Expertenrat Müttercoaching
Muttersein ist ein 24-Stunden-Job mit kräftezehrenden und vielfältigen Anforderungen. Doch wo bekomme ich als Mutter meine Energie her? Wie bekomme ich es hin, halbwegs gelassen Kinder, Job, Haushalt, Mann unter einen Hut zu bekommen? Eure Fragen beantwortet die Kölner Diplom-Psychologin Alexandra Geissler-Wölfle vom 15.-16.05.17.
Best of-Fragen
Über die Expertin
Alexandra Geißler-Wölfle, Jahrgang 1971, kommt aus Süddeutschland und ist seit ca. 15 Jahren Wahlkölnerin. Als Diplom Psychologin arbeitet sie freiberuflich als Psychologische Beraterin/Systemischer Coach. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.
3 wichtige Fragen und Antworten aus dem Expertenforum:
Sehr wenig Selbstvertrauen
Frage: Ich bin seit Januar Mama einer fantastischen kleinen Tochter. Leider habe ich sehr wenig Selbstvertrauen und das behindert mich wenn es um die Belange und Interessen meiner Tochter geht. Das mag zur Zeit noch nicht so ins Gewicht fallen aber später sieht das ganz anders aus. Zum Beispiel schaffe ich es nicht bestimmt gegenüber meinen Schwiegereltern aufzutreten bei Erziehungsfragen. Neulich wollte meine Schwiegermutter meiner Tochter Eis zu essen geben! Das geht für mich gar nicht! Louisa ist schließlich erst vier Monate alt. Aber es fällt mir unfassbar schwer mich und meine Ansichten zu verteidigen. Auch Fremden gegenüber ist das so. Wenn es dann zur Diskussion kommt kriege ich die Zähne nicht auseinander. Ich habe generell sehr hohe Ansprüche, vorallem an mich selbst und genüge mir in meinen Augen selbst kaum. Wie kann ich es schaffen meine Unsicherheit abzulegen und für meine Tochter und mich einzustehen?
Expertin: Erst mal noch herzlichen Glückwunsch zur Geburt deiner Tochter! Und willkommen im Club der Mütter. Sich abzugrenzen und anderen die Grenzen auf zu zeigen fällt dir offensichtlich schwer und ich nehme an, dass das nicht erst mit der Geburt deiner Tochter so geworden ist, sondern dass du auch für dich und deine Belange nicht selbstbewußt eintrittst. Aber jetzt mit der Verantwortung für deine Tochter scheint es wichtiger geworden zu sein, dass du dich für deine Ansichten einsetzt. Es ist keine so einfacher Schritt, der dich jetzt plötzlich anders handeln läßt, als du es die letzten Jahre deines Erwachsenenlebens getan hast. Aber dennoch ist es möglich es zu lernen. mehr
Wie den eigenen Perfektionismus herunterschrauben?
Frage: Kann man das lernen?! Ich habe zwei Kinder (drei Jahre bzw knapp vier Monate alt) und bin super gerne Hausfrau und Vollzeit-Mama (zu uns gehören noch drei Katzen). Allerdings drehe ich mich oft im Kreis, da ich gefühlt nie fertig werde. Irgendwas bleibt immer liegen und das erledige ich dann nachts, bin ja eh wach vom stillen. Nachts schnell die Böden oder den Staub wischen, Wäsche aufhängen oder was auch immer.Ich bin ständig in Gedanken. Beim spielen mit den Kindern denke ich an den Haushalt und beim Haushalt machen habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Großen.Würde mich einfach gerne mal wieder abends auf der Couch hinlegen und TV schauen oder was lesen. Aber da bin ich dann meistens so müde dass ich zusammen mit meinen Kindern einschlafe. Hallo shiningstar,
wow, mich hat zuerst schon mal die Uhrzeit beeindruckt, zu der du diese "Lebensfrage" geschrieben hast!!!
Expertin: Ja, man kann lernen den eignen Perfektionismus runter zu schrauben. Der Anfang ist schon mal, zu erkennen, dass der eigene Perfektionismus für dich selbst nicht nur Heil bringt und du gewillt bist, daran etwas zu ändern. Die Schwierigkeit: es gibt leider, wie bei so vielen eingeschworenen Verhaltensweisen nicht einfach einen Hebel, der umgelegt wird. Bei lang Erlerntem und Gelebtem dauert es etwas, bis die eingespielten Verhaltensweisen und Muster wieder verlernt bzw. neu entstehen.
Positiv ist, dass du schon mal die Unterstützung deines Partners hast. Wenn du die Veränderung angehen möchtest, dann rate ich dir, kleine Schritte zu tun. Das heißt z.B. bewußt etwas "nicht zu tun", bspielsweise den Staub noch zwei Tage liegen zu lassen. Beobachte dabei, was mit dir passiert, wenn du das aushältst. Welche Gedanken kommen dabei hoch, welche Gefühle? Stört es jemanden, habe ich dadurch weniger Freunde, weniger zufriedene Kinder, weniger Lob eines wichtigen Menschen... etc.? mehr
Wie meine Tochter stärken?
Frage: Meine Tochter wird Ende Juli 3 Jahre alt. Sie ist ein freundliches, aufgewecktes Kind und geht seit August letzten Jahres in den Kindergarten. Leider ist Sophia auch sehr quengelig. Sie weint sehr schnell bei Konfrontationen mit gleichaltrigen Kindern.
Anstatt mal auf den "Putz zu hauen" und zu sagen, "nein das ist meins!" rennt sie zu mir und sucht meine Unterstützung. Natürlich versuche ich ihr diese so gut wie ich kann zu geben, merke aber dass ich auch manchmal an meine Grenze komme. mehr
Expertin: Das ist eine ganz schöne Herausforderung, der du dich da stellst. Am besten hat mir dabei die Überschrift gefallen: "Wie kann ich meine Tochter stärken?" Ich erkläre auch kurz warum: Es gäbe spontane Lösungen wie du und dein Mann sie auch schon in Erwägung gezogen haben. Aber eigentlich lernt deine Tochter am meisten für ihr Leben, wenn sie lernt mit "schwierigen Persönlichkeiten" um zu gehen. Wenn sie Möglichkeiten findet, wie sie ihre Position, Bedürfnisse verteidigt oder sogar einfordert. Und du wählst den Weg, sie dafür stark zu machen. Toll! Soweit, sogut! Wie aber erreicht ihr das? mehr