Ungleichgewicht in Patchworkfamilie?

Hallo zusammen,

Ich möchte gerne unsere aktuelle Situation schildern und gerne hören, ob es ähnliche Fälle gibt oder wie ihr das bewertet :)

Meine Partnerin hat zwei Kinder (10, 8), ich selbst ebenfalls (7, 3). Wir leben aktuell noch in getrennten Wohnungen, ziehen aber im Sommer zusammen.

Die Kinder verstehen sich wirklich gut miteinander. Auch wird der andere als "neuer Partner" sehr gut von allen angenommen und akzeptiert. Kleine Streitereien (hauptsächlich Eifersucht) klären wir i.d.R. gemeinsam und alle fühlen sich gesehen, verstanden und wertgeschätzt. Soweit eigentlich eine prima Grundlage für eine neue Familie.

Meine Kinder sind alle zwei Wochenenden (Fr-Mo) bei mir, wohingegen die Kinder meiner Partnerin permanent bei ihr wohnen. An den Wochenenden, an denen meine Kiddis nicht bei mir sind, sind "die anderen" Kiddis ebenfalls beim Vater. Wir haben also alle zwei Wochenenden Zeit für uns. Unter der Woche lebe ich seit geraumer Zeit bei meiner Partnerin und ihren Kindern. Ich liebe sie wie meine eigenen, bringe sie zur Schule, indem Bett, Zähneputzen, Hausaufgaben usw. und verbringe viel Zeit mit ihnen und meiner Partnerin.

Allerdings wirkt meine Partnerin permanent darauf hin, dass, wenn meine Kinder kommen, doch möglichst Freitags und Sonntags jeder Zeit für sich verbringt. Auch jetzt haben wir 3 Wochen zusammen Sommerferien. Die erste Woche sind schon Tage geplant, an denen jeder für sich und bei sich sein soll.

Das macht mich sehr traurig. Ich habe oft das Gefühl, dass ich gerne gesehen bin, wenn meine Kinder nicht da sind und viele Aufgaben übernehme, aber wenn meine Kinder da sind, wird das zu viel. Ja, es ist manchmal sehr laut und anstrengend, wenn alle zusammen kommen. Und manchmal fühle ich mich dann als Alleinkämpfer, was zu Reibereien zwischen uns führt. Ich wünsche mit manchmal einfach, dass sie sich mehr auch für meine Kinder einbringt.

Wir reden da offen drüber. Sie begründet das damit, dass die Kinder auch mal Zeit für sich brauchen. Ich halte dagegen und sage, dass es hier um wenige Tage im Monat geht und Wie das laufen soll, wenn wir zusammen leben. Sie argumentiert, dass es ja dann ein anderes Wohnverhältnis ist (jeder hat sein Bett).

Die fanze Situation kränkt mich und ich frage mich, ob mehr dahinter steckt oder ob ich das alles zu eng sehe. Wenn ich unfair vergleichen würde würde ich sagen, dass sie und ihre Kinder einen großen Benifit durch mich haben (z.B. Entlastung durch Aufgabenteilung, die Kinder haben sich sehr zum positiven entwickelt usw) und ich oft in die Röhre gucke, weil ich dann auf mich alleine mit meinen Kindern gestellt bin. Auch jetzt in den Ferien kümmere ich mich an ein paar Tagen um alle, weil sie arbeiten muss, dafür bin ich dann gut genug.

Ich weiß, ich habe bewusst "meine und ihre" Kinder geschrieben, damit man das hier auseinander halten kann. Gefühlt sind alles meine Kinder, ich liebe alle sehr und tue das nicht, um nur einen Vorteil zu haben. Aber Manchmal fühle ich mich ausgenutzt, wenn ich ganz ehrlich sein darf.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Was würdet ihr mir/uns raten?

Viele Grüße!

1

Ich kann dich verstehen, allerdings kannst du nicht erwarten, dass deine Partnerin deine Kinder wie ihre Kinder liebt, nur weil du das tust.
Ich finde es toll, dass du die Kinder annimmst und dich um sie kümmerst. Deine Partnerin empfindet es aber scheinbar als anstrengend und auch das musst du akzeptieren.
Ich persönlich kenne diese Situation nur aus der Perspektive des Wochenendkindes und muss sagen, dass eure Lösung um einiges galanter ist als die Lösung meines Vaters und seiner damaligen Freundin.
Ich sehe auch kein Problem darin, dass ihr mal alleine was mit euren Kindern macht. Ich verstehe, dass du bei deiner Partnerin sein willst.
Sie es mal von der Kinderperspektive. Deine zwei haben dann exklusive Papazeit, die sie sonst nicht haben und am Sommer sich fehl. Genieß die verbleibende Zeit (bis ihr zusammenzieht) mir deinen Kindern und gönn ihnen ihren Papa ohne Partnerin.
Ich hätte das als Kind sehr genossen und hatte es leider nicht.

2

Hallo.

Ich finde deine Einstellung den Kindern gegenüber toll. Aber auch ich muss sagen, dass exklusive Papa-Zeit von Kindern gewünscht wird - egal wie toll das Zusammenleben ist. Selbst in klassischen Familien wird Exklusivzeit gefordert.

Als mein Ex-Mann und ich noch zusammen waren, hat auch ab und zu der eine die große Tochter und der andere die kleine Tochter genommen und nur mit dem jeweiligen Kind etwas unternommen. Das tat den Kindern gut, weil sie mal Mama oder Papa nur für sich hatten. Und nachher Gesprächsstoff, weil jede was anderes erlebt hat.
Nach der Trennung hatte mein Ex-Mann das erste halbe Jahr überhaupt kein Interesse an den Kindern, was an seiner neuen Lebensgefährtin lag. Danach hat er sie alle 14 Tage Freitag bis Sonntag genommen. Da war dann immer die Lebensgefährtin und ihre Tochter dabei. Die Mädels haben oft dem Papa gesagt, dass sie nur mal etwas mit ihm zusammen machen möchten. Wollte die Lebensgefährtin nicht, wegen heile Familie spielen. Hat den Mädels nicht so gefallen, weil die Lebensgefährtin die Mädels eigentlich nicht leiden konnte (hat mir mein Ex-Mann jetzt erst nach der Trennung von der Dame erzählt), sie das auch spüren ließ, aber mir eins auswischen wollte und deswegen am liebsten die Kinder komplett beim Vater lassen wollte. Glücklicherweise hat da mein Ex-Mann mal Eier bewiesen und gesagt, dass es den Mädels bei mir und meinem neuen Mann gut geht.

Ich würde vielleicht an deiner Stelle mit den Kindern reden, wie sie die Nur-Papa-Zeit finden. Und wenn sie es mögen, dann unternimm tolle Dinge mit den beiden. Auch ein Filmeabend auf der Couch mit Pizza oder Popcorn ist eine tolle Sache... Es sind nur wenige Tage im Monat.
Ansonsten, wenn du das Gefühl hast, dass deine Partnerin deine zwei eigentlich ablehnt, solltest du ein klärendes Gespräch führen. Denn sonst könnte auf Dauer der ein oder andere unglücklich/unzufrieden werden.

Ich wünsche dir alles Gute und genieße den Sommer.

3

Hallo Pinco,

Vielen Dank für deine Antwort! Ich kann alles sehr gut nachvollziehen. Natürlich brauchen alle auch mal Zeit mit "seinem" Elternteil. Das finde ich auch wichtig und gut.

Wenn ich meine Kinder frage, sind sie zwigespalten. Meistens wollen sie zu "den anderen", manchmal merkt man, dass die Luft raus ist.

Vielleicht tue ich meiner Partnerin Unrecht, aber ich habe das Gefühl, dass es ihr einfach zu anstrengend wird. In der Zeit, in der wir getrennt sind ist es ja auch nicht so, dass sie das voll mit ihren Kindern auskostet (die beschäftigen sich größtenteils selbst). Manchmal kommt es auch vor, dass es ihr dann doch zu langweilig oder stressig mit "ihren" ist und sie nicht alleine sein will. Aber dann nur, wenn ihr danach ist.

Ich denke mir dann manchmal, ich könnte es mit ja auch leicht machen und unter der Woche mich in meine Wohnung zurückziehen und die Ruhe genießen und sie alleine lassen. Das mache ich aber nicht.

Ich bin gespannt, ob es noch weitere Erfahrungen/Meinungen gibt. Ich möchte nichts falsch machen und vor allem nichts erzwingen. Aber es fühlt sich für mich doof an, ich leide auch darunter und es verunsichert mich.

Vg

4

Die Kinder deiner Partnerin leben komplett bei ihr, richtig?
Da kann ich dir auch nur aus eigener Erfahrung erzählen. Meine beiden großen leben auch komplett bei mir. Da mein Ex-Mann jetzt knapp 700km weggezogen ist, sind sie 2 oder 3 Wochen in den Sommerferien und dann eventuell Weihnachten/Silvester oder Ostern bei ihrem Vater. Die restlichen rund 330 Tage im Jahr sind die zwei bei mir. Da nutze ich auch nicht jede Minute ausgiebig mit den beiden. 😅 Zumal die große mit 13 mittlerweile in ihrer Höhlenphase ist und nur sehr selten aus ihrem Zimmer rauskommt und die kleine mit 11 Jahren lieber mit Freundinnen was unternimmt als mit mir.
Wir nutzen dann die Urlaubszeit. Aber selbst dann wollen die beiden Zeit für sich alleine - Eltern werden schließlich irgendwann peinlich. 🤭

Und ich weiß, dass der Papa von den beiden jetzt für die kommenden drei Ferienwochen viel geplant hat, aber den beiden auch Freiräume zur eigenen Gestaltung gibt.

Wenn du das Gefühl hast, dass deine Partnerin gestresst ist - egal ob nur ihre eigenen da sind oder auch deine - dann lade sie an einem kinderfreien Wochenende mal zum Essen ein und sprich deine Gefühle in entspannter Stimmung ohne Vorwürfe an. Lass dir ihre Sicht erklären und vielleicht ist es für sie erleichternd, wenn sie sich alles mal von der Seele reden kann. Oder vielleicht bemerkt sie erst beim Gespräch, dass sie überanstrengt ist. Oder was auch immer. Ihr werdet, wenn eure Vorstellungen nicht zu krass auseinander gehen, Lösungen finden, die für euch alle passen.

Wenn sonst alles gut ist, dann unterstütz sie weiterhin. Sei ihr starker Fels, ihr Rückhalt. 😃👍

5

"Sie begründet das damit, dass die Kinder auch mal Zeit für sich brauchen."
Ich finde die Antwort gar nicht so schlecht.
Gerade deine Kinder haben dich echt wenig. Warum freust du dich nicht über Exklusivzeit mit ihnen? Auch deine Kinder wollen vielleicht dich und nicht die anderen ständig um sich, wenn sie dich schon mal sehen.
Zudem sind 4 Kinder auf einen Haufen nun wirklich nicht zu unterschätzen, gerade wenn man nur zwei gewohnt ist.
Ich kann sie also verstehen.
Und du hast ja die Möglichkeit - zumindest noch - dich völlig rauszuziehen und eben nicht bei ihren Kindern und ihr permanent zu sein.

Wenn ihr zusammen wohnt schüttelt es sich doch eh neu. Aber auch dann könnt ihr mit den Kindern getrennt was unternehmen.

6

Danke für deine Antwort. Auch dir gebe ich uneingeschränkt recht :) Ich freue mich auf meine Kinder und wir genießen die Zeit.

Ich wünschte mir nur oft, dass meine Partnerin mich auch "unterstützt" und eine intensive Bindung zu meinen Kindern aufbaut, so wie ich es tue. Ich weiß, egoistisch!

Ich wünsche mir eine Familie. Manchmal fühlt es sich halt anders an (ich darf gerne Teil ihrer Familie sein, aber anders herum bitte nur dosiert). Ich versuche es, nicht persönlich zu nehmen und werde sehen, was die Zeit bringt und ob ich (und natürlich alle anderen) mit diesem Modell glücklich sein kann.

Vg

7

Bei uns ist es einfacher. Wir leben mit allen Kinder gemeinsam. Da wir noch ein eigenes haben, haben wir nie kinderfrei.

8

Das freut mich für euch und würde ich mir auch wünschen. Ich denke, dass unsere kinderfreiekön Wochenenden auch irgendwann passe sind, aber das finde ich nicht schlimm.

Ich bin halt Fanilienmensch. Natürlich, jeder soll auch mal was alleine oder mit den eigenen Kindern lachen dürfen, aber Abends wünsche ich mir, dass wir gemeinsam am Tisch sitzen.

9

siet sie das auch so mit eure Kinder oder sind es da meine und deine? wenn das so ist, kann es auf Dauer nicht gut gehen

10

Hallo,
ich denke, dass man ihre und deine Situation zgl der Kinder nicht 1:1 vergleichen kann.
Wir sind auch Patchwork. Mein Partner hat ein Kind, das alle 2 Wochen hier ist, ich eins, das bei mir bzw uns lebt und noch ein gemeinsames. Das Verhältnis zwischen mir und seiner Tochter war auch anfangs distanziert. Einfach aus dem Grund, dass sie so selten da ist. Ich empfand es als sehr schwierig, eine Beziehung aufzubauen, wenn ich sie so selten um mich habe. Zumal dann an den Wochenenden ja auch noch 2 andere kleinere Kinder hier rumspringen, die Aufmerksamkeit einfordern. Als wir zusammengezogen sind, kam das aber immer mehr. Mein Kind ist manchmal bei seinem Vater und sie ist dann hier bei uns. So konnte ich sie besser kennenlernen. Und ehrlich gesagt, war es für mich aber auch sehr wichtig, dass mein neuer Partner mit meinem Kind gut zurechtkommt. Schließlich sehen die beiden sich ja fast jeden Tag. Ich finde, dass das die Situation schon anders macht. Mittlerweile verstehe ich mich super mit der Tochter meines Partners. Sie vertraut mir sehr vieles an, was sie ihm zb gar nicht erzählen würde. Trotzdem ist sie für mich eher wie eine kleine Schwester, als wie eine Tochter. Vielleicht könnt ihr es irgendwann mal einrichten, dass ihr nur etwas mit deinen Kindern macht, also deine Partnerin und du. Dann hat sie die Möglichkeit, die Beziehung zu deinen Kindern zu verbessern.

11

Ich verstehe was du meinst und ich finde es ungerecht,du kümmerst dich ausgiebig um ihre Kinder und ihr sind deine zu viel
Es gibt genügend Frauen die dies sehr schätzen würden….