Mein Freund ist Papa von unserem Baby und Sohn mit Ex. Ex ist zunehmend einschränkend, "kämpferisch", fordernd, teils übergriffig. Wie schafft man wieder Harmonie?

Hallo Ihr Lieben,
Ich bin seit 2 Jahren mit meinem tollen Freund zusammen, der selber 1 Sohn (damals 4) mitbrachte. Mit der Ex, damals 3 Jahre schon getrennt, lebte er ein selbst vereinbartes 50-50-Modell,aber auch flexibel wegen des Jobs meines Freundes. Nach 4/5 Monaten wurden wir aus Versehen schwanger. Großes Drama: obwohl er beim Kennenlernen noch mehrfach bestätigte und Kinder "wollte, aber später", wollte er dieses nun gar nicht. Abtreibung kam für mich nicht in Frage. Wir redeten viel, sprachen über Ängste, Sorgen, Hoffnungen, Zukunft, er war auch einer Trennung nahe, aber wir entschieden uns für das Kind - ich zog zu ihm - sein Sohn war voller Vorfreude, er ist auch so ein Goldiger, und wir hatten gemeinsam die schönste Schwangerschaft, die man sich vorstellen kann.
Kurz nach der Geburt änderte sich alles. Wegen einiger gesundheitlicher Dinge, aber auch Clusterfeedingwunsch vom Baby, lag ich viel im Bett. Mein Freund schmiss den Haushalt komplett allein in den ersten Wochen. Seine Annäherung zum Baby blieb aus. Wollte bzw sollte er sie mal nehmen, bekam er schlechte Laune und sie weinte dann. Nach wenigen Versuchen ließ er es dann. Nach ein paar Wochen zeigte sich seine Veränderungen: er kam aus dem "Funktionieren"(gefühl) nicht mehr raus, fühlte sich als Ernährer, war aber genau wie ich fast das 1. halbe Jahr in Elternzeit/Urlaub. Den Haushalt schmissen wir zwar wieder gemeinsam, aber er isolierte sich mehr und mehr von Freunden und Hobbies. Freunde treffen wurden zu Lippenbekenntnissen, heute hat er gar keinen Bock mehr darauf. Er meint, er müsse mir dann auch zugestehen ohne Baby auszugehen, doch will er nicht auf sie aufpassen. Sein Hobby hat er gecancelt. Seine Familie fragt nicht wirklich oft nach uns (ich sehe das lockerer, sie kannten mich ja vorher gar nicht, meine Familie wohnt weit weg), ihn grämt es, aber "er erwartet von denen auch nichts mehr" . Mittlerweile ist eine Anpassungsstörung mit Depression diagnostiziert, einen Therapieplatz sucht er endlich. Ich gebe ihm die Zeit sich an die Situation zu gewöhnen, versuche entspannt zu bleiben, und fordere nicht wirklich was in Bezug auf unsere Kleine.
Seine Ex und Kindsmutter lernte ich damals kennen, als wir ihr die Schwangerschaft offenbarten, für sie brach eine Welt zusammen, sie konnte nur noch weinen. Dennoch zeigte sie sich als tolle Stütze, war sehr kooperativ, verständnisvoll und lieb. Es lief über 1 Jahr lang super friedlich und sehr angenehm. Das ändert sie im Zuge der Veränderung meines Freundes jedoch.
Er wurde launisch, oft über Tage hinweg, wurde wütend, boxte auch gegen Mobiliar (nur zu Hause) - ich beobachtete das stets lange, blieb ruhig und versuchte ihn schließlich zu beruhigen. Die Kleine schlief dann zum Glück. Meist kam er nach ein paar Stunden wieder runter. Heute hat er's besser im Griff,er kann die krasse Laune ab und an sogar vermeiden, hat aber ein dauerhaftes, sehr schlechtes Grundgefühl.
Er wollte in der Wut immer wieder Schluss machen. Heute ist seine Wut auf mich permanent. (Da ich mich "über seinen Kopf hinweg" für das Kind entschieden habe und damit sein Leben verändert habe.) Er lehnt das Kind ab und will uns beide nicht in seinem Leben, zur Not zahlt er auch. Gleichzeitig ist er aber auch verliebt in mich und möchte mit mir zusammen sein. Dann ist er auch sehr lieb und so toll wie der Mann, den ich kennenlernte. Dann ist es sehr schön, wir unternehmen sehr viel, liegen auf auf gleicher Wellenlänge, er ist ein liebevoller, süßer Papa zu beiden etc pp
Vor ein paar Monaten bekam sein Sohn mal 4 Streits zw uns mit, das war mistig, aber dabei blieb es auch, mein Freund hat sich vor ihm im Griff. Damit konnte er bei der Mom die richtigen Knöpfe drücken, zumal er Worte von seinem wütenden Dad in seine Streits bei anderen einbaute, und in Sorge um ihn und den Schulstart nahm sie ihn zum Großteil bei uns raus.
Das fällt zeitlich aber auch zusammen damit: die Ex wollte schon lange wissen und nagelte ihn darauf fest, zu erfahren, ob sie für ihn eine Freundin oder die Ex/Kindsmutter ist. Er verneinte ersteres. Seither ist da eine ständige Anspannung: sie wirft vorschnell mit Vorwürfen gegen uns, fragt aber nicht erst mal nach. Wenn wir lieb darauf eingehen, sagt sie dann "sie konnte es ja nicht wissen". Es ist wie ein ständiges Mißtrauen. Sogleich folgen Konsequenzen/Einschränkungen in Bezug auf ihren Sohn. Wie oben bereits beschrieben, schläft er unter der Woche bei ihr, 1 festen Nachmittag hat er mit uns, 1 weiteren evtl nach Vereinbarung, (+2 Wochenenden im Monat bei uns, von denen sie beide jetzt schon für ihren Sohn anders verplant hat.) Der Papa sieht ihn nun mega selten. Sie lässt ihn da ganz schön um ihre geplanten Termine drumherum tanzen und überlässt wenig dem Papa selber. Das berührt (auch schon immer) auch unser Leben stark. Wir können Wochenends zB nicht wegfahren, wenn sie an 1 Tag schon Pläne für den Sohn gemacht hat. Wir können wegen des Jobs von meinem Freund nur kurzfristig planen.
Sie pocht darauf, was aber von uns eh gewollt ist (!) , dass beide auch Alleinzeit haben, will aber unbedingt bestimmen, welcher Tag das sein soll, und das, obwohl wir da immer zu viert unterwegs sind. Nun will sie vermeiden, dass der Sohn von meinem Freund und ich allein sind.
Sie meint, sie kämpft um das Wohl ihres Sohnes und kämpft nun auch gegen mich für sein Wohl (ihre eigenen Worte). Ursache ist ein Abend, an dem wir beiden Mütter zur jeweiligen Elternversammlung gehen, beide sich zeitlich überlappen, und mein Freund die Kinder betreuen/ins Bett bringen muss. Sie ist gerade sehr strikt wegen der Schule, wie der Abend ihres Sohnes zu verlaufen hat, ist ok, aber so kann mein Freund nun mal nicht gleichzeitig auf unser Baby aufpassen (bzw auch schlafen legen) und seinen Sohn ins Bett bringen, zumal sie darauf besteht, dass das unbedingt bei ihr passieren muss. Ihre Nachrichten dazu waren schon harsch, dann giftete sie meinen Freund am Telefon über mich an und stand wenige Minuten später sauer in der Tür. Wir verweigerten zB wegen Besuch das Gespräch. Nachts schrieb sie mir eine sehr lange Nachricht mit einer Kette von Vorwürfen und Vorhaltungen. Diese stimmten gar nicht mal, gingen über Meinungen hinaus, waren auch boshaft. Ich nahm mir die Zeit mich zu rechtfertigen gegen jeden einzelnen Vorwurf. Die heftigste Aussage war jene über ihre Erwartungen an mich bzw wie sie mich sieht. Sie meint, ich solle meine Verantwortung als Mutter wahrnehmen, mein Leben dahin verändern, und alles, was mein Freund tut, als Bonus betrachten. Das war im doppelten Sinne verletzend: 1. Bin ich die, die sich zu 95% um das Baby kümmert, Job aufgeben muss und neuen sucht, weil mein alter Job nicht immer in Kitazeiten passt und mein Freund die Kleine nicht nehmen möchte, ich privat nicht allein unterwegs bin, weil er die Kleine noch nicht annimmt etc pp und 2. zeigt es, dass sie uns gar nicht als Familie sieht, wenn sie mir ihren Ex nur als Bonus überlässt, sich gleichzeitig aber mit ihm und Sohn als "funktionierende Familie" sieht.
Wenige Stunden später bat ich um ein Treffen, was sie auch entgegenkommend bejahte, wir einigten uns, beide nicht solch einen Umgang zu wollen, klärten aber einvernehmlich keine Details.
Ich fühle mich seither dennoch dauerangespannt, bin da gerade emotional unruhig gefangen und gedanklich stets bei dem Thema (leider gehört das Loslassen nicht zu meinen Stärken), bin unzufrieden mit den Entwicklungen der letzten Wochen, habe Angst vor dem, was noch kommen kann, befürchte weitere Austicker/Mahnungen/Einschränkungen gegen uns oder gegen mich. Ich möchte, dass es aufhört, dass mein Freund zwischen Fronten zermahlen wird, auch ihm geht es damit schlecht. Dennoch will er sich da nicht positionieren.
Dabei wünsche ich mir gerade mehr als alles andere Stabilität (auch in der Beziehung zu meinem Freund) und Ruhe/Entspannung/Gelassenheit.
Habt ihr Ratschläge oder Erfahrungen, die helfen können, eine sich gerade verstrickende Patchworkfamilie auszubalancieren? Wie können diese harten Grenzen aufgeweicht werden? Wie können die Kämpfe aufhören? Gibt es Möglichkeiten von mehr Unabhängigkeit?

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Vielleicht parallel zu seiner Therapie eine Paartherapie? Die ex kann nicht wissen, was bei euch los ist. Die würde ich mit den Äußerungen erst mal außen vor lassen und ihre Vorwürfe abprallen lassen. Wenn ihr Sohn bei ihr ins Bett muss, muss sie sich darum kümmert wer das macht. Es klingt ja nicht mehr nach 50/50. Und wenn dein Freund das machen soll, muss er eben in solchen Situationen zu euch.

Das muss dein Freund aber klar kommunizieren können mit seiner Ex und du musst auch klar deine Wünsche äußern können. Klar das ist gerade alles doof, aber da müsst ihr jetzt erst Mal durch bis Fortschritte da sind. Du kannst dich jetzt nicht völlig aufgeben und dich immer deinem Freund und seiner Ex beugen. Dann bist du nämlich auch irgendwann ein Fall für eine Therapie...

Du kannst deinem Freund nicht die Konflikte abnehmen. Er muss lernen sie auszuhalten und damit umzugehen. Sonst erlernt er die Hilflosigkeit und du bist du Coabhängige. Ihr müsst also auch dringend an eurer Beziehung arbeiten.

Ansonsten wäre es für dich und dein Kind wohl besser, wenn ihr alleine seid, sollte er das nicht in den Griff bekommen. Denn momentan lässt du dich zermalmen.

Ach so...dein Freund sollte seiner Ex gegenüber die Diagnose vielleicht offen kommunizieren, dass sie damit umgehen kann?!?

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Danke für die Antwort.
Die Ex kennt die Diagnose. So wie ich es verstanden habe, sieht sie das aber als "unser" Problem und will sich dem nicht annehmen. Ihr ist wichtig, dass er als Papa da ist.

Im Grunde sehe ich es ähnlich, dass mein Freund sich da positionieren müsste. Vermutlich ist auch das ein Prozess Vertrauen zu gewinnen, sitzt sie am Ende doch immer am längeren Hebel (so seine Angst) bzgl deren Sohn.
Interessant ist dein Punkt, wie ich mir selber Konflikte annehme und ihm abnehme. Den muss ich mal reflektieren. Das könnte meinem Standpunkt wirklich helfen.
Eine Paartherapie ist eine gute Idee.

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"Sie meint, ich solle meine Verantwortung als Mutter wahrnehmen, mein Leben dahin verändern, und alles, was mein Freund tut, als Bonus betrachten. "

Ich fasse diese Aussage (aufgrund der beschriebenen Szenarien) ganz anders auf als du. Dein Partner und Vater deines Kindes ist krank. Er ist weder in der Lage sich ausreichend um beide Kinder zu kümmern, noch in deren Sinne zu handeln. Ich vermute schlichtweg, das du ihn gar nicht richtig kennst....sie dagegen schon. Was heißt vermuten, du kannst ihn gar nicht richtig kennen, dafür fehlt euch einfach die Zeit.

Für mich bedeutet ihre Aussage, genau das was sie gesagt hat....lerne die richtigen Prioritäten zu setzen, reibe dich nicht an ihm auf und laß dich nicht mitreinziehen. Alle Gute was von ihm phasenweise kommen kann, das ist eben ein Bonus und nicht das, was einen guten Vater ausmacht.

Du trägst die Verantwortung für ein Kind, genau wie seine Ex. Sie handelt, wenn es nicht mehr klappt....das hat sie ja gezeigt....von 50/50 auf den aktuellen Umgang, das ist eine Maßnahme im Sinne des Kindes! Du schaust zu und erträgst alles geduldig. Das ist nicht im Sinne des Kindes udn tut auch dir absolut nicht gut.

Ich verstehe ihre Aussage wirklich als Warnung, das du auf dich besser achten sollst. Ichs ehe überhaupt nicht, das sie ihn wieder haben will.

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Hallo, das ist eine interessante Interpretation. Danke, das werde ich mal weiter reflektieren.

Eine Anmerkung: Ich schaue nicht zu, das trifft es nicht wirklich. Meine Baby ist die meiste Zeit bei mir, ich unternehme viel mit ihr, sie nimmt diese Dinge unglaublich gern an. Der Papa kann dabei sein, bestimmt aber sein Tempo selber. Ich orientiere meine Jobsuche an den Kitazeiten, so dass ich erst mal mglst wenig auf ihn angewiesen bin.

Bisher haben mein Freund und ich sehr viele Gespräche, die ihm und mir viel bringen, eine kognitive Empathie ist da. Zur Therapie bestärke ich ihn. Und als Papa ermutige ich ihn. Auch als Papa seines Sohnes bestärke ich ihn. Und bisher auch zu harmonischen Umgang mit der Ex.
Was vlt etwas in meinem Thread unterging, ist, dass wir eine durchaus meist sehr liebevolle Beziehung führen. Wir beide als Pärchen, aber auch wir beide als neue Mama und Papa.

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Ich sehe das Problem einzig und allein bei deinem Freund, der sich von dir und eurem Kind distanziert, dir keine Hilfe ist und keine Verantwortung übernimmt.
Ich denke, du bist in dieser Beziehung allein und frage mich, warum du sie unbedingt aufrecht erhalten möchtest.

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Hallo,
es ging mir in dem Beitrag darum zu beschreiben, was es besonderes gibt. Zwar schrieb ich auch, wie liebevoll es die meiste Zeit bei uns zu Hause ist, das ging aber wohl etwas unter, weil das "Negative", also das Besondere, so viel Text einnahm.
Wir spielen natürlich viel mit der Kleinen, führen eine wirklich schöne Beziehung auf Augenhöhe, haben viel Spaß, meist, und auch se**** läuft es hervorragend.
Er übernimmt Verantwortung im Sinn von Versorgen, finanzielle Sicherheit, auch physische Sicherheit. (Die typische Papafalle)
Aber das Emotionale braucht bei ihm im Zuge seiner Diagnose einfach Zeit. Das ist die Distanz, die du siehst. Ich möchte ihn auch nicht verurteilen dafür, dass er sich da psychisch verrannt. hat. Auch seine Therapie scheint wohl nun zu beginnen, er übernimmt also auch Verantwortung, sich darum zu kümmern.

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Ich muss gestehen, dass ich nicht alles im Detail gelesen habe. Daher kann es sein, dass ich etwas wichtiges übersehe.

Nachdem, was du schreibst, verstehe ich nicht, warum du dich überhaupt auf diese Kämpfe einlässt. Warum hat seine Ex überhaupt deine Nummer?
Ich sehe auch keine Patchworkfamilie, wenn ich ehrlich bin.
Dein Partner scheint mit seiner gesundheitlichen Situation völlig ausgelastet zu sein. Ich denke, dass es ihm besser gehen würde, wenn du ihn loslässt. Nehmt euch getrennte Wohnungen, damit er "Ruhe vor euch" hat. Das klingt natürlich hart, aber einen depressiven Menschen muss man heilen lassen und das funktioniert nicht, wenn er weiterhin dir zu liebe die Situation mit Kleinkind erträgt und versucht, mit euch eine Familie zu sein, obwohl er das eigentlich gar nicht will.
Statt auf einen Therapieplatz lange zu warten, könnte er auch eine stationäre Therapie beginnen. Dann hätte er auch noch mehr Ruhe und Zeit für sich.
Deine Auseinandersetzungen mit der Ex erledigen sich so auch von selbst.