Die meisten Schwangeren fragen sich

Was tun gegen Angst vor der Geburt?

Angst vor der Geburt zu haben ist völlig normal. Fast jeder Frau geht es so. Denn eine Geburt ist ein gewaltiges Ereignis. Unser Artikel gibt Anregungen, welche Möglichkeiten es gibt, mit der Angst umzugehen.

Autor: Andrea Lützenkirchen

Angst vor Schwangerschaft und Geburt

Angst vor Schwangerschaft und Geburt
Foto: © iStock, doble-d

Wenn Claudia Sturm* an ihre erste Schwangerschaft denkt, erinnert sie sich vor allem an unangenehme Gefühle. "Ich war in dieser Zeit außer mir", berichtet die Übersetzerin aus Hamburg. "Ich hatte starke Angst, die Kontrolle zu verlieren, Ärzte und Hebammen über mich entscheiden zu lassen. Auch die Vorstellung, nicht mehr über meinen Körper bestimmen zu können, hat große Furcht in mir ausgelöst." Weil ihr Baby dann mit dem Po zuerst auf die Welt wollte, wurde sie per Kaiserschnitt entbunden.

Verspannung führt zu noch mehr Angst

Angst vor der Geburt ist völlig normal und alle Frauen kennen sie. Bei Frauen, die ihr erstes Kind erwarten, ist es vor allem die Angst vor dem Ungewissen und vor dem Ausgeliefertsein an eine völlig fremde Situation. Und außer der Sorge um die Gesundheit des Kindes ist es der Gedanke an die Geburtsschmerzen, der viele Frauen ängstigt. Denn egal wie natürlich und sicher eine Geburt heute normalerweise abläuft: Es gibt selten eine wirklich "sanfte" Geburt. Geburt ist fast immer ein dramatisches, gewaltiges Ereignis, und die Schmerzen dabei sind Teil des Erlebens. Leider ist es so, dass große Ängste zu Verspannung führen können, die wiederum den Schmerz nicht gerade lindert. Doch es gibt viele Möglichkeiten, mit der Angst umgehen zu lernen.

*Name von der Redaktion geändert

Die Angst bewältigen

Ängste mit der Hebamme besprechen

Andrea Wehling, Hebamme in Köln, erläutert ihre Strategie zum Umgang mit der Angst: "Zuerst einmal ist es wichtig, sich die Angst einzugestehen. Dann sollte sich die Frau eine Hebamme suchen, die auf ihre Bedürfnisse eingeht und mit ihr über diese Dinge sprechen. Leider noch viel zu selten sind Beleghebammen, die die Frauen während ihrer Schwangerschaft betreuen und auch ins Krankenhaus begleiten." Der persönliche Kontakt mit einer vertrauten Hebamme, die auch die Vorsorgeuntersuchungen leisten kann, bietet die sicherste Chance zu einer Bewältigung der Angstgefühle. "Auch die Aufklärung über den Geburtsprozess ist wichtig und angstmindernd", erklärt Andrea Wehling. "Denn je vertrauter ich damit bin, was da passieren wird, desto weniger Angst macht es mir. Allerdings sind Geburtsfilme mit Ton nicht das beste Mittel dazu."

Zutrauen zum eigenen Körper finden

Eine wichtige Aufgabe der Hebammen ist, die Frauen zu ermutigen, Zutrauen zu sich und ihrem Körper zu finden. Im Geburtsvorbereitungskurs lernen die Schwangeren, sich bewusst zu entspannen und richtig zu atmen. Wer es gelernt hat, zu entspannen und sich auf seine Atmung zu konzentrieren, hat zwar immer noch große Schmerzen, kann aber besser damit umgehen und fühlt sich nicht so ausgeliefert. Auch Entspannungstechniken wie Yoga, oder Autogenes Training können sehr hilfreich sein.

Die Periduralanästhesie

Schmerzbekämpfung durch PDA

Im Normalfall kommen während der Geburt erstmal keine Schmerzmittel zu Anwendung. Sind die Schmerzen aber unerträglich und die Geburt geht nicht mehr voran, ist es beruhigend zu wissen, dass es etwas dagegen gibt. Eine Frau, die denkt "ich muss mein Kind auf jeden Fall natürlich kriegen", verspannt sich nur. Leistungsdruck ist hier fehl am Platz und kann die Angst eher noch verstärken. Die Periduralanästhesie (PDA) kann eine schwere Geburt sehr erleichtern. "In den USA und in Frankreich gehört die PDA schon zum Standard, bei uns ermutigen wir die Frauen eher, es so zu probieren", sagt Andrea Wehling. Viele Frauen, die vorher sagen, dass sie eine PDA wollen, gewinnen während der Geburt so viel Stärke, dass die Spritze für sie kein Thema mehr ist.

Der Kaiserschnitt

Kaiserschnitt aus Angst vor Schmerzen?

Besonders Frauen, die eine traumatische erste Geburt erlebt haben, überlegen sich manchmal, ihr zweites Kind mit einem Kaiserschnitt auf die Welt zu bringen. Diese Möglichkeit besteht natürlich, wenn die Ängste übermächtig sind. Hebammen raten aber, in solchen Fällen lieber bereits in der Geburtsvorbereitung diesen Ängsten, ihren Ursachen und Mitteln dagegen gemeinsam mit einer Hebamme ins Auge zu schauen. Eine einfühlsame, mütterliche Begleitperson kann sehr hilfreich bei der Bekämpfung großer Ängste sein.

"Es ist gut, dass es diese Möglichkeit der Entbindung (Kaiserschnitt) gibt, doch sollte die Entscheidung dazu nur aus medizinischer Notwendigkeit getroffen werden", sagt die Hebamme Andrea Wehling. Frauen, die sowohl eine Spontangeburt als auch eine Kaiserschnittgeburt erlebt haben, sagen häufig, dass die normale Geburt trotz der Schmerzen das schönere Erlebnis war.

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