Ideen gesucht, Hilfe beim "Ankommen"

Hallo ihr Lieben,

ich brauche mal ein bisschen Hilfe und ein paar Ideen...

Meine Tochter (16 Jahre) ist seit 1. August für ein Jahr in den USA wo sie eine Highschool besucht.
Sie ist bei einer tollen Familie untergebracht und die Rahmenbedingungen stimmen soweit gut.

Eigentlich ist sie kein Heimwehtyp, tut sich aber tatsächlich noch ein bisschen schwer, sich dort gut und richtig einzuleben.
Sie ist von Haus aus relativ zurückhaltend und einigermaßen schüchtern und hat oft Schwierigkeiten für sich und ihre Bedürfnisse einzustehen.
Die Familie kümmert sich ganz toll um sie und in der Schule läuft es wohl auch ganz gut.

Um ihr das "Ankommen" noch ein bisschen leichter zu machen, haben sie und ich vereinbart, dass ich ihr jedes Wochenende eine "Wochenaufgabe" für die folgende Woche gebe.
Dabei geht es nur um Kleinigkeiten, die ihr manchmal schwer fallen, weil sie niemandem zur Last fallen möchte.

Sie hat in der ersten Zeit trockenes Müsli zum Frühstück gegessen (mit Milch mag sie es nicht) und hat sich nicht getraut, nach etwas anderem zu fragen.
Meine "Aufgabe" war also, dass das geändert wird. Sie sollte sich etwas anderes zum Frühstück wünschen und danach fragen.
Siehe da - wer redet, dem kann geholfen werden. Jetzt gibt es für sie Frühstück, dass sie mag.
(Selbst bei den Großeltern zuhause hat sie immer gefragt, ob sie sich etwas zu trinken oder zu essen nehmen darf. Egal, wie oft wir/die Großeltern gesagt haben, dass sie nicht fragen muss)

Nächste Aufgabe war, beim Mittagessen in der Schule zu fragen, ob sie sich wo dazu setzen kann.
Auch da - kein Problem, man muss nur reden.

Ein zwei andere Sachen hatten wir auch schon, aber jetzt gehen mir schön langsam die Ideen aus ( das soll jetzt auch nicht wochenlang so weiter gehen).
Wir selber haben zur Zeit auch nur einmal die Woche am Wochenende Kontakt und das ist auch gut so. Sie soll ja dort "alleine" zurecht kommen und sich in die Familie einleben, schließlich bleibt sie noch neun Monate dort.

Vielleicht hat ja die eine oder andere von euch noch eine nette Idee, was ich ihr so auftragen kann.

Danke euch schonmal und liebe Grüße
Julia

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Hey,

also meinen Respekt hast du auf jeden Fall schon das Du deiner Tochter den Auslandsaufenthalt ermöglichst. Ich kann mir vorstellen wie es dir dabei geht. Ich denke mit Grausen schon daran das meine Tochter in Klasse 11 auch ins Ausland möchte (nebenbei, über welche Agentur ist sie dort ?)

Aufgaben: puh, nicht so einfach
Idee, wie wäre es mit: Frage jemanden oder eine Gruppe ob Du dich ihnen anschliessen kannst bei einer Unternehmung ?
Oder: mache kurze Interviews mit deiner Gastfamilie mit 2 - 3 kurzen Fragen

LG

2

Danke für Deine Antwort und deinen Respekt. Ja, es war tatsächlich hart, ich hätte es nicht gedacht.
Die Zeit der Planungsphase war kein Problem, schlimm waren die letzten zwei Wochen vor der Ausreise.
Der Tag vom Abflug war wirklich Horror und der Tag danach auch noch schlimm.
Dann ging es schon und mittlerweile haben wir uns eigentlich schon gut damit arrangiert (das Gute ist, dass noch ein zweites Kind im Haus ist :-)).
Besser ginge es uns eben noch, wenn wir merken würden, dass unsere Tochter sich endlich richtig wohlfühlen würde.
Die Agentur der Wahl war übrigens AIFS, super Organisation und man fühlt sich immer gut informiert.

Jetzt zu Deinen Vorschlägen...
Sie unternimmt sowieso schon sehr viel mit der Familie und hat da auch guten Anschluß gefunden. Mit der Gastschwester versteht sie sich super und auch in der Schule wurde sie mittlerweile gut aufgenommen.
Sie wurde sogar schon zum Homecoming-Ball gefragt ;-).

Mir geht`s wirklich um Kleinigkeiten, die Ihr vielleicht ein bisschen unangenehm sein könnten und die sie meistern soll (um zu das Selbstvertrauen ein bisschen zu stärken).

Ich habe ihr zum Beispiel auch noch aufgetragen, beim nächsten Einkauf etwas zu Essen oder zu Trinken auszusuchen und zu fragen, ob sie es mitnehmen können.

Solche Sachen meine ich...

3

Liebe Julia,

vorab:
drei unserer Kinder haben ein ATJ verbracht, zwei in Südamerika, einer in USA. Wir hatten in der Zeit auch selbst ATS aufgenommen, ich habe auch ATS betreut und Seminare dazu besucht.

Ich rate dir dringend, dieses Aufgaben-Stellen aufzugeben und den Kontakt zur Tochter drüben möglichst zu reduzieren.
Du hilfst ihr damit nämlich nicht nur nicht, sondern erschwerst bzw. verhinderst, dass sie ihren Weg allein! findet.
Das aber ist der eigentliche Zweck des Austauschjahrs.
Die Sprache ist ein nettes Zubrot.
Das sollte euch eigentlich auch in den Vorbereitungsseminaren des Veranstalters gesagt worden sein.
Je weniger Kontakt nach Hause desto besser.
Sie hat dort die Möglichkeit, eine andere Rolle einzunehmen, andere Seiten an sich zum Vorschein zu bringen. Der Kontakt nach Hause behindert das. Das ist auch der Grund, warum man die ATS im Austauschjahr nicht besuchen soll (falls man auf die Idee käme). Sie kommen in einen Rollenkonflikt.
Und das passiert auch, wenn du dich von hier immer dort einmischt. Es hilft ihr nicht, es behindert sie.

Unser verpeilter, freundlicher und konfliktscheuer Teenie ist in der Fremde genau auf seine Schwächen gestoßen und musste sich ihnen stellen, einen Weg finden - ohne uns!
Natürlich war das nicht einfach und das ist genau richtig so, darum geht es ja. Die Chance, allein Konflikte zu bewältigen. Und sie haben dort drüben auch Betreuer, die sie ansprechen können, außerdem andere Austauschschüler mit denen sie in Verbindung sind.

Als unser erster aus dem ATJ zurück kam, war die positive Veränderung wirklich eklatant. Ein sehr selbständiger junger Mann, der bei aller Freundlichkeit nun für sich einstehen konnte.
2 Jahre später ist er mit gerade 18 zum Studium ausgezogen. Wir konnten ihn beruhigt gehen lassen.

4

Danke auch dir für deine Rückmeldung!

Ja, du hast vollkommen recht, daher sagte ich ja, der Kontakt beschränkt sich im Moment auf einmal am Wochenende und das soll natürlich weniger werden.
Das mit den "Aufgaben" wollte ich auch nur noch ein bis zwei Wochen beibehalten, ich weiß ja, dass sie alleine zurecht kommen muss - und sie weiß das auch!
Ich wollte ihr eben nur den Start erleichtern und nicht jedes Wochenende ein weinendes Kind auf dem Bildschirm haben, da blutet halt das Mutterherz.
Ich würde es jetzt eigentlich auch nicht einmischen nennen, sie hatte mich darum gebeten.
Ich weiß, ich komme hier wie eine totale Glucke rüber, was ich aber ganz sicher nicht bin!


Besuchen werden wir sie auf gar keinen Fall und auch nicht dort abholen!

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Ach nein, das ist ja völlig normal, dass man sich so Gedanken macht.

Dadurch, dass wir ein Mädchen im Austausch zur selben Zeit bei uns hatten, konnte ich die andere Seite ganz gut mit verfolgen und hat natürlich auch von den Gedanken "wie geht's ihm da drüben" abgelenkt.
Aber sie hat dort eine nette Familie, die werden sie unterstützen und bei Heimweh nützt viel Kontakt leider auch nicht.

Versuch dir mal die andere Seite vorzustellen: ich hatte mal eine betreute Familie, die waren total genervt von der Mutter, die der Tochter ständig sagte, was sie anzuziehen hatt oder welche Hausmittelchen sie nehmen sollte, als sie Husten hatte.
Die Mutter saß in Mexiko! 😁

Deine Tochter ist bestens aufgehoben.
Was du wirklich tun kannst: glaub an sie, sie kriegt das hin und schreib ganz altmodisch Briefe. Die kann man immer wieder lesen und meist macht man sich viel mehr Gedanken darüber, was man wie schreibt.

War ein Tip unserer Organisation damals und ich habe mich tatsächlich am Anfang alle 14 Tage, später 1x Monat abends hingesetzt und einen Brief geschrieben. Unser Sohn fand das sehr schön (hab mir auch Mühe gegeben). 🙃

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Ich finde es iwie total süß wie du über deine Tochter schreibst 🙂

Meine Idee:
Da sie ja scheinbar eh viel mit der Gastfamilie macht, soll sie einen Ausflug oder eine Unternehmung vorschlagen, die sie gerne machen würde. Also nicht einen Vorschlag der Familie einfach annehmen, sondern aktiv etwas von sich aus vorschlagen.

Eine tolle Zeit wünsche ich ihr 🍀

LG

7

frag sie beim Telefonat, was die letzten Tage nicht geklappt hat, - was ihr nicht passt etc...., - und das wird dann die Aufgabe/Hilfe...
Tatsächlich ist doch alles, über das sie sich nicht beschwert "gut" ? oder?
Also steht doch im Vordergrund, das abzuschaffen, was ihr überhaupt schwer fällt.

Ich finde, das A.und O. sind Freunde und regelmässige Treffen mit denen. Denn mit denen ist sie sicher und taut dann auch so langsam auf.
Und wenn du den Gasteltern erzählst, dass sie sich hier etwas beobachten, wo sie vielleicht den Mudn nicht aufmacht, man es aber an der Mimik merkt, dann wird das bestimmt, wenn die so toll sind.