Fontanelle
Was ist eine Fontanelle und welchen Nutzen hat sie für das Baby? Warum pulsiert sie oder fällt sie ein? Lies hier alles Wissenswerte zur Fontanelle.
Wie viele Fontanellen haben Babys?
Fontanellen sind eine tolle Erfindung der Natur! Die weichen, empfindlichen Stellen am Kopf des Babys wirken im ersten Moment befremdlich, erfüllen aber viele nützliche Funktionen. Warum es diese Soft Spots gibt und was die Stirnfontanelle über den Gesundheitszustand eures Babys aussagt, erfahrt ihr hier.
Der Schädel eines Babys besteht aus mehreren Knochenplatten und wächst erst im Laufe der Zeit vollständig zusammen. Die Lücken zwischen mindestens drei Platten sind die sogenannten Fontanellen, die Abstände zwischen zwei Knochenplatten bezeichnet man als Schädelnähte. Fontanellen sind mit festem Bindegewebe überzogen. Der Mensch wird mit zwei Hauptfontanellen und vier Seitenfontanellen geboren. Die große Fontanelle oberhalb der Stirn ist für klinische Untersuchungen am wichtigsten. Aus diesem Grund ist häufig nur von dieser einen Fontanelle die Rede.
Die große Fontanelle
Die große Fontanelle (Fonticulus anterior) befindet sich oberhalb der Stirn und hat die Form einer Raute. In diesem Bereich treffen später vier Schädelplatten und Schädelnähte aufeinander. Die Größe der Fontanelle ist von Baby zu Baby verschieden: Meist liegt der Durchmesser zwischen zwei und vier Zentimetern. Innerhalb der ersten Lebenswochen vergrößert sich der Bereich ein wenig. Das ist völlig normal und darauf zurückzuführen, dass das kindliche Gehirn in dieser Zeit stark wächst. Es dauert bis zu zwei Jahren, bis die Lücke vollständig von knöchernen Strukturen umschlossen ist. Wie schnell oder langsam sich der Abstand der Schädelplatten verringert, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: Genen, Umweltbedingungen oder auch der Ernährung des Kindes.
Die Hinterkopf- und Seitenfontanellen
Die kleine Fontanelle (Fonticulus posterior) befindet sich am Hinterkopf des Babys und ist dreieckig geformt. Die Lücke zwischen Pfeilnaht und den beiden so genannten Lambdanähten ist sehr klein, etwa einen halben bis ganzen Zentimeter im Durchmesser. Diese Hinterhaupt-Fontanelle schließt sich in der Regel innerhalb von zwei Monaten nach der Geburt. Neben der großen und kleinen hat ein Baby noch vier Seitenfontanellen. Wann diese vollständig geschlossen sind, ist bisher nicht ausreichend erforscht. Als Richtwert gilt jedoch zirka ein Jahr. Bei manchen Kindern mit Down-Syndrom gibt es eine zusätzliche Lücke zwischen großer und kleiner Fontanelle.
Der Verschluss der Fontanellen kann sich durch verschiedene Umstände verzögern, beispielsweise durch Mangelerscheinungen oder einen erhöhten Schädelinnendruck. Auch der vorzeitige Verschluss der Schädelnähte ist möglich, in seltenen Fällen sogar schon vor der Geburt. Er wird als Kraniosynostose bezeichnet und führt häufig zu einer ungewöhnlichen Kopfform des Babys, da sich der Schädel nicht normal entwickeln kann. Um eine Beeinträchtigung des Gehirns (durch einen erhöhten Innendruck) zu vermeiden sowie aus ästhetischen Gründen werden Kinder mit dieser Anomalie operiert. Als eine der wichtigsten Ursachen für das vorzeitige Verwachsen des Schädeldachs wird das Rauchen während der Schwangerschaft vermutet.
Welche Funktion hat die Fontanelle?
Dass Babys nicht mit einer vollständig geschlossenen Schädeldecke auf die Welt kommen, ist eine ziemlich clevere Idee der Natur. Weil sich die einzelnen Schädelknochen noch verschieben können, passt der Kopf des Säuglings leichter durch den engen Geburtskanal und kann die starken, auf ihn wirkenden Kräfte während der Geburt besser ausgleichen. Die meisten Neugeborenen haben deshalb auch in den ersten zwei bis vier Tagen einen leicht verformten Kopf. Doch nicht nur bei der Geburt ist diese Flexibilität wichtig, sondern auch in den ersten Lebensmonaten auf der Welt. Immerhin wächst unser Gehirn in den ersten zwei Jahren am stärksten – es verdreifacht seine Größe! Mit einer starren Knochenhülle wäre das schlicht nicht möglich.
Wann schließen sich die Fontanellen?
In der Regel schließt sich die Schädeldecke innerhalb der ersten beiden Lebensjahre. Danach können Eltern die Fontanelle nicht mehr spüren. Die kleine Fontanelle am Hinterkopf verschließt sich bereits am Ende des dritten Lebensmonats. Die vier Seitenfontanellen folgen im Laufe der ersten 18 Monate. Die große Fontanelle schließt sich ebenfalls im Laufe des zweiten Lebensjahrs. In manchen Fällen wächst die Lücke im vorderen Schädelknochen auch schon im ersten oder erst im dritten Lebensjahr zusammen. Wenn ihr euch unsicher seid, fragt ruhig euren Kinderarzt. Zu den U-Untersuchungen gehört nämlich auch ein prüfender Blick auf die Entwicklung der Fontanellen.
Dürfen wir die Fontanellen berühren?
Beim Eincremen, Bürsten oder Streicheln kannst du die Fontanellen deines Babys erfühlen. Hat die kleine Fontanelle einen größeren Durchmesser, lässt auch sie sich ertasten. Kein Grund zur Sorge: Bei einem gesunden Kind ist das Berühren des Kopfes vollkommen gefahrlos. Das robuste Bindegewebe über der Fontanelle bietet ausreichenden Schutz. Schließlich haben bereits während der Geburt sehr starke Kräfte auf den Kopf deines Kindes eingewirkt. Trotzdem sollte dieser Bereich des Schädels vor Stößen oder zu großem Druck geschützt werden. Es ist also völlig in Ordnung, beispielsweise andere Kinder zu bitten, die Fontanelle deines Babys nicht zu berühren und insgesamt vorsichtig im Umgang mit dem Säugling oder Kleinkind zu sein.
Was tun, wenn die Fontanelle eingefallen oder gewölbt ist?
Die große Fontanelle ist gerade in den ersten Monaten ein guter Indikator für die Gesundheit deines Babys. Ist die Fontanelle eingefallen, kann dies ein Zeichen für einen Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) sein, etwa wenn das Kind zu wenig trinkt, an Durchfall leidet oder erbrochen hat. In diesen Fällen braucht dein Kind mehr Flüssigkeit. Bleibt die Fontanelle trotzdem eingefallen und treten zudem andere Symptome wie trockene Lippen und dunkler oder sehr wenig Urin auf, geh unbedingt zum Kinderarzt.
Wölbt sich die Fontanelle nach außen, kann das ebenfalls ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Zum Beispiel leiden manche Frühgeborenen an Hirnhautverklebungen, bei der die Hirnflüssigkeit nicht ablaufen kann. Daraus kann sich ein Hydrocephalus ("Wasserkopf") entwickeln und durch den steigenden Hirndruck wölbt sich dabei die Fontanelle nach außen. Gleiches kann auch bei einer Hirnhautentzündung passieren. In diesem Fall solltest du ebenfalls unbedingt zum Arzt.
Was tun, wenn die Fontanelle pocht?
Bei einigen Neugeborenen kommt es vor, dass die Fontanelle pocht oder im Gleichklang mit dem Herzschlag pulsiert. Wenn der Innendruck im kindlichen Kopf steigt, beispielsweise beim Schreien, Erbrechen oder Ausscheiden von Kot, kann sich die Fontanelle ebenfalls aufwölben. Das Pochen sollte dich nicht beunruhigen. Bleibt die Schwellung jedoch bestehen oder hat dein Kind zusätzlich Fieber oder Brechdurchfall, gehst du am besten umgehend mit dem Baby zu Arzt.