Ausbleibendes Mutterglück?

Hallo,

mein Baby ist nun drei Wochen alt. In 35+6 kam ich mit vorzeitigem Blasensprung in die Klinik, zwei Tage später wurde die Geburt eingeleitet und in 36+3 kam der Kleine dann auf die Welt. Die Tage im Krankenhaus und insbesondere die Situation mit dem Blasensprung waren für mich sehr belastend und überfordernd. Ich hatte das Gefühl, noch nicht bereit zu sein. Auch der Tag der Geburt war begleitet mit extremen Schmerzen und kompletter Erschöpfung, ich war kaum noch in der Lage, mich auszudrücken. Letztendlich kam der Kleine per Kaiserschnitt, da ich absolut keine Kraft mehr hatte. Was für mich aber auch nicht weiter schlimm war, ich war nie „versteift“ auf eine natürliche Geburt. Nun zum eigentlichen Thema.
Ich habe das Gefühl, keine Bindung zu meinem Kind zu entwickeln. Er ist ein absolutes Wunschkind und dennoch bleibt jegliches Glück einfach aus. Ständig hört und liest man „Es gibt kein schöneres Gefühl als dein Kind nach der Geburt zu sehen“ - aber auch beim ersten Auflegen blieben die Emotionen aus. Ich war einfach nur fertig und hatte extrem gezittert - das war meine Erklärung dafür..Aber auch später konnte ich mich nicht auf mein Kind einlassen. Die Tage danach waren ähnlich. Zu Hause angekommen war ich täglich fürchterlich am Weinen und hatte das Gefühl, mein Kind zu „bereuen“. Vielleicht ist dies alles heftigem Stress zu verschuldet. Wir leben aktuell noch immer auf einer Baustelle. Chaos, Unordnung, Dreck, keinerlei Vorbereitungen auf unser Kind durch den frühen Blasensprung, mein Mann muss seinen Urlaub, der eigentlich als Zeit für uns zu dritt gedacht war, auf der Baustelle verbringen, usw. Generell waren die letzten Jahre durch privaten und beruflichen Stress geprägt und hatte Anzeichen eines Burnouts.

Zwischendurch wurde das Gefühl etwas besser und ich dachte, nun endlich Emotionen empfinden zu können. Aber es wird leider nicht besser. Ich bin froh, wenn ich mal von zu Hause weg bin. Ich bin überfordert und ständig am Weinen. Nächste Woche muss mein Mann wieder arbeiten und ich habe wahnsinnige Angst davor. Aktuell ist es für mich eine fürchterliche Vorstellung, mit den Kleinen komplett alleine zu sein - scheinbar fehlen mir sämtliche Hormone…..

Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Ist das einfach nur ein heftiger Baby-Blues, der bald weggeht oder schaffe ich es einfach nicht, Mutterglück zu empfinden? Schließlich soll es doch keine stärkere Liebe geben..Ich schäme mich wahnsinnig und bin zudem unglaublich enttäuscht, nicht dieses wunderbare Glück zu empfinden..

Ging es jemandem genau so und könnte von seinen Erfahrungen berichten?

Vielen Dank

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Fühl dich erstmal gedrückt. Ich glaube, es geht ganz ganz vielen Müttern so. Manchmal muss die Liebe erst wachsen, Wunschkind hin oder her.
Mein Baby ist kurz vor ET auch per KS geboren. Da war ich nicht drauf vorbereitet und hatte da sehr lange mir zu kämpfen. Zudem kam ich absolut nicht damit klar, auf einmal so fremdbestimmt zu sein und durchgehende zu stillen. Ich habe mein altes Leben so sehr vermisst und da kamen auch Gedanken wie "wieso habe ich mir das angetan". Das hielt eine ganze Weile an, und ich habe einfach nur funktioniert. Vor den ersten Tagen alleine mit Baby hatte ich auch wahnsinnig Angst. Mutterglück hatte ich nicht.
Aber lass dir gesagt sein: all das geht vorbei. Mein Baby ist jetzt 9,5 M und ich kann mich gar nicht mehr richtig an mein Leben vor ihm erinnern. Es ist, als wäre er schon immer da gewesen und verdammt, ich liebe diesen kleinen Jungen mehr, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Und diese Liebe wächst und wächst jeden Tag. Aber das brauchte Zeit.
Ich habe erst kürzlich zum ersten Mal das echte pure Mutterglück gespürt. Das war an dem Punkt wo mir bewusst wurde, dass mein Baby bald in die Betreuung geht und auch schon bald kein Baby mehr ist. Da hat es mich förmlich überrollt, wie Liebe auf den ersten Blick. Und das ist total okay, denn ich war davor ja keine schlechte Mutter. Aber es hat Zeit gebraucht in dem neuen Leben anzukommen. Und jetzt sehe ich mein Kind mit ganz anderen Augen.
Und wenn es dir gar nicht besser geht, hol dir Hilfe. Eine Wochenbettdepression ist behandelbar!

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Vielen Dank für deine lieben Worte! Das macht Hoffnung :)

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Hallo ;)
Mein Sohn ist 7 Monate alt, auch mir ging es wie dir sogar noch schlimmer.
Ich hatte eine stark ausgeprägte Wochenbettdepressionen
Ich habe mein Kind nicht lieben können, er war mir wild fremd ich hab ihn und mich dafür gehasst Mutter geworden zu sein.
Es war wirklich jeden Tag nur ein „ ist das mein Leben „ so geht es jetzt für immer ?
Jeden Tag hab ich mich gezwungen vor anderen so zutuen als würde ich ihn lieben.
Es war alles komisch, ich wollte ihn nicht mal anfassen aber ich musste.
Nach cia 3/4 Monaten kam schlagartig eine Wendung und mir ging es aufeinmal besser.
Ich hab mein altes Leben sehr vermisst & vermisse es teilweise immernoch.
Mein kleiner ist total pflegeleicht ( aktuell nicht ) aber ich habe versucht mein Leben genau wie davor weiter zu leben.
Mittlerweile Liebe ich ihn so so sehr , er ist mein einziger wahrer Freund.
Ich find es sollte normalisiert werden das die Mama liebe oder das „Glück“ nicht sofort kommt und sogar einige Zeit dauern kann.
Es wird aufjedenfall besser, vor alle neugeborne sind extrem langweilig und irgendwie hat mein kein Bezug auf das Baby…
Aber jetzt er hat schon so ein kleinen eigenen „Charakter“ irgendwie … es wird besser 💜

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Ich hatte dieses Mutterglück als er mir per geplantem KS auf die Brust gelegt wurde.

Danach ging es rapide abwärts. Schlafmangel, Ängste, die große Umstellung das alte Leben ist auf einmal komplett weg, Streitigkeiten mit dem Partner, weil man sich wieder neu zusammen raufen muss. Es war so eine Herausforderung, dass ich ebenfalls alles bereut habe. So traurig es klingt, aber ich habe den Kleinen angeschaut und mir gewünscht er wäre nicht hier.

Ich habe trotzdem funktioniert und mich um mein Baby gekümmert, ich hab ihn auch angelächelt und war liebevoll. „Mutterglück“ war es aber nicht.

Mit den Monaten kamen einige schwere und schöne Phasen. Das Bereuen kam leider immer mal wieder zurück. Man gewöhnt sich aber an das neue Leben. Das braucht Zeit.

Seit der Kleine ca 10 Monate alt ist, habe ich nicht mehr bereut. Auch in schweren Phasen nicht mehr. Man wächst, man stresst sich selbst nicht mehr so wie am Anfang. Man wird gelassener, wenn man wieder einmal eine Nacht durchmachen muss.

Die Liebe ist wahnsinnig gewachsen. Er ist mein Ein und Alles. Er ist fast 15 Monate und er gibt schon sehr viel Liebe zurück.

Keine Ahnung, ob ich eine Depression hatte. Ich denke spätestens, wenn man merkt, dass man sich nicht mehr adäquat um das Kleine kümmern kann , sollte man Hilfe suchen. Ich konnte mich immer kümmern, war geistig immer da, habe nur eben auch dieses Glück nicht so empfunden.

Alles Liebe für euch ♥️

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Hallo :)
Ich hatte zwar nach der Geburt meines Sohnes keine Baustelle daheim aber ich erzähle mal trotzdem:
Die Geburt war Mist… also nichts mit wehen veratmen, schöne Musik und Kerzenschein (wie man das ganz oft auf Social Media liest). Blasensprung und nach 6 Stunden war er da. Mittags noch Kaffee und Kuchen, um 22:00 mit Kind im Krankenhaus 😂😅
Als er draußen war und die Hebamme ihn auf mich legen wollte habe ich sie angefleht, die soll ihn wegnehmen. Ich konnte nicht mehr. In dem Moment wollte ich einfach nur meine Ruhe. Jetzt ohne Witz: Wenn ich an dem Abend aus dem Krankenhaus heim gegangen wäre, hätte mir nichts gefehlt.
Am nächsten Morgen haben wir ihn ins Zimmer geschoben und ich dachte mir: Was mache ich denn jetzt mit dir? 🤣 Es war überhaupt kein magischer Moment. Mein Mann hatte mehr Gefühle als ich.
Es hat seine Zeit gebraucht, bis ich überhaupt verstanden habe, dass ich mich um ihn kümmern muss. Mir hat geholfen, dass ich im Krankenhaus ein Einzelzimmer hatte und 3 Tage lang alleine mit ihm war (bis auf gelegentlichen Besuch natürlich).
Einen richtigen Tipp habe ich nicht für dich, aber du musst doch auf keinen Fall schlecht fühlen, nur weil dein Start mit dem Baby nicht Instagram-Like abläuft.
🍀 Viel Glück

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Also erstens glaube ich gilt es mittlerweile als erwiesen, dass nicht jede Mutter von Anfang an schockverliebt ist, sondern die Liebe manchmal erst wachsen muss und zweitens muss man einfach erstmal sehen, dass du gerade ein einer totalen Krisensituation bist. Statt in einem gemütlichen Zuhause das Wochenbett zu verbringen und von Angehörigen umsorgt zu werden, während die Hormone Achterbahn spielen, bist du allein für das Baby zuständig und lebst auch einer Baustelle. Dazu dann noch der eigene Druck, dass man sein Baby doch lieben müsste oder gar glücklich sein müsste.. Das macht ja zusätzlich unglücklich.

Hast du jemanden mit dem du reden kannst? Eine Hebamme vielleicht? Könnt ihr Familie und Freunde zusammentrommeln und eine große Bauaktion machen, damit du dich wohler fühlst? Kann dich jemand anderes entlasten?

Du musst jetzt erstmal einen Tag nach dem anderen nehmen und irgendwie diese Krise überstehen. Die hormonelle Achterbahn wird von alleine besser. Der Umgang mit dem Baby wird auch mit der Zeit immer leichter. Warte erstmal ab, bis das Baby 2 bis 3 Monate alt ist und schau dann nochmal auf die Situation. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sieht dann alles schon ganz anders aus. Das Wochenbett kann echt hart sein!

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Mein Rat: setz Dich nicht unter Druck.
Meine erste Geburt war sehr komplikationsreich und dadurch unfassbar schmerzhaft (trotz PDA). Mein einziges Gefühl danach war, dass alle weggehen sollen und mich in Ruhe lassen sollen.
Davon hab ich mich innerhalb weniger Stunden erholt. Ich fand meine Tochter dann schon süß, aber hatte nicht diese wahnsinnigen Gefühle, von denen man immer liest.
Kurz nach der Geburt musste mein Mann für mehrere Wochen weg. Ich war alleine mit ihr, Großeltern nicht in der Nähe. Ich fand sie immer noch süß, aber dieses tolle Gefühl war auch nicht da. Ich hatte auch irgendwie keine Zeit für tolle Gefühle, hab kaum geschlafen und war- so ehrlich muss ich sein- einfach extrem gefordert und manchmal auch überfordert. Irgendwann mal hab ich meinem armen Mann auch mitgeteilt, dass ich festgestellt hab, dass ich keine Mutter sein will, sondern einfach alleine sein möchte und schlafen will.
Ich hab sie nicht abgelehnt, ich hatte nur dieses top Gefühl, das angeblich alle haben (haben sie nicht, es erzählen nur alle, weils alle erzählen), nicht so.
Nach mehreren Wochen hab ich verstanden, was alle meinen. Als sich alles eingespielt hatte, als mein Mann Elternzeit genommen hat (glaub er dachte, dass ich langsam den Verstand verliere :-)). Sie ist heute 8 und jeden einzelnen Tag hab ich dieses tolle Gefühl. Es hat uns gar nicht geschadet. Und beim kleinen Bruder wars alles von Anfang an viel entspannter, da war ich aber halt auch schon ein paar Jahre Mama.
Wenn Du evtl eine kleine Depression hast, hol Dir Hilfe. Wenn Du Dich nur etwas neutral fühlst, gib euch Zeit.

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Hallo meine Liebe,

Ich möchte Dir antworten, weil ich ganz genau weiß, wie du dich grad fühlst.

Mein Sohn ist nun fast 5 Monate alt und
mir ging es die ersten Wochen nach der Geburt genauso wie dir.

Er war ein absolutes Wunschkind, die SS unkompliziert und die Geburt schnell und problemlos.
Er wurde mir nach der Geburt sofort auf den Bauch gelegt, es gab also ein super Bonding aber trotz alle dem, kamen bei mir keine Gefühle.
Ich war so wahnsinnig unglücklich und konnte gar nicht sagen, warum 🥺😭 alles war eigentlich perfekt und ich war nur am Heulen.

Ich sah mein Kind an und er war mir so unglaublich fremd. Ich dachte mir nur die ganze Zeit: „was hast du Dir bloß angetan ?!“

Ich roch immer an meinem Sohn und war so unglaublich gefrustet weil selbst sein Geruch mir fremd war. Ich dachte nur, was stimmt mit mir nicht. Ich empfinde einfach keine Liebe 😭

Auf Social Media sieht man immer nur die rosarote Welt. Man sieht sein Kind zum ersten Mal und der Himmel hängt voller Geigen …. Das ist nur leider oft nicht die Realität und sollte viel mehr normalisiert werden.

Ich kann gar nicht genau sagen, wann der Wendepunkt kam aber er kam! Wir machten beide einige Schwere Dinge durch. Noch im Wochenbett über Weihnachten mit Corona im KH, mein Sohn bekam eine Hüftbeugeschiene weil eine Hüftdysplasie festgestellt wurde, ich brach mir die Hand und musste operiert werden … etc. Ich glaube, ich hatte durch diese ganzen Ereignisse gar keine Zeit mehr, über meine Gefühle nachzudenken. Uns beide schweißten diese Dinge auch wahnsinnig zusammen.
Und ganz still und heimlich, so durch die Hintertür waren die Gedühle da …. Und sie werden immer stärker. Ich platze vor Liebe und weiß manchmal gar nicht wohin vor lauter Liebe 🥰🥰🥰🥰
Als er mich das erste Mal bewusst anlächelte, schmolß ich dahin … 😍😍

Also habe Geduld. Die Gefühle kommen ! Hab Vertrauen. Nimm die Situation an und versuche nicht krampfhaft was zu erzeugen was im Moment nicht geht.

Liebe Grüße 🥰

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Jap. Kenne ich. War auch beim Therapeuten und er sagte zu der Tatsache das ich mein Baby noch nicht liebe bloß: ja und, sie hatten so viel stress, ihre Gefühle fahren in den sparmodus, das ist normal. Irgendwie hat mich das beruhigt. Vielleicht kannst du auch mal mit einem Therapeuten reden ? Im übrigen hatte auch ich solche Gedanken wie " oh gott warum hab ich bloß ein Kind bekommen". Spolier - alles wurde gut, mein Kind ist jetzt 2 Jahre alt und ich habe mich an dieses Leben absolut gewöhnt und kann mir nichts anderes mehr vorstellen, auch wenn es natürlich immer noch harte Tage gibt und ich das Mutter sein auch nicht an jedem Tag wunderschön finde. Trotzdem geht es mir jetzt gut und ich weiß, das wird bei dir auch gut werden. Es braucht Zeit

Bearbeitet von Samara
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Baby blues hält normalerweise nicht so lang und das klingt für mich eher nach postpartaler Depressionen, die besonders häufig Mütter nach der ersten Geburt betrifft. Ich war auch so eine Mutter.

Geburt war komplikativ, aber durch volle PDA Dröhnung, stand ich so neben mir und war schmerzbefreit, das ich dachte ich könnt ebenso Tod sein und beobachte mich von außen. Er war da. Ich fand ihn auch süß. Weil Babys süß sind... Keiner sieht ein Baby an und denkt nicht "ohhhhh" aber es hätte auch ein x beliebig anderes Baby sein können. Es hat sich nicht angefühlt als wäre es mein eigenes. Das ich postpartale Depressionen hatte, kam erst mit der 2. Schwangerschaft heraus, weil ich mir damals keine Hilfe gesucht hab. Das betrifft übrigens 20-30% aller Mütter und ist nicht selten! Schämen muss sich da keiner für!

Im übrigen nach 9 Wochen. 9 WOCHEN! Sah ich mein Sohn an und fing an zu heulen und da kam es! Es ist mein Kind und nicht irgendein Kind. Und ich hatte ein irre schlechtes Gewissen als mein 2. Kind zur Welt kam und ich den sofort lieben konnte, während Kind 1, zwar alle Fürsorge bekommen hat, aber liebe meinerseits eigentlich erst nach 9 Wochen.

Wir haben übrigens ein sehr enges und inniges Verhältnis (er ist heute 8 Jahre alt). Und ich befürchte er kann sich nicht dran erinnern, dass ich die ersten 9 Wochen emotional nix mit ihm anfangen konnte.

PS. Such dir einen Psychiater der auf postpartale Depressionen spezialisiert ist. Frauenärzte haben dafür immer Spezialisten in der Hinterhand und kümmern sich auch drum, da unterzukommem.

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Vielen Dank für eure lieben und aufmunternden Worte und Tipps! Es hilft sehr zu lesen, dass man nicht alleine ist und diese Situation gar nicht so selten ist.