Der Mensch und die Sterblichkeit

Hallo alle zusammen.

Ich stelle mir schon länger die Frage, wie Menschen, die "an nichts glauben", also jegliche Form von Religion ablehnen und auch sonst an nichts überirdisches oder ein Leben nach dem Tod glauben, mit dem Bewusstsein ihrer eigenen Sterblichkeit umgehen.

Ich selbst bin gläubige Christin und ich bin mir sicher, dass der Tod nicht das Ende von allem ist, sondern nur das Ende unserer irdischen Existenz. Woher ich diese Gewissheit nehme? Keine Ahnung, sie war einfach irgendwann da und ist mit den Jahren gewachsen.

Mit meinem Post möchte ich niemanden provozieren, verurteilen oder bekehren, es interessiert mich einfach nur.

Ich bin gespannt auf eure Antworten.

Lg waldfee

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Darf ich fragen, inwiefern dich der Gedanke tröstet, dass der Tod nicht das Ende von allem ist bzw. inwiefern dich Endlichkeit schreckt?

Ich habe eine Heidenangst vor dem Moment des Sterbens. Ich finde es eine bodenlose Frechheit, dass ich weder Zeitpunkt noch Art meines Todes bestimmen kann, es sei denn ich begehe Suizid, was ich nicht will, weil ich ja am Leben hänge, aber der Tod an sich, der schreckt mich nicht.

Wenn das nichts ist, kann es ja auch nicht schlimm sein. Nichts ist halt nichts. So einfach ist das für mich. Und wenn ich, so meine Hoffnung, eines Tages des Lebens überdrüssig meinen letzten Atemzug tue, dann ist es eine herrliche Vorstellung, dass danach nichts mehr ist. Weißt du, ich stell mir das so vor wie nach einem aufreibenden Tag in einen tiefen, traumlosen Schlaf zu fallen.

Geliebten Menschen zeigt man aus dem Grund auch, so mein Glaube, am besten zu Lebzeiten, wie sehr man sie liebt, damit man, sollten sie versterben, nicht das Gefühl hat, etwas zu versäumen.

Schlussendlich empfinde ich das Bewusstsein, endlich zu sein, auch positiv: es hilft mir sehr dabei, Prioritäten zu setzen und mich auch mal gegen Erwartungshaltungen anderer zu entscheiden. Die Frage: Wie würde ich mich entscheiden, wenn ich wüsste, dass ich morgen sterbe?“ hat mir schon manches Mal viel Klarheit gebracht.

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Ich beantworte dir mal den ersten Teil ;-) Also ich finde den Gedanken wahnsinnig schön, wenn ich nach dem Tod Personen wieder treffe, die mir zu Lebzeiten sehr am Herzen lagen. Noch schöner der Gedanke, von ihnen "abgeholt" zu werden.
Ich persönlich glaube zu wissen, dass nach dem Tod nicht alles vorbei ist. Ich hatte 2 Erlebnisse, die recht eindeutig waren.

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Diese Erlebnisse würden mich sehr interessieren. Ist dir das zu persönlich oder magst du mal berichten, vielleicht auch per PN?

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Ich habe mit Religionen nichts am Hut. Aus verschiedenen Gründen, was aber nichts über meinen Glauben aussagt.
An ein überirdisches Leben, oder einem Leben nach dem Tod, habe ich mich bisher kaum beschäftigt. Warum auch?
Ich werde es erfahren, wenn es soweit ist.

Sterblichkeit und der Wunsch, oder die Hoffnung, dass es danach irgendwie "weitergeht" hat meiner Meinung nach nur etwas mit Angst zu tun.
Was erwartet mich nach meinem Tod...?
Darauf gibt es keine Antwort.

Wenn du die Gewissheit hast, das dein Tod nur das Ende deiner irdischen Existenz ist, und nicht das Enden von allem, ist das doch okay.
Hat den Vorteil das du auf das Ende gut vorbereitet zu sein scheinst.

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Hallo,

wie meinst du, damit umgehen? Ich glaube nicht; ich sehe mich als Organismus, der jetzt gerade lebt und irgendwann stirbt, und mit dem Tod meines Gehirns stirbt auch mein Bewusstsein, also, für mich kommt da nichts mehr.
Die Vorstellung an sich finde ich nicht schrecklich, eher: ist halt so.

Wenn du speziell jetzt aber Angst vor dem Tod meinst: Da kenne ich persönlich keinen Menschen, auch keinen gläubigen Menschen, der keine Angst hätte. Ich würde mal behaupten, dass das einfach unserem biologischen Programm, unserem Lebenserhaltungstrieb zuwider liefe. Aber auch als Nichtgläubige dürfte meine Angst da nicht mehr ausgeprägt sein als bei einem, der glaubt.

LG

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Guten Abend.

"Ich glaube nicht; ich sehe mich als Organismus, der jetzt gerade lebt und irgendwann stirbt, und mit dem Tod meines Gehirns stirbt auch mein Bewusstsein, also, für mich kommt da nichts mehr.
Die Vorstellung an sich finde ich nicht schrecklich, eher: ist halt so."

Das ist es was ich meine mit der Frage, wie "ungläubige" damit umgehen.

Angst vor meinem eigenen Tod, hmm, habe ich eher weniger, denn ich vertraue darauf, dass es danach weitergeht.

Lg waldfee

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Danke für den spannenden Thread!

"ich bin mir sicher, dass der Tod nicht das Ende von allem ist, sondern nur das Ende unserer irdischen Existenz."

Eingangs würde mich sehr interessieren, wie du dir den Weg deiner Seele denn vorstellst? Und bist du dir sicher, dass es ein guter Weg werden wird? Ich kann deinen festen Glauben an eine unsterbliche Seele nicht teilen. Eher würde ich mich als sehr hoffend beschreiben. Vorstellen kann ich es mir aber nicht wirklich.

Beindruckt bin ich aber von der Nahtodforschung, den Begriff jetzt mal unpräzise verwendet. Aus naturwissenschaftlicher Sicht kann ich das leider selbst gar nicht beurteilen, mich fasziniert aber, dass die als beinahe universell religiös erlebte Erfahrungen neurobiologisch angelegt sein sollen. Darüber hinaus stimmt mich sehr nachdenklich, dass man anscheinend archetypische Elemente in den Beschreibungn der Nahtoderfahrungen ausmachen kann, die zwar individuelle Züge tragen, doch aber transkulturell deutliche Gemeinsamkeiten aufweisen.

Ich persönlich hoffe auf – im Moment des Sterbens- ein solches, tief empfundenes Liebes- und Glückseligkeitsgefühl.

Mich umtreiben aber eher die Konsequenzen der beiden unterschiedlichen Konzepte auf das Hier und Jetzt. Wie gestalten wir unser Leben, wenn wir von der Unsterblichkeit, wie, wenn wir von der Sterblichkeit der Seele ausgehen?

Christlich-katholisch sozialisiert bin ich zum ersten Mal in der Oberstufe mit Konzepten der Sterblichkeit bewusst in Berührung gekommen. Immer noch begeistert bin ich vom Konzept des Lukrez. In dessen System soll es sehr erleichternd sein, dass die Seele sterblich ist. Man soll einerseits dadurch vor der Angst vor dem Leben nach dem Tod befreit werden und andererseits soll das Leben als solches lebenswerter gemacht werden.

Der Tod soll uns nichts angehen, eben weil wir noch leben und wenn er dann da ist, existieren wir ja nicht mehr. Da unsere Wahrnehmung mit dem Tod endet, fürchten wir etwas, was irrelevant für uns sein wird. Daneben soll das Erleben von Glückseligkeit nicht von quantitativen Faktoren abhängig sein. Es spielt also nicht einmal eine Rolle, dass das Leben endlich ist.

Hilfreich für das Leben soll auch sein, dass man, wenn man nicht mehr auf das Leben nach dem Tod hofft, die Konzentration mehr auf das Erleben von Glück im Hier und Jetzt richtet.

Ich kann mir die Frage bis heute nicht beantworten: Kann ich das Leben mehr genießen, weil ich weiß, dass es die einzige und endliche Chance ist oder setzt mich das zu sehr unter Druck?

Wie geht es dir da?

Das System des Lukrez hatte für mich immer schon die Schwäche, dass es den Menschen als soziales Wesen nicht in den Blick nimmt, der leidet, wenn er andere verliert. Im Hinblick auf Mitmenschen, besonders Verstorbene, hoffe ich sehr auf eine Art ewiges Liebesgefühl, das verbindende Funktion hat.

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Wenn dich das Thema so umtreibt, hast du dann vielleicht mal über eine Rückführung nachgedacht?

Das, was die Menschen, die ich kenne und die das gemacht haben, berichten, haut mich ehrlich gesagt immer wieder aus den Socken und berührt mich wie dich Berichte über Nahtod-Erfahrungen.

Ich habe mich mit dem Nichts als Worst-Case-Scenario auseinandergesetzt und so erfolgreich versucht, ihm seinen Schrecken für mich zu nehmen.

Gut annehmen als Perspektive kann ich aber auch Vorstellungen eines Nirwanas, wo sich das Konzept des Ichs auflöst mit all den dazugehörigen Irrglauben und Leiden und mein Ich in einer Art kollektiven Bewusstseins aufgeht, das voller Frieden ist.

Ich mag die Allegorie von der Welle und dem Meer, wie sie z.B. Willigis Jäger auch verwendet: das Leben ist die Welle, der Tod das Meer und schlussendlich ist daher alles eins. Es gibt keinen Dualismus von Tod und Leben, nichts, was man fürchten muss. Alles ist eins.

Diese Vorstellung finde ich sehr friedvoll und sie gibt mir viel Ruhe. Es wäre schön, wenn ich fest an sie glauben könnte.

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Nein, ehrlich gesagt noch nie bewusst.

Über Rückführungen habe ich bisher eher in einem albernen Kontext nachgedacht. Prinzipiell stehe ich so etwas offen gegenüber, wenn ich es von anderen höre.

Ich selbst habe immer Angst vor Kontrollverlust, gerade in emotionalen Angelegenheiten. Und mich ängstigt die Vorstellung, dass ich mich da fallen lassen müsste, in mein eigenes Unterbewusstsein. Und einer fremden Person vertrauen müsste, dass sie mich aus einem für mich unguten Zustand wieder "zurückholt". Ich zweifle auch daran, dass ich überhaupt so weit kommen könnte, um auf unbewusste Gefühle zurückzugreifen, seien es verdrängte oder wirklich welche aus einem "anderen Leben". Aber du hast mich auf eine Idee gebracht und ich finde es sehr spannend, dass Menschen damit tatsächlich positive Erfahrungen gemacht haben.

"mein Ich in einer Art kollektiven Bewusstseins aufgeht, das voller Frieden ist."

Dieses Gefühl taucht ja auch immer wieder in Nahtodbeschreibungen auf. Ein Gefühl, das über eine rein pantheistische Vorstellung weit hinaus geht. Sie erkennnen nicht nur etwas Göttliches in allem, sondern sich selbst. Einige fühlen sich mit allen /allem durch alles verbunden und fühlen einen solchen inneren Frieden, dass ich mir dieses Gefühl nicht einmal vorstellen kann.

"Ich mag die Allegorie von der Welle und dem Meer, wie sie z.B. Willigis Jäger "

Willigis Jäger kannte ich noch nicht, danke für den Hinweis! Aber mystische Vorstellungen wie die von Meister Eckhart , dass eine Selbsterkenntnis der Seele auch zugleich Gotteserkenntnis ist, finde ich sehr spannend. Auch, dass dadurch die Distanz überwunden wird, finde ich als Konzept gut.

Dass es keinen Dualismus von Tod und Leben gibt, finde ich wirklich auch sehr tröstlich. Und die Allegorie, die du genannt hast, beschreibt das schön.

Ähnlich faszinierend finde ich auch die Mystik des Urchristentums, mit den "normalen Evangelien" konnte ich immer wenig anfangen, was die Vorstellung von irdischem Leben, Jenseits und Reich Gottes angeht.

Aber so sehr ich als Konzept die Vorstellung, dass es keinen Dualismus von Leben und Tod gibt, dass ein Reich Gottes bereits da ist und nur der Seelenerkenntnis bedarf, schätze, ich kann das trotzdem nicht so richtig annehmen.

Trotz allem wird nämlich das materielle Leben, wie ich es kenne, enden und das finde ich unfassbar, gedanklich.

" Alles ist eins."

Vielleicht kann man das erst fassen, wenn man ein Nahtoderlebnis oder eine andere bewusstseinserweiternde Erfahrung gemacht hat.

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Ich bin keine Christin, aber Deinem mittleren Absatz kann ich trotzdem uneingeschränkt zustimmen.

In meinem Glauben gibt es auch diverse Auslegungen, sie gehen von Wiedergeburt bis zu Leben nach dem Tod im Paradies/Himmel, wobei Gott an sich einen eigenen Himmel hat, d.h. man lebt mit Menschen und Tieren friedlich und ohne Leid, Schmerz zusammen.

Ich komme aus einer multi-religiösen Familie, man streitet über Jesus/Erlöser, ob er schon da war, über Bräuche und Traditionen, aber interessanterweise herrscht über das Thema "Himmel" immer Einigkeit.


Ich habe schon einiges in meinem Leben mitmachen müssen, und je mehr ich erleiden musste, je mehr ich verloren hatte, umso mehr reifte auch in mir der Glaube, dass es weitergeht. Wie? Keine Ahnung. Wo? Ebenso keine Ahnung. Allerdings hatte ich nach zwei Todesfällen, die mich extrem getroffen haben auch zwei Erlebnisse, die so überzeugend waren, dass es mich im Glauben bestätigt hat. Doch was wäre Glaube ohne Zweifel?

Vor meinem Tod habe ich keinerlei Angst, warum sollte man den Tod auch fürchten? Er ist notwendig, er zwingt die Menschheit vorwärts. Ohne den Tod, gäbe es kein Leben.

Angst habe ich lediglich vor dem Leben, wenn es dumm läuft, und ich so alt werde wie meine Großeltern, dann habe ich noch 60 Jahre vor mir (beide gehen auf die 100 zu) - 60 Jahre Ängste, Verluste, Schmerz, Leid, Trauer. Heftige Sache. Davor habe ich Angst. Angst zu leben, zu verlieren. Aber nicht vor dem Tod bzw. nicht vor meinem Tod. Doch, ich hätte Angst zu sterben, bevor meine Kinder selbstständig sind. Also die Sorge um Kinder und Mann, was ohne mich geschieht, wie sie klarkommen.

Allerdings wolltest Du ja Antworten der Gegenseite - naja, hab Dir trotzdem geantwortet.

Ginny

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Hallo du.

Danke für deine Antwort.

Lg waldfee

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Öhm. Weg ist weg. Kein Bewusstsein mehr == kein Problem.
Das Problem hatten schon immer nur die Hinterbliebenen.

Warum sollte ich ewig weiterexistieren und vor allem: wie und wo?
Existiert nur der Mensch weiter? Was ist mit Tieren und Pflanzen, die sterben? Was existiert weiter? Wenn ich körperlos bin, wie verbringe ich meine „Zeit“? Bin ich dann noch ich? Habe ich eine Erinnerung an mein weltliches Leben?
Wenn ich einen Körper habe: wo bin ich damit?
Alles nicht wirklich durchdacht.
Die Natur ist ein Kreislauf, der Mensch stirbt genauso wie eine Mücke oder ein Schwamm.

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"Öhm. Weg ist weg. Kein Bewusstsein mehr == kein Problem. "

Ich glaube nicht das Jeder so glimpflich "davon" kommt;-).

Ein paar offene Rechnungen gilt es noch zu begleichen, bevor man den Kreislauf der Natur betritt.

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Wofür soll das denn gut sein? Ich glaube, wer mit so etwas rechnet, nimmt sich selbst viel zu wichtig. Jede Minute sterben auf der Welt ungefähr 100 Menschen. Wer sollte da denn welche Rechnungen begleichen? Und wie wird sie beglichen? Und ist das in allen Religionen gleich, wie diese Rechnung beglichen wird, oder hat das nix mit Religion zu tun?

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Also ich habe da überhaupt kein Bewusstsein, was meine Sterblichkeit angeht. Wenn ich tot bin, bin ich tot.
Da ich u.a. in der Friedhofsverwaltung tätig bin, mach ich mir mehr Gedanken ob ich meinen Angehörigen dieses Bohei um ein Begräbnis antun möchte. Vermutlich Urne im Friedwald und fertig. Kein Grab auf dem Friedhof, was man ständig aufhübschen muss.

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Ich bin ja sehr dafür, das das mal meine Angehörigen entscheiden. Es gibt die, die sich gern um ein Grab kümmern möchten, die sollen es dann auch tun dürfen. Und es gibt die, die das nicht wollen, dann gibt es Möglichkeiten wie Friedwald, anonymes Begräbnis etc. Mir ist das dann ja vermutlich sehr egal.

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Ich habe - beruflich bedingt - da schon zu viel erlebt, was Streitigkeiten wegen der Beisetzung/Begräbnis angeht. Das will ich vorher eindeutig festgelegt haben. Muss aber gestehen, dass ich bisher auch nur mit meinem Mann drüber gesprochen habe - festgehalten ist da noch nichts.

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Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand, der zu seinem Glauben gedunden hat und für den der Tod nichts Endliches hat, darin etwas sehr Tröstliches und Hoffnungsvolles findet. Auch für die, die er hinterlässt.

Vielleicht ist der Begriff "bessere Welt" von der man im Umfeld von Sterbenden und Gestorbenen spricht, eben dieser Sehnsuchtsort, jenseits von Schmerzen, Sorgen, Kummer, Leid und all den anderen Unzulänglichkeiten unseres irdischen Daseins.

Und egal, woran man glaubt oder nicht glaubt, Sterben müssen wir alle und wir können nichts mitnehmen.

Wie die meisten Menschen befasse ich mich nicht allzuoft mit meiner eigenen Endlichkeit. Und wenn, dann habe ich immer so eine Art bucket list im Kopf, was ich im Diesseitigen noch unbedingt erledigen möchte.
Und ich hoffe, der Tod kommt eines Tages als Freund zu mir, nicht als jemand, den ich fürchten muss. Der mich an die Hand nimmt und mitnimmt ins grosse Nichts....oder was auch immer dort ist. Wenn da was ist.

Und dass ich ein paar glùckliche Menschen zurücklasse, die mich in guter Erinnerung halten. Allen voran mein Sohn, der in gewisser Hinsicht in der Tat ein Mosaiksteinchen für ein Leben nach dem Tod sein kann. Wenn man dies so sehen möchte.

Was sehr gut passt zu Deinem Thread, ist mein derzeitiger, völlig desolater Zustand. Schwerste Grippe seit zehn Jahren und wie im Lied von Grönemeyer, alles tut weh. Echt. Mein ganzer Körper ist ein einziges Konglomerat von Schmerzen.
Ich habe schon zwei Münzen parat gelegt fùr den Fãhrmann, dass er mich über den Fluss der Unterwelt bringt und ich dort viele Menschen wiedertreffe. Eigentlich auch ein angenehmer Gedanke.....so wie Menschen oft in ihrer ganzen beschrãnkten Fantasie von schönen Orten im Jenseits zu berichten.

Deswegen finde ich alles, was tröstet und was Hoffnung gibt, erstmal positiv. Und wenn es noch so kindlich-naiv für andere erscheint.

Ich bin übrigens der Überzeugung, dass auch von jenen,die heute noch sehr nüchtern über dieses Thema denken, und äussern, da sei nichts, vielleicht dann, wenn die Stunde wirklich einmal in ferner ferner Zukunft nãher rückt, nicht doch so ein bisschen über die Option sinnieren, dass nicht alles aus biologischem Leben besteht

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Zum letzten Absatz: Ich sinniere da viel rueber, und mein Herz moechte auch gerne, dass da noch was ist. Mein Kopf sagt aber nein :-) Vielleicht aendert sich das noch, das moechte ich auch gar nicht ausschliessen.

Es gibt eben auch einfach Schicksale, die sind sehr sehr schwer zu verdauen, erst recht wenn nach dem Tod nichts mehr ist.
Eine Freundin hat z.B. ihr Baby bei der Geburt verloren. Sie ist keine glaeubige Person, aber sie sagt eben trotzdem, dass das Baby manchmal "Zeichen" sendet, wie einen Regenbogen, Schmetterling oder was auch immer wenn sie gerade traurig ist.
Ich kann das sehr gut nachvollziehen, dass es leichter ist, so zu glauben, als sich damit abfinden zu muessen dass das Baby oder eben der geliebte Mensch einfach weg ist.

Glaube, in welcher Form auch immer, muss ja nicht religioes sein was das Leben nach dem Tod betrifft, macht vieles einfacher. Ist troestender. Aber ich zumindest kann (im Moment) wie gesagt an sowas nicht glauben. Es ist unmoeglich fuer mich, weil mein Kopf mir sagt, das macht keinen Sinn.

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Letztlich ist es wohl egal. Wir werden es alle früh genug erfahren. Die einen wie die anderen.

Bezüglich der jungen Mutter, die ihr Baby sehr früh verloren hat, ist dies ein sehr treffendes Beispiel für meine Vorstellung des Metapysischen. Der menschliche Verstand, wenn auch geist- und erfindungsreich, ist doch beschränkt und hat Grenzen. So wir das Universum zwar mehr und mehr vermessen aber dennoch mit dem Begriff der Unendlichkeit in unserer Vorstellungskraft nicht zu einem befriedigenden Ergebnis kommen. Und ich will nicht ausschließen, dass es manche Menschen gibt, die Botschaften, Zeichen, Signale bekommen aus dieser Sphäre, die ausserhalb des menschlichen Bewusstseins liegt.

Aber egal, woran man wirklich aus tiefstem Herz glaubt, ob man religiös ist oder nicht oder fromm oder nicht, den Hinterbliebenen ist es wohl immer ein Trost wenn man mit Metaphern oder Bildern über den Verbleib des so geliebten Menschen einen Hinweis über sein Wohlergehen gibt.

Aus einer englischsprachigen Erzãhlung ist mir ein Absatz in Erinnerung geblieben, als die Hauptfigur, ein wohlhabender Industrieller, der als überzeugter Atheist, seit Jahren einen leidenschaftlichen Kampf gegen jede Form von Gottglauben führt, mit dem plötzlichen Tod seiner vierjährigen Tochter konfrontiert wird und er den im Sterbezimmer anwesenden Priester anschaut und sagt: Please, tell me there's a heaven!

Was ich meine ist, dass Menschen immer nach Trost und Hoffnung suchen.

Der Satz von Hawking übrigens, über dem immer gleichen Energiezustand im Universum gefãllt mir auch sehr. Vielleicht ist das ja auch mit Unsterblichkeit gemeint.

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Meine Weltsicht ist rational geprägt. Durch die Rationalität und Wissenschaft bekommen wir den Hauch einer Ahnung, wie unvorstellbar reich, wie unendlich komplex und wie voller Wunder unsere Welt und unser Universum ist. Und wie klein und phantasielos im Vergleich unsere Versuche sind, es durch einen Gott zu erklären.

Für mich persönlich ist die Tatsache, selbst 80, 90 Jahre ein Teil dieses unvorstellbaren Ganzen zu sein, eine winzige Ecke dieses wundervollen Universums zu erleben und die allerwinzigste Idee einer Ahnung dieser unvorstellbar phantastischen Welt zu bekommen, schon Grund genug, das Leben zu schätzen und es so gut geht auszukosten. Das reicht mir als Sinn.

Das Hoffen auf ein weiteres, womöglich ewiges Leben nach unserem Tod ist für mich ein Wunschtraum, der einerseits natürlich etwas Tröstliches hat; man kann es allerdings auch als den Gipfel der menschlichen Selbstüberschätzung sehen.

Solange dieser Glaube hilft, das Leben im Angesicht seiner Endlichkeit angstfrei zu leben, ist dieser Wunschtraum positiv und die Selbstüberschätzung harmlos. Es mag sein, dass ich mir irgendwann wünschen werde, den kindlich-naiven Glauben an ein Leben nach dem Tod wieder zurückhaben zu können.

Gefährlich wird es allerdings dann, wenn dieser Glaube dazu führt, das Leben in dieser Welt geringzuschätzen oder gar zu verachten.