Richtiger Umgang in der Patchwork Familie

Moin zusammen in die Runde,
ich möchte gerne die Möglichkeit einmal nutzen mir einen Rat von euch einzuholen.
Ich bin seit fast 2 Jahren mit meiner neuen Freundin zusammen. Wir haben beide Kinder aus einer vorangegangen Ehe. Ich zwei Söhne und meine Freundin eine Tochter. Meine Söhne sind 6 und 3 und ihre Tochter 12 Jahre alt.
Wir leben nun seit April 2022 in einer Patchwork Konstellation. Meine Freundin, Ihre Tochter und ich leben zusammen und meine Söhne sind alle zwei Wochenenden bei uns zu Besuch.
Nun zum Problem, leider funktioniert es bei uns so gut wie gar nicht. Wir haben es auf viele Wege versucht mit den Jungs die Situation durchzusprechen wie es aktuell ist und es ist auch für uns verständlich, dass es für Kinder in dem Alter nicht so einfach ist mit dieser neuen Situation klarzukommen.
Allerdings sprechen wir beide bei den Kindern aktuell gegen eine Wand und selbst ich als Vater komme gar nicht mehr so wirklich an meine Kinder ran. Wir sind aktuell an einem Punkt wo meine eigenen Kinder mich nicht mehr mit Papa, sondern mit meinem Vornamen ansprechen und den neuen Partner meiner Ex-Frau stattdessen als Papa ansprechen.
Dieses habe ich bei meiner Ex-Frau natürlich bereits mehrfach angesprochen aber leider bin ich bis dato auch dort gegen eine Wand gelaufen und erhalte lediglich Aussagen wie

Die Kinder können das selbst entscheiden
Was wir zuhause machen ist unsere Entscheidung

Aber ich bin der Meinung mit solch einer Einstellung ist man dabei die Kinder von mir zu entfremden.
Das weitere Problem ist, dass die beiden Jungs einfach auch nicht auf mich hören, wenn ich etwas anspreche oder verbiete. Statt mich ernst zu nehmen folgt es zu Ignoranz und Grinsen nachdem ich auch mal etwas ernster mit meinen Ansagen werde. Konsequenzen werden leider lächelnd hingenommen und nicht weiter beachtet.
Was ich weiß ist, dass die Jungs zuhause bei ihrer Mutter alle Freiheiten haben und alles machen und tun können ohne große Konsequenzen. Leider stärkt das meinen Gedanken, dass ich in den 3 Tagen am Wochenende nicht groß etwas dagegen ausrichten kann.
Hat jemand mal die gleich Probleme gehabt, dass er einfach nicht mehr an seine Kinder rangekommen ist? Als ich mit den Jungs noch zusammen gewohnt habe war es ein respektvolles miteinander und gerade der Große wusste wenn was gesagt wurde dann sollte das auch umgesetzt werden. Aktuel sticheln sich die beiden einfach nur gegenseitig hoch.
Ich hoffe ich konnte es einigermaßen gut erklären, wo genau mein Problem liegt. Vielleicht hat hier jemand einen guten Rat für mich wie ich mich verhalten kann oder was ich besser machen kann. Ich bin offen für alles.
Vielen Dank schonmal vorab
Gruß und einen schönen Tag euch allen

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"Die Kinder können das selbst entscheiden"
Ganz sicher nicht! Ich würde mir verbitten, dass sie mich mit Vornamen ansprechen. Das musst du bei dir zu Hause durchziehen. Ggf. mit entsprechenden Konsequenzen wenn sie sich nicht daran halten.

"Was wir zuhause machen ist unsere Entscheidung"
Das stimmt. Du musst dich auf deine Zeit konzentrieren. Was bei der Mutter ist hat dich nicht zu interessieren und betrifft dich nicht. Da musst du dir ein dickeres Fell zulegen. Kinder können sehr gut unterscheiden: Anderer Haushalt, andere Regeln.

Zeig ihnen, dass es auch bei dir schöne Zeiten gibt, aber du bist halt nicht nur der Freizeit-Party-Wochenende-Papa. Wenn sie sich benehmen/mitmachen, dann ist es schön. Wenn sie bocken, gibt es eben Konsequenzen. Sie merken, dass es dich noch mehr ärgert wenn sie sie lächelnd hinnehmen. Aber bleib dran, es ärgert sie insgeheim natürlich, wenn sie irgendwas nicht kriegen, was sie möchten.

Klammere das Thema Mutter/ihr neuer Partner vollkommen aus. Es gibt kein "bei Mama dürfen wir" "Mama hat gesagt". Wenn solche Sätze fallen sofort unterbinden "Ihr seid hier nicht bei Mama, hier gelten folgende Regeln". Bleib dran, das wird schon :-)

2

Mich macht es traurig, wenn Kinder dafür verantwortlich gemacht werden, dass es in der Familie nicht "richtig" funktioniert.
Als ich deinen Text gelesen habe, hatte ich das Gefühl, dass deine Jungs überfordert sind. Sie kommen alle zwei Wochen für ein Wochenende zu dir. Es ist alles anders als sie es sonst von zu Hause gewohnt sind und bis sie sich eingewöhnt haben, ist das Wochenende wahrscheinlich fast schon wieder vorbei. Das gegenseitige hochstacheln das du erwähnst, kann auch Unsicherheit sein. Unsicherheit darin, wie sie sich richtig verhalten sollen. Der Bruder ist am Wochenende wahrscheinlich die Hauptbezugsperson eine konstante des alltäglichen, sie geben einander halt.

Zum Thema Regeln... Ich frage mich, ob es möglich ist an einem Wochenende alle zwei Wochen tatsächlich eine wirkliche Rolle bei der Erziehung zu spielen. Dein Einfluss ist wahrscheinlich begrenzt. Vielleicht kannst du dir überlegen welche Werte dir wirklich wichtig sind. Ist es das gemeinsame Essen am Tisch? Das konsequente aufräumen nach dem Spielen? Oder kann man die Sachen auch einfach mal liegen lassen? Ist ein halber Samstag im Schlafanzug wirklich so schlimm? Das sind nur Beispiele. Vielleicht können sich die Kinder zwei drei Regeln besser merken und euer Zusammensein wird harmonischer.
Vielleicht kannst du in manchen Situationen die Kinder auch mal fragen, wie sie es zu Hause machen und es genauso machen. Falls du mit der Mutter sprechen kannst wären auch gemeinsame Regeln z. B. Zum Medienkonsum möglich. Das würde den Kindern vielleicht etwas mehr Sicherheit geben.
Das sie nicht Papa sagen... Die Gründe dafür können vielfältig sein. Darauf zu baharren ist vielleicht der falsche Weg. Die Kinder wollen dich damit ganz bestimmt nicht kränken. Vielleicht kann es für die Kinder auch die Möglichkeit geben sich nicht entscheiden zu müssen, sondern einfach zwei Papas zu haben. Papa x und Papa y...
Für eure Bindung... Deine Kinder sind wirklich noch recht klein und zwei Wochen sind eine lange Zeit. Meine Überlegung ist, ob du die Kinder vielleicht auch für 2 bis 3 Stunden unter der Woche mal sehen kannst. Sie z. B. Von der Kita abholen und zum Spielplatz gehen oder sie zum Hobby begleiten.

Insgesamt denke ich, man sollte die Zeit mit Kindern so gut wie möglich genießen. Sie werden so schnell groß. Nehmen wir die Kinder als die Individuen wahr die sie sind und nicht die die sie sein sollen.
Davon profitieren wir sicherlich auch noch, wenn sie erwachsen sind.

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Es ist wirklich nicht böse gemeint. Aber als ich gelesen habe, Papa XY und Papa XYZ dachte ich wirklich ganz kurz: Ich möchte mich übergeben.
Ich finde es so krass, dass sowas kommt. Schlage das meiner Mutter vor, dass sie ihre Position Mama teilen soll mit irgendeiner anderen Person. Der Aufschrei wäre riesig!!!!
Ich kann einfach immer nicht verstehen, warum mit zweierlei Maß gemessen wird. Es gibt eine Mama und es gibt ein Papa in diesem Fall. Positionen besetzt. Hier findet doch augenscheinlich eine Entfremdung durch die Mutterstadt. Wir haben das selber durch. Dann komm nämlich genau solche Sachen. ein Kind von sechs Jahren ist sowas von in der Lage, sich an gewisse Regeln zu halten, wäre es kein Trennungs Kind würde das jeder automatisch erwarten. Eine Trennung der Eltern ist keine Ausrede für alles. Natürlich ist es schwierig für die Kinder, aber nichts, desto trotz hat man auch die Chance, im zwei Wochen Rhythmus seinem Kind Erziehung zukommen zu lassen. Man ist sogar verpflichtet dazu im Sinne des Kindes. Einem Vater abzusprechen, dass er, wenn er sein Kind nur alle 14 Tage sieht es nichts bringt zu erziehen, kann niemals richtig sein.
Ich kann verstehen, dass dir die Kinder sehr leid tun. Natürlich müssen Sie sich umstellen, natürlich sind sie verunsichert. Manchmal, sicherlich versuchen Sie aber auch gerade jetzt ihren Halt zu finden. Und Konsequenz, Stabilität und Liebe sind gleichermaßen wichtig dafür. Meine Frage wäre, liebst du Patchwork? Hast du darin Erfahrungswerte?
Lg

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Auch auf die Gefahr hin gleich gesteinigt zu werden, ich würde die Kinder nicht schalten und walten lassen. Was du ihnen jetzt erlaubst und durchgehen lässt, wird nicht gerade weniger je älter sie werden. Mit drei oder sechs Jahren mag es noch sehr anstrengend und lästig sein, wenn die Kinder ein nicht für voll nehmen mit zwölf Jahren oder noch älter wird es dann richtig hässlich. Im Gegensatz zu vielen kann ich dir aus Erfahrung nur sagen, dass man auch an zwei Tagen alle 14 Tage sehr gut zumindest für seinen eigenen Haushalt Regeln aufstellen und durchsetzen kann. Es scheint in deinem Fall so wie du es sagst ja so zu sein, dass die Mutter das auch noch fördert. Ihr neuer Partner ist der neue Papa und du wirst mit Vornamen angesprochen. Die Kinder sagst du werden bei ihr kaum beziehungsweise sehr offen erzogen und bei dir wollen Sie das natürlich auch. In dem Moment findet für mich bereits eine Entfremdung statt. Meine Erfahrung zeigt mir, wenn man seine Kinder so selten sieht, muss man natürlich dafür sorgen, dass sie bestimmte Grenzen einhalten, um das Zusammenleben erträglich zu machen beziehungsweise schön zu gestalten. Jedoch ist es einfach so das, wenn die Mutter gegen ein arbeitet oder das Verhalten der Kinder befürwortet, hast du als der Elternteil, der sein Kind Nur alle zwei Wochen sieht einfach keine Chance.
Lg

4

Ihnen alles durchgehen zu lassen, ist auf jeden Fall der falsche Weg. Damit fordert man kein bisschen ihre Sozialkompetenz. Und es wird schlimmer!!!!!!!!
Und sie dich beim Vornamen nennen zu lassen, finde ich nicht in Ordnung auch das würde ich direkt klarstellen. Und mit sechs Jahren weiss es zumindest der Größere junge sehr wohl, dass er dir damit wehtut.
Die Jungs haben genau einen Papa und das bist du. Es kann natürlich passieren, dass sie dann sagen ich möchte nicht mehr zu Papa gehen, weil sie es eben nicht so empfinden dass du zur Familie gehörst.

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Hallo Fringo,

Ich sage es dir jetzt mal schonungslos ehrlich:
das große Problem ist, dass die Kinder nur alle 2 Wochen am Wochenende bei dir sind.
Die meiste Zeit verbringen sie bei ihrer Mutter.
Und wenn der neue Partner ebenfalls dort wohnt verbringen sie 12 von 14 Tagen bei ihrer Mutter und deren neuem Partner und 2 von 14 Tagen bei dir.
Wenn die Mutter also Entfremdung fördert, kannst du kaum dagegen ansteuern. An 2 von 14 Tagen kannst du wenig ausrichten und die Mutter hat dann wieder 12 Tage Zeit um dagegen zu steuern.
Totschlagargumente sind tatsächlich:
„wenn die KINDER das wollen, dann dürfen sie das“ ( zum Beispiel den neuen Partner Papa nennen ) oder „was wir zu Hause machen ist unsere Sache“… ehrlicherweise steckt hinter solchen Argumenten manchmal schon eine gewisse Fokussierung dahinter.
Kleine Kinder sind noch sehr manipulier- und formbar. Und du merkst schon deutlich die Auswirkungen.

Am besten zum Gegensteuern wäre hier das Wechselmodell.
Dann würden die Kinder genauso viel Zeit bei dir verbringen. Das ist nämlich der Knackpunkt.
Wenn du das irgendwie beruflich möglich machen könntest, dann mache das zeitnah. Wäre HomeOffice zum Beispiel eine Option?

Sind denn deine Jungs das „einzige“ Problem eurer Patchwork Familie? Läuft es ansonsten zwischen euch anderen Dreien harmonisch?

Du könntest dich bezüglich deiner Jungs auch noch ans Jugendamt (Erziehungsberatung) wenden…aber erwarte hier nicht zu viel.
Am effektivsten wäre es, du würdest viel mehr Zeit mit ihnen verbringen. Dann könntest du auch mehr Einfluss nehmen.

Alles Gute,
Cersei

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Vieles was du geschrieben hast, war bei uns auch so. Mein Stiefkind war 3 als wir zusammen gezogen sind und mein Mann wurde aufeinmal nur mit seinem Vornamen angesprochen. Mein Stiefkind wurde extrem gegen uns aufgehetzt, er hat teilweise sich nicht getraut mit uns zu sprechen. Mein Mann hat dann aus Angst vor weitere Entfremdung und ständig von der KM abgesagten Umgang den großen Fehler gemacht, nichts zu tun. Er ließ seinem Kind alles durch gehen, er musste mit Samthandschuhen angefasst werden. Irgendwann fing mein Mann dann mal an, für seinen Umgang zu kämpfen. Sein Kind hat aber immer noch diese Sonderstellung, wir haben noch ein Kind bekommen, und mein Mann ist leider komplett überfordert. Mein Stiefkind ist jetzt 13 und kommt jedes 2. Wochenende mit der Ansage "Ihr habt mir nix zu sagen", die Mutter fördert dies.

Erziehe du deine Kinder, was die KM tut ist egal, macht es dir natürlich schwerer, sei für deine Kinder da, du bist der Papa, lass den Umgang schriftlich regeln und versuche diesen ganzen Stress nicht in deine Beziehung rein zu lassen.

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Jupp. Super geschrieben.

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Ich stimme Cercei zu, die Jungs sind doch kaum Teil eurer Familie. Der Kleine war eins, als du die neue Familie erstellt hast. Seit zwei Jahren sieht er dich vier Tage im Monat. Dass er den anderen Mann als Papa empfindet kann man ihm nicht verübeln.

Also bemühe dich um das Wechselmodell, dann finden deine Jungs auch in deine Familie.

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"Leider stärkt das meinen Gedanken, dass ich in den 3 Tagen am Wochenende nicht groß etwas dagegen ausrichten kann." Kinder sind in diesem Alter noch sehr gut in der Lage zu verstehen, dass in verschiedenen Kontexten verschiedene Regeln gelten. Du bist verantwortlich dafür, eure Regeln durchzusetzen. Und ja, das ist manchmal schwierig, anstrengend und unangenehm. Ich glaube, du machst es dir zu einfach, wenn du das darauf schiebst, dass sie bei der Mama angeblich alles dürfen. Bemüh dich darum, deine Kinder mehr zu sehen. Besteh darauf, dass sie dich Papa nennen. Du bist der Vater, du kannst das mit Liebe und Konsequenz durchsetzen. Wie sie den anderen Kerl nennen, da würde ich mich erstmal gar nicht drum kümmern.
Alles Gute, Ks