Schulangst, soziale Ängste

Wir machen uns aktuell große Sorgen um unseren Sohn, 14 j. Am Mo waren wir beim Elternsprechtag und da wurde uns gesagt, dass die Lehrer sich Sorgen machen, da unser Sohn sehr abwesend wirkt, müde ist und in den Hauptfächern auf 5 gerutscht ist, da er die letzten Arbeiten fast ungenügend abgeschnitten hat (was wir nicht wussten). Wir haben dann mit ihm darüber gesprochen und bei dem Gespräch hat er uns offenbart, dass es ihm schon längere Zeit nicht gut geht, er soziale Ängste entwickelt hat, sich in der Klasse überfordert fühlt und ihm das mit den Menschen zu voll und zu laut ist. Er hat Angst vor Konfrontationen mit Menschen und fühlt sich unwohl. Der Druck ist ihm zu groß…. Ich habe jetzt bei unserer Psychologin angerufen und für nä Wo Mi einen Termin. Dort waren wir vor 4 Jahren schon mit ihm, weil er auch leichte Konzentrationsprobleme hatte. Er hat seit Sep eine Freundin und ist mit dieser auch glücklich. Es ist seine richtige erste Beziehung. Er fühlt sich sonst wohl Zuhause und wirkt ausgeglichen wenn er zuhause ist. Er sagte er hatte Angst es uns zu sagen und hat sich wohl auch vor ein paar Wochen einem Vertrauenslehrer anvertraut. Ich mache mir Sorgen darüber wie es weitergehen soll und wie wir ihm helfen können. Ich habe ihm Kopfhörer bestellt, die ihm helfen vielleicht Geräusche in der Klasse auszublenden und er hat auch mit den Lehrern gesprochen, dass er auch die Klasse verlassen kann, wenn es ihm „zu viel“ wird. Mit den Lehrern werde ich auch noch ein Gespräch führen und sie mit ihm zusammen informieren. Es ist alles ganz frisch und ich fühle mich so schlecht und mache mir Sorgen wie es weitergeht. Habt Ihr vielleicht ähnliche Wrfshrungen und könnt mir einen Rat geben? Lieben Gruß an alle, die bis zum Ende gelesen haben. Meggi

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Liebe TE,
vielleicht ermutigt dich das etwas: Unser "Nesthaken" hat auf unsere Intervention hin zur 9. vom Gymnasium auf die Oberschule gewechselt. Bei ihm wurde erst Ende der 5. Klasse mittelschwere LRS diagnostiziert. Er beakm ein paa Monate Förderunterricht von einer sehr engagierten Lehrerin, die auch das Diagnoseverfahren angeleiert hatte. Nachteilsausgleiche haben wir teilweise erkämpft, aber das war sehr ermüdend. Meiner Meinung nach war "so einer" für viele Lehrer unpassend am Gymnasium und das haben die ihn sehr subtil spüren lassen. Besonders seine damalige Klassenlehrerin war ohnehin - ich sag mal, nicht gerade aufgeschlossen Jungs gegenüber. Wechseln wolle er zunächst nicht, war aber dann endlich einvertanden. Ich konnte und wollte es einfach nicht länger mit ansehen, wie er da eingeht. Mehrmals wöchentlich schwere Migräneanfälle, allergische Ausschläge, Gürtelrose, Durchfall, unklare Schmerzen - was der Körper so macht, wenn der Mensch nicht sein darf, wie er ist.
Kaum machte die Info vom Schulwechsel die Runde, wechselten 2 seiner männlichen Mitschüler ebenfalls auf die OS, ein Jahr später noch sein bester Freund nach einem schlimmen Jahr am Gymi. Naja.
Unserem Sohn ging es an der neuen Schule besser. Er hat mit 1,7 seinen Abschluß gemacht und nahtlos eine Ausbildung begonnen, die er als Jahrgangsbester bestanden hat. Er steht im Berufsleben, macht jetzt nebenbei den Techiker-Abschluß und ist ein erwachsener, kluger, empathischer Mann. Besser gehts nicht.
Sorry für das lange Gelaber, ich wollte nur mal das "was soll aus dem Jungen werden" bissel aufweichen. Abi, Studium usw. sind nicht der einzige Weg zum Glück.
Alles Gute euch!

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Vielen Dank, das freut mich zu lesen, dass es sich bei euch doch trotz einiger Unwege so positiv entwickelt hat 🍀

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das klingt super.
ich habe bei dem Beitrag auch gleich gedacht: raus da. Druck rausnehmen. Das ist es ja absolut nicht wert. Wenn die TE das Schuljahr eh abgeschrieben hat, was soll er sich da quälen? Ich bin auch dafür, dass man sich mal durch etwas durchquält, weil erst dann die Freude über das Erreichte richtig groß ist und man auch lernen muss, dass es nicht immer Ponyhof ist. Aber es gibt auch Grenzen. Vielleicht hilft ihm die Aussicht auf eine Alternative. Was würde er von einem Wechsel halten?

guck mal - ein interessantes Projekt: https://www.arte.tv/de/videos/086089-075-A/schulangst-ueberwinden/

Bearbeitet von grosminet
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Heute Morgen wollte er auch nicht zur Schule, er sagte er kann nicht, ich soll ihn bitte zuhause lassen. Es fällt mir schwer, dann die richtigen Worte zu finden. Ich habe versucht Mut zuzusprechen und gesagt, dass er ja auch auf Hilfsangebote zurückgreifen kann und es schaffen wird, dass es jetzt nur Schritt für Schritt besser werden kann und dass wir zusammen daran arbeiten aber es half alles nichts, er sagt, ich könnte es nicht verstehen. Morgen würde er wieder gehen und heute lernen (er schreibt morgen eine Arbeit). Ich habe ihn dann zuhause gelassen. Aber es kann doch so nicht weitergehen….

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Das hast du richtig gemacht. Ich hätte ihn auch daheim gelassen. Manchmal tut so ein Tag Auszeit gut. Es ist doch toll, dass er so ehrlich und offen mit euch spricht. Er hätte ja auch Kopfweh oder Magen-Darm vortäuschen können.
Genieße sein Vertrauen und sucht gemeinsam nach einer Lösung. Und wenn er Tage hat, an dem ihm alles zu viel ist, ist es gut und richtig, dass er es so äußert. Ihr steht ja ganz am Anfang der Ursachenforschung und Problemlösung, da ist das völlig ok.

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eins-zu-eins komplett unserer Story vom letzten Januar. Heute ist mein Sohn 15,5 Jahre alt.
Bei ihm kamen dann noch körperschmerzen und viele migräne-Atacken dazu. -- kein Arzt findet was, es wird auf psychosomatisch geschoben...
Seit Frühling ist er wöchentlich beim Psychologen... tja: was soll ich sagen: --- eventell macht er in Teibereichen kleine Fortschritte aber für den Psychologen ist das normal, dass das alles eben "lange" geht..... und uns hilft das hier im täglichen Wahnsinn leider wenig - viele Fehlzeiten wegen den SChmerzen, - Notenabfall wegen Konzentrationsproblemen (und ja: etwas teenie-Faul ist er halt auch) treffen und ja täglich und wöchentlich hier im Alltag .... da bringt mir das "langfristige" gerade in der Praxis echt wenig.....
aber ja: langfristig wird das wohl stimmen, - ich bin nur täglich echt inzwischen auch selbst niedergeschlagen, weil ich mit ihm mit fühle und wir hier absolut nix machen können, weil die SChmerzmittel nix helfen (der Arzt versucht es immer wieder mit was neuem, - alle anderen Tests und Krankengym etc... haben wir durch).
Ich will Dir jetzt nicht den Mut nehmen, -- aber will Dir eins auf den WEg geben: -- es ist irre, wie man von Ärzten auf die Lange Bank geschoben wird, - nicht ernst genommen wird, -- alles so eeeeeeeeeewig dauert: -- LASS DIR DAS NICHT GEFALLEN.... die Sache ist langwierig genug, dass man sich nicht auch noch lange Ärzt-Vertrösterungen leisten kann.... -- bleib hartnäckig, - bestehe auf baldige Termine beim Psych auch wöchentlich und haltet enmaschig Kontakt, wie man da helfen kann.

Bei uns ist es aktuell wohl so, dass wir dem ganzen wohl Zeit geben müssen, damit er sich wieder in den Griff bekommt ... das dauert .... und auch wenn ich das im aussen nicht wirlich laut ausspreche habe ich dieses Schuljahr für mich im Hinterkopf schon abgehakt und vermutlich wird er sitzen bleiben und eine Runde drehen.... aber ich versuche das positiv zu sehen: es wird ihm das Jahr verschaffen, dass er eventuell braucht, um zu wachsen, sich zu finden, mit dem Psychologen erste Erfolge verbuchen zu können.

Das ist gerade meine Story .... heute liegt er wieder Schmerzen im Bett und heult, weil es so wehtut abe keien Tabletten helfen... Bei ihm ist eine große MItursache Soziale Phobie. Er spricht nicht in der Klasse, ist hypersensibel und ihm ist es auch im KLassenzimmer zu viel und zu laut und zu durcheinander plus die Masse an Stoff. --- momentan scheint laut Aussage des Psych. das die Ursache von allen Folgeerscheinungen sein (Konzentrationsprobleme durch leichte Depression, Migräneatacken, Körperschmerzen). -- schade, dass ich dir nichts positiveres melden kann, - aber ich habe jetzt ein halbes Jahr gebraucht, um auch für mich zu akzeptieren, dass man bei so psychosomatischen Dingen manchmal der Zeit seinen Gang lassen muss, so schwer es auch ist. -- das ist furchbar schlimm, da zuzusehen.... tatsächlich zweifle ich auch immer mehr ob es mit dem Psychologen überhaupt das richtige ist, --- aber das ist wohl meine Ungeduld.... ich hätte gerne einen Knopf und eine Tablette .... aber leider gibt es das nicht. ---

was ich dir raten kann: -- bleib hartnäckig, bestehe auf regelmässig und zeitnahe Termine, die auch zielführend sind.... ich habe die Befürchtung wir werden immer noch im Nebel rum geschickt ............
-- schaue auf häufige Termine bei dem RICHTIGEN Psychologen (nicht unbedingt Psychotherapeut - dem fehlen manche Qualifikaitonen), denn manchmal kann man auch mit Medikamenten was machen zusätzlich.

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Ich danke Dir für Deine Antwort. Das tut mir leid, dass es bei euch auch so lang schon geht und du verzweifelt bist. Ich kann Dich gut verstehen. Das ist wahrscheinlich etwas was ich nicht gern lesen wollte aber natürlich ist es jetzt das wichtigste, dass wir Hilfsangebote bekommen und es ihm gesundheitlich besser geht, so lange wie es auch dauert. Ich weiß auch, dass es nicht direkt alles besser werden kann und wir Schritt für Schritt schauen müssen, was ein guter Weg ist und ihm hilft. Trotzdem habe ich einfach auch so große Angst um seine Zukunft. Aktuell ist ja auch Berufsorientierung ein großes Thema in der Schule. Vielleicht auch mit ein Auslöser. Ich hoffe ja es ist vielleicht eine Phase und hab gleichzeitig Angst, dass es uns lange begleiten wird. Unser Sohn ist auch sehr sensibel und feinfühlig.

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Ein Psychotherapeut ist ein Psychologe mit Zusatztausbildung, ein Psychologe ist manchmal eben nur ein Psycholge.

Bitte gerade diese wichtigen Unterschiede nicht verwechseln.

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Hey!

Was ist denn damals bei der Psychologin rumgekommen? Sind die Konzentrationsprobleme besser?
ADHS/ADS und soziale Ängste gehen ja oft Hand in Hand- google mal Rejection sensitivity Dysphoria.

Als Lehrerin würde ich raten, dass du Kontakt zur Schule aufnimmst und dafür sorgst, dass er mit den Lehrern ins Gespräch kommt. Ich würde ihn nach Möglichkeit nicht zu Hause lassen, weil dadurch die Hemmschwelle, wieder in die Schule zu gehen, steigt.
Am besten wäre es, im Gespräch mit den Lehrern zu schauen, wo das Problem liegt und wie man ihn unterstützen und die Ängste abbauen kann.
Wo wohnt ihr denn? Es gibt in manchen Regionen auch Sprechstunden für Schulmüde oder -fernbleiber.

Liebe Grüße
Schoko

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Danke für Deine Antwort. Wir kommen aus Oberhausen. Die Lehrer habe ich ich sofort nach dem Gespräch mit Julian um ein Gespräch gebeten. Dieses findet wahrscheinlich nächste Woche Donnerstag statt (nachdem wir am Mittwoch bei der Psychologin waren). Mein Sohn sagte auch, dass er bereits mittig einem Vertrauenslehrer gesprochen hat und auch im Unterricht seine Kopfhörer aufsetzen kann und auch mal vor die Tür darf, wenn es ihm zu viel wird. Wir wollten auch noch mit den Lehrern sprechen und schauen, ob er sich auch umsetzen kann, da er sehr mittig sitzt und sich sehr stark im Fokus fühlt. Also ihm wäre ein Platz ganz außen lieber. Wir kommen aus Oberhausen, NRW.

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Ich schreibe dir privat!

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Ich finde, ihr habt schon super reagiert.

Ich würde den Termin bei der Psychologin abwarten.

In der Zwischenzeit nochmal das Gespräch mit deinem Sohn suchen.

Ist etwas besonderes vorgefallen?
Kam das alles plötzlich, oder nach und nach?
Wie hat er sich früher in der Klasse verhalten?
Hat er dort Freunde?

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Danke sehr für deine Antwort. Ja er hat 2 gute Freunde in der Klasse. Mit diesen trifft er sich auch privat. Es gab wohl mal eine Situation in der Klasse, wo er sprechen sollte aber etwas falsch gesagt hat oder er keine Erklärung gefunden hat. Er spricht auch sehr leise. Seit dem ist er noch ängstlicher geworden. Er ist sonst sehr humorvoll und kein stilles Kind. Aber er selbst sagt, dass es sich vor ein paar Monaten so entwickelt hat und er sich jetzt mit mehreren Menschen um sich herum überfordert fühlt. Ich habe auch die Lehrer um ein Gespräch gebeten und wir wollen gemeinsam schauen, dass wir eine Lösung finden, das es Schritt für Schritt besser wird. Heute haben wir gemeinsam gelernt, weil er morgen eine Arbeit schreibt, das hat gut geklappt. Er verspricht sich sehr viel von dem Termin beim Psychologen und ich hoffe wir bekommen die Hilfe die er braucht.

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Ist er körperlich gesund?
Bei meinem Kind war es ähnlich und es ist eine Schilddrüsenunterfunktion. Seit er richtig eingestellt ist, ist es wie ausgewechselt!

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Das lassen wir auf jeden Fall abklären und werden das mit unserer Ärztin am Mi besprechen. Hab ich auch dran gedacht. Danke

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Bitte lasst ihn beim Kinder/jugndspychiater auf ADS testen. Das würde ich auch wirklich bei einem Arzt und nicht bei einem Psychologen machen. Außerdem beim HNO-Spezialisten auf AVWS.
Wenn er früher schon wegen konzentrationsprobleme beim Psychologen war, dann frage ich mich, warum nie eine Diagnose gestellt wurde. Konzentrationsprobleme die lange anhalten sind ein starkes Indiz für mehr.
Die Pubertät kann es jetzt verschärft haben.
Gerade ADS wird bei Jungs eher selten diagnostiziert, da sie sozial kaum auffallen und nicht selten mit hoher Intelligenz ausgeglichen werden.
Aber die Betr. haben einen Mega Brocken vor sich. Der heute schon gut in Griff zu bekommen ist, wenn man es denn weis.

Mein ADS- Sohn hat eine ausgeprägte AVWS und benötigt die Kopfhörer im Schulalltag. Der Lärmbrei belastet enorm, da Informationen kaum gefiltert werden können. In Verbindung mit unbehandelter ADS wird das Problem massiv und kann eine Depression münden.

Ich wünsche alles Gute und einen guten Facharzt!