Kinderarzt Dr. Michael Zinke

Expertenrat Infektionen in der Schwangerschaft

Infektionen führen in der Schwangerschaft immer wieder zur Beunruhigung. Worauf sollten Schwangere achten und wie kann man sich vor Infektionen schützen? Eure Fragen beantworteten der Kinderarzt und Impfexperte Dr. Michael Zinke und der Gynäkologe Dr. Dirk Masson von mothers-talk in unserem Expertenforum.

Best of-Fragen

Experte Linke

Über den Experten

Dr. Michael Zinke ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Hamburg mit den Schwerpunkten Impfungen, Infektionskrankheiten, ADHS. Seit 2007 ist er auch Chefredakteur im OmniMed Verlag in Hamburg sowie Dozent an der Medizinischen Semmelweis Universität Budapest, Campus Hamburg.

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3 wichtige Fragen aus unserem Expertenforum

Salat unterwegs

Frage: Da ich beruflich viel unterwegs bin, ist es mir leider sehr oft nicht möglich meine Salate oder belegte Brötchen selber zu machen, sondern muss oft auf Bäcker/Restaurants/Bestelldienste zurück greifen. Natürlich schaue ich mir die Läden an ob sie "uselig" aussehen oder nicht, aber ob die wirklich immer alles richtig waschen weiss man ja trotzdem nicht. Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit sich dabei mit unsauberem Salat anzustecken? Oder was muss mit dem Salat passiert sein, um überhaupt "infiziert" zu sein? Geht es dabei "nur" um Erde, die vielleicht mit Katzenkot/ urin in Kontakt war? Oder wodurch kann das noch passieren?

Experte: Das mit dem Salat ist in der Tat ein Dilemma. Natürlich kann man im Supermarkt vorgewaschenen Salat erwerben, der hoffentlich auch für belegte Brötchen verwendet wird.
Damit lässt sich aber, wie ich in einer der vorigen Fragen schon geschrieben habe, das Risiko nicht völlig ausschalten, sich über Salat mit Salmonellen, Camphylobacter oder Listerien zu infizieren. Das ist abhängig davon, womit der Salat gedüngt worden ist. Und das steht auf keiner Packung. Also, auch wenn es schwerfällt, Sie aber ganz sicher gehen wollen, lassen Sie in der Schwangerschaft am besten die Finger davon. Eine hohen Nährwert haben Salate ohnehin nicht, sind aber mit ihrer Zellulose eigentlich bei den zur Verstopfung neigenden Schwangeren als Ballaststoffe gut geeignet. Ersatzweise nehmen Sie ein Vollkornmüsli mit Joghurt.

 

Röteln

Frage: Meine Frage ist die: meine Tochter geht in den Kindergarten. Immer wieder hängt an der Tür das Schild "Röteln". Soviel ich weiß, ist die Inkubationszeit etwa 2 Wochen. Wie kann ich mich bzw. mein Ungeborenes Kind vor einer Infektion schützen, bzw. würde Impfen einen Schutz für das Baby bieten?

Antwort: zunächst einmal, richtig ist, die Inkubationszeit bei Röteln beträgt 2-3 Wochen, die ist aber eigentlich unerheblich, wenn das Schild "Röteln" immer wieder an der Tür hängt.
Wichtiger wäre, Ihren Röteln-Antikörperstatus zu wissen. Wenn bei Ihnen Antikörper
nachgewiesen werden, können Sie sich beruhigt zurücklegen. Auch wenn nur ein sehr geringer Schutz vorhanden ist, haben Sie wahrscheinlich früher schon Kontakt mit Röteln gehabt. Dann sollte aber unbedingt innerhalb von 10 Tagen ein erneuter Test durchgeführt werden, um eine evt. frische Infektion nachzuweisen. Wenn Sie keine Antikörper haben, sollten Sie besonders den direkten Kontakt mit Röteln-Infizierten meiden. Röteln werden durch eine Tröpfcheninfektion übertragen, die fliegen aber maximal 2 Meter. Zudem, ist die Gefahr für eine ungeborenes Kind nur noch gering,wenn Sie bereits über die 16.SSW hinaus sind. Aber Ihre Tochter kann Ihnen täglich die Röteln ins Haus bringen, es sei denn sie ist geimpft. Das sollten Sie prüfen, ggf. mit Ihrem Kinderarzt besprechen, ob es nicht sinnvoll ist, gerade jetzt Ihr Kind gegen Röteln zu impfen.

 

Bakterielle Vaginose

Frage: Meine Frauenärztin hat bei der letzten Vorsorge einen (leicht erhöhten?) pH-Wert von 4,7 festgestellt (es gibt keinen Vergleichswert...). Daraufhin hat sie in einem Abstrich Bakterien festgestellt, eine Kultur anlegen lassen und nach Ergebnis die Diagnose "bakterielle Vaginose" in den Raum geworfen. Ich habe keinerlei Beschwerden, die zu diesem Krankheitsbild gehören...Nun rät die Ärztin zur Behandlung mit fluomycin. Ich bin allerdings ein Mensch, der gegen die komplette Zerstörung meiner Scheidenflora ist und gerne eine Alternative Heilbehandlung anstreben möchte. Im Internet bin ich nun auf "MultiGyn ActiGel" gestoßen. Halten sie es für eine Möglichkeit, die Vaginose auch damit in den Griff zu bekommen oder haben sie einen anderen "sanften" Vorschlag?

Experte: Zunächst einmal hat Ihre Frauenärztin Recht, wenn Sie bei einem Säuregrad von 4,7 in der Scheide einen bakteriologischen Abstrich macht und ja auch Bakterien nachgewiesen wurden. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Gardnerellen, die die sog. Aminkolpitis hervorrufen, die meist den charakteristischen Amingeruch verbreitet. Gardnerellen verdrängen bei ihrem Wachstum in der Scheide die säurebildenden Döderlein-Bakterien, und weniger Säure bedeutet Anstieg des pH-Wertes, der bei der bakteriellen Vaginose zwischen 4,0 und 7,0 liegt. Das können Sie übrigens selber überprüfen mit einem Handschuh zur Selbstuntersuchung. Ein Zeigefinger ist mit einem Indikatorpapier versehen und anhand der Verfärbung kann der pH-Wert gut abgeschätzt werden. Das eignet sich bei Ihnen sehr gut zur Therapiekontrolle, zu erhalten in der Apotheke. So sehr ich Ihren Wunsch nach einer alternativen Behandlung verstehe, sie erscheint mir aber nicht am Beginn einer Behandlung sinnvoll - zum Vermeiden einer erneuten Infektion ist das sehr wohl geeignet - ich weiß allerdings nicht was in dem MultiGyn Artikel enthalten ist. Sollten das Döderlein Bakterien sein, ist das vermutlich in Ordnung. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin darüber. Ich halte aber, wie Ihre Ärztin zunächst eine Grundsanierung für erforderlich, denken Sie daran, bei Schwangeren besteht durch Aufsteigen der Infektion die Gefahr eines Blasensprungs. Zur Behandlung eignet sich im ersten Drittel der Schwangerschaft ein Metronidazol-Präparat, in der Folgezeit sollte es ein Clindamycinpräparat sein, ggf. nicht in Form von Tabletten sondern als Vaginalcreme.