Konkurrenz unter Brüdern

Hallo, ich bin ganz neu hier.
Ich habe zwei Söhne: 13 und fast 11.
Sie haben beide den gleichen Sport (Mannschaftssport) als Hobby.
Sie sind beide sportlich, der Grosse ist Kapitän seiner Mannschaft und ein guter Spieler. Sie spielen im selben Verein.
Der Jüngere gilt jedoch "als Talent" und spielt schon zusätzlich 2x im Monat in der Bundesland-Auswahl.
Jetzt wurde er von einem führenden Verein angefragt, um auf bundesweitem Niveau zu spielen.
Was er sehr sehr gerne versuchen möchte.
Ganz davon abgesehen, dass ich persönlich eh nicht begeistert bin vom Leistungssport, entsteht immer mehr Konkurrenz zwischen den Brüdern. Der Grosse ist enttäuscht und traurig und sicher auch eifersüchtig, da er selbst in die Auswahl wollte und nicht génommen wurde.
Nach jedem Spiel, werden wir ständig (leider oft auch in Anwesenheit des grossen Bruders) auf die Leistung des kleinen Bruders angesprochen.

Und nicht nur im Sport ist es unausgeglichen. Für den Grossen wird es in der Schule langsam schwierig (aber nicht versetzungsgefährdet) , dem Kleinen fliegen die 1er nur zu.
Der Grosse ist still, hat einige gute Freunde, dem extrovertierten Kleinen fliegen die Herzen nur zu.
So sehr ich mich für den Kleinen freue, dass ihm alles so leicht fällt, so sehr sorge ich mich um den Grossen.

Was kann ich tun, um dem Grossen mehr Selbstvertrauen zu geben?
Wir haben schon versucht, ihm zu helfen "was eigenes" zu finden, aber seine Leidenschaft ist nunmal dieser Sport.
Und wäre da nicht der kleine Bruder, würde ihm seine Leistung auch völlig reichen. Er ist ja gut, nur ist der kleine "überall besser"
Wir Eltern vergleichen auch nicht, aber da sie gleiche Interessen haben, kommt das automatisch unter ihnen auf.

Ansonsten verstehen sie sich ganz gut, aber die unterschwellige Eifersucht vergiftet ein bischen die Beziehung.

Was können wir tun, um beide Kindern zu unterstützen?

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Hallo Danda,

ich hab mir Deinen Beitrag jetzt mehrfach durchgelesen und mir lange überlegt was schreiben.
Wir haben zwei Jungs mit dem selben Abstand, etwas jünger aber.

Ich kann den Großen völlig verstehen, dass er eifersüchtig ist. Ich glaube kein Kind wäre davor gefeit und natürlich kann man nicht erwarten, dass er sich jetzt auch noch freut für den Kleinen.

Ich denke wichtig ist ihm zu erklären, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg geht. Mit eigenen Talenten. Ich würde sehr viel mehr Wert auf die auf die Individualität der Kinder legen. Jeder ist genau richtig und wichtig wie er ist. Jeder auf seine Art. Der Mannschaftskapitän ist sehr wichtig für die Mannschaft. Ein wichtiger Posten. Nicht jeder muss aber im Rampenlicht stehen und der Sunnyboy für alle sein. Das ist die Rolle dann des Kleinen. Der Große ist aber in seinem Kreis eine wichtige, ruhige Stütze. Ohne ihn wäre die Mannschaft, wären seine Freunde eben nicht die selben.
Ich denke ich würde die Gespräche so lenken.

Ich nehme an, der Große würde sich gar nicht wohl fühlen in der Rolle des Kleinen? Auch das wäre für den großen wichtig zu erkennen. UND: wenn Euer Kleiner wirklich in das nächste Niveau rutscht wird er weniger Zeit für anderes als Sport haben. Das muss man wollen. Vielleicht mag der Große mal Trainier später werden in seinem Sport? Oder mehr in der Event-Orga des Vereins einspringen? Auch da sind die Rollen vielfältig und ohne die Orga-Leute geht auch nichts.

Ich hoffe sehr, Ihr findet da einen Ansatzpunkt, mit dem Ihr den Großen in seinem Selbst fördern könnt.
Den Kleinen würde ich dennoch unabhängig der Stimmung des Großen Sohnes seinen Weg gehen lassen.

Alles Liebe und viel Erfolg.
shealove

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Vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag!

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Gibt es etwas, was nur der Große macht? Also Musikinstrument, zweiter Sport, Sprache in der Freizeit… es würde ihm vielleicht gut tun, etwas völlig ohne den Kleinen zu machen.

Mit 11 hat der Große vielleicht auch noch bessere Noten?

Im Übrigen finde ich es sehr viel verlangt, wenn der Große einfach nur stolz sein soll. Der ist nicht 23 sondern 13 auf dem Weg seine eigene Persönlichkeit zu bilden und wenn ihm ständig die Leistung von dem Kleinen unter der Nase gehalten werden ist es doof.
Warum ist er überhaupt dabei, wenn der Kleine gelobt wird? Spielen die in der selben Mannschaft oder schleppt ihr den Einen immer mit zu den Spielen des Anderen?

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Ich möchte auch behaupten, dass das viele auch mit 23 nicht können. Und auch nicht mit 33…

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Danke für das Feedback.
Wir leben im Ausland, es ist nicht das gleiche Schulsystem wie in Deutschland. Allerdings stimmt es schon: der Grosse hatte dièses Jahr den Wechsel und es ist logisch, dass es nicht mehr so einfach ist. Mit 11 waren die Noten noch besser (sie sind immer noch gut, aber eben weniger gut als noch in der Primarschule.
Und ja, manchmal ist er auf Spielen dabei. Häufig finden die Spiele am selben Tag statt. Ausserdem hat er ja auch Freunde im Club und sie treffen sich dann. Je nach dem, wie weit weg die Spiele stattfinden, hängen wir noch eine Familienaktivität mit dran. Also ja, er ist regelmässig dabei.
Ausserdem wird er oft auf den Bruder angesprochen.
Aber ja, ich finde auch, dass es viel verlangt ist, mit 13 Jahren stolz zu sein .
Ich möchte einfach, dass beide Kinder glücklich sind

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Die Lösung ist doch eigentlich ganz einfach, entweder der Große geht demnächst in einen anderen Verein oder er muss sich mit seinem Bruder arrangieren. Und statt neidisch auf ihn zu sein sollte er stolz auf seinen Bruder sein und ihn unterstützen, so machen das große Brüder. VG

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Egal welchen Sport wir ausgeübt hatten, meine Schwester war immer besser und erfolgreicher. Bei Turnen bekam sie immer die Pokale, beim Laufen stand sie auf dem Treppchen und ich nie, wir sind 2 Jahre auseinander.
Ich kann sehr gut verstehen wie sich dein Großer fühlt. Meine Mutter hat mich immer getröstet und irgendwann hat man sich damit abgefunden und ich konnte mich mit meiner Schwester freuen. Es ist aber nicht immer einfach für mich.

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Der Große sollte sich für den Kleinen freuen.

Und wenn er das gleiche will, muss er sich noch mehr anstrengen

Ganz einfach! Manche müssen einfach mehr für den Erfolg machen

Der Beschreibung nach hast du aber zwei erfolgreiche Kinder! Nur das halt der kleine etwas erfolgreicher ist

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Ehrlich gesagt finde ich es gegenüber dem kleinen Bruder sehr unfair, ihm den Leistungssport nicht zu ermöglichen, bloß weil der Ältere weniger begabt ist. Man kann sich die eigenen Geschwister nicht aussuchen. Beide sollten die Chance haben, sich gemäß ihrer Möglichkeiten zu entwickeln. Dass diese unterschiedlich sind, mag bitter sein, ist aber nun mal so, gerade in der Schule oder beim Sport.

Schult den Älteren ggf. auf eine passendere Schulform um, bringt ihn dazu, Probetrainings in anderen Sportarten zu absolvieren oder eben damit zu leben, dass der Jüngere gemessen in Leistungskategorien 'besser' ist. Wertschätzt die Kinder beide als Menschen und für ihre harte Arbeit, nicht für ihre Ergebnisse (Noten, Landesauswahl blablubb). Auch der Ältere wird seinen Weg gehen, eben seinen eigenen.

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Das kam vielleicht falsch rüber. Der kleinere spielt ja schon in einer höheren Kategorie/Landesauswahl, er wird soweit unterstützt/gefördert wie er möchte. Ich finde einfach generell, dass Leistungssport -so früh- nicht nur positive Seiten hat

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Leistungssport hat freilich auch Nachteile (wie alles in der Welt) und ist ganz klar für alle, aber nicht für jeden. Ihr kennt eure Kinder am besten.

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Hallo Danda,

ich wolle mich auch nochmals zu Deinem Beitrag melden.
Meine Söhne sind 4 Jahre auseinander und es war damals ein wenig anders, aber doch eine Zeit lang etwas gleich.
Der Kleine hat bereits seit er laufen konnte Fußball gespielt und wir wurden immer darauf hingewiesen, wie toll er ist und wir das unbedingt fördern sollten. Der Große hatte bis dahin ziemlich gut Schach gespielt. Wir waren bis dahin also keine Fußballfamilie. Das änderte sich mit der Anmeldung des Kleinen zum Schnuppertraining für Bambinis, weil er uns immer wieder damit "nervte". Nun gut. Der Verein hatte ziemlich geschickt auch gleich nach dem großen Bruder gefragt. Der nun auch anfing und seine Liebe entdeckte.

Es blieb aber dabei, der Kleine war das große Talent. Der Große hatte Spaß, war aber kein Überflieger, auch seine Mannschaft nicht wirklich. Der Kleine wurde ziemlich schnell nach den ersten Punktspielen "weggelockt" zum Verein ein "Dorf" weiter. Ich fand das dann erst doof, wegen der verschiedenen Vereine, dann aber ziemlich gut. WEIL, die Jungs waren nicht mehr in einem Verein. Allerdings war der Kleine nun mit seiner Mannschaft meist oben dabei, der Große meist mit seiner Mannschaft im unteren Drittel. Unser Großer ging immer ziemlich gut mit der Sache um und war auch in der Schule eher der, der kämpfen musste. Der Kleine machte das alles mit links.

Was der Große dann aber für sich tat um für sich etwas herauszustechen war: Er hat dann die Schiedsrichterausbildung gemacht und sich dort sehr schnell etabliert.

Der Kleine fand das nice, aber für ihn war das viel zu stressig. Es lief ja bei ihm. Allerdings änderte sich alles beim Kleinen mit Corona und der Pubertät. Fußball war nur noch an der Konsole toll. Er verließ den Verein und hörte auf. Wir finden das heute noch schade. Aber so ist es. Musste mir anhören, dass es mir schon klar sollte, dass keiner vom Dorfverein je in der Bundesliga spielen würde (vom Kleinen). Für ihn war alles Spaß.

Der Große spielt heute noch im Verein und ist Schiri und ziemlich zufrieden. Der Kleine hechtet ihm übrigens nun mit Schulabschluss etc. total nach, geht genau in seine Richtung.... Er hat sich nie so toll empfunden und das auch seinem Bruder immer mit Gesten gezeigt (vor allem, seit er gar nicht mehr spielt, aber immer mal gern beim großen Bruder zuschauen geht).

Vielleicht wäre das eine Idee (also den Schiedsrichter im Mannschaftssport zu machen?) für Deinen großen Sohn?

Gruß Ivhen