Fussball: Mannschaftswechsel?

Hallo, ich weiß nicht genau, wo ich meinen Beitrag einordnen soll, aber vielleicht bekomme ich hier ein paar Antworten von erfahrenen Eltern.
Mein Sohn spielt bereits seit fünf Jahren Fußball und ist aktuell in der E-Jugend, Jahrgang 2013. In dieser E-Jugend gibt es drei Mannschaften, die E1 ist die leistungsstärkste, dort wurde mein Sohn für die neue Saison eingeordnet. Mit vier weiteren Kindern aus seiner alten Mannschaft trifft er auf 11 Kinder einer Mannschaft, die bereits seit fünf Jahren miteinander spielen. Er kennt die Mannschaft und seinen neuen Trainer, weil er in der Vergangenheit für diese schon ausgeholfen hat, wenn ein Spieler ausfiel.
Der neue Trainer ist sehr leistungsorientiert und sagt ganz klar, dass es ihm ums Gewinnen geht. Dies stände bei ihm im Vordergrund und er würde die Spieler aufstellen, die während der Spiele und dem Training die beste Leistung erbringen.
Nun kam mein Sohn bereits nach dem ersten Training absolut frustriert nach Hause und auch die darauffolgenden Trainingseinheiten wurde es nicht besser. Zum einen stellte er einen deutlichen Leistungsunterschied zwischen sich selbst und einigen anderen Spielern fest, zum anderen ist der Trainer sehr fordernd, laut und kommentiert auch jeden Fehler. Dies leider auch während der Spiele, wie wir während einiger Testspiele jetzt schon feststellen mussten.
Aufgrund einer Erkältung verpasste mein Sohn dann mehrere Trainingseinheiten und musste drei Wochen pausieren. In dieser Zeit scheint sich sein Eindruck, in der Mannschaft nicht mithalten zu können, verfestigt zu haben und er möchte die Mannschaft wechseln. Er erklärte, dass er Angst habe auf dem Feld Fehler zu machen und dann von dem Trainer lautstark zurechtgewiesen zu werden. Dies würde ihn blockieren und er würde erst recht Fehler machen. Da die Mannschaft erst aufgestiegen sei und Klassenerhalt das Ziel der Saison sei, habe er zudem Angst, schlecht zu spielen und dann bei allen Kindern seiner Mannschaft unten durch zu sein. hierbei handelt es sich nahezu ausnahmslos um gute Freunde von ihm. Der Druck zu gewinnen sei zu groß und er sei lieber in einer etwas schwächeren Mannschaft einer der Besseren als in einer starken Mannschaft einer der Schlechteren.

Und grundsätzlich kann ich das total gut nachvollziehen. Ich frage mich jedoch auch, da er unbedingt in diese Mannschaft wollte, ob er nicht lernen muss, diesen Trainer auch einfach auszuhalten. Leistungsmäßig wurde er in dieser Gruppe eingruppiert, weil er hier am meisten lernen und sein Potential entfallen kann. Er kann hier viel lernen, ist aber auch ein wichtiges und wertvolles Mitglied, auch wenn er das selbst nicht sieht.
Die andere Mannschaft, in die er gerne wechseln würde, ist von der F gerade in die E-Jugend aufgestiegen und für sie wäre er eine Verstärkung.
Ich verstehe seine Motivation, frage mich aber, ob es nicht ein Fehler ist, so schnell aufzugeben und es nicht besser wäre, sich durchzubeisßn und dann zu sehen, ob man Spaß hat

Ich selbst bin leider wenig ehrgeizig und wünschte, ich hätte gelernt,, dranzubleiben.
Es gibt noch einen anderen Trainer in der Mannschaft, der den Wechsel falsch fände, aufgrund der Spielerentwicklung, den Haupttrainer aber im Umgang mit den Kindern als sehr grenzwertig empfindet.
Der Haupttrainer hat in einem Gespräch die Befürchtung meines Sohnes bestätigt. Er möchte gewinnen, die Saison wird hart und dementsprechend wird der Druck wachsen.
Sohnemann soll eigene Entscheidungen treffen und lernen, die Folgen zu tragen. Aber momentan habe ich den Eindruck, dass es eine Flucht/Angstentscheidung ist. Die Frage für mich ist demnach : Wie stärke ich mein Kind langfristig am besten. Was gebe ich ihm mit auf den Weg?
Danke fürs Lesen un liebe Grüße

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Hi,

das ist eine total schwierige Situation für euch. Und so richtig etwas raten kann man vermutlich auch nicht, da wir deinen Sohn und auch den Trainer nicht kennen. Schade ist es natürlich, wenn er den Spaß am Fußball verliert. Ich denke da müsst ihr sensibel sein und darauf achten. Sind es nur Phasen, in denen er ungern geht oder wird es zum Dauerthema....
Natürlich fühlt es sich besser an einer der besten zu sein. Aber in der jetzigen Mannschaft kann er sich tatsächlich weiter entwickeln. Er hat ja die Entscheidung zum Wechsel auch selbst getroffen, oder? Bei manchem muss man vielleicht einfach ne zeitlang durch. Also sofort die Flinte ins Korn werfen find ich persönlich nicht hilfreich. Vielleicht sollte er erstmal ein paar Spiele auf sich zukommen lassen.
Am wichtigsten aber finde ich, dass er weiterhin auf längere Sicht Spaß am Fußball hat.

Liebe Grüße

Isy

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Das soll doch ein Hobby sein, das Spaß macht, oder nicht? In der neuen Mannschaft fühlt er sich nicht wohl, das liegt ja nicht an den Mitspielern, sondern am Terrortrainer. Sorry, ich kann es nicht anders nennen, habe schön öfter am Rand solche Typen gehört....wer da sein Kind freiwillig hinschickt, wenn es selber nicht dabei sein möchte....puh, ich weiß nicht, muß doch nicht sein. Das kann doch nur mit Verweigerung enden.

Dein Sohn macht dir ganz deutlich, das er dort nicht mitspielen möchte. Er gibt doch deswegen nicht auf, er möchte ja weiter Fußball spielen....aber nicht mit diesem ganzen Druck, der von so einem schmierigen Trainer ausgeht, der nicht mal weiß, wie man Kinder motiviert, sondern nur mit Erniedrigung arbeiten kann.

Ich finde dein Sohn kann super ausdrücken, das Fußball für ihn ein Hobby bleiben soll und er eben nicht irgendein "Leistungsotenzial" rauspressen will. Was ist daran verkehrt?

BTW, der Sohn einer Freundin spielt in einem Verein, der in Richtung Profifußball geht, so eine Kaderschmiede (weiß nicht ob der Ausdruck passt). Ich bin schön öfter als Fahrer eingesprungen und habe dann zugeschaut......keiner der Trainer dort arbeitet mit Erniedrigung, das haben die gar nicht nötig. Leider hatte auch er vor dem Wechsel richtig schiß, weil er in der Vergangenheit im anderen Verein an solche Idioten, wie dein Sohn sie gerade kennelernt, geraten ist.

Meine Freundin würde dir ganz klar raten....weg von diesem irren Trainer, bevor es zu spät ist.

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Das stimmt. Mein Sohn ist beim Stützpunkttraining und hatte dort schon verschiedene Trainer. Keiner macht die Spieler nieder. Natürlich sind sie mal lauter, am Spielfeldrand, aber eher motivierend. Fehler werden auch vor den anderen besprochen, aber eher, dass man daraus lernt, wie man es besser macht etc.

Es gibt so HB-Männchen. Das sind aber meist keine guten Trainer.

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Hallo,
da er selbst in die Mannschaft wollte und ebenfalls sein Potenzial gesehen wird, würde ich die ersten Spiele abwarten.
Sich selbst zu verbessern, gelingt leichter ,mit besseren Mitspielern.

Meine Tochter hatte ebenfalls schon eine ähnliche Situation
:
sehr laute, aufs Gewinnen fokusierte Trainerin, Kommentieren der Fehler vor versammelter Mannschaft, sofortiges Auswechseln bei einem Fehlwurf ( Handball ), wehe, man konnte, selbst bei Krankheit wurde kritisch hinterfragt, mal nicht zu einem Spiel, viel Druck, da der Kader extrem klein war,3 x wöchentlich Training ( +Samstag Fördertraing)

Dagegen:

Regio Meister in der Altersgruppe, ihr Spiel hat sich deutlich verbessert, die Mädels sind intern noch enger zusammen gewachsen, allgemein sehr toller Verein, nettes Miteinander, viele gemeinnsame Aktionen auf Vereinsebene, gute Erreichbarkeit

Bei ihr wars nur eine Saison und der Abschluß war natürlich extrem positiv.... Übertrieben und wenig kindgerecht fand ich die Art und Weise der Trainerin trotzdem, leider , muss man auch sehen, finden sich auch nicht so leicht Leute für diese Ämter, bei ihr war es dann so, dass sie "nur" 2 Mal ins Traing bei ihr gegangen ist und dafür das dritte Mal zur nächsten Altersklasse, in der sie jetzt auch spielt, das hat die Situation verbessert, die Trainerin hat auch zu mir persönlich gesagt, sie sei zu meiner Tochter besonders streng, da sie das Potenzial sieht, daran habe ich sie immer wieder erinnert....

Viele Grüße

Bearbeitet von Katharina108
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Hi,
ich kann dich sehr gut verstehen.
Als Mutter zweier, mittlerweile erwachsener, FußballSpielern, die sehr früh damit begonnen haben, hab ich dieses Hin und Her, den damit verbunden Leistungsdruck, der oft auch von den Eltern/Trainern ausgeht, seehr oft miterlebt.
Und mit heutigem Rückblick würde ich dir raten: Lass ihn wechseln in die "schwächere" Mannschaft. Es wird ihm guttun, dort vlt. einer der besseren zu sein - das gibt auf jeden Fall ein gesünderes Selbstbewusstsein, als nach jedem Spiel gemaßregelt zu werden, die Schwächen aufgezeichnet zu bekommen usw.
Seine Freunde werden zum TEil trotzdem seine Freunde bleiben, und diejenigen, die nur Freunde sind, weil er in derselben Mannschaft spielt, sind eh nicht von Dauer.

Mit Durchhaltevermögen hat das nicht unbedingt zu tun. Durchhaltevermögen muss und kann er in anderen LebensSituationen zur genüge entwickeln.
Er soll später gern an sein Kindheits-Hobby und die damit verbrachte Zeit zurückdenken. Das wird er aber nicht tun, wenn er im Training oder Spiel stets derart unter Druck steht.
LG

Bearbeitet von neppas
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Ich wuerde ihn definitiv wechseln lassen. Manche Kinder lassen sich von so einem Trainer anstacheln, das beste aus sich heraus zu holen. Andere blockieren und geraten in einen Teufelskreis: Der Trainer bruellt und kritisiert sie, sie blockieren und machen daher Fehler, der Trainer bruellt noch mehr, das Kind wird noch unsicerer etc etc

Wenn man da nicht aufpasst, fuehrt das dazu, dass ihnen der Sport keinen Spass mehr macht, sie irgendwann aufhoeren und im schlimmsten Fall dann das Gefuehl haben, total versagt zu haben.

Mein Sohn (Jahrgang 2012) ist genau so ein Kandidat und denkt daher auch gerade ueber einen Vereinswechsel nach. Der Verein ist zwar nicht besonders leistungsstark (kein Fussball, anderer Ballsport), aber die Trainerin ist genau so, wie du es beschreibst. Zu meinem Sohn ist sie besonders hart, keine Ahnung, ob sie ihn nicht mag oder ob sie denkt, dass er sein Potential nicht ausschoepft. Fuer ihn ist das jedenfalls nicht das richtige.

Er macht noch eine zweite Sportart. Da hatte er auch mal einen Durchahenger und kam nicht gut ins Spiel. Da hat ihn der ganz tolle Trainer einmal zu einem "Motivationsgespraech" zur Seite genommen. Keine Ahnung, was er ihm erzaehlt hat, aber danach ist der Knoten schnell geplazt. Der Trainer schreit uebrigens auch nie rum und die Kinder haben trotzdem totalen Respekt vor ihm, und die Mannschaft hat sich letzte Saison toll entwickelt und gute Ergebnisse erzielt.

Dein Sohn will NICHT davon laufen, sondern er erkennt gut, was er braucht, um gut spielen zu koennen. Das finde ich total reif!

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Oh ja, ich bin gerade voll im Thema drin.

Mein Sohn ist etwas älter. Sie sind jetzt in die C-Jugend hoch gewechselt. Meiner ist sehr ehrgeizig und hatte vorher auch schon einen sehr leistungsorientierten Trainer. Er ist unter dem Trainer aufgeblüht und wurde sehr sehr gut.

Er hat jetzt den Verein gewechselt und spielt höherklassig. Der Trainer ist auch sehr auf Leistung. Die Spieler (12-14j) aber auch. Er gehört zum jüngeren Jahrgang und alles ist deutlich schneller.

Sein Freund, der eigentlich immer gut war und auch immer in der ersten Mannschaft war, ist mitgewechselt. Er kommt überhaupt nicht zurecht. Er ist mit Abstand der Kleinste und ist total verschreckt. Er steht sich selbst so im Weg und macht sich totalen Druck. Er wurde dann der 2. Mannschaft zugeteilt und ist frustriert. Da kann es gut sein, dass er nicht mehr weiter macht.

Bei uns besteht die Möglichkeit zwischendurch zu wechseln. Spieler, die sich bewähren, gehen hoch, aber auch umgekehrt.

Was ist sagen will, wenn dein Sohn unglücklich ist, soll er runterwechseln. Er wird sonst den Spaß verlieren. Es ist absolut Typsache. Wenn er dann gute Leistung zeigt, kann er vielleicht in der Winterpause hoch. Oder vielleicht nächste Saison. Dann evtl unter einem anderen Trainer.

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Mein älterer Zwilling (JG 2014) soll in der nächsten Saison auch in die stärkere Mannschaft wechseln und hat ähnliche Bedenken. Der Trainer ist nicht so schlimm wie bei euch, aber das aktuelle Team hat sich gefunden, das Trainerteam ist super und mag die Kinder, er ist einer der drei besten Spieler in der Mannschaft, wird an wechselnden Positionen eingesetzt und steht in jedem Spiel in der Startaufstellung. Er ist nicht das selbstbewussteste Kind der Welt und die Anerkennung tut ihm gut. Er wird kein Profifußballer werden, daher ist es uns wichtig dass er Spaß hat und spielt.
Und die Eltern sind auch netter als in der sehr leistungsorientierten anderen Mannschaft 😅

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bei uns ist das tatsächlich umgekehrt. Meine Tochter spielt in der U15 und hat zum letzten Winter den Verein und nicht nur die Mannschaft gewechselt weil sie gerne ein *härteres und effektiveres* Training haben wollte. Sie ist sehr ehrgeizig was das angeht.

Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, aber ich habe ihr den Wechsel ermöglicht. Seitdem geht es ihr gut und sie freut sich immens 2x pro Woche zu trainieren.

Wenn sich dein Sohn nicht wohl fühlt, sich vllt überfordert fühlt, gib ihm die Chance zu wechseln. Es wäre schade wenn er die Lust am Fussball verliert.

Und, er kann auch in einer der folgenden Saisons anfragen, ob er nicht wieder in die *stärkere* Mannschaft wechseln kann.

Es ist und bleibt ein Hobby, das soll Spass machen und keinen Druck aufbauen

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hallo,

ich habe selbst zwei kids, die seit jahren fussbal spielen.
mein großer wurde von dem verein, welcher der größte in unserer umgebung ist angefragt, ob er wechseln möchte (inkl. nachwuchsleistungszentrum)
da einer seiner besten freunde bereits ein jahr vorher dorthin gewechselt ist, war er feuer und flamme.
um es abzukürzen, er hat dort ein jahr gespielt. für uns eltern war es sowieso mal nur ein probejahr.
danach hat er sich entschieden, wieder in seinem alten verein zu spielen. bei uns waren es nicht die trainer, die waren - trotz aller gerüchte - sehr freundlich, wenn auch natürlich leistungsbezogen.
mein sohn hat dann aber festgestellt, dass das pensum, was dort erforderlich ist und der zeitaufwand (es war keine zeit für nichts mehr nebenbei, wochenenden, unter der woche, feiertage, ferien, alles war verplant) einfach zu viel war. wir haben ihn entscheiden lassen und ich finde, dass dies auch gut so ist. wenn er keine profikarriere anstrebt, dann sollte er das machen, was er für richtig hält. dein sohn hat ja auch gemerkt, dass das nicht mehr so entspannt ist wie vorher. generell sollte die saison aber fertig gespielt werden (was ja nun der fall ist) und dann würde ich ihn zurück gehen lassen, bevor er noch die lust am sport wg. diesem trainer verliert. das lohnt sich - so finde ich - nicht. es ist ja NUR ein hobby. er verliert nichts, wenn er zurück geht.

lg

Bearbeitet von eddi1980