Partner mag meinen Sohn nicht und will Trennung

Guten Morgen,
Hab mich soeben hier registriert um meinen Kummer von der Seele zu schreiben.
Mein Partner und ich sind seit 10 Monaten ein Paar, beide bringen 2 Kinder aus vorheriger Ehe mit, die im gleichen Alter sind (8 unf 5 Jahre).
Unsere Beziehung war bisher genau das, was ich immer wollte- harmonisch, wertschätzend, respektvoll. Es ist erschreckend, wie ähnlich wir uns sind. Wir haben dieselben Werte und Ziele im Leben, wurden beide in der vorherigen Ehe betrogen, alles fast zeitgleich. Kurz und knapp- ich war mir sicher, das ist er nun, der perfekte Mann zum Altwerden. Wir haben Zukunftspläne geschmiedet und wollten nun im August den ersten gemeinsamen Urlaub machen. Auch unsere Kinder verstehen sich gut. Zu sechst haben wir die letzten Monate jede freie Minute verbracht.
Meine Kinder mögen ihn sehr und es wär wirklich alles perfekt.

Was uns unterscheidet- er hat Vorzeigesöhne, meine Kinder sind weniger brav. Ich muss oft und viel diskutieren, warum wir dies und jenes gerade machen. Banales Beispiel: wir wollen spazieren gehen, Sohn und Tochter fangen zu zicken an, sie wollen aber nicht mit. Ihre Lieblingswörter sind momentan Nein und ich will nicht.
Meinen Partner, einen sonst sehr ruhigen Menschen, bringt das innerlich wohl auf die Palme. Er kennt das so nicht von seinen Kindern, die zwar auch hier und da mal zicken, aber nicht in dem Ausmaß wie meine zwei.
Es fiel mir schon länger auf, dass mein Partner mehr auf meinen Sohn sauer ist als auf meine Tochter. Er stört ihn wohl vieles an ihm- dass er nicht gerne neues ausprobieren möchte, ein sensibles Kind ist, ihm und mir oft widerspricht. Mein Sohn ist ein sehr liebes Kind, es ist in meinen Augen einfach die Wackelzahnpubertät, die er von seinen Kindern nicht kennt.

Gestern waren wir auswärts essen und die Stimmung kippte, als sich Sohn an einen anderen Tisch sitzen wollte. Mein Partner sagte genervt "ich halte dieses Kind nicht aus" ich darauf "generell oder nur in dieser Situation nicht?" Meint er drauf, generell. In dem Moment dachte ich, man reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Beim Nachhause gehen sagte er, er hadere eh schon länger mit sich selbst, aber es geht so nicht mehr.
Ich kann einfach nicht begreifen, dass es das gewesen sein soll. Kann man ein Kind so sehr ablehnen, dass man dafür eine gut funktionierende Beziehung aufgibt?

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Ich finde deinen Partner ehrlich.

Er kommt mit deinem Kind nicht zurecht. Noch nicht, gerade nicht... was auch immer. Er kennt es so nicht und er darf doch genervt davon sein, wenn harmonische Situationen gestört werden. Ich hätte mein Kind bei der Tischidee auch gefragt, was nicht stimmt.
Es ist auch einfach ein Unterschied ob es das eigene Kind ist oder nicht.

Was ich nicht verstehe ist, alles über den Haufen zu werfen.

Ihr habt doch die tolle Situation, dass man sich auch aus dem Weg gehen kann? Zeit ohne die Kinder genießen? Die Zeiten mit den Kindern so zu steuern, dass man eben nicht so oft in blöde Situationen kommt?
Keine Ahnung.
Man muss doch nicht immer gleich auf Komplettfamilie machen?

Ich würde aber schon auch auf meine Kinder achten. Sicher, dass sie so fein sind mit der Beziehung / Konstellation? Muss es "Wackelzahnpupertät" sein? Kann dein Kind nicht nur auch einfach Aufmerksamkeit suchen? Es sind immerhin plötzlich zwei Kinder mehr am Tisch.

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Es ist bei meinem Ex und mir auch sehr schwierig gewesen. Wir hatten beide Kinder im gleichen Alter. Sein Kind durfte nicht erzogen werden, war angeblich auch sensibel ( ich hasse dieses Wort im Bezug auf Kinder) kommandierte aber herum, mein Ex ließ sich von seinem Kind alles gefallen... Ich habe dieses Kind irgendwann auch nicht mehr ausgehalten. Am schlimmsten war es, wenn mein Kind nicht da war und ich dann dieses nervige Kind hatte, womit mein Ex überfordert war. Ich weiß jetzt nicht, wie alt dein Sohn ist, aber vor allem mit 8 und 5 Jahren sollten gewisse Grundregeln schon vorhanden sein.

Sei froh, dass dein Partner so ehrlich zu dir ist vor dem gemeinsamen Urlaub. Überlege mal, ob dein Partner in Gewissen Dingen schon recht hat, im Bezug auf deine Kinder.

Ich habe mich vor einem gemeinsamen Urlaub getrennt. Ich hatte so Bauchweh mit diesem Kind in den Urlaub zu fahren. Im Endeffekt war es die richtige Entscheidung.

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"aber vor allem mit 8 und 5 Jahren sollten gewisse Grundregeln schon vorhanden sein."

Absolut. Die Kinder sollten sich so benehmen, dass sie keine Familienausflüge sprengen.
Und ehrlich: Jetzt ist es die Wackelzahnpubertät, die geht in die Pubertät über. Demnach hat man nun bis zur Volljährigkeit Gründe, warum das Kind allen Beteiligten Ausflüge und Restaurantbesuche vermiest.
Da wäre ich ehrlich gesagt auch raus.

Als Lehrerin könnte ich die Augen bis zum Anschlag rollen, wenn es um Probleme mit den Schülern geht. 6. Klasse- das Totschlagargument aller fehlerziehenden Eltern: Pubertät.

Ich kann den Mann verstehen. Am meisten leiden unter solchen Querschlägern nicht wir Lehrer, sondern die Mitschüler, die sich benehmen und gerne lernen möchten. Ich sehe die Kinder 3 bis 5 Stunden/Woche, die Mitschüler 30. So wird es dann wohl den Kindern des Mannes gehen, die mit ihrem Vater eine tolle Zeit verbringen möchten- die dann von den Kindern der TE gesprengt wird.

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Ohne, das ist hart ...
Nun ja, wer pflegeleichte Kinder hat, kann sich oft nicht vorstellen, dass andere Kinder nicht einfach nur schlecht erzogen sind. Am witzigsten finde ich es ja immer, wenn dann das 2. oder 3. eben nicht mehr so easy ist und das Kartenhaus von "Wir haben es/sie eben einfach richtig erzogen" in sich zusammenfällt.
Aber: Dein Freund ist ehrlich und erspart dir vermutlich einigen Ärger. Patchwork ist eh schon schwierig, die Rolle des Stiefelternteils ist schwierig ... Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Entweder ihr trennt euch oder beschränkt eure Beziehung vorerst im Wesentlichen auf Momente der Zweisamkeit. Dein Sohn wird ja auch grösser werden und sich verändern. Auf jeden Fall erachte ich Abstand zwischen den beiden als sehr sinnvoll.
Alles Gute, Ks

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Danke für deine Antwort. Du sagst es, man belächelt dann gern die anderen, wenn man pflegeleichte Kinder hat. Dabei würde ich mich als gute Mutter bezeichnen, die ihren Kindern viel ermöglicht aber auch Grenzen setzt. Bei letzterem rebellieren meine Kinder halt mehr als so manch andere.

Du hast Recht, es bleiben nur diese beiden Möglichkeiten. Wir hatten vorhin ein Gespräch und es wird jeder mal für sich überlegen, ob das alles so noch Sinn macht, die Beziehung fortzuführen.

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Also ich könnte mit so einem Mann nicht zusammen leben. Immer auf der Hut sein und aufpassen, dass die eigenen Kinder sich gut benehmen und nichts falsch machen. Der Sohn merkt das bestimmt auch. Dafür sind mir meine Kinder zu wichtig. Entweder er akzeptiert mein Kind oder wir passen nicht zusammen.
Meine Kinder sind auch sehr "aktiv".
Die zwei großen werden grad auf adhs getestet. Mein Partner unterstützt mich. Hilft mir regeln aufzustellen/einhalten. Sein Sohn ist total pflegeleicht und nicht einmal hat er unsere Kinder verglichen.

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Ganz ehrlich, sei froh, dass er jetzt, nach gerade mal 10 Monaten, schon die Reissleine zieht.
Besser, als wenn ihr eure Leben so miteinander verflochten hättet, dass es schwerer möglich wäre.

Eine Beziehung, in der der eine Partner das Kind des anderen nicht leiden kann oder nicht mal die normalen Phasen eines Kindes erträgt, sehe ich eh als zum Scheitern verurteilt an.

Ja, das ist jetzt eine schmerzhafte Situation für dich und das tut mir sehr leid :/
Aber es wäre über kurz oder lang sicher eh nicht gut gegangen.

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Ich würde deinen Partner fragen, was genau ihn stört und dann nach Lösungen suchen die für beide Seiten passen. Deine Kinder lesen sich für mich ehrlich gesagt schon ein bisschen schwierig. Man muss nicht immer alles zu Tode diskutieren und gewisse Anstandsregeln sollten in dem Alter einfach auch schon sitzen.

Als ich mit meinem Mann zusammen kam, war seine Tochter auch in dem Alter. Sie war verwöhnt und total unselbstständig. Wenn sie nicht im Mittelpunkt stand, begann sie zu quengeln, unterbrach ständig die Gespräche, mit 8 J. konnte sie noch nicht mal ihr Essen selber schneiden. Einen gemeinsamen Urlaub habe ich jahrelang abgelehnt, daran war im Traum gar nicht zu denken. Unsere Beziehung wäre auch beinahe daran zerbrochen. Wir haben uns dann zusammen gesetzt und besprochen, was geändert werden muss/kann, damit es für uns passt.

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Ich finde auch, sei froh, dass er ehrlich ist. Ob er deinen Sohn wegen seines Verhaltens ablehnt oder weil es "nur" das Stiefkind ist, ist in dem Fall egal. Klär mit ihm ab, ob er die Beziehung beenden oder der Sache noch eine Chance geben will. Wenn, müsste man das natürlich sehr langsam angehen lassen. Denn es bringt nichts, wenn dein Partner ständig die berühmte Faust in der Tasche machen muss. Und was wenn er dann wirklich irgendwann mal Klartext redet und das Kind runterputzt?

Es gibt bestimmte Kinder, die bestimmten Erwachsenen unheimlich auf den Sender gehen können, wobei da keine partei "Schuld" ist.

Ich bin so einem Kind, 4 jahre alt, auch schon begegnet, in dem Fall lag es aber sicher daran, dass die Eltern zuliessen, dass das Kind alles dominierte, der totale Mittelpunkt war und alles durfte (sogar an der Toilettentür lauschte, als ich drin war und später fragte, ob bei mir gross oder klein gekommen sei...)

Wir waren zu Besuch bei der Familie und sind unter einem Vorwand dann geflüchtet, nachdem meine Anspannung zu groß wurde und ich Angst hatte, die Nerven zu verlieren. Es reichte am Ende schon, wenn das Kind nur hustete.

Ganz ehrlich, wenn dein Freund bei deinem Kind dauerhaft so empfindet, hat das ganze nur Zweck, wenn ihr euch erst ohne Kinder trefft und dann die Kinder nur Kurz dabei sind, also langsames Annähern. Wenn drin Freund dazu bereit ist. Wenn es ihm natürlich schon in den Fingern juckt, wenn er an dein Kind auch nur denkt, kann das nur schief gehen.

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Ihr versucht mit Kindern aus unterschiedlichen Familien eine zu machen. Aber es funktioniert nicht bei euch. Und ja, dein Partner sagt es offen und ehrlich. Besser als wenn er den Frust in sich hineinfrisst. Statt zusammenzuziehen ist es besser getrennte Wohnungen zu haben.

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In meinen Augen habt ihr es überstürzt. Ihr verbringt jede freie Minute zu sechst? Nach gerade einmal 10 Monaten?
5 und 8 ist ja eigentlich ein recht pflegeleichtes Alter. Die schwierigen Phasen kommen noch. Dein Freund hat nette Kinder und soll sich jetzt 2 etwas schwierigere ans Bein binden. Verständlich, dass ihm das zu viel wird.
Ich würde versuchen etwas mehr Distanz herzustellen, nicht gleich einen auf Happy family zu machen.
Für Dich als liebende Mutter ist Dein Sohn :sensibel" und in der "Wackelzahnpubertät"..Für Deinen Freund ist er einfach ein nerviges Kindund der Gedanke ihn dauerhaft um sich zu haben, schreckt ihn ab.

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Danke für all euren Input!
Mein Herz sagt, kämpfe um diesen Mann und gib die Beziehung nicht so einfach auf. Aber es liegt nun an ihm. Wenn er die Beziehung beenden will, dann werde ich das akzeptieren müssen. Ich lasse ihm Freiraum und Zeit zum Nachdenken.

Ich hab auch viel in alten Beträgen hier gelesen und das Thema "ich kann mit seinem Kind nicht oder er kommt mit meinem Kind nicht zurecht" scheint ein nicht unübliches Problem bei Patchworkfamilien zu sein. Es beruhigt mich, dass wir nicht die einzigen sind. Ich kann auch vollkommen nachvollziehen, dass es Kinder gib, die man schlicht nicht mag.

Vllt sei noch erwähnt- wir haben uns beide nur kurz vorher scheiden lassen (waren nicht der Trennungsgrund sondern danach kennen gelernt). Es ging also sehr schnell mit uns, rückblickend wohl zu schnell für alle Beteiligten.
Es kann gut sein, dass mein Sohn die Scheidung nicht so gut verkraftet hat wie ich gedacht hab. Er hängt phasenweise an seinem Papa, der ihn mal sehen will, mal nicht (Narzisst). Meine jüngere Tochter geht auf meinen Partner viel offener zu, sie zeigt ihm deutlicher als mein Sohn, dass sie ihn mag.

Ich werde jedenfalls eine Beratung mit meinen Kindern aufsuchen.

Und dann kommt hinzu, dass mein Freund auf Komplettfamilie machen will. Meinen Vorschlag, uns eine zeitlang ohne den Kindern zu sehen, lehnt er ab, das mache keinen Sinn. Da verstehe ich ihn ehrlich gesagt nicht, warum die Eile, als Familie zu sechst funktionieren "zu müssen".

Er sagte mir, wäre ich nicht seine Traumfrau, nach der er sich immer gesehnt hat, würde ihn die Entscheidung nicht so schwer fallen.

Kommt Zeit kommt Rat.. hoffentlich

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Wenn Dein Freund die treibende Kraft bei der Rama-Familie ist, muss er akzeptieren, dass Kinder verschieden sind. Und natürlich leiden Kinder auch unter der Trennung. Vielleicht ist er da zu unsensibel. Es gibt Dich eben nur im Paket.
Wie soll es werden wenn Dein Sohn wirklich pubertiert?

Den Urlaub würde ich allerdings canceln. Das kann nur schiefgehen.

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Da hast du Recht! Er nimmt seine superbraven Kinder (die btw brav sind aber genauso ihre kurzen Momente des Rebellierens haben) als Maßstab her, da fallen meine natürlich neben den zwei auf.

Auf gemeinsamen Urlaub ist mir ehrlich gesagt die Lust vergangen. Er darf mit seinen Söhnen gerne alleine fahren. Mich stört nur, dass mein Urlaub in 3 Wochen beginnt und ich nur einen Kurzurlaub als Notlsöung herbeizaubern muss, und das mitten in der Hochsaison. Muss nehmen was ich noch kriegen kann.

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