Soll ich mich einmischen oder nicht?

Mein Partner und ich sind seit sieben Jahren zusammen, er hat eine mittlerweile 21-jährige Tochter.

Die Kennenlernphase damals lief gut, und auch in den letzten Jahren war die Tochter – mal mehr, mal weniger – ein fixer Bestandteil von unserem Leben und natürlich in erster Linie vom Leben meines Partners.
Sie kam regelmäßig auf Besuch, meldete sich bei Papa und auch oft bei mir, wenn sie mal einen Rat brauchte. Einmal im Jahr sind wir – auf ihren Wunsch hin – gemeinsam auf Urlaub gefahren.

Ab und zu hatte mein Partner das Gefühl, die Tochter melde sich nur, wenn sie Geld benötigte. Ich will das nicht ganz abstreiten, aber ich dachte mir, dass junge Mädchen (oder auch Burschen, ich weiß es nicht ;-) ) halt meistens auch etwas anderes im Kopf haben als mit Papa Zeit zu verbringen und dann die logische Konsequenz eben jene ist, dass sie sich nur melden, wenn sie etwas brauchen.

Ja, es gab auch mal zwei, drei gröbere, unschöne Aktionen bezüglich Geld von ihr, aber auch das konnte nach einiger Zeit ad acta gelegt werden und im Großen und Ganzen war der Kontakt wie gesagt gut.

Seit diesem Sommer ist allerdings der Kontakt immer weiter verloren gegangen und das Verhältnis total erkaltet und natürlich leidet mein Partner sehr darunter.
Ich versuche, zu schildern, wie es eventuell dazu gekommen sein könnte. Mehrere Faktoren könnten da eine Rolle spielen.

- Bis vor kurzem hatte die Tochter (die seit 3 Jahren den Führerschein hat) am Wochenende immer mein Auto ausgeliehen. Seit ihr Freund den Führerschein hat, fiel das weg. D.h. dadurch wurde der Kontakt von Haus aus schon mal weniger.
- Ich half ihr in der Schul- und Ausbildungszeit regelmäßig beim Lernen und hab mit ihr gemeinsam ihre Abschlussarbeit geschrieben. Seit Juli hat sie nun den Abschluss und seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin nicht beleidigt auf sie, und um mich geht es im Prinzip auch nicht, aber dadurch, dass sie zum Lernen und Arbeit schreiben immer zu uns nach Hause gekommen ist, hat mein Partner sie natürlich auch gesehen. Das ist jetzt auch weggefallen.
- Sie wollte dann, Anfang Oktober, bevor sie überhaupt eine Jobzusage hatte (sie hat erst jetzt im November zu arbeiten begonnen) von ihrem Papa ein eigenes Auto haben, da sie ja sonst nicht zur Arbeit käme (wir wohnen in einer Stadt und auch ihre Arbeitsstelle ist in dieser Stadt und mit den Öffis ausgezeichnet erreichbar.) Mein Freund hatte aufgrund der blöden Erfahrungen in der Vergangenheit nicht sofort bereitwillig zugesagt, ihr ein Auto zu kaufen und seitdem ist das Verhältnis noch einmal um fünf Stufen schlechter geworden. Der Kontakt liegt seitdem quasi brach.

So, nun hat mein Partner unabhängig voneinander von zwei Seiten (einmal von seiner eigenen Mutter und einmal von einem sehr guten Freund, mit deren Tochter seine Tochter befreundet ist) erfahren, dass die Tochter erzählt, ihr Papa sei geizig, er wolle kein Geld für sie ausgeben, er wolle sie nicht beim Autokauf unterstützen und sei ohnehin grundsätzlich nicht an ihr interessiert.

Das sitzt nun natürlich sehr tief bei meinem Freund. Denn ich muss sagen, dass mein Freund seit der Scheidung von seiner Ex immer freiwillig mehr als die gesetzlich festgelegte Summe an Unterhalt bezahlt hat und seit dem 18. Geburtstag der Tochter hat diese den Unterhalt auch zur Gänze monatlich auf ihr eigenes Konto bekommen. Er hat auch, nachdem sie die Ausbildung abgeschlossen hatte und aber noch Ferien machen wollte und keinen Job gesucht hat, den Unterhalt weiter überwiesen. Bis jetzt im Dezember. Er lud sie jedes Jahr auf den Urlaub ein, machte ihr großzügige Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke und wie gesagt, sie konnte an den Wochenenden immer mein Auto nutzen ohne irgendetwas beisteuern zu müssen. Und natürlich war er/waren wir auch sonst immer für sie da, hatten ein offenes Ohr und immer eine offene Tür für sie. Bei Besuchen konnte sie wählen, was sie zu essen möchte, sie konnte uns zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen.

Dann über Dritte zu hören, er sei so geizig, ist natürlich ein Schlag für ihn.

Mein Freund ist leider kein Meister in Sachen Kommunikation und hat deshalb lange mit sich gerungen, seine Tochter damit zu konfrontieren. Gestern aber hat er sie darauf angesprochen, was denn eigentlich vorgefallen sei, und warum der Kontakt zwischen ihnen beiden so abgekühlt sei.
Und dann kam, dass alle ihr beim Autokauf geholfen haben (sie hat natürlich mittlerweile ein eigenes Auto…), nur er nicht, und dass er an ihrem Geburtstag (Ende Oktober) ihr nur gratuliert hätte und sonst nichts.

Nun ja, was sollte er sonst tun? Ihr Geburtstag fiel schon in die Zeit nach dem Kontaktabbruch. Es hatte seit der Autogeschichte nur ein paar ganz wenige Anrufe seinerseits gegeben, die immer relativ schnell von der Tochter beendet wurden (müde, keine Zeit, Essen wird kalt, …)

So, und jetzt komme ich zur Frage, ob ich mich einklinken soll? Ich hatte eigentlich zur Tochter immer ein gutes, solides Verhältnis und es tut mir echt weh, zuzuschauen, wie die beiden sich gegenseitig verlieren. :-(
Und da eben mein Freund wie erwähnt leider kein Kommunikationsgenie ist und auch die Tochter (der Apfel fällt nicht weit vom Stamm ;-) ) offenbar den Kontakt scheut, frage ich mich, ob ich die beiden nicht einfach zusammen an einen Tisch bringen soll, ob ich das überhaupt kann oder ob mich das alles weiterhin nichts angeht und ich mich am besten raushalten soll.
Oder habt ihr eventuell einen Rat für meinen Partner, wie er das Verhältnis wieder auf bessere Beine stellen könnte? Oder ist da alles schon verloren?

Danke bereits im Voraus für euren Input.

1

Ich bin jetzt nicht in eurer Situation, aber ich glaube, dass junge Erwachsene in diesem Alter sich generell von den Eltern distanzieren.
Erster Job, neuer Freund, eigene Wohnung, ……sehr vieles wird jetzt wichtiger sein als die Eltern oder die Familie.
Es ist natürlich sehr fies, dass sie ihren Vater so schlecht macht.
Es ist wohl die Masche so mancher Trennungskinder, sich die Eltern so gefügig zu machen, indem man ihnen ein schlechtes Gewissen macht.
Und nein, nicht jeder bekommt mit 18 ein eigenes Auto.

Ich würde ihr jetzt auf keinen Fall irgendwelche außergewöhnlichen Zahlungen in Aussicht stellen, um sie gnädig zu stimmen.
Ich würde weiterhin versuchen, sie einzubeziehen. Sie zu Festen einladen, mal nachfragen, wie es ihr geht, Hilfe beim Möbel aufbauen anbieten, ……
Ansonsten würde ich darauf vertrauen, dass sie vielleicht in einigen Jahren wieder von sich aus auf den Vater zugeht.
Wenn sie sich mal in ihr eigenständiges Leben eingefunden hat, vielleicht ein Kind bekommt, einfach reifer wird.
Solange würde ich mich ihr nicht aufdrängen. Die Sache mit dem Auto muss man jetzt auch nicht ausdiskutieren.

2

Ja, in diesem Fall würde ich mich einmischen.
Du hast sie fleißig mit unterstützt und sie hat deine Gefälligkeiten immer gerne und gut angenommen, dann finde ich, steht es dir auch zu, deine Meinung zu äußern.

Sag ihr, wie ihr Verhalten rüberkommt. Vielleicht gibt ihr das doch etwas zu denken.

Alles Gute!

3

Jugendliche wollen plötzlich ihr eigenes Leben leben und ja das tut den Eltern manchmal weh, aber meistens hält das nur 2-3 Jahre an und dann kommen sie von alleine wieder zurück. Erst selten dann öfter, je nachdem wie das Verhältnis ist.
Bezüglich "geizig" würde ich an Deiner Stelle selbst einmal das Gespräch unter 4 Augen mit ihr suchen. Du scheinst ja ein gutes Verhältnis zu ihr zu haben. Sei nicht vorwurfsvoll, sondern erkläre ihr die Situation einfach aus Deiner Sicht. Vielleicht gibt ihr das ein wenig zu denken.
Was die Besuche von ihr angehen, würde ich Deinem Partner einfach positiv zureden, dass ist bei den Jugendlichen so. Trotzdem einfach mal eine Whats App schreiben und fragen wie es ihr geht. Nicht beleidigt sein, wenn die Antwort kurz und knapp ist. Irgendwann dreht sich das Blatt wieder. Wenn man allerdings den Kontakt auch selbst nicht sucht oder sich zurück zieht weil es einem zu wenig ist, dann bricht er irgendwann ab und das Blatt dreht sich leider nicht so leicht wieder.
Alles Gute für Euch

5

Vielen Dank!
Ich habe wirklich schon ein paar Mal darüber nachgedacht, mich bei ihr zu melden und mich mit ihr auf neutralem Boden zu treffen und mal zu quatschen.
Ich weiß allerdings nicht, was mich bisher davon abgehalten hat, es einfach zu tun. Irgendwie befürchte ich, dass es mir negativ ausgelegt werden könnte, dass ich mich einmische. Oder dass ich in ihren Augen ohnehin nur zu Papa halte.
Hmmm. Vielleicht gebe ich mir wirklich einfach einen Ruck und rufe sie an. Schlechter kann das Verhältnis ja eigentlich gar nicht mehr werden....

Habe gestern auch zufällig die Kindsmutter zufällig getroffen und unauffällig versucht, etwas herauszufinden. Die Mutter hat den Faden aber nicht aufgegriffen und gesagt, sie weiß von nichts.

4

Ich denke schon, dass du dich hier einmischen kannst.
Ich würde versuchen, ein konstruktives Gespräch unter vier Augen mit ihr zu führen.
Nicht unbedingt vorwurfsvoll, sondern ganz neutral versuchen rauszufinden, was die junge Dame dazu veranlasst, so über ihren Vater zu sprechen.

6

Ich würde sie sn eurer Stelle erst mal ignorieren. Also keinen Kontakt suchen.

Irgendwann kommt sie angekrochen, weil sie wss will, und dann sollte dein Freund schon klar und ruhig sagen: ich hab dir X und y gegeben, deine Stiefmutter, die es eigentlich gar nicht müsste, gab dir z, das ist mehr, als manche Eltern geben wollen, auch wenn sie es können. Und mehr, als Eltern geben müssen. Trotzdem ist mir zu Ohren gekommen, dass du überall groß herumposaunst, ich sei geizig. Das hat mich sehr verletzt. Bitte, erkläre mir das mal.

Darauf wird sie irgendwie antworten, und je nachdem was, wird das Gespräch natürlich verlaufen.

Am Ende wird sie dsnn bestimmt fragen: was ist, krieg ich nun das Geld / Handy, was auch immer? Dann kann er immer noch entscheiden, ob vielleicht zu Weihnachten, ob er ihr das Geld gibt, es ihr leiht oder ihr einfach sagt, die bekommt es nicht oder er denkt drüber nach, sie darf gerne in drei Monaten noch mal fragen.

Eine mögliche Diskussion kann er einfach damit beenden, dass er ein Nein nicht begründen muss. Das ist besser als "weil ich das sage", "kein Bock" oder "du hast es dir nicht verdient".

Falls der Wunsch natürlich euch beide, zum Beispiel finanziell, betrifft, kann er ihr auch sagen: von deiner Stiefmutter hast du schon mehr gekriegt als dir zusteht. Und von mir auch. Das unterstütze ich nicht mehr, indem ich dir xy bezahle. Wir müssen auch für unser Geld arbeiten, da gönnen wir uns lieber mal ein langes Wochenende in Prag (oder ähnliches). Du hast inzwischen dein eigenes Geld, und wenn du xy unbedingt haben willst, dann spar darauf. Das müssen wir auch, wenn wir was größeres wollen.