Späte Abruptio ohne Fetozid

Gesetzt den Fall, ihr hättet euch aufgrund von in der pränatalen Diagnostik festgestellten Missbildungen/Behinderungen/Krankheiten bei eurem Fetus an der Grenze zur Lebensfähigkeit zu einer späten Abruptio entschieden: Würdet ihr vor der Entbindung den Fetozid wünschen oder den Säugling als Extrem-Frühchen gebären und auf seinen Tod warten, ohne ihn wie ein Frühchen, dessen Überleben erwünscht ist, intensivmedizinisch versorgen zu lassen?

Der Fetozid wird seit dem Fall des Oldenburger Babys ab der 24. Ssw vorgeschrieben. Ab der 22. Ssw wird bei extrem Frühgeborenen auf Wunsch der Eltern versucht, den Säugling am Leben zu halten. Eine späte Abtreibung ohne Fetozid kurz vor der 24. Ssw, hätte in vielen Fällen die Geburt eines lebenden, unreifen Säuglings zur Folge, der ohne entsprechende intensivmedizinische Versorgung wenige Minuten bis Stunden später mindestens aufgrund seiner Unreife sterben würde.

Mir ist bewusst, dass es sich hierbei um ein sehr empfindliches Thema handelt, halte das P&P-Forum aber für passend.
Mich würde interessieren, ob ich mit meinem Empfinden weitgehend alleine bin, dass eine Spät-Abruptio auch vor der 24. Ssw nicht ohne Fetozid durchgeführt werden sollte. Ab wann greift der hippokratische Eid? Ab wann kann von unterlassener Hilfeleistung die Rede sein?

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Ich bin ein Fan davon, der Natur ihren Lauf zu lassen, daher habe ich bewusst auf die ganze Diagnostik verzichtet und nur meine normalen Ultraschall Untersuchungen machen lassen. Ich wollte mich mit diesem Thema einfach nicht auseinander setzen müssen, was du da grade ansprichst. Ich wollte nicht über Leben und Tod entscheiden müssen.
Daher kann ich dir überhaupt nicht sagen, was ich in dem Fall machen würde--wahrscheinlich auch der Natur ihren Lauf lassen...sprich: Kind austragen, Kind versorgen und hoffen, dass es sich alles um einen großen Irrtum handelt. Ansonsten Kind in Frieden sterben lassen :-(

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Für mich die wohl nachvollziehbarste Variante, wie Du es beschreibst. Man bangt, man hofft, aber sich wirklich eingehend mit all den Problemen, die eine Schwangerschaft mit sich bringen kann und die trotz modernster Medizin immer noch zu einem dramatischen Ende führen können, zu beschäftigen, würde mir wohl auch fern liegen. Sofern ich mich überhaupt in eine schwangere Frau hineinversetzen kann.

Für die der unausweichliche Tod vermutlich ggfs. noch schwerer zu ertragen ist als für den jeweiligen Vater. Ohne dabei die möglichen seelischen Leiden von werdenden Väter klein reden zu wollen.

Ich kann mir aber, zumindest theoretisch, vorstellen, dass ein vorzeitiges und pro-aktiv gesteuertes Ableben des Kindes im Mutterleib vielleicht für die ein oder andere Frau die noch etwas weniger harte Lösung ist von zwei Alternativen, die beide in jedem Fall desolate Folgen für die eigene Seele haben können.

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Genau so habe ich es für mich dann auch gehandhabt. Aber eben erst nach intensiver Auseinandersetzung mit allen Möglichkeiten.
Übrig blieb allerdings ein großes Fragezeichen die Gesetzgebung bezüglich Spätabtreibung betreffend. Daher dieser Thread.

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Ich muss ganz ehrlich sagen dass es mir wirklich schlecht wird, wenn Ich überhaupt sowas lese. Ich habe meinem Sohn in der 21. SSW tot gebären müssen. Ich hätte eine MA, es wurde per Ultraschall in der 21.SSW entdeckt, dass er seit ein Paar Wochen wohl nicht mehr gelebt hat. Er ist aus unklare Ursachen in meinem Bauch gestorben. Ich habe ein Schmerz der so tief in mir sitzt, der niemals weg geht und es ist für mich ein Grauen über sowas, was Du in deinem Beitrag schreibst, zu lesen.

Darf Ich Dich fragen was Du mit so einen Beitrag bezwecken möchtest?

Egal für was Elern sich in so eine Situation entscheiden müssen, ist es einfach ein furchtbares Thema in ein SS Forum, wo schwangere Frauen sich freuen, hoffen und ab und zu auch Bangen um ihre ungeborene Kinder. Kann sein dass Ich überempfindlich reagiere, liegt dann an meiner Vorgeschichte.

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Es tut mir wahnsinnig leid, was du erleben musstest und ich wollte sicher niemandem zu nahe treten.
Mir geht es nur um die Frage, ab wann ein Leben für die Rechtssprechung als schützens- bzw. erhaltenswert gelten sollte. Die Grenze wurde da bei einem Lebendgeborenen ab der 24. Ssw gesetzt. Das erschließt sich mir persönlich nicht, da auch Säuglinge, die einige Tage weniger ausgetragen werden, lebend geboren werden können und auf Wunsch der Eltern versorgt werden würden und es sogar schaffen können.

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Ich muss mich korrigieren. Wir sind ja hier nicht in das SS Forum sondern in das P&P Forum. Dass kommt davon wenn man ständig hin und her springt zwischen den Unterforen:-[

Trotzdem bleibe Ich dabei dass das Thema so schrecklich ist dass Ich nicht so richtig verstehen kann, was die Diskussion bezwecken soll...

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Hallo,

ich antworte mal kurz und knapp. Es sollte jeder so entscheiden dürfen und auch handeln dürfen, wie er es für sich für richtig hält. Jeder kann damit anders umgehen und jeder sollte individuell und für sich entscheiden dürfen.

LG

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Ob Du es auch so sehen würdest, wenn es um dein ungeborenes Kind gehen würde? Sein eigenes Kind zu töten, ist eine unvorstellbare Sache für mich, ob behindert oder nicht..

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Und genau darum sollte das jeder für sich entscheiden dürfen!

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Ich habe tatsächlich lange darüber nachgedacht, da ich mit Mitte 30 zwei Kinder ausgetragen habe.
Ich habe bittere Tränen geweint, wenn ich daran gedacht habe, wie ich mich fühlen würde in so einer Situation, in der sich leider immer wieder Menschen befanden, befinden und befinden werden. Nicht, dass es mir an Empathie mangeln würde.
Für mich kam ich zu dem Schluss, dass wenn eine Spätabruptio durchgeführt wird, das Ziel also sowieso der Tod wäre, ich diesen intrauterin und schmerzlos als humaner empfinde als postnatal durch Unterlassen von Hilfe. Ich verstehe diese Grenze der 24. Ssw nicht. Was ist zwei Tage vorher anders?

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Ja. Dieser Widerspruch ist mir persönlich bewusst.

Ich habe für mich beschlossen, dass diese Grenzfälle des Lebens in einem gesetzlichen Rahmen, individuell von den Eltern und Ärzten entschieden werden müssen.

Generell denke ich, dass eine Spätabtreibung eben mit Fetozid einhergehen sollte. Man entscheidet sich ja nicht ohne Grund für eine solche. Aber was weiß ich, warum man sich sich dafür entscheiden würde und ob das möglich wäre.

Ich zögere da wirklich zu urteilen und zu verurteilen, unabhängig davon wie ich persönlich damit umgehen würde.

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Es gibt Entscheidungen die man nur dann treffen kann, wenn man sie treffen muss weil man sich in einer bestimmten Situation befindet. Sich vorher Gedanken zu machen wie man wohl entscheiden würde finde ich unmöglich oder zumindest sehr schwierig.

Ebenfalls schwierig finde ich Gesteze für solch ein empfindliches Thema aufzustellen.
Hier sollten die Eltern ganz alleine entscheiden dürfen welchen Weg sie gehen möchten und das nicht vom Gesetzesgeber vorgeschrieben bekommen!

Der eigentlich Sinn dieser Diskussion erschliesst mich mir ebenso nicht ganz und, by the way, Dein Profilbild iritierrt mich irgendwie. Aber gut das geht mich ja nichts an...

LG

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Danke für deine Antwort!

Auf meinem Profilbild siehst du altes Spielzeug meines 16jährigen Sohnes und Ketchup. Ich habe es damals beim Aussortieren so drapiert, fotografiert und fand es ganz witzig. Finde ich nach wie vor. Du darfst aber auch gerne mehr hinein interpretieren.

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Oh nein! Ich möchte da nichts deuten. Finde es bloß gruselig...

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1. Ärzte leisten schon lange keinen hippokratischen Eid mehr, er kann somit auch nicht "greifen".
2. Kenne ich zwei solcher Fälle, in denen Ärzte überaus einfühlsam mit den Eltern gesprochen und vereinbart haben, wie verfahren wird. In beiden Fällen war das Baby auf keinen Fall lebensfähig.
3. Würde ich niemals rein hypothetisch sagen "ich würde" - wenn ich die Situation nicht selbst erlebt habe.
4. Vergleichst Du hier - jedenfalls kommt es so bei mir an - ein Extremfrühchen mit trotzdem guten Überlebenschancen, weil nicht behindert - mit einem Baby, was z.B. ohne ausgebildetes Gehirn auf die Welt kommen würde und ganz sicher nicht überlebensfähig wäre. Das geht nicht. Das sind zwei vollkommen verschiedene Entscheidungslagen.
Bist Du selber in dieser Lage gewesen oder warum fragst Du?
LG Moni

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Ich weiß aus dem Forum, dass du vom Thema Extrem-Frühchen selbst betroffen bist.
Du nennst das Beispiel eines Kindes mit Anenzephalie, das sowieso direkt bis einige Tage - sofern reif geboren- nach der Geburt sterben würde. Trägt man ein derart krankes Kind bis zuletzt aus, liegt es nahe, der Natur ihren Lauf zu lassen.
Worum es mir geht, ist grundsätzlich die Frage, wieso im Falle von späten Abtreibungen zum Ende der 23. Ssw. kein Fetozid, wenige Tage später aber der Fetozid vorgeschrieben ist bevor es zur Austreibung kommt. Es macht für mich einen großen Unterschied, ob ein Kind nach der Geburt auf natürliche Weise an einer Krankheit stirbt oder nach einer eingeleiteten Geburt, zum Beispiel in der 23. Ssw - unter Umständen nach mehreren Stunden- seiner Unreife erliegt, vermutlich unter Schmerzen oder eben vor einer frühzeitigen Einleitung schnell und relativ schmerzlos bereits intrauterin getötet wird. Keinen Unterschied macht es für mich dabei im Übrigen, ob ein Kind behindert aber lebensfähig oder nicht lebensfähig ist. Keines dürfte mehr oder weniger wert sein.

Nein, ich hatte das Glück, nicht direkt selbst betroffen zu sein. Es ist aber ein Thema, das mich schon länger beschäftigt. Ab wann gilt in den Augen anderer ein Leben als Leben und erhaltens-, wenigstens schützenswert?
Wo positionieren sich andere in dieser Grauzone?

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Es könnte evtl. eine medizinische oder wissenschaftliche Grundlage haben.

Wahrscheinlichkeit der Überschreitung der 500 g.
Entwicklung des Nervensystems und Emofunungsfähigeit.

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Das kann man so allgemein doch gar nicht entscheiden. Das kommt doch immer auf den Einzelfall an.

Ich würde mich eingehend informieren und je nach dem was dem Kind fehlt und wie es sterben wird entscheiden.

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Zum Glück habe ich keine Erfahrungen mit dem Thema.
Okay, aus dem Bauch raus: wenn ich in der furchtbaren Lage wäre, den Tod im Mutterleib für mein Kind erstrebenswerter zu finden als die Austragung samt "natürlichem Gang der Dinge", dann würde ich vermutlich den Fetozid wählen. Denn dann wäre mein Kind ja so schwer krank, dass ich ihm Qualen ersparen möchte. Dann fände ich es -vermutlich- humaner, es (hoffentlich) schmerzlos einschlafen zu lassen.
Aber das lässt sich natürlich leicht sagen, wenn man nicht betroffen ist.

Die Tochter einer Bekannten meiner Mutter erfuhr während der Schwangerschaft, dass ihr Kind eine Chromosomenanomalie hatte, die mit dem Leben nicht vereinbar war. Sie entschied sich, die Schwangerschaft auszutragen. Das kleine Mädchen lebte einige Tage und erstickte dann. Damals war mein spontaner Gedanke auch: Das würde ich nicht tun, diesen Tod würde ich meinem Kind ersparen. - Aber weiß ich's? Vielleicht waren das ja wertvolle Tage für die Eltern, in denen sie ihr kleines Mädchen im Arm halten, streicheln und Abschied nehmen konnten. Vielleicht spielt dieser Gedanke auch eine Rolle, wenn man sich als Eltern gegen einen Fetozid entscheidet?

Ja, es ist eine schwierige Grauzone. Mich würde sehr interessieren, welche juristischen und ethischen Erwägungen hinter diesen Regelungen stecken.