Expertenrat Neurodermitis
Jedes zehnte Kind in Deutschland wird von quälendem Juckreiz geplagt. Wie lassen sich die Leiden dieser Kinder lindern? In unserem Expertenforum beantwortete die Dipl.-Ökotrophologin Julia Kahle vom Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V. eure Fragen.
Best of-Fragen
Über die Expertin
Die Dipl.-Oecotrophologin Julia Kahle berät für den Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. Eltern von Kindern, die an Lebensmittelallergien und/oder Neurodermitis leiden.
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3 wichtige Fragen aus unserem Expertenforum
Wie den Juckreiz lindern?
Frage: Unsere 16 Monate alte Tochter hat zwischendurch mal immer wieder rote, entzündete Hautstellen, momentan vermehrt im Gesicht. Tagsüber scheint es sie nur sehr wenig zu beeinträchtigen, allerdings verspürt sie nachts dann Juckreiz und kratzt sich im Schlaf, schläft dadurch eher schlecht. Was gibt es für Möglichkeiten, den Juckreiz nachts zu lindern? [...]
Expertin: Gegen den Juckreiz kann man fett-feuchte Verbände verwenden, insbesondere nachts sind die gut geeignet (konkrete Anwendung siehe Chat zum Thema "Aufgeplatzte Fingerkuppen"). Auch Neurodermitis-Overals sind gut geeigent, da die Kinder durch die Fäustlinge am Kratzen gehindert werden. Manche Kinderärzte empfehlen die Einnahme von zum Beispiel Fenistil(R)-Tropfen vor dem Einschlafen. Das lindert nur bedingt den Juckreiz, macht die Kinder aber müde, sodass sie daher besser durchschlafen. Dazu sollten Sie aber Ihren Kinderarzt befragen. Für den Hautbereich an Nase/Mund würde ich eine zinkhaltige Creme empfehlen, zum Beispiel Cicalfate von Avene (apothekenexklusiv). Zink wirkt entzündungshemmend.
Frage: Als Baby hatte meine Tochter Neurodermitis immer dann, wenn es ihr zu warm wurde. Im Hochsommer und im Winter immer dann wenn wir Verwandte besucht hatten, welche es besonders gut mit ihr gemeint hatten. Inwischen reagiert ihre Haut nur noch Minimal. Nur der Kopf macht mir noch Sorgen, da ist immer noch dieser Milchschorf drauf. Aber Mütze weg lassen ist ab gewissen Temperaturen im Winter auch nicht so das Wahre. Oder gibt es spezielle Mützen? Kann ich vielleicht noch was bei Milchschorf beachten?
Expertin: Milchschorf alleine ist noch keine Neurodermitis bzw. kein Anzeichen dafür, dass sich eine Neurodermitis entwickeln könnte. Milchschorf haben sehr viele Säuglinge, auch noch übere längere Zeit hinweg. Die dicken gelben Schuppen sind zwar teilweise unansehnlich, beeinträchtigen die Kinder aber nicht. Das Tragen einer Mütze begünstigt den Milchschorf auch nicht oder lässt ihn dadurch schlechter abheilen. Sie können versuchen, die Schuppen mit ein wenig Olivenöl herauszumassieren. Aber je nach Haarfülle ist das auch schwierig. Am besten warten Sie einfach ab, irgendwann wird sich das Problem von alleine beheben.
Ab wann Neurodermitis?
Frage: Ich würde gerne wissen, ab wann man von Neurodermitis spricht, also wie man das diagnostiziert. Meine Tochter (7) hat manchmal z.B. am Tag nach dem Schwimmbad, total trockene Haut um die Augen, das schuppt schon fast, so dass das für mich als Laien so aussieht, als wäre es Neurodermitis, wie ich es bei anderen kenne, sie hat aber nur eine nachgewiesene Gräserallergie.
Expertin: Bei ausschließlich trockener Haut um die Augen herum wird man nicht von Neurodermitis sprechen. Neurodermitis äußert sich zwar auch in trockener Haut, aber hinzu kommt noch ein quälender Juckreiz und vor allem entzündete Hautstellen in Form von Ekzemen. Im Alter Ihrer Tochter wäre insbesondere auch Arm- und Kniebeugen oder die Hände betroffen. Solange die Hauttrockenheit nach dem Schwimmen durch Eincremen wieder verschwindet, ist alles in Ordnung.