sie hätte nicht mal zum Arbeitsamt gehen müssen, auch wir, ihre Freunde hätten sie gerne finanziell etwas unterstützt, leider war sie zu stolz dafür.<<<

Wie bitte soll das funktionieren? Hättet ihr ihr jeden Monat ihren Unterhalt finanziert? Jeden Monat Summe X, damit sie zu Hause bleiben kann? #gruebel
Sorry, aber da wäre ich auch zu stolz für. Lieber geh ich arbeiten, statt meine Freunde auszunehmen.

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Also ausgenommen hätte sie uns damit sicher nicht, Wir stehen wirtschaftlich gut da, die Beträge hätten keinem wirklich weh getan.Und natürlich hätte es auch die Möglichkeit der Rückzahlung gegeben, zumindest symbolisch.
Ich habe mir mein Geld zum Grossteil im übrigen auch nicht erarbeitet (Erbe, Heirat)...vielleicht kommt daher aber auch mein tendenziell schlechtes soziales Gewissen.#schwitz

Aber vor allem: wer entscheidet, was Not wirklich ist? Wieviel von sich und seinem Leben muss man "opfern" , welche Belastungen auf sich nehmen?

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"Aber vor allem: wer entscheidet, was Not wirklich ist? Wieviel von sich und seinem Leben muss man "opfern" , welche Belastungen auf sich nehmen? "

Es gibt relativ genaue Vorgaben, was zumutbar ist und wozu man damit verpflichtet ist, um seinen Lebensunterhalt selbst zu erwirtschaften. ALGII kommt erst dann ins Spiel, wenn das nachweislich nicht möglich ist bzw. kein zumutbarer Job verfügbar aber eine wirkliche Wahlmöglichkeit gibt es gar nicht.

Gruß,

W

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Ehrliche Antwort nach den von Dir gemachten Angaben: B

Praktisch ist es aber gar nicht möglich, trotz Vollzeitjob gleich oder weniger als ein ALGII-Empfänger zu haben.

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Ich kann da nicht antworten.

Ich wäre durchaus bereit (das habe ich schon) in einem recht schlecht bezahlten Job, der anstrengend ist, zu arbeiten. Es gibt aber Dinge, da müsste ich es mir schon sehr gut überlegen. Nicht, weil ich mir zu fein dafür wäre, sondern, weil ich das einfach nicht packen würde. Z.b. Möbelpacker oder im Pflegebereich.

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Genau dasselbe kann gar nicht herauskommen. Als Aufstocker hat man einen Freibetrag, das Erwerbseinkommen wird also nicht in vollem Umfang angerechnet.
Ich würde den Job nehmen. Bzw: Ich HABE den Job genommen. Mies bezahlt, unbezahlte (und auch nicht durch Freizeit ausgeglichene) Überstunden inklusive.
Am Ende hat sich das trotzdem gelohnt. Über das reine Gehalt hinaus.

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Die Welt ist selten NUR schwarz oder weiss.

Aber um es auf die beiden Möglichkeiten zu reduzieren, sollte der Fall tatsächlich einmal eintreten:

Ich würde wahrscheinlich ebenfalls Variante B wählen, aber nur um gezielt darauf hinzuarbeiten, einen Job zu bekommen, mit dem ich leben kann.

Sowohl finanziell als auch emotional.

Ich muss aber dazu sagen, dass ich sehr schmerzbefreit bin, was Stress, üble Arbeitszeiten und die Arbeit mit den schwierigsten Kunden der Welt angeht....wäre ich das nicht, könnte ich meinen jetzigen Beruf seit über 25 Jahren nicht ausüben.

So wie Du das beschreibst, hat das in meinen Augen auch nichts mit "Schmarotzer" zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand und der nötigen Portion Selbstachtung.

Stolz ist so eine Sache.....eigentlich eine positive Einstellung, aber nur ein Quentchen zu viel oder zu wenig davon, und es wird destruktiv.

Ein Schmarotzer ist für mich jemand, der aufgrund Faulheit, Bequemlichkeit, Ignoranz und Antriebslosigkeit jede nur mögliche Chance in den Wind schlägt....bzw. gar nicht danach sucht, und auch auf rein gar nichts hin arbeitet, und mehr Energie darin investiert, diesen Zustand beizubehalten, als ihn zu ändern !

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Ich würde Hartz4 beantragen.

Da ich ja in dem Fall erstmal 1 Jahr lang ALG1 bekommen hätte, muss ja offenbar irgendwas mit meinem Lebenslauf nicht stimmen, wenn mich 1 Jahr lang niemand einstellt.

Also lieber Hartz4 und den ganzen Tag Zeit haben, mich z.B. weiterzubilden oder eine Strategie auszuarbeiten, wie ich in Arbeit komme.

Allerdings kann man sich ja nicht ohne weiteres vor den Jobs drücken - und so kann es sein, dass man dann doch in der Variante A landet oder in irgendeiner völlig bekloppten Maßnahme...

LG
Nele

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Es kann dich ja keiner Zwingen zu arbeiten, im schlimmsten Fall lässt man sich krankschreiben, und wird rausgeworfen, also wenn es jetzt ein schlimmer Job ist, denn man nicht aushält.

Und Maßnahmen, naja sie schaden nicht zumindest was die Gesundheit betrifft.

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Oh doch, ohne Grund wird niemand krankgeschrieben und ALG-II-Empfänger müssen sehr schnell mit Kürzungen rechnen, wenn sie eine zumutbare Arbeit nicht annehmen.

Zumutbar ist so ziemlich alles außer der Prostitution.

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In unseren Sozialen ,Hochentwickeltem , Reichen Land, würde ich keinen Job unter Wert annehmen, hier muss sich keiner kaputt machen für ein Apfel und ein Ei, nee sorry ein 40h Job auf Hartz4 Niveau ist ein Unding, Mensch die das tun, die versteh ich nicht , und man muss auch seinen eigenen Wert kennen. Ich meine wenn einer Aufstockt, hat er maximal 300 Euro mehr auf dem Konto als ein Alg2 Empfänger.

Aus diesem Grund müssten meiner Meinung die Mindestlöhne so Angepasst sein, dass Jeder der Vollzeit arbeitet mindestens 400 Euro mehr verdient als Alg2 bezug, selbstverständlich , muss man von Alleinstehenden ausgehen.

Und das ist der Grund warum ich finde, man sollte Alg2, Kindergeld und andere Sozialleistungen abschaffen und dafür ein Bedienungsloses Grundeinkommen für jeden auszahlen . 800Euro ist eine Gute Grundlage.

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800€ Grundeinkommen für eine alleinstehende Person?

1/3 soll ja die Miete eigentlich ausmachen, sagt man. Vergiss es, es gibt kaum Wohnraum, der für so wenig Geld zur Verfügung steht.
Was wiederum bedeutet, dass der Alleinstehende mit deinem Grundeinkommen wesentlich mehr ausgeben muss, allein um eine Wohnung zahlen zu können.

Ich denke mal, dann wird ihm zum Leben nicht viel mehr bleiben als jetzt mit ALG2.

Wenn Grundeinkommen, dann muss es definitiv höher sein als kleine 800€.

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Nun ja, der Alg2 regelsatz ist um die 400€- blieben also 400€ für den Posten "wohnen"- ich würde mal schätzen, daß das in aller regel beim alg 2 bezug nicht viel höher ausfallen darf.

Ich denke schon, daß 800€ eine gute grundlage wäre für ein bedinungsloses grundeinkommen, denn es soll ja nicht als einziges Einkommen dienen, sondern durchaus animieren noch eienr erwerbsarbeit nachzugehen. Zudem wäre die Frage, wodruch das steueraufkommen dann generiert werden soll- also ob über Konsumsteuern, dann hätten die 800€ natürlich sehr viel weniger kaufkraft als im Moment oder ob diese über besteuerung von Einkommen/ Gewinnen oder wie auch immer....

es würde aber genau diese hier beschrieben Situation abfedern, nämlich die Jobs, die keiner machen möchte, müßten erheblich besser bezahlt werden, damit die menschen diese machen, wenn die Angst vor dem sozialen Abstieg wefällt.

insofern hast du recht- große sprünge sind mit 800€ nicht zu machen, aber es verändert dennoch die Position gegenüber Unternehmen, die unangemessen vergüten

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Es gibt Jobs die würde ich nicht machen z.B. Outbound. Den Meschen irgendetwas am Telefon anzuschwatzen könnte und wollte ich nicht.

Ich weiß das die Menschen oft von der Arge gezwungen werden.

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Gezwungen wird keiner, das dürfen sie nicht mal da es sonst gegen das Grundgesetz geht, aber es gibt Berater die versuchen Druck aufzubauen, dem darf man sich schlicht und einfach nicht beugen,Konsequenzen kann es nur geben wenn man sich nicht bewirbt aber man muss keinen Job annehmen beidem die Vorstellungen nicht stimmen, sei es Gehalt oder die Arbeitszeit...

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Das ist so nicht ganz Richtig. Wenn der Job zumutbar ist, muss man ihn annehmen. Sonst werden einem die Leistungen gekürzt.
Gibt ja auch durchaus Leute, die haben trotz geringer Qualifikation utopische Gehaltsvorstellungen. Wenn man abhängig ist, muss man Abstriche hinnehmen.

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