Patchworkfamilie - Wegziehen weil Mann unglücklich

Hallo, ich stelle meine Situation einfach mal online, weil ich eine neutrale Antwort von netten Menschen außerhalb des Bekanntenkreises hören möchte. Mir geht es eigentlich nicht darum, meine Meinung zu bestätigen, sondern auch eure Erfahrungen zu hören. Vielleicht hat jemand etwas ähnliches durchgemacht.
"Kurzfassung":
Ich bin Mutter von zwei Kindern (6 Jahre und 6 Monate). Das älteste Kind stammt aus einer vorherigen Beziehung, die daran gescheitert ist, weil mein Partner von mir andere Erwartungen hatte (nur Hausfrau und Mutter, was leider absolut nicht meiner Natur entspricht). Wir haben uns getrennt und kommen nun ganz gut klar, da wir den Kontakt auf das Kind reduzieren. Er holt ihn alle zwei Wochen für ein Papa-Wochenende ab.
Mein jetziger Mann ist kurz nach der Trennung in mein Leben getreten und wir haben ziemlich schnell geheiratet und ein Haus gekauft. Er stammt nicht von hier, hat sich aber auf meine Heimat eingelassen. Unser gemeinsames Kind ist nun das Sahnehäubchen unserer recht kurzen Liebesbeziehung.
Wegen seines spontanen und temperamentvollen Charakters und der Corona-Krise in seiner Branche, hat er immense Probleme jobtechnisch Fuß zu fassen. Er kritisiert die kleinbürgerliche Denkweise in meiner Heimat und dass er nie eine Chance hier haben wird. Andererseits möchte er aber auch jobtechnisch eine Veränderung, da der alte Job nicht mit Familie vereinbar ist und seine damalige Beziehung mit Kind daran gescheitert ist. Ich unterstütze ihn bei jeder seiner Entscheidungen, außer bei dieser hier, die nun wie eine Wolke über unserer Beziehung schwebt: er möchte wegziehen, um bessere Chancen im Job zu haben und die verhasste kleinbürgerliche Welt hinter sich lassen. Ich möchte nicht wegziehen wegen Kindern, Haus, Heimat, Job, Freunden, Kindsvater, Omas und Opas,....zudem kann er mir noch nicht einmal genau sagen, wohin er möchte, ihm geht es nur ums "WEG". Nun kritisiert er mich, da ich ihm weniger Wert zuteile als den o.g. anderen Faktoren. "Ich folge dir bis ans Ende der Welt" wird mir fast täglich vorgeworfen. Das verletzt mich sehr.
Ich möchte gerne wissen, was ihr in so einer Situation tun würdet? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Ich freue mich auf Feedback. :-)

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Ich habe selbst keine Erfahrung.

Aus deinem Text lese ich einen Mann heraus, der sich seiner Verantwortung gegenüber Kindern nicht bewusst ist. Er hat bereits ein Kind aus der vorherigen Beziehung, ist aber zu dir in deine Heimatstadt gezogen. Wie sieht der Kontakt zum ersten Kind nun aus?
Für mich liest es sich so, als wenn er die Flucht ergreifen möchte, weil gerade etwas in seinem Leben nicht ganz rund läuft. Solche Lebenskrisen haben die meisten Menschen mal, und Flucht ist seine Strategie damit umzugehen. Er gibt eigentlich ja sogar zu, dass das Argument mit den besseren Jobaussichten nur vorgeschoben ist, denn er sagt, egal wohin, Hauptsache weg. Konkrete Vorstellungen hat er also nicht.

Du selbst hast auch Verantwortung für zwei Kinder und siehst diese auch. Dein erstes Kind darf nicht einfach wegziehen. Der Vater müsste zustimmen. Und ganz ehrlich... das würde ich an seiner Stelle niemals tun, denn es dient nicht dem Kindeswohl, das Lebensumfeld zu verlassen und vielleicht auch die vierzehntägig stattfindenden Besuche nicht mehr umsetzen zu können, nur weil der Stiefvater gerade eine Krise bewältigt und irgendwelche Flausen im Kopf hat.

Deine vorherige Beziehung ist in die Brüche gegangen, weil du nicht nur Hausfrau und Mutter sein wolltest. Mir scheint, als wenn dein jetziger Mann dich auch genau in dieser Rolle sieht. Du sollst in deiner Heimat alles aufgeben und ihm folgen, damit er einen tollen Job finden kann.

Vielleicht schafft ihr es, dahinter zu kommen, was gerade wirklich das Problem deines Mannes ist, und könnt eine Lösung finden. Ansonsten würde ich ihn wohl ziehen lassen, denn dieses Fluchtverhalten wird er beim nächsten Problem wieder zeigen.

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Vielen Dank für die ehrlichen Worte. Ich sehe genau dieses Fluchtverhalten als seine erste Lösungsstrategie. Sein Kind aus der früheren Beziehung ist schon etwas älter (Pubertät) und der Kontakt ist via Handy fast täglich gegeben, auch wenn nur kurz. Wir haben auch mehrmals schon das Kind zu Besuch gehabt, auch um das Geschwisterchen kennenzulernen. Aber das Kind macht seinem Vater schon oft Vorwürfe, dass er gegangen ist. Auch indem es einfach nicht bei allem seinen Vater teilhaben lässt. Das ärgert ihn, ist aber auch irgendwie verständlich. Zumal in der Pubertät Eltern eh doof werden ;-).

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Dein Mann soll erkennen, dass er kein Kind mehr ist und Flucht keine gute Problemlösestrategie ist. Vielleicht kann er ja virtuell was arbeiten und ein oder zwei Tage die Woche pendeln in die nächste Metropole, bei vielen Jobs ist doch Präsenz mittlerweile kein Ding mehr. Vielleicht braucht er eine passende Umschulung oder ein Fernstudium. Vielleicht... Für mich klingt das, als sei er mit seiner beruflichen Situation überfordert und hofft nun auf die magische Wirkung eines örtlichen Neuanfangs, anstatt an einer effektiven Problemlösung zu arbeiten.

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Er kommt aus der Gastro und hat wegen seiner Herkunft fehlt ihm ab und zu die Sicherheit in der deutschen Sprache. Dadurch fühlt er sich eingeschränkt, was meiner Meinung nach nur bedingt der Fall ist. Er versucht es mit einer Umschulung, sagt aber schon jetzt, dass es sein letzter Versuch hier ist. Auch habe ich das Gefühl als ob er diese Umschulung nicht wirklich gerne macht, aber er ist so enttäuscht von den Ereignissen in seiner Branche. Er ist also absolut überfordert. Ich versuche ihn wirklich zu unterstützen, auch weil ich einen guten und sicheren Job in der Firma meines Vaters angenommen habe, um ihm jegliche Entscheidungsfreiheit in Sachen Job zu gewährleisten, ohne dass er auf die Euros achten muss. Aber mehr kann ich nicht machen. Entscheiden muss er selbst, da er auch tagtäglich mit der Arbeit zurecht kommen muss.

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Dann sollte er vielleicht v.a. einen Deutschkurs machen? Es gibt sehr gute und innovative Deutschkurse, die virtuell laufen.

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Nein, ich würde ihm nicht folgen und damit meinen Kindern die Heimat nehmen.

Dann zieht ihr um und in 2 Jahren passt ihm wieder was nicht und er ergreift wieder wie Flucht ?

Wie lang seid ihr denn schon zusammen ?

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Wir sind seit 4 Jahren zusammen und ja, diese Befürchtung hab ich eben auch. Er ist ein sehr unruhiger Mensch und wollte hier mit mir, Haus und Kindern endlich seine Ruhe finden. Aber das scheint schwieriger zu sein als gedacht.
Für mein jüngstes Kind wäre es wahrscheinlich noch keine Sache, es hätte nur keine Groß- und Urgroßeltern mehr in der Nähe (der väterliche Teil lebt im Ausland). Das ältere Kind hat aber alles hier, sogar die Eltern meines Ex sind letztes Jahr in die Nähe gezogen wegen des einzigen Enkelkindes. Das wäre also ein kompletter Bruch. Ich weiß, dass man den Kindern oft weniger zutraut als sie tatsächlich schaffen, aber ich war auch einige Zeit alleinerziehend mit meinem Ältesten und das bindet natürlich zusätzlich

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Der Vater deines Grossen müsste ja eh erst mal zustimmen. Das würde ich als Elternteil zb nicht machen. Mmn ist im Leben eines Kindes, dessen Eltern sich beide interessieren, nix wichtiger als die Nähe zu ebenjenen.

Und zudem klingt das, was dein Mann plant, ja nicht mal ansatzweise nach etwas Ausgereiftem. Er hat da nix durchdacht, er will einfach weg. Joa und dann? Die Änderungen und Verbesserungen fallen ja nicht vom Himmel. Auch dass er nicht willens ist, SELBST etwas für eine Verbesserung zu tun (Stichwort Deutsch verbessern) würde mich massiv abschrecken. Klingt als würde er immer nur den Easy Exit wählen.

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Wo lebt denn das andere Kind deines Mannes?

Ich bin ganz klar bei dir. Es gibt ja nun keinen Grund weg zu ziehen und sein "weg" zeigt ja noch keine Lösung seines Problems. Wo ist man denn offen genug für das temperamentvolle Wesen deines Mannes?

VG

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Das Kind lebt im Ausland bei seiner Mutter und in der Nähe meiner Schwiegermutter.
Ich habe ihn auch gefragt, wo er denn hin möchte, damit die Probleme gelöst sind. Oft bekomme ich dann nur als Antwort, dass das Problem wäre, dass ich noch nicht einmal 100km weiter weg gehen würde. Ja klar, 100km machen leider nur Aufwand und bringen an sich nichts. Wir leben sehr ländlich und er kommt aus einer großen Stadt. Es ist klar, dass hier weniger Action ist, aber ich denke jedes Mal, das wusste er auch vorher.

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Was will er denn arbeitstechnisch machen, das ist ja die erste Entscheidung, von der das wo abhängt. Aber ich nehme an, das weiß er auch nicht. Hat er denn eine Ausbildung? Was hindert ihn daran, sein Deutsch zu verbessern? Er klingt sehr unreif, solche Anwandlungen kann sich ein zweifacher Vater einfach nicht leisten.

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Kann er vom Wegziehen plötzlich besser Deutsch? Oder möchte er dann einen Job finden in einer Community, die die gleiche Sprache spricht, wie er?

Für mich klingt es, als wolle er gleiche Voraussetzungen schaffen: Er ist nicht verwurzelt an Eurem Wohnort, Du extrem. Jetzt möchte er Dich entwurzeln, damit Ihr da auf einer Ebene seid. Nur, was bringt ihm das?

Dir wird es viele Nachteile bringen. Und wenn ich der Vater Deines großen Kindes wäre, würde ich alles daran setzen, den Umzug des Kindes zu verhindern. Würdest Du Dein Kind beim Vater lassen, nur um mit Deinem Mann "weg" zu gehen?

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Für mich wird es viele Nachteile bringen, auch wenn ich sonst ein sehr offener Typ bin. Ich würde sicher wieder Anschluss finden, auch einen neuen Job, da ich breitaufgestellt bin, aber durch die Kinder ist mir alles zu riskant, zumal ich mir auch wegen der Arbeit bei meinem Vater keinen Hickhack erlauben kann.

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Ich kann ein kleines bisschen beide Seiten verstehen. Ich bin auch so eine Stadtpflanze, habe es mal auf dem Land versucht und mich hat das auch fertig gemacht.
Aber: Dein Mann hat unausgegorene Pläne, ist frustriert und will davonlaufen. Das geht nunmal nicht. Du bist dort verwurzelt und mit Haus, Kindern und festem Job zieht man nicht so einfach um. Das würde ich nicht mitmachen.

In der Gastronomie fehlt überall Personal. Warum sucht er sich nicht erstmal einen Job und wird Wochenendpendler? (Bzw. freie Tage Pendler) Er könnte es doch zum Beispiel mal eine Saison in einer touristischen Stadt probieren. Grosse Hotels bieten ihrem Personal oft Logie an. Von dir zu verlangen alles hinzuschmeissen und irgendwohin in die völlige Ungewissheit zu ziehen, finde ich ein no go.

Und wenn ich der Vater deines ersten Kindes wäre, würde ich dem auch nicht zustimmen!

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Er möchte einerseits ja nicht mehr in der Gastronomie arbeiten, da er oft abends oder nachts eingesetzt wird wegen seiner Erfahrung. Die Löhne sind in der Gastro leider auch nicht so gut und nach Corona möchte kaum einer mehr als Mindestlohn zahlen. Kenne ich leider aus Erfahrung. Ich unterstütze ihn zu 100% die Gastro zu verlassen und etwas zuverlässiges und familienfreundliches zu suchen. Aber er sagt selbst, er hätte viel für diesen Job aufgegeben und nun zeigt sich, es hat sich dahingehend nicht gelohnt. Zumindest hat er hier schon viel ausprobiert, teilweise mit mir dabei, deswegen kann ich viele seiner Argumente nachvollziehen.

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Ich lebe auch in einer Patchwork-Familie, mein jetziger Partner mit dem ich nun auch ein Kind erwarte hat sein Haus vermietet und ist zu uns gezogen um die Stabilität meiner Kinder aus 1. Beziehung nicht zu gefährden. Ok, das wusste er aber auch von Anfang an und hat sich darauf eingelassen. Für mich wäre aber sogar eine dauerhafte Fern-/Wochenendbeziehung eine bessere Alternative gewesen als selbst umzuziehen (aus ähnlichen Gründen: Oma, Opa, Freunde, soziales Netzwerk, sicherer Job...)

Ich glaube einen unruhigen Geist kann man nie 100% bändigen, alle guten Vorschläge deinerseits schlägt er ja wohl aus.

Wie steht IHR denn zu einer Wochenendbeziehung/Beziehung in 2 Wohnungen?

Bearbeitet von nirida
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Ich wäre natürlich glücklicher jeden Abend meinen Mann neben mir zu wissen, aber ich würde sowas auch probieren. Hauptsache er wird zufriedener. Allerdings wird das mit der Gastro dann nicht so leicht mit den Wochenenden, aber man kann ja auch dienstags und mittwochs schöne Tage verbringen 😊

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Aber in der Gastro will er doch eh nicht mehr arbeiten? 😜

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Hey!

Naja, es liegt doch auf der Hand: Dein Mann ist ein unsteter Mensch, der gerne Ruhe hätte, aber bisher noch nichtmal eine Ausbildung hat, in der er bleiben möchte.
Du bist angekommen und verwurzelt: Kinder, Heimat, ein familiäres Netz, Job.. doch statt, dass er bei dir andockt, um dort Halt zu finden, fordert er, dass du deinen Halt kappst. Wodurch ihr beide unstet werdet.
Du hast ihm viele Lösungen angeboten: Hilfe beim Deutschzertifikat, Anbindung zu Hause. Umschulung, die du unterstützt, weil du das Geld verdienst. Aber seine einzige Lösung ist dann der Umzug?

Nie im Leben! Würde ich das machen. Dein Mann wirkt nicht so, als würde er glücklich werden, weil er nicht gescheit reflektiert. Er fasst sich nicht an die eigene Nase, sondern sucht die Erklärung seiner Probleme immer bei anderen. Du beschreibst einen schwierigen Charakter, defizitäre Deutschkenntnisse, keine Ausbildung, in der er glücklich sein wird. Auf ihn wird man auch in der Stadt nicht warten.
Dafür würde ich meine gesicherte Existenz nicht über den Haufen werfen.

Wenn er mir ein schlechtes Gewissen und die Schuld gäbe, würde ich ihn ziehen lassen.

Liebe Grüße
Schoko

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Das Gefühl habe ich mittlerweile auch. Ich hoffe, dass die Umschulung und ein neuer Alltag Besserung bringt.

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Hat er die schon begonnen?

Seine komplette Argumentation klingt sehr irrational. Kann es vielleicht sein, dass er dich isolieren will? Ist vielleicht das der Zweck?

Ansonsten ist die ganze Diskussion ja eh zwecklos, weil der Vater des 1. Kindes dem Umzug sicher nicht zustimmen wird.

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Ich würde ihn ziehen lassen. Ihr könnt immer noch gute Eltern sein. Lass ihn ziehen und macht euch gegenseitig keine Vorwürfe. Lieber so als wenn ihr irgendwann nur noch streitet und böses Blut entsteht. Entspann dich. Du bist nicht für seinen unsteten Charakter verantwortlich. Wenn er ursprünglich sesshaft werden wollte und es nun nicht schafft, dann hat er eh gröbere Probleme. Willst du dein Leben lang wie ein Nomade leben, wegen ihm? Bleib und lass ihn machen. Mach sein Problem nicht zu deinem.

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Wenn es hart auf hart kommt, muss ich mich auch so entscheiden. Ich hoffe, dass es nicht soweit kommt