Sozialpädagogin Esther Rüggeberg

Expertenrat Trotzphase

Kinder in der Trotzphase sind eine große Herausforderung für ihre Eltern. Wie Sie in dieser Zeit einen nervenschonenden und geduldigen Umgang mit Ihren Kindern finden, erklärte euch die Sozialpädagogin Esther Rüggeberg von der Familienberatungsstelle der CSH in Köln-Mülheim.

Best of-Fragen

Expertin Rüggeberg

Über die Expertin

Nach ihrer Tätigkeit in einem heilpädagogisch-psychotherapeutischen Zentrum für Kinder und Jugendliche arbeitet Esther Rüggeberg als pädagogische Fachkraft in einer Kölner Familienberatungsstelle. Ihr Schwerpunkt ist die Erziehungsberatung und insbesondere die Babysprechstunde "Menschenskinder". 

 

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3 wichtige Fragen und Antworten aus dem Expertenforum

Alles wird zum Kampf

Frage: Meine Tochter (15 Monate) wehrt sich zur Zeit gegen so viele Dinge: wickeln, anziehen, Zähne putzen, geschweige denn Finger/-Fußnägel schneiden????...alle Dinge, die nicht unbedingt Spaß machen werden zum Kampf. So langsam geht mir das ziemlich an die Nerven und ich werde schon nervös vor dem nächsten Mal. Ich habe das Gefühl das alles fast "gewaltsam" machen zu müssen , weil ich sie ja festhalten muss-das fühlt sich furchtbar an!???? und dann habe ich Sorge dass es immer schlimmer wird-es sich also auf immer mehr Bereiche ausweitet. Was kann ich da tun?

Expertin: Das klingt nach einer anstrengenden Zeit, die Ihnen viel Energie kostet. Für Ihr Kind ist es ebenfalls eine Zeit, in der ein inneres Chaos in Ihr herrscht und sich die Gefühle zwischen Wut und Verzweiflung abwechseln. Umso wichtiger ist es, dass Sie als Eltern den Überlick bewahren und Ihr Kind dabei unterstützen diese Zeit angemessen zu bewältigen und zu lernen, mit den (natürlichen) Grenzen umzugehen. Ganz wichtig in Ihrem Fall: Unterstützen Sie Ihr Kind so oft es geht in seinen Bestrebungen nach Selbständigkeit. Bieten Sie Ihrem Kind Situationen an, in denen es selbständig sein kann und geben nur dann Unterstützung, wenn es dies möchte bzw. nicht anders geht. Z.B. könnten sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Nägel schneiden. Legen Sie Ihre Hand auf die Ihres Kindes und versuchen Sie es gemeinsam. (Kann aus eigener Erfahrung sagen, das klappt). Lassen Sie Ihr Kind die Pampers beim Wickeln öffnen und lassen Sie sie zuerst die Zähnchen ptuzen und im Anschluss übernehmen Sie das dann etc. So können Sie dies auf viele Bereiche übertragen. Planen Sie ausreichend Zeit für alles ein, damit dies nicht unter Druck geschehen muss und letztendlich sogar Spaß machen kann.

 

Sohn sagt zu allem nein

Frage: Unser Sohn ich am 24.06.13 auf die Welt gekommen. Er war ein sehr forderndes und anstrengendes Kind (evtl. auch verstärkt durch seine Frühgeburt bei 33+4). Zu Hause ist es etwas besser mit ihm, jedoch sagt er zu vielem einfach Nein, wenn ich etwas von ihm fordere. Wenn ich ihm was verbiete, macht er es trotzdem. Wenn er die Grenzen überschreitet, muss er sich 2-3 Min auf ein kleines Kinderstühlchen setzen. Danach spielt er oft wieder schön weiter, bis es zum nächsten Diskussionspunkt kommt. Seine ältere Schwester ärgert er auch gerne. Durch ihre ruhige Art, wehrt sie sich fast nie. Wenn wir auswärts sind, rennt man ihm die ganze Zeit nach. Alles wird angefasst, auch wenn man nein sagt. Ich weiss nicht, ob es ihm wirklich egal ist, was wir ihm gegenüber sagen. Es ist wirklich sehr anstrengend. Ist das einfach eine Entwicklungsphase oder machen wir was falsch?

Experte: Erst einmal kann ich Sie beruhigen. Ja, es ist nur eine Entwicklungsphase. Um genau zu sein, die Autonomiephase. Somit machen Sie nichts falsch. Diese Phase ist ein gesunder Teil in der Entwicklung Ihres Kindes. Die Autonomiephase dient dazu, einen eigenen Willen zu entwickeln. Dadurch wird es fähig eigene Entscheidungen zu erproben und auch zu treffen und zu erkennen welche Konsequenzen diese Entscheidungen nach sich ziehen. Es lernt auch, dass Konfliktsituationen nichts wirklich bedrohliches sind und zum Leben dazu gehören. Hierbei ist ebenfalls wichtig, dass Ihr Kind die Erfahrung macht, dass es seine Gefühle zum Ausdruck bringen kann und seine Eltern das aushalten, es lieb haben und es in dieser Zeit unterstützen. diese erste Erfahrungen und den damit verbundenen Gefühlen und Konfliktsituationen bzw der Umgang damit sind Grunderfahrungen, die das Kind in seinem weiteren Leben prägen wird. mehr

 

Reaktion vom Papa

Frage: Unser Großer wird bald 3 und ist voll im Trotzen angekommen. Ich komme bis jetzt meistens gut damit klar, gehört ja zur Entwicklung. Mit was ich aber nicht klar komme sind die Reaktionen meines Mannes. Er geht auf jedes kleine Trotzen ein und streitet gleich mit ihm. Die beiden schreien sich zeitweise nur noch an. Beispiel: er will nicht gewickelt werden sondern weiterspielen. Papa schreit herum, er solle endlich aufs Klo, sei schon viel zu alt für Windeln, so würde er mit 18 sicher noch Windeln brauchen etc. das geht dann solange das Herumschreien bis ich die beiden in getrennte Zimmer stecke. Ich gehe z. B. nicht wirklich darauf ein, sage ihm, ich warte hinten beim Wickeltisch auf ihn und nach 1,2 min kommt er ohne Probleme. Das ewige Gestreite nervt... Wie kann ich meinem Mann "beibringen", es gelassener zu sehen?

Experte: Solche Trotzphasen sind eine echte Herausforderung für alle Elternpaare, umso schwieriger ist es, wenn jeder eine andere Herangehensweise hat. Es scheint so, als würde Ihr Umgang mit den Trotzreaktionen Ihres Kindes "funktionieren". Versuchen Sie Ihren Mann von Ihrem Umgang zu überzeugen, indem er daran teilhaben kann. Das heißt, reden Sie weniger auf ihn ein, was er anders oder besser machen soll, sondern zeigen Sie ihm, wie es bei Ihnen "funktioniert". So kann er von Ihnen lernen und überdenkt ggf seine Verhaltensweisen gegenüber Ihrem Sohn.