Patchwork-komme mit Kind meines Partners (ADHS) nicht zurecht!

Hallo zusammen!
Bin rat-und hilflos! Der Sohn meines Freundes (wir leben nicht zusammen)- hat (wohl) ADHS; man sagte mir, es sei die "Vorstufe" zu ADHS. Wir kennen uns seit 2,5 Jahren, der Kleine meines Lg ist noch 6, meine Kinder sind 7 und 10 Jahre alt.

Was ich am Anfang der Beziehung noch unter "Trotzphase" verbuchen konnte, ist jetzt für mich ein unzumutbarer Zustand geworden. Die Wochenenden, die wir gemeinsam verbringen, sind für mich eine Katastrophe. Ich bin dann total gereizt und überspannt, auch meine Kids sind total abgenervt. Der Kleine hält sich an keine Regeln, es gibt über ALLES Diskussionen, er ist immer soooo laut - er schreit unheimlich viel; wenn es nicht nach seinen Wünschen geht, rastet er total aus. Leider weiß sich mein Freund nicht zu helfen; ich bin meist diejenige, die dann konsequent durchgreift. Mich belastet das sehr; auch meine Kinder haben darunter zu leiden... Der Kleine war bei der Logo und geht zur Ergo. Ich habe den Eindruck, dass es seit der Einschulung im Sommer schlimmer geworden ist. Seine Mutter ist eine Workaholicerin, mein Eindruck ist, dass beide Elternteile Ihn zuviel fernsehen, Wii und am Handy spielen lassen. Jetzt am Wochenende ist mein LG mit seinem Sohn zuHause geblieben, als Strafe, weil er sich beim letzten Besuch so daneben benommen hat. Mein Freund meint, bisher sei jetzt alles friedlich verlaufen, der Kleine wäre lieb. Und mir? Mir geht mit meinen Kindern blendend- mit denen 2 hab ich keine Probleme.... Ich habe Angst. Angst um die Beziehung. Wenn es quasi allen besser geht, wenn wir "nicht auf einen Haufen hocken", was dann??

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"Der Kleine hält sich an keine Regeln, es gibt über ALLES Diskussionen, er ist immer soooo laut - er schreit unheimlich viel; wenn es nicht nach seinen Wünschen geht, rastet er total aus. "
woher weißt du soviel von meinem Kind?#zitter#schock

Mein Kind kennt Regeln und kann sich sehr wohl daran halten- wenn er will. Er ist auch immer mit den normalen Regeln aufgewachsen (er hat schließlich Geschwister da gehts ohne Regeln nicht). AD(h)S hat er nicht.
Die Bemerkung "er hat eine Vorstufe von AD(H)S" klingt für mich wie eine Entschuldigung für das schlechte Benehmen und soll wahrscheinlich Verständnis in der Umgebung wecken.

Ich setze darauf Regeln durchzusetzen. Bei Geschrei schicke ich mein Kind umgehend in sein Zimmer. Reden gibt es erst wenn sich sein Geräuschpegel wieder normalisiert hat. Auf unter Geschrei geäußerte Bitten und Forderungen reagiere ich auch wie im Satz vorher geschildert.
Allerdings achte ich auch darauf, dass Junior viiiiel draußen ist und sich da auslassen kann, PC oder Fernsehen ist sehr dosiert (abends oder am Nachmittag ein Film). Alternativ spielen wir Gesellschaftsspiele mit ihm (solange er in einer normalen Lautstärke bleibt)

Ich kann dir gut nachfühlen, denn der Lärmpegel geht nicht nur auf die Ohren, er greift Nerven an und macht aggressiv.
Ob ADHS oder nicht, man sollte dem Kind zuliebe daran bleiben dem Kind nahe zu bringen in normaler Lautstärke zu kommunizieren und Regeln einzuhalten. ADHS heißt nicht lernressistent!

Aber mit dem Besuch der Schule haben sich alle unsere Kinder verändert. Manches an "Macken" kam dazu und/oder hat sich verstärkt. Manches verschwand gänzlich. Ich denke dass ist zum einen wieder ein Alter in der sich viel in der Entwicklung tut.

Zum Anderen passiert ja auch viel und sie müssen sich in vielem neu einfinden.
(DEN Platz im Klassenverbund, dem neuen Tagesablauf, den neuen Regeln usw)
Und in manchen Schulen und Klassen ist ein Lärmpegel normal, da will man dem Lehrer oft ein Oropax-Abo schenken.

Ich weiss die Macken der eigenen Kinder sind meist einfacher zu ertragen bzw damit umzugehen, als mit den Macken "fremder" Kinder.
Aber vielleicht kann der Kleine einfach schlecht "runterfahren" und sich schlecht entspannen. Er kann vielleicht nicht so einfach auf Wochenende umstellen.
Dazu kommt deine bereits entwickelte Ablehnung gegen das Kind, dass trägt zu noch mehr explosiver Stimmung bei.
Das Kind braucht aber keine Ablehnung sondern Hilfe. Hilfe von euch allen.
Es gibt glaube ich nichts was seelisch mehr weh tut wie Ablehnung.

Denk daran du bist die Erwachsene und er das Kind. Sie ihn als was individuelles und vergleiche ihn nicht so mit deinen Kindern. Er kommt schließlich nicht in den täglichen Genuss deiner Erziehung. Er kommt jedes Mal als Fremder in "deine " Familie.

Vielleicht ist es ja erst mal ganz gut, wenn ihr nur an den Besuchswochenenden nur stundenweise was zusammen unternehmt und dies stetig ausweitet.

Deine Angst um deine Beziehung ist begründet, wie würde es dir denn gehen wenn
- dein Partner deine Kinder nervig findet
- es deine Kinder unterschwellig spüren läßt
- sich wegen deiner Kinder von dir zurückzieht
- dich unterschwellig vor die Wahl stellt entweder ich oder deine Kinder

du weißt es am Besten, Eltern lieben ihre Kinder auch wenn sie kleine Monster sind.

Mein Tip:
Konzentriere dich auf die liebenswerten Eigenschaften des Kindes.
Sprich mit deinem Lebensgefährten wie ihr es dem Kind einfacher machen könnt sich zu integrieren.

Gehe mit ihm konsequent aber liebevoll um!

Viel Geduld!
Karna

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Danke Karna,

ja, Geduld ist das, was wir brauchen...
Dein Beitrag hat mir durchaus Mut gemacht. Ich bin auf jeden Fall gewillt, weiter für ein funktionierendes Patchwork zu kämpfen!

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Hallo.

da ist guter Rat tatsächlich teuer. Ganz wichtig finde ich, dass das Kind sowohl bei der Mutter als auch bei euch diesselben Regeln hat. Genauso einen ganz fest strukturierten Tagesablauf in beiden Elternhäusern, an dem er sich orientieren kann. Fernsehen und Spielen nur zu festen Zeiten und so wenig wie möglich. Da müssten sich dann aber auch Deine Kinder arrangieren. Wie kommen denn die Eltern untereinander klar, und verhält sich das Kind nur bei euch so (Freude, Aufregung), oder ist es bei der Mutter genauso?

Den Umgang zwischen Vater und Sohn allein zu gestalten, finde ich nur teilweise sinnvoll. Klar, Unternehmungen allein für die Beiden sind toll, schließlich sehen sie sich nicht so oft, aber ihr gehört auch dazu. Und da muss es möglich sein, ein Wochenende zusammen zu verbringen, ohne die Stunden zu zählen, bis das Kind wieder zur Mutter geht.

Und ja, auch ich hätte in dieser Kostellation Angst um meine Beziehung.

Viel Kraft für euch und viele Grüße

Heike

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Hallo Heike,

um Deine Frage zu beantworten. Ja, bei seiner Mama verhält er sich auch so auffällig.

Sicher freut er sich unheimlich, an den Papa-WE vor allem meinen großen Sohn zu sehen, entsprechend aufgeregt ist er auch... Wenn er von seinem Papa abgeholt wird, ist das erste was er fragt, "wann gehen wir zu N.???"
Da war auch sicher der Papa das ein oder andere Mal "einversüchtig", weil Ihm meine Kinder "wichtiger" sind als das Wiedersehen mit Papa...

Obwohl sich der Papa auch gerne "zurücknimmt" und den Sohnemann meinen Kindern und mir "überlässt".
Jetzt hat mein Lg zu allem Überfluß als weitere Strafe für unangebrachtes Verhalten weitere gemeinsame WE gestrichen...

Das bedeutet, wir sind an den WE wieder nicht zusammen....

Jetzt bastle ich seit über 2 Jahren an Patchwork...

Ist das der Anfang vom Ende?
Ich werde meinen Lg davon überzeugen müssen, dass stundenweises zusammensein vielleicht eine Möglichkeit wäre. Ein Kompromiss eben.

Aber - wenn er solche Strafen ausspricht, müßten wir uns schon daran halten...

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"Leider weiß sich mein Freund nicht zu helfen;"

Das scheint mir das wahre Problem zu sein, das unter "Vorstufe zu ADHS" abgetan wird, damit man es nicht lösen muss.

Es MUSS Regeln geben, die auch eingehalten werden müssen - ansonsten gibt es erst Ermahnungen, dann Sanktionen. Diese Maßnahmen müssen nicht von Dir, sondern von Deinem Freund kommen. Auch wenn sich von der Mutter getrennte Väter oft schuldig fühlen ihren Kindern gegenüber, machen sie alles nur noch schlimmer, wenn sie ihrem Nachwuchs gegenüber dann zu nachsichtig sind. Damit vernachlässigen sie die Erziehung. Die Kinder dürfen alles machen. Das ist bequemer für den Vater, man kommt nicht in die unliebsame Situation, der "böse" Elternteil zu sein, und es ist ja "nur" am Wochenende. Und wenn dann noch Entschuldigungen wie "das Kind hat eine Vorstufe zu ADHS" hinzukommt, ist die ganze Lage für das Kind und auch für alle anderen Beteiligten, hier für Dich und für Deine Kinder, unerträglich.

Es kann keine Lösung sein, das Kind eine Woche später abzustrafen mit etwas, was es nicht mehr in zeitlichen Zusammenhang bringen kann zu seinem Fehlverhalten, und was wahrscheinlich auch gar keine Bestrafung darstellt für es.

Dein Freund verhält sich grundfalsch und löst nicht das Problem, nämlich dem Kind Grenzen zu setzen und es zu erziehen. Er schafft sogar noch ein zusätzliches Problem, nämlich die Entfernung zu Dir.

Ich würde in diesem Sinne mit Deinem Freund reden und ihm ggf den Besuch bei einer Erziehungsberatungsstelle vorschlagen.

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Danke,schöne neue welt,

ich schätze, Du hast Recht. Leider ist es halt so, dass mein Lg, auch wenn er meinen Rat und Empfehlungen als 2-fache Mutter schätzt, sich leicht kritisiert fühlt und mir vorwirft, ich würde seinen Sohn mit meinen Kindern vergleichen... Und das dürfe ich nicht, denn sein Sohn ist nunmal ANDERS...

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Und nur, weil er ablehnend (mir erscheint das auch aggressiv) reagiert, musst du seine Konsequenz, nämlich eure Beziehung zu torpedieren, akzeptieren? Ich sehe bei ihm leider nur "Ich und mein Sohn" und kein "Wir". Normalerweise sollten Partner bei Problemen gemeinsam nach Lösungen suchen. Es sollte nicht so sein, dass der eine alles diktiert und der andere alles hinnehmen muss.