Selbst gemacht! Kostüme für Kinder
Nette und wenig aufwändige Kostüme für kleine Kinder zu zaubern, ist nicht schwer, auch wenn Sie zu denen gehören, deren Nähkünste sich bereits beim Knöpfeannähen erschöpfen. Hier gibt es gut umsetzbare Anregungen.
Kostüme selbstgemacht: Premiere mit Leopardenkostüm
Als mir im letzten Jahr klar wurde, dass im Kindergarten meiner Tochter gekaufte Faschingskostüme nicht wirklich angesagt sind, kam das in etwa einem Todesurteil gleich. Wie sollte ich, die ich bis zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben erst genau zwei Knöpfe angenäht hatte, eine selbst gemachte Verkleidung zustande bringen?
Nachdem ich beschlossen hatte, dass: „Na, dann ist sie halt die Einzige mit einen gekauften Teil, mir doch egal“, nicht in Frage kommt, fragte ich meine Liebste, als was sie denn gehen wolle. Eine Leopardin wollte sie werden. Schluck - nichts leichter als das! Ich machte mich auf in diverse Kaufhäuser und schlich immer wieder um die fertigen Kostüme herum, die mich geradezu ansprangen. Aber ich blieb hart und kaufte nur Einzelteile, mit denen ich eine dunkelbraune Strumpfhose und ein dunkelbraunes langärmeliges T-Shirt aufpeppen könnte. Lediglich einen Leopardenschwanz und einen Leoparden–Haarreif kaufte ich in der
Karnevalsabteilung.
Zu Hause angekommen, nähte ich den Schwanz an die Strumpfhose, er hielt so gut, dass ich gleich Oberwasser bekam. In einem Anflug von: Das wäre doch gelacht, wenn ich nicht ein tolles Kostüm hinbekäme, nahm ich Ohren, die am Haarreif befestigt waren, ab (Kopfschmuck wollte meine Tochter ohnehin nicht) und nähte sie unten an die Strumpfhose, so dass sie angezogen die Schuhe bedecken. Dann fiel mir noch eine Leoparden-Fingerpuppe in ihrem Zimmer ein, die ich oben an das braune Shirt nähte, so dass die Figur auf der Schulter sitzt.
Mit der richtigen Schminke ging Emilia nun erkennbar als Leopardin durch (Fotos)!
Diese Episode hat mich zwei Dinge gelehrt:
- 1. Mit Kindern wächst man über sich hinaus. Auch wenn das Leoparden-Kostüm keinen Wettbewerb gewinnen würde - für meine handarbeitlichen Fähigkeiten war es eine Meisterleistung!
- 2. Selbst gemachte Kostüme sind wirklich toller, schließlich sind es Unikate.
Deshalb gibt es hier nun Tipps von mir, wie man mit wenig Aufwand nette Verkleidungen zaubert. Selbst wenn ich mit den folgenden Vorschlägen zum Nachmachen aufrufe, so wird doch nicht jede Kopie gleich aussehen. Schon deshalb, weil jeder andere Materialien verwendet. Viel Spaß beim Reproduzieren!
Schwierigkeitsstufe eins - ganz ohne Nähen: Bob der Baumeister
Eigentlich kann man aus allem Möglichen eine Verkleidung schaffen. Das zeigen uns unsere Kinder, wenn sie sich eine Decke umbinden und St. Martin spielen oder wenn sie sich zwei Stöcke an den Kopf halten und plötzlich zum Hirsch mutieren. Wer also wirklich gar keine Zeit hat, der schneidet einfach zwei Löcher in ein altes weißes Leintuch und hat schon aus dem Nachwuchs ein Gespenst gezaubert. (Foto)
Außerdem ziehen Kinder auch immer wieder gerne Kleider ihrer Eltern an und spielen Erwachsene. Hemd und Hut vom Papa, vielleicht sogar noch mit einer Krawatte oder einer Fliege kombiniert oder aber ein altes Kleid der Mutter mit einem bunten Schal. Sicherlich haben alle Eltern noch Dinge im Schrank, die im Zweifel kaputt gehen dürfen.
Auch alle möglichen Ketten, große Schuhe oder Sonnenbrillen werden von Kindern immer wieder gerne genommen, vor allem wenn Federn, Blumen, Haarschmuck oder Ähnliches an die Brille gesteckt werden.
Einen Piraten bekommt man zum Beispiel mit alten Kleidern leicht hin, indem man diese so zerschneidet, dass sie in Fetzen am Kind herunter hängen. Wenn man den Stoff dann noch an manchen Stellen mit schwarzer Schuhcreme präpariert, wirkt das Kind mächtig gefährlich. Um
den Kopf wird ein Halstuch gebunden (es müssen ja nicht unbedingt Totenköpfe darauf sein), eine Augenklappe und evtl. ein Plastiksäbel werden dazu gekauft und fertig ist der Räuber der Meere.
In einen Feuerwehrmann verwandelte sich Mika, indem er das rote Hemd vom Papa (Hinterteil nach vorne) einfach in der Mitte mit einer Kordel
zusammengefasst anzog und es damit in eine Feuerwehruniform verwandelte (Foto l.). Einen entsprechenden Helm darf man dazu kaufen, ohne dass die Verkleidung das Prädikat „selbst gemacht“ verliert.
Mit einem anderen Helm auf dem Kopf, einem Werkzeugkasten in der Hand, den passenden Arbeitshandschuhen, einem Holzfällerhemd und einem männlichen Bart wurde aus Mika flugs der Handwerker Bob der Baumeister (Foto r.).
Die unterschiedlichsten Accessoires, die man so für Karnevalkostüme benötigt, finden sich zum Beispiel im Internet bei www.jako-o.de oder aber auch in allen größeren Kaufhäusern.
Schwierigkeitsstufe zwei – Nähen für Anfänger: Kleine Ente
Prinzessin
Ihre Tochter möchte gerne eine Prinzessin sein? Nähen Sie auf einen rosafarbenen Rock kleine Blümchen – die Stoffblumen auf dem Foto stammen aus verschiedenen Kerzenkränzen, man findet sie aber auch in jedem Bastelfachgeschäft. Das Oberteil ist ein ausgedientes Kleidungsstück von Anna- Sophies Tante und die Krone ist gekauft.
Gerade die ganz Kleinen haben mit aufwendigen Kostümen nichts am Hut. Sie wollen vor allem, dass nichts zwackt oder ziept und ziehen Flügel oder ähnliche lästige Anhängsel so schnell wie möglich wieder aus - sofern sie es bereits können.
Da die meisten Eltern zu Karneval sicherlich nicht anfangen wollen, ihre Kinder zu quälen, folgt nun ein einfacher Kostümvorschlag, der sehr gemütlich ist:
Ente
Dieses Modell ergab sich aus dem Bademantel im Enten Look aus dem Kleiderschrank des Kindes. Ein einfacher gelber Bademantel tut es aber auch. Zunächst wird die Rückseite des Mantels ein paar Zentimeter bis zum Schritt eingeschnitten und mit den beiden vorderen Teilen vernäht, so dass sich Hosenbeine ergeben. Um einen richtigen Hosenanzug zu bekommen wurde vorne ein roter Reißverschluss eingesetzt.
Wenn man einen normalen Bademantel als Grundlage wählt, erspart man sich folgenden Schritt: Weil der Bademantelsaum in diesem Modell orange ist, wurde ein Teil der Kante entfernt, ein Stück vom verbleibenden Teil umgeklappt und mit einem verdeckten Knopf geschlossen.
Zu guter Letzt können zwei gelbe Federn hinten in den Stoff reingepiekst werden, je nachdem wie verkleidungstolerant das Kind ist. Um die richtige Schwanzhöhe zu finden, befestigt man die Federn mit einem Faden am Besten erst, wenn das Kind das Kostüm bereits trägt.
Die Kopfbedeckung ist eine Kombination aus gelber Pudelmütze und einem daran genähten Schirm einer orangefarbenen Baseballkappe.
Dazu kann das Kleinkind eine Strumpfhose in Orange tragen. Dicke orange Stoppersocken fungieren als Watschelfüße.
Die Haut ist im Kleinkindalter sehr empfindlich. Deshalb kann bei diesem Kostüm die Schminke entweder ganz weglassen oder die Wangen mit gelben Kreisen bemalen.
Löwe
Übrigens: Aus meinem ersten selbst gemachten Kostüm, dem Leoparden, kann auch ganz leicht ein Löwe oder Tiger werden. Statt der dunkelbraunen Variante nimmt man einfach eine hellbraune oder dunkelgelbe Strumpfhose und ein entsprechendes Langarmshirt und tauscht bei den gekauften Accessoires für den Tiger das Leopardenmuster in ein getigertes ein und für den Löwen tut es ein unifarbener Schwanz. Den König der Tiere kann man noch mit einer Löwenmähne garnieren.
Dazu muss man die Haare mit einem Kamm bearbeiten und hinterher mit Haarspray fest “kleben“. Wirksamer, aber auch viel klebriger ist Zuckerwasser. Dabei werden die Haare mit einer Zuckerwasserlösung an die richtige Stelle gebracht. Hier das Rezept:
Herstellung von Zuckerwasser
200g Haushaltszucker und 100ml Leitungswasser in einen Becher geben und umrühren. Danach in der Mikrowelle bei voller Leistung 2 Minuten lang erhitzen. Dadurch löst sich der Zucker, der Inhalt des Bechers wird flüssig. 15 Minuten abkühlen lassen bis sich die Masse wie Gel anfühlt. Mit einer beliebigen Menge kann man nun die Haare formen. Wenn das Zuckerwasser getrocknet ist, hält es wirklich gut, es sei denn es regnet
Schwierigkeitsstufe drei – Nähen für Fortgeschrittene: Rotkäppchen
Mit diesem Kostüm sieht das Rotkäppchen (Foto) wirklich aus wie aus dem Märchenbuch. Das liegt vor allem an der eng anliegenden Kappe. Natürlich kann man aus einem roten Tuch eine Kopfbedeckung basteln oder aber eine andere rote Mütze oder Haube nehmen, aber der Charme dieser Verkleidung liegt vor allem in seiner Kappe. Und die ist nicht ganz einfach zusammen zu nähen. Wer es gerne versuchen möchte, der halte sich an die drei folgenden Zeichnungen:
Für den Rock wurden aus rotem Frotteestoff zwei Rechtecke (40 cm x 60 cm für Größe 104) geschnitten und als Vorder- und Hinterteil aneinander genäht. Dann wurde oben das Bündchen 2-3 cm umgenäht und ein Gummi reingezogen (dazu eine Stelle am Bündchen offen lassen, um das Gummi an einer Sicherheitsnadel durchziehen zu können.) Der Rock auf dem Foto franst übrigens nicht aus, obwohl er nicht umgenäht wurde. Das liegt wahrscheinlich am Frotteestoff.
Das Mieder ist aus schwarzem Samt (13 x 48 cm für die Größe 104). Falls eine andere Größe benötigt wird: Brustumfang messen und den Teil abziehen, der offen bleibt. An den Rand näht man etwa 2 cm weiße Spitze. Die Borte ist aus einem Stück, mit einer Falte um die Ecke wird sie bis zum Ende des Mieders geführt. Anschließend wurden an den beiden Enden des Mieders je vier Ösen befestigt. Die schwarze Schnur wurde anschließend durch die Ösen gezogen, an den beiden oberen Enden der Schnur kann man das angezogene Mieder zusammen ziehen und mit einer Schleife verknoten.
Professionell schminken
Wer schon ein älteres Kind hat und außerdem noch über ein Händchen fürs Schminken verfügt, der kann ja mal versuchen, den Schmetterling nachzuzeichnen.
Ich persönlich würde zu dem Schmetterling im Gesicht ein Oberteil und eine Hose oder einen Rock im gleichen himmelblau wählen. Im Prinzip passen aber Kleider in allen Farben, denn schließlich sind Schmetterlinge ja auch bunt. Die Flügel darf man dann übrigens wieder mit ruhigem Gewissen dazu kaufen, z.B. Feenflügel von H&M.
Kostüm selbstgemacht: Nähen nach Schnittmuster
Die Seite www.stoffe.de bietet Schnittmuster für Kinder-Karnevalskostüme mit den dazugehörigen Stoffen. Außerdem ist jedes Kostüm nach Schwierigkeitsgrad eingestuft. Ich selbst habe das Indianerkostüm mit dem Schwierigkeitsgrad „leicht“ bestellt und mit einer Freundin ausprobiert. Und in der Tat ist es für jemanden, der sich mit Schnittmustern auskennt, ein Leichtes, das Kostüm zu nähen. Letztendlich müssen Vorder- und Hinterteil aus dem mitgelieferten Stoff geschnitten und zusammengenäht werden. Anschließend näht man noch eine Borte an den Ausschnitt und verziert das Kostüm mit Fransen.
In diesem Jahr möchte Emilia übrigens als Clown gehen. Das Oberteil wurde schon vor 20 Jahren von einem Kind getragen, dazu werde ich vielleicht noch ein paar bunte Bommel auf einer Latzhose befestigen. Und Clownsschuhe sowie rote Perücken kann man ja überall kaufen…
Na dann Helau und Alaaf!
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